Wir heiraten nicht - Teil 2
JustMeMiep
Den größten Teil der Fahrt über sagt keiner von den beiden einen Ton. Jungkook spürt, dass etwas mit Chan nicht stimmt. Er wirkt so nachdenklich. Soll Jungkook es ansprechen? Es könnte einen Streit provozieren.
„Ist alles ok, Chan? Du wirkst so nachdenklich und du wirkst so unausgeglichen", spricht Kookie das Thema vorsichtig an.
„Alles ok", winkt Chan schnell ab. Dieser möchte jetzt nicht ansprechen, was er alles in diese Beziehung hineinsteckt. Wie viel Geduld er hat und für ihn einsteckt. Ganz genau spürt er, dass Jungkook jedes Mal seinen Frust und Ärger herunterschluckt, wenn er was vermasselt. Und was macht Kookie? Gar nichts! Wie oft schließt er sich in sein Zimmer ein und macht seine Kurse. Oder er braucht Entspannung und Ruhe. Wie oft ist Chan allein ins Bett gegangen, hat allein einen Film geschaut oder gegessen. Aber spricht er das an? Nein. Dafür liebt er Kookie zu sehr. Denn er ist seine große Liebe. Manchmal ist sein Freund auch anders. Umsorgt ihn und zeigt so viel Liebe. Nicht ohne Grund spricht er das Thema Hochzeit so oft an. Dennoch hat er das Gefühl, dass Jungkook es nur für sich möchte und gar nicht auf ihn hört.
„Wölfchen ... deine Finger bohren sich ins Lenkrad. Lüg mich bitte nicht an und sag was los ist. Du weißt, wie sehr ich es nicht mag, wenn ich angelogen werde!" Jungkook's Stimme wird nun strenger. Warum ist Chan nicht ehrlich und rückt mit der Sprache raus? Normal sagen sie sich immer alles, also warum macht sein Freund jetzt daraus ein Geheimnis?
„Gar nichts!", zischt Chan jetzt deutlich genervt. Wie gerne er ihm jetzt all das an den Kopf werfen will. Aber nein. Chan liebt ihn oder ist es eventuell Angst? Angst davor, dass er dadurch alles kaputt macht? Dass er wieder allein ist? Seine Gedanken vertiefen sich immer mehr und mittlerweile ist er sich nicht einmal sicher, ob er ihn wirklich liebt. Am liebsten möchte Chan jetzt in sein Bett und einfach heulen. In ihm herrscht ein derartiges Gefühlschaos.
„Rede jetzt!" Nun wird auch Kookie lauter. Er soll sich jetzt aussprechen. Bevor sie auf der Veranstaltung ankommen. So kann er sich bei seinem Meditationsangebot etwas beruhigen, falls es ausartet.
„Ok! Du willst es wissen? Ich verstelle mich für dich, ich passe mich dir an! Ich mache dir alles recht! Und von dir kommt nichts! Du versteckst deine Wut, wenn ich mal wieder was verbocke! Zeig mir, dass es dich ankotzt! Vielleicht lerne ich es so! Und wann hatten wir das letzte Mal Sex?! Vor ein paar Wochen?! Ich will wieder mehr Zeit mit dir verbringen! Du bist nur noch mit deinem spirituellen Zeugs beschäftigt! Ich gehe hart arbeiten und muss dann meistens die Abende allein verbringen, weil du zu beschäftigt bist!" Chan's Stimme ist ungewöhnlich laut. Einige Tränen laufen über seine Wangen. Jungkook sagt nichts. Jetzt wird Chan leicht nervös. War es zu viel? Hat er ihn jetzt verletzt? Hat er jetzt alles kaputt gemacht? Schnell wischt er sich die Tränen weg.
NickJK90
„Warum willst du mich überhaupt heiraten?", setzt er nach einer Weile der Stille hinterher und sieht zu Jungkook, der seine Augen geschlossen hält und ruhig atmet. Es wirkt etwas angestrengt und Chan weiß, dass er sich gerade mental herunterfährt. Wahrscheinlich tut er ihm gerade unrecht. Jungkook ist, im Gegensatz zu ihm, ausgeglichen und er lässt seine Wut niemals an ihm aus. Aber genau diese Art macht ihn so rasend.
„Weil ich dich liebe, Chan. Ist das nicht offensichtlich?", antwortet Jungkook ruhig.
„Und warum ziehst du dich dann immer wieder zurück? Ich habe das Gefühl, dich kaum noch zu Gesicht zu bekommen? Wenn ich dich sehen will, muss ich an deinen Seminaren, Events, oder was auch immer teilnehmen, obwohl ich dafür absolut keinen Nerv habe. Ich meine – dir scheint es ja zu helfen, aber mich macht dieses dumme Geschwätz nur noch unruhiger."
„Es ist gerade zwischen uns nicht so einfach, Wölfchen –"
„Dann hör auf so krampfhaft diese Hochzeit zu wollen!", faucht Chan und schlägt mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. Das Navi sagt noch zehn Minuten und sein Geduldsfaden ist bereits jetzt überspannt.
