Höllenaufzug - Teil 4
NickJK90
„Ihr Name ist Hwang Hyunjin. Sie sind 23 Jahre alt und wohnen in Seoul. Sie gehören der Boyband StrayKids an und waren auf dem Weg zu einem Meeting mit Ihrem Management, was jedoch keiner außer Ihr Bandkollege bestätigen kann. Nicht einmal, die von Ihnen angegebene E-Mail können wir ausfindig machen. Eine von Ihren mitgeführten Flaschen ist mit Rattengift versetzt und nach dem Obduktionsbericht auch die Ursache des Todes. Daher stehen Sie unter dringendem Tatverdacht des Mordes an Mr. Choi. Zusätzlich belastet Mrs. Lee Sie sehr schwer mit ihrer Aussage. Wollen Sie immer noch behaupten, dass Sie es nicht waren?", zählt der Polizist auf und tippt dabei immer wieder mit seinem Kugelschreiber gegen die Klade, „oder wollen sie endlich gestehen?" Damit schiebt er ihm einen Bogen Papier zu und legt den Kugelschreiber dazu.
Hyunjin weiß nicht, was er machen soll. Sein Kopf schmerzt und als sein Blick, den seines Anwaltes streift, der ihm signalisiert zu gestehen, fühlt er sich gänzlich im Stich gelassen. Wenn nicht einmal sein Anwalt ihm glaubt, wie hat er dann noch eine Chance, aus dieser Sache wieder herauszukommen?
„Ich möchte mit meinem Anstand ... ich meine, meinem Anwalt reden. Allein. Bitte", fleht er. Das ist doch sein gutes Recht. Sie dürfen ihn nicht so drängen. Er braucht mehr Zeit und schließlich geben die Polizisten auch nach. Erleichtert darüber sinkt sein Kopf erneut auf die Tischplatte, während ein verzweifeltes Geräusch seine Kehle verlässt.
„Mr. Hwang? Haben Sie diesen Mord begangen, oder nicht?", fragte Mr. Kim konkret.
„Ich war das nicht. Bitte kaufen Sie mir das, aber Mrs. Lee ... sie wird bei ihrer Aufgabe bleiben."
„Woher wollen Sie das wissen?"
„Weil sie bekocht wird ... ich meine bedroht – von diesem Seong-cha, falls das überhaupt sein wichtiger Name ist", entkommt es ihm resigniert. Er sieht doch auch, dass er keine Chance hat und wenn er da an die letzten Worte seines Idols denkt, dann hat sie ihn angefleht, mit einem Geständnis ihre gemeinsame Hölle zu beenden. Sie wäre an seiner Stelle gegangen, um ihr beider Leben zu retten. „Kann ich Ihnen wirklich betrauern? ... vertrauen?"
„Natürlich."
„Versuchen Sie eine so geringe Strafe wie möglich herauszuholen ... ich werde bestehen", sagt er jetzt und sieht seinen Anwalt hoffnungsvoll an. Er nickt ihm zu und sie sprechen über das Motiv. Die Mordmerkmale und wie sie es hinbekommen, dass er nur auf Totschlag verurteilt wird. Dafür bekommt der Anwalt die Aufgabe, sich mit Chae-rin in Verbindung zu setzen, damit sich ihre Aussagen decken.
Am Tag der Verhandlung ist er unglaublich nervös. Er hat mit seinem Management gesprochen, die sich von ihm getrennt haben. Sein Austritt aus der Band wurde bereits zwei Tage nach dem Vorfall bekannt gegeben, da sich das Entertainment nicht mehr mit ihm identifizieren kann. Es hat ihm das Herz gebrochen, aber er hat auch damit gerechnet, vor allem, weil Chan mit ihm gesprochen hat.
Jetzt sitzt er hier auf der Anklagebank. Die Verhandlung ist öffentlich und er sieht seine Freunde in der ersten Reihe sitzen. Er spürt ihre Blicke auf sich und weiß, dass auch sie zum Teil glauben, dass er schuldig ist.
„Hiermit eröffnen wir das Verfahren gegen Hwang Hyunjin im Todesfall Choi Jungwok. Bitte setzen Sie sich." Die Worte des Richters rauschen regelrecht an ihm vorbei. Noch immer hofft er jeden Moment aus diesem Albtraum zu erwachen. Schon mehrmals hat er sich in den Arm gekniffen, leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Mühsam versucht er sich auf das Geschehen zu konzentrieren.
