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In der Küche stehend, fangen seine Augen den Anstieg des Wassers auf. Wie es als Gas in der Luft umherfliegt und in seiner Hitze verdampfend, alles in seinem Umkreis zum Schmelzen verleiten möchte.

Will seine Hand ausstrecken. Es berühren. Tut dies nicht. Wartet auf das Klacken, greift nach der Kanne und Erinnerungen von gestern druchlebend, kippt er abermals zwei Tassen voll. Beobachtet wie der Beutel in ihnen ansteigt und zart schwimmend, dem Wasser eine Färbung überreicht.
Immer weiter breitet es sich aus, bis es dann irgendwann die ganze Flüssigkeit belegt, keinem Schimmer der ursprünglich durchsichtigen Art über hat.

Die Kanne abstellend, umgreift er kurz darauf auch schon die Henkel. Schlendert durch einen Türrahmen, will dann auch das zweite noch offene Loch durchqueren. Stockt jedoch sofort.

Mit dem Knie auf dem Sofa abgestemmt und streckend nach oben gereckt, wischt Hyunjins Arm umher. In einer gleichmäßigen Bewegung.
Der Ältere bemerkt Felix nicht. Ist in seinem Tun vertieft, zu sehr damit beschäftigt auch wirklich jeden Tropfen an Wasser zu entfernen.

Der Jüngere will nicht hinterfragen, woher dieser den Lappen hat. Wahrscheinlich aus seinem Badschrank. Lehnt sich zu Seite, erlangt Halt im Rahmen. Verspürt keine Hitze von den Tassen ausgehend, nicht wie der Dampf gegen seine Haut prallt. Ist in diesen Anblick vertieft, diesem verfallen.

Kann und will es genauso wenig, sich nicht davon lösen.

Plötzlich scheint Hyunjin seine Handlung vollendet zu haben. Dreht sich mit dem inzwischen nassen Stoff in seiner Hand um. Stockt. Bemerkt Felix. Startet sogleich gleichgesinnt eine Beobachtung der fast schon gleichen Art. Jedoch komplett gegenübergestellt, aus anderen Positionen, Betrachtungen und mit anderen Gedanken eines Ursprungs gefallen.

Der Blick des Jüngeren zuckt, lösend leicht in die Höhe. Erhascht die Außenwelt, welche er seit dem ersten Kälteanbruch, nicht mehr durch das Dachfenster wahrnehmen konnte. Ist fasziniert, dass der Ältere überhaupt auf die Idee kam, die Sicht wieder zu ermöglichen.

Leicht schmunzelnd, schüttelt er seinen Kopf. Er hat sich nicht verändert. Hyunjin ist immer noch dieser unberechenbar umsichtige Mensch. Eine Eigenschaft, welche auch als Grund vorgestellt werden könnte, weswegen dieser ihn gestern jene Frage stellte, die ihm einen Kontrollverlust entlockte. Der Ältere war einfach geschockt.

Was mit der Person geschah, die er vor zwei Jahren verlassen musste.

Gerade scheint der andere seinen Ausdruck erwidern zu wollen, da sind Felixs Mundwinkel auch schon wieder niedergefallen und er geht zum Sofa. Stellt die Tassen auf dem kleinen Beistelltisch davor ab. Legt seine Hände ineinander, verhakt diese und hebt seinen Blick an.

Spürt wie die Präsenz, genau neben ihm gelegen, plötzlich noch näher zu ihm tritt.

Jedoch keine Berührung eingeht. Wohl noch immer unsicher, wie weit er gehen dürfte. Ohne den Jüngeren abermals zu überfordern und einen Schwall an Gefühlen auszusetzen, mit welchen dieser nicht umzugehen vermag. Es auch gar nicht kann.

Somit löst Felix dann, einer möglich unangenehmen Situation entkommend, seine Starre auf. Geht leicht zur Seite und setzt sich dann auch schon auf das Sofa. Wie vor kurzem bei ihrem Gespräch mit dieser wohl gewagten Distanz, einer gewissen Unsicherheit.