„Die Sterne stehen aber in einem guten Zeichen und Prognosen für eine glückliche Ehe liegen bei 98% -"
„Jungkook! Hör auf! Ich werde nicht heiraten! Egal, wie die Sterne stehen. Wann begreifst du das endlich? Solange die gleichgeschlechtliche Ehe in Korea nicht anerkannt wird, werde ich dich nicht heiraten. Punkt!", unterbricht er ihn rabiat und sieht wieder zu ihm. Jetzt sieht er nicht mehr so ruhig aus. Er ist wütend. Super Chan. Hast du grandios hinbekommen. Er seufzt schwer und konzentriert sich wieder auf den Straßenverkehr.
„Tut mir leid ... aber ich denke, dass es besser wäre, wenn wir mal über unsere jetzige Situation sprechen würden, anstatt uns irgendwelche Bilderbuchhochzeiten auszudenken. Okay, Hässchen? Ich will dich nicht verlieren", knickt er ein, löst eine Hand vom Lenkrad und legt sie auf Jungkooks Oberschenkel. Er spürt kurz darauf die Hand seines Freundes auf seiner und lächelt ihn an.
„Okay. Das sollten wir wirklich, aber du begleitest mich trotzdem auf die Spendengala, oder?", fragte Jungkook vorsichtig.
„Natürlich. Ich stehe hinter dir, auch wenn ich mich in diesem Outfit echt nicht wohlfühle", murmelt Chan und lenkt den Wagen dabei um die Kurve. Sie sind gleich da und es erleichtert ihn, dass der Streit doch nicht eskaliert ist. Diese ganze Situation macht ihn unglaublich nervös. Er will Jungkook nicht verlieren, nur weil er seine Lebensweise nicht so richtig versteht und für ihn keine Lösung ist. Okay. Er muss zugeben, dass er es noch nie ernsthaft ausprobiert hat. Aber er findet es eben völlig lächerlich und weiß überhaupt nicht, wie ihm das in seinem Alltag helfen soll. Produktiver wird er dadurch sicher nicht, oder? Vielleicht sollte er dem Ganzen doch mal eine Chance geben.
Er parkt den Wagen auf dem großen Parkplatz, direkt vor dem Gebäude der Veranstaltung und stellt den Motor aus, ehe er Jungkook aufhält, das Auto zu verlassen.
„Ich liebe dich auch, mein Häschen." Er lächelt und auch Jungkook erwidert dieses, beugt sich vor und sie küssen sich liebevoll. Das war doch ein gutes Zeichen, oder nicht?
JustMeMiep
Gerade führt Jungkook seinen Meditationskurs durch, dieser ist verbunden mit Yoga. Zum Einstieg beginnt er mit der Meditation. Er ist wirklich erstaunt, wie viele Menschen teilnehmen. Eventuell sollte er sich doch überlegen, ein Studio aufzubauen. Somit könnte er auch Chan unter die Arme greifen. Nicht nur finanziell wäre er eine größere Hilfe, auch würde er vielleicht mehr Zeit haben. Chan hat recht, dass sie kaum Zeit miteinander verbringen. Jungkook möchte dies auch umgehend ändern. Früher haben sie fast jeden Samstagabend eine Date Night. In den letzten Monaten sind diese aber deutlich zu kurz gekommen.
Anschließend beginnt er mit Yoga.
„Und jetzt stemmen wir uns in die Krähe!", leitet Jungkook die nächste Stellung an. Er ist so motiviert, dass er sich überlegt, nachher mal mit Chan darüber zu reden. Während er die Stellung vormacht, schaut er sich nach seinem Freund um. Dieser ist nicht im Saal. Er denkt sich nichts dabei und macht einfach weiter: „Jetzt gehen wir in den liegenden Frosch über!"
Nach circa einer dreiviertel Stunde Yoga kommt zur Entspannung nochmal eine Meditation. Jungkook kann Chan aber immer noch nicht entdecken. Wo ist er denn? Normal ist er immer in der Nähe, aber heute nicht. Dies macht Kookie tatsächlich etwas traurig. Hat er ihn vielleicht doch zu sehr gezwungen? Das nächste Mal wird er ihm sagen, dass er zu Hause bleiben kann. Auch wenn Jungkook es wirklich gerne hat, dass Chan mitkommt.
Nach dem Kurs steht er auf und seufzt laut. Er schnappt sich seine Wasserflasche und trinkt etwas, als ihn jemand auf die Schulter tippt und anspricht. Kookie dreht sich um und sieht Hyunjin. Er hat ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Damals waren sie sehr eng befreundet, bis sich Jungkook entschieden hat, seinen Lebensstil zu verändern. Immer wieder hat er versucht, seinen Kumpel davon zu überzeugen. Dieser aber wollte nichts davon wissen. Umso überraschter ist Kookie, dass Hyunjin jetzt hier ist. Niemals hätte er gedacht, dass er seine Meinung ändern würde. Beide unterhalten sich lange und lachen sehr viel. Sie tauschen sich aus, was über die Jahre passiert ist und schwelgen in Erinnerung.