Nahmichan
Er spürt die brennenden Blicke seiner ehemaligen Kollegen. Innie und Han, die so verloren wirken und das alles genauso wenig glauben wie er. Minho und Changbin, die ihn durchdringend anblicken und wohl nicht an seiner Schuld zweifeln. Schnell sieht er wieder nach vorne, der Staatsanwalt hält gerade ein ellenlanges Plädoyer, welches seine Schuld beweisen soll und er weiß, er kann nichts dagegen tun. Er fühlt sich wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank, auch wenn sein Anwalt gute Arbeit leistet und an Hyunjins großen Beschützerinstinkt appelliert. Er hat Chae-rin nur vor diesem Mann beschützen wollen, der sie sexuell belästigt hat, als der Fahrstuhl steckengeblieben ist.
Immer wieder gehen ihm die Worte seines Anwaltes durch den Kopf. Versuchen Sie reuevoll auszusehen, das hat meistens einen großen Einfluss auf den Richter. Und wie er alles bereut. Diese E-Mail bekommen zu haben, zu dem Termin gegangen zu sein, diese scheiß Wasserflasche dabei gehabt zu haben.
Als Nächstes folgt die Aussage von Lee Chae-rin. Sie ist wirklich eine erstklassige Schauspielerin. Krampfhaft klammert sie sich an einen kleinen Plüschhasen. Ob es ein Neuer ist? Doch auch der Gedanke verfliegt. Sehr glaubhaft schildert sie ihre Version, dass sie von dem Typen gedrängt wurde und Hyunjin dazwischen gegangen ist. Immer wieder bibbert und schnieft sie an den richtigen Stellen und wenn er es nicht besser wüsste, würde er ihr jedes Wort glauben. Sie betont dramatisch, dass er ihr nur helfen wollte und immer wieder für Abstand gesorgt hat, der Typ aber nicht aufhören wollte, trotz ihrer ständigen Panikattacken.
Schließlich gab er ihr ein Wasser und der Typ machte einen Aufstand, dass er auch was wollte, worauf er ihm die andere Flasche gab. Sie wird unter Eid aus dem Zeugenstand entlassen und blickt entschuldigend zu Hyunjin. Doch auch das passt ganz gut zu ihrer Nummer.
Kurz darauf wird er aufgerufen und muss nun seine Sicht schildern. Wie in einem Film hört er sich selbst sprechen. Wie er Mrs. Lees Geschichte bestätigt. Er beteuert, dass es ein Unfall war. Bei Ihnen im Dorm gab es in letzter Zeit immer wieder Mäuse und sogar Ratten. Doch das Entertainment tat nicht genug dagegen. Also haben sie Rattengift in Flaschen aufgelöst und es über alle Essensreste und dergleichen geschüttet. Eine dieser Flaschen hatte er noch einstecken. Erst als er die zweite Flasche aus seiner Tasche an den Mann verteilt und er bereits aus dieser getrunken hat, ist ihm das wieder eingefallen, da er ja normal immer zwei Flaschen Wasser bei sich hat, falls beim Training einer der anderen seine vergessen hat.
Panisch hat er Mrs. Lees Flasche gescheckt, welche keine Markierung hatte. Doch da war es schon zu spät gewesen und Mr. Choi war keuchend und würgend zusammengebrochen. Er hat das wirklich nicht gewollt. Hat nicht an die Flasche gedacht, es wäre doch nur ein ganz blöder Unfall gewesen. Am Ende laufen ihm die Tränen heiß und brennend über die Wangen. Noch ein paar Minuten und er bricht vermutlich zusammen.
Schließlich erhebt sich der Richter und zieht sich zurück, um die Fakten auszuwerten und das Urteil zu erstellen. Der gegnerische Anwalt fordert 15 Jahre wegen Totschlags, doch sein Verteidiger plädiert auf zwei Jahre auf Bewährung, weil es ein Unfall gewesen ist und Hyunjin reuevoll gestanden hat.
Wie durch einen Schleier bekommt er mit, wie der Richter das Urteil spricht und seinem Verteidiger folgt. Zwei Jahre auf Bewährung. Für unverantwortliches Verhalten. Für irgendwas mit Todesfolge. Er will es gar nicht so genau wissen. Zwei Jahre Gefängnis.
Als er abgeführt wird, laufen sie an Mrs. Lee vorbei.
„Ich werde die Wahrheit aufdecken", zischt diese ihm zu, bevor er seine Strafe antreten muss und sein Leben eine Richtung annimmt, die er nie gewollt hat.
(¯'·.¸¸.·'¯'·.¸¸.-> Höllenaufzug - Ende <-.¸¸.·'¯'·.¸¸.·'¯)
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