Kann es noch immer nicht so wirklich realisieren. Soll jetzt alles einfach wieder so wie früher werden? Komplett vergessen. In einen Standard verfallen, welchen er in seinem Leben nicht mehr für möglich gehalten hatte?
„Willst du irgendwas machen?"

Sein Blick ist gesenkt, Felix starrt auf die von ihm abgestellten Tassen vor sich. Perfekt nebeneinander, mit beiden Henkeln in eine Richtung von ihm abgewandt.
Spürt einen Zug neben sich, wie der Ältere sich auch setzt. Jedoch bei weitem näher, als vorhin und dies auch noch ohne Zögerung. Mit Sicherheit oder doch dem Abtasten einer Reaktion, stets zum Weichen bereit.

Auch als der Jüngere keine Antwort bekommt, kann er sich nicht mehr zurückhalten. Muss der Frage in seinem Kopf nachgehen.

Dreht diesen zur Seite. Erkennt, wie abwesend Hyunjin ist. Seinen Kopf noch immer zum Fenster angehoben, hat stets die Position angehalten, welche er selbst vor kurzem abgelegt hatte.
Leicht verändert sich der Ausdruck des Jüngeren, ist verwundert, weswegen der andere so fokussiert und stets beobachtend in den Himmel starrt.

Macht es ihm gleich, hebt seinen Augenschein an und erkennt den Grund. Es schneit.

Sofort wechselt sich seine Mimik ein weiteres Mal, es ist ein zartes Lächeln. Während er in Gedanken angekommen, zurück in der Vergangenheit ist. Seinen Erinnerungen verfallen. Sieht ihn vor sich, Hyujin, wie er den Schneefall bewundert. Sie kannten sich noch nicht lange und der Ältere war plötzlich komplett erstarrt. Wie eingefroren von der Kälte einfangen zu einer Skulptur geworden. Hat die Kristalle der himmlischen Natur beobachtet, wie sie vom zarten Wind getragen durch die Luft tanzten.

Dieses Funkeln in seinen Augen, während diese nachahmend von der Faszination eingenommen, auch wie Edelsteine erschienen. Den bewundernden Blick von Felix auf sich zogen. Auch diesen in eine unbewegte Position stießen. Solang, bis er am Handgelenk gepackt wurde und dann drehend durch den Schneefall tanzte.

Stets lachend und gleichgesinnt bestimmend, gleichmäßig tanzend wie die Flocken, in ihnen untergehend, beisammen.

Von einer Freude eingenommen, die bisher noch nicht übertrumpft den Schlag seines sonst so schwachen Herzens erhöhte. Dieses in einen Takt übergehen lässt, die Melodie der Lebensfreude zurückverfolgend.

„Lass uns rausgehen."

Zart zuckend, lösen sich Felixs Gedanken in einer Wolke auf und kommen zurück in der Auffassung der Realität an. Mustern den Älteren fast schon fragend zögernd, während dieser ihn innig anstarrt. Möglicherweise schon länger nicht mehr durch das Fenster sieht.
„Aber der Tee, wenn wir rausgehen wird er kalt-"

Am Handgelenk gepackt, kann der Jüngere plötzlich nur noch stolpernd versuchen, nicht zu fallen. Ist überfordert, wie schnell sie doch aufstehen konnten und dann auch schon im Flur angekommen ihre Klamotten ergreifen.

„Ist doch egal. Den kann man auch kalt trinken. Aber jetzt gerade will ich ausschließlich neue Erinnerungen mit dir erbauen und im Hier und Jetzt durchleben."

Seine Jacke schließend, sieht Felix zum Älteren, welcher plötzlich genau vor ihm steht. Ihn mit zart gehobenen Mundwinkeln angrinst.
Seine Kapuze ergreift und diese über seinen Kopf zieht. Sich dann auch schon umdreht.

Lachend die Tür öffnet, der kalten Winterluft Einlass gewährt und dann auch schon durch diese hindurch flieht. Mit dem Wissen, dass der Kleinere hinter ihm ist. Mit der Kapuze auf dem Kopf. Versucht ihm nah genug zu kommen, um ihm dann nachmachend gleiches anzutun.

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