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⤹
Etwas eingefroren von der noch im Puls liegenden Kälte, ist dieses Gefühl von Eis in seinen Gliedmaßen auf jeden Fall eine Fälsche.
Wenigstens etwas Ähnliches wie eine Erleichterung sucht ihn an diesem Tag dann doch noch heim. So unglaublich schön.
Jedoch spürt er seine Finger dennoch nicht wirklich und das Ergreifen, darauf auch noch herausziehende Befreien, des Schlüssels erscheint ihm fast schon wie eine Prozedur der Unmöglichkeit.
Zwischen all dem Bonbonpapier und schon zerfleddert alten Tauschtüchern, ist allein schon das Ertasten des wohlgeformten Stückes einer Öffnung, ein wahrer Kampf. Für von Kälte betäubte Hände, wohl noch mehr, als das Labyrinth dieser vollbesetzten Tasche es vorgibt.
„Du hast den Schlüssel aber wirklich mit, oder?" Den Kopf sachte zur Seite legend, wäre es aufgrund der Stimmenlage auch von einem Blinden wahrgenommen worden. Hyunjin muss sich das Lachen verkneifen und ist gewissermaßen misstrauisch.
Etwas gereizt, auch weil die Kälte ihn nervt und er eigentlich nur in die Wärme will, zieht er mit einer ruckartig schnellen Bewegung sein Handgelenk aus dem Griff des anderen. Etwas perplex sieht er kurzzeitig die nun befreite Hand vor sich, ausschließlich an. Er hätte nicht gedacht, dass der Ältere so schnell loslassen würde.
Eher hat er sich eine Diskussion vorgestellt. In der er dem anderen erklären muss, dass er die Hand zum Aufhalten der Tasche braucht und so mehr Platz zum Wühlen hätte.
Daraufhin hätte er gehofft, dass dieser ein Lösen immer noch für nicht möglich einstuft. Der Ältere selbst also die Tasche aufhält, keine Einsicht beherbergt.
Dies wäre zwar eine komische Art eines Zusammenspiels von Nähe. Aber er hätte es genossen. Und wie er das hätte.
Jetzt bereut er es fast schon sich losgerissen zu haben und nicht vorher diese wohl gewollte Diskussion angestiftet zu haben.
Auch Hyunjin sah kurzzeitig perplex aus. Hat sich jedoch schneller als der Handlungsträger gefangen und sieht diesen somit mittlerweile abwartend an. Anscheinend ist der Blick auch von Geduld bestückt, denn auch als der Jüngere noch weitere Sekunden unbewegt in Gedanken vertieft bleibt, sieht er diesen einfach nur an. Ohne Zweifel, ohne baldigen Aufstand. Einfach darauf wartend, dass der andere diese tut, was er einem Plan folgend tun wollte. Und bei dieser Kälte auf jeden Fall auch sollte. Das minimale Plus vor der Ziffer des Grades ändert so gar nichts an der unangenehmen Höhe dieser Kälte.
Sich also fangend, als ein zarter Windstoß gegen seinen Nacken stößt, tut Felix dies, was er vorhatte. Er benutzt beide Hand und findet, weiterhin kramend, schnell den Griff zum Schlüssel.
Diesen dann nach dem Schlüsselschlossprinzip seiner angemieteten vier Wände benutzend, stößt er kurz darauf die Tür auf. Tritt ein. Schließt diese nicht, wie sonst immer sofort, sondern lässt auch seinen ungeplanten Gast eintreten. Kaum ist dieser drinnen, stopft er das weiträumig durchlässige Loch in seiner Wand dennoch krachend schnell. Es ist schon zu viel Kälte in seine geheizte Wohnung eingetreten.
Der Ältere lässt seinen Blick anfangs zögernd und unsicher durch den unbeleuchtet düsteren Flur schweifen. Sofort handelt Felix und legt einen Lichtschalter um. Wodurch sogleich nur noch die nicht vorhandene Einrichtung dieser Räumlichkeit heraussticht. Bereuend hätte Felix es mittlerweile lieber ausgelassen. Dem anderen keine bessere Erkennung ermöglicht.
Seinen Blick senkend erkennt Hyunjin den Stapel an Schuhen neben der Tür. Geht zu diesem und streift sich, mit dem jeweils anderen Fuß auf den Haken seiner Schuhe gesetzt, nach dem Öffnen der Schleife, diese von den Füßen. Stellt sie ab. Neben denen des Jüngeren. Ein Bild, welches besser nicht zusammenpassen könnte. Garderobe halt.
Sich auch seinen Mantel abstreifend, hängt er diesen an einen der Haken ab. Welcher noch nicht so überfüllt ist und somit eher weniger die Wahrscheinlichkeit des Herabfallen seines Besitzes prophezeit.
„Wo darf ich hingehen?"
Felixs Körper erstarrt. Was tut er? Er hat keinen Gast erwartet. Alles unaufgeräumt, die Luft ist stickig und in ihrer Wärme, wohl eher seiner vegetierenden Art, statt der Heizung zu verdanken.
Unangenehm. Ursprünglich wollte er Hyunjin immerhin auch nur eine Abfuhr verpassen und diesen nicht in sein Haus lotsen. Selbständig. Und gewollt.
Was ist nur in dich gefahren??!
„Erste Tür rechts."
Nickend entfernt sich der Größere und schlendert den Flur entlang, bleibt stehen, scheint zu zählen. Realisiert erst spät, dass die rechte Seite nur zwei Türen hat. Somit ein verstehendes Grummeln von sich gebend, öffnet Hyunjin diese.
Während Felix im Inneren fluchend, schimpfend und hinterfragend, mit sich selbst kämpfend, seine Sachen entwendet. Jacke und Boots wieder in der Garderobe, an gewohnten Platz, anbringt. Daunen und übertriebene Wärmequelle in der Wohnung ablegt. Nicht braucht.
Sich ein murmelndes Fluchen verkneifend kommt er selbst an die für Hyunjin beschriebene Tür an, nachdem er den kurzen Flur entlanggegangen war. Kommt kurz darauf auch schon im Türrahmen dieser zum Stehen, lehnt sich an.
„Eigentlich wollen wir nur schnell ein Gespräch führen, jedoch will ich kein schlechter Gastgeber sein, wenn ich dich schon einlade. Tee?"
Der Ältere steht in seiner Wohnstube. Einzig das Dachfenster bringt Licht in den kahlen Raum, beherbergt keine heimisch wohlige Atmosphäre. Spiegelt das Innere des Hausherren wider.
Trotz dieser Einöde mustert Hyunjin alles. Jedes noch so kleine Detail, welches dennoch als Einrichtung dienend, mehr über den Jüngeren offenbart. Dessen Vorzüge aufstellt.
Es ist eine Postkarte, die dem Älteren ins Auge sticht. Der einjährige Gruß seiner Eltern. Wahrscheinlich mehr gezwungen und vom guten Verhalten ausgehend, als vom Willen oder der Beherbergung von wahrlich sinnlich ehrlichen Worte. Felix hat damit angefangen. Ihnen zu gewissen Anlässen Karten geschickt, sie nie besucht. Bekam auch Antwort, jedoch nur einmal im Jahr. Und dafür haben sich seine Eltern das Fest der Liebe ausgesucht, wissen wohl doch noch, mit Gedanken an ihren Sohn, wie fasziniert er doch immer von dem riesigen Aufwand aller war.
Trotz des klar abgelegten Fokus seiner Augen auf dieses Detail, wendet er sich an den Jüngeren. Beantwortet dessen Frage.
„Wenn du es mir schon anbietest, gerne doch."
Abermals huscht eine Erhebung über die Winkel seines Mundes, ohne Erwiderung.
Felix wendet sich ab. Kehrt im Türrahmen um und steuert die erste Tür auf der linken Seite des Flures an. Die Küche.
Gerade hat er den Wasserkocher befüllt und eingeschaltet, sucht in seinem Schrank nach einer Verpackung Tee, da hört er erneut diese Stimme.
„Was ist nur aus dir geworden? Es ist alles so kahl. Nichts Persönliches. Ich erkenne dich in der Wohnung gar nicht wieder, viel zu düster."
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