Hyunjin meint irgendwann, dass er im Internet auf seinen YouTube Kanal gestoßen ist. Jungkook lädt gelegentlich dort ein paar Yoga- und Meditationsübungen hoch. Nun erzählt sein Kumpel, wie entspannend das eigentlich ist und wie weniger gestresst er ist. Während eines Videos hat er gesehen, dass Kookie Werbung für diese Spendengala und das vorangehende Programm gemacht hat. Da dachte sich Hyunjin, er sollte dort erscheinen, um wieder Kontakt aufzunehmen. Auf dem Handy konnte er sich nicht melden, da er Kookies Nummer gelöscht hat.
Im Augenwinkel sieht Jungkook, dass Chan im Saal steht. Doch er kommt nicht auf ihn zu. Jungkook dreht seinen Kopf in seine Richtung. Chan sieht gerade etwas wütend aus. Kurz entschuldigt sich Kookie bei Hyunjin und geht auf Chan zu.
„Ist irgendwas passiert? Warum schaust du so wütend?" Seine Stimme klingt besorgt und er legt seine Hand auf die Schultern seines Freundes. Hoffentlich streiten sie nicht schon wieder. Selten haben sie sich mehr als einmal am Tag gestritten.
NickJK90
„Ist das nicht offensichtlich? Hast du mal auf die Uhr geguckt?", fragt Chan ungehalten und hält seine Arme vor der Brust verschränkt. Er ist eindeutig wütend und als Jungkooks Blick auf seine Armbanduhr fällt, schluckt er schwer. Es ist bereits halb eins. Sie waren um halb 12 zum Mittag verabredet. So haben sie es abgesprochen und er hat sich total verplappert und würde in einer halben Stunde den nächsten Kurs machen müssen.
„Es tut mir leid. Wirklich Wölfchen. Ich habe die Zeit vergessen, weil ein alter Freund mich überraschend hier aufgesucht hat. Hier schau." Er dreht sich leicht und winkt Hyunjin zu sich. Dieser folgt seiner Einladung und verbeugte sich lächelnd vor Chan. „Das ist Hyunjin. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten, aber jetzt haben wir uns schon Jahre lang nicht mehr gesehen." Jungkook redet schnell und deutet dann auf Chan. „Das ist Chan. Mein fester Freund."
„Sehr erfreut", lächelte Hyunjin und auch Chan erwidert die Geste, ehe sein Blick wieder zu Jungkook geht.
„Können wir dann bitte jetzt noch schnell etwas essen?", bittet er und die beiden stimmen zu. Schnell machen sie sich auf den Weg und machen es sich bequem in den großen und gemütlichen Räumlichkeiten, wo nachher auch die Gala stattfindet. Es wird sicherlich noch etwas feierlicher geschmückt werden. Sie unterhalten sich, während sie essen und um 13Uhr verabschiedet sich Jungkook, um seinen nächsten Kurs zu starten. Hyunjin bleibt bei Chan. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht. Vielleicht fühlt er sich so nicht allzu einsam. Oder er erzählt ihm, wie er seinen Weg zum Yoga gefunden hat. Das würde sicherlich helfen.
Bevor die Gala am Abend beginnt, macht sich Jungkook noch einmal frisch, ehe er mit seinem Freund den riesigen Tanzsaal betritt und sich mit ihm einen Platz sucht. Dort lässt er sich an dem niedrigen Tisch auf einem der Sitzkissen im Schneidersitz sinken. Chan sitzt neben mir und verzieht leicht das Gesicht. Er mag es nicht so zu sitzen. Es hat ihn sogar schon gestört, am Eingang seine Schuhe ausziehen zu müssen. Tja. Das hier ist eben eine ganz besondere Spendengala. Hier geht es nicht um irgendwelche reichen Boys, die ihr Geld aus dem Fenster werfen, oder irgendwelche Firmen, die Geld brauchen. Hier geht es um spirituelle Dinge. Das Gleichgewicht und wieder zu sich selbst finden. Hier sollen Programme gefördert werden, die Menschen helfen sollen, um wieder mit sich im Einklang zu sein.
„Jetzt entspann dich, Wölfchen. Tief ein und langsam wieder ausatmen", haucht Jungkook ihm zu und gibt ihm einen Kuss auf die Wange, nachdem er getan hat, was er von ihm gefordert hat. „Siehst du? Schon viel besser. Und jetzt genieße einfach diesen Moment und lass die Worte in dich fließen, die gleich gesprochen werden." Jungkook lächelt, drückt die Hand seines Freundes und sieht dann nach vorne auf die Bühne, wo die ersten Worte gesprochen werden. Es wurden viele Danksagungen gehalten, Projekte vorgestellt und am Ende wurden alle Teilnehmer darum gebeten, wenigstens tausend Won* zu spenden.
„Können wir zu Mc's fahren? Ich brauche was, was mich ernsthaft glücklich macht", mault Chan, als sie mitten in der Nacht endlich wieder in ihrem Auto sitzen und Richtung Heimat fahren.
*1000Won sind ca. 70cent
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