45. Geständnis
Vorsichtig bahