4「Sehyoon」

Wie gebannt fixierte ich die Flecken auf Byeongkwans Hals, und augenblicklich stieg Wut in mir auf. Scheinbar hatte er es ja doch ziemlich gut. Waren die etwa von Hanse? Oder vergnügte er sich mit jedem dahergelaufenen Typen?
Letztendlich schüttelte ich den Kopf. Was gehte mich das überhaupt noch an? Es war doch sowieso Byeongkwans Leben.
Ich sah Yuta an, der aufgehört hatte, zu erzählen, und nun sahen die anderen auch, weshalb er verstummt war. Donghun seufzte.
"Ich hab ihn letztes Mal gefragt, woher die kommen. Er sagte, es ist von der Arbeit. Er muss manchmal irgendwie das Vertrauen von den Leuten gewinnen, die sie verhören müssen, und manchmal kommt das wohl dabei raus."

Ich nickte nur, stand auf, um die leeren Pizzakartons weg zu räumen, Jun folgte mir, signalisierte mir, dass ich in den Flur kommen sollte. Dort angekommen, wartete der Braunhaarige bereits auf mich.
"Willst du ihn drauf ansprechen?", fragte er, ich sah von meinem Platz aus den Grauhaarigen an, wie er noch immer zusammengesackt dort saß und nicht einmal mitbekam, dass die anderen gerade ins Wohnzimmer gingen. "Keine Ahnung, anscheinend will er ja generell nicht einmal mit mir reden. Außerdem ist es sein Leben, er kann machen was er will, mich stört es nicht.", auch wenn ich versuchte, so überzeugend wie möglich zu klingen, wahrscheinlich wusste Jun genau so gut wie ich, dass mir das ganz und gar nicht egal war. Wahrscheinlich versuchte ich einfach, mir das so lange einzureden, bis ich es selbst glaubte.
Bevor ich dann jedoch zu den Anderen gehen konnte, hielt Jun mich noch einmal auf. "Ihm macht das schwer zu schaffen, Sehyoon. Rede morgen mit ihm, er ist jetzt wahrscheinlich zu müde dafür. Aber zeig ihm, dass du für ihn da bist.", überrascht sah ich den Jüngeren an, nickte dann.
"Ich gehe wahrscheinlich jetzt ins Zimmer, gute Nacht, Jun. Und danke.", sagte ich und ging in Donghuns, und nun vorerst auch mein Zimmer.

Spät in der Nacht wurde ich von einem Knarzen geweckt. Auch wenn es stockdunkel war, erkannte ich die Gestalt einer Person, die gerade das Zimmer betrat. War das Donghun? Möglichst unauffällig sah ich zum Bett des Älteren, dann wieder zur Person, die langsam auf mich zu ging. Das war nicht Donghun, das war-
Ich entspannte mich, als mir ein vertrauter Geruch in die Nase stieg.
"Byeo-", flüsterte ich, doch sofort wurde mir eine Hand auf den Mund gepresst. Im Dunkeln erkannte ich die Handbewegung, mit der er mir sagte, ich solle ihm folgen. Mit einem prüfenden Blick zu Donghun stand ich auf und verließ leise den Raum, schloss die Tür, und sah den Grauhaarigen an, der mich erwartungsvoll ansah.
"Komm mit, wir sollten reden.", flüsterte er, ging dann die Treppe hoch und verschwand im Badezimmer. Leise folgte ich ihm, schloss die Badezimmertür hinter mir.

"Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.", entschuldigte er sich, sah auf die kleine Uhr im Regal, es war gerade mal vier Uhr. "Schon gut. Du wolltest reden, oder?", fragte ich. Müde war ich nicht, ob das daran lag, dass ich ein Vampir war, oder ob es von der Aufregung kam, die jetzt in mir hoch stieg, konnte ich nicht genau sagen.
"Ich wollte mich entschuldigen. Für alles in Japan, mit Hanse, dass ich dir nichts von meinem Problem erzählt habe.", sagte er, sah mich ernst an, wandte dann jedoch den Blick ab. "Und dass ich dich zurückgelassen habe.", fügte er mit bitterer Stimme hinzu.
Ich seufzte, lehnte mich an die kalte Wand. "Ist schon okay, jetzt bin ich ja wieder hier, und ich kann dich auch verstehen. Aber was ist das für ein Problem, und wie kann Hanse dir dabei helfen?", fragte ich nun, Byeongkwan schluckte.
"Ich habe dir ja gesagt, dass Blut bei mir nichts bewirkt, oder zumindest nicht wirklich viel. Menschliches reicht so gerade eben aus, um mich bei Verstand zu halten, aber es hält meine Verwandlung nicht zurück.", er senkte den Blick während er erklärte, sah mich dann wieder an. "Hanse hat sich das genauer angeschaut, und er vermutet, dass es daran liegt, dass ich von Anfang an Vampirblut getrunken habe... dein Blut.".
Wie gebannt sah ich ihn an, überlegte, was jetzt kommen würde. Anstatt weiter zu reden, kam Byeongkwan langsam auf mich zu, blieb vor mir stehen und fuhr mit den Fingern leicht über die Stelle an meinem Hals, wo er mich damals das erste Mal gebissen hatte. Ohne ein Wort ließ ich es zu, schaute wieder auf die dunklen Flecken an seinem Schlüsselbein und aufwärts. 

"Er hat durch ein paar Tests festgestellt, dass Menschliches Blut für mich nicht ausreicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das erste, was ich getrunken habe, Vampirblut war.", wiederholte er nocheinmal, ging einen Schritt zurück, schaffte so wieder Abstand zwischen uns, sah mir wieder in die Augen. "Es war deins, Sehyoon. Und irgendetwas stimmt bei mir nicht, sonst würde ich-", abrupt brach er ab, biss sich leicht Auf die Lippe und wandte den Blick ab. "Was würdest du, Kwannie? Ich möchte dir helfen, sag mir nur was ich tun soll.", sagte ich einfühlsam.
"Sonst würde ich mich nicht danach sehnen, Sehyoon, nach dir.", beendete er nun flüsternd seinen Satz.
Einen Moment blieb es still zwischen uns, krampfhaft überlegte ich, was ich sagen sollte, doch Byeongkwan erzählte weiter.
"Was bin ich, wenn ich Blut brauche, um menschlich zu bleiben, aber dieses Blut nichts bei mir bewirkt? Es ist so anstrengend, diese Verwandlung Tag für Tag zurück zu halten, und darauf zu warten, dass Hanse eine Lösung dafür findet."
Mitfühlend sah ich ihn an, erinnerte mich an Juns Worte.
"Du bist da nicht alleine, Kwannie, wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es mir. Wir schaffen das, zusammen."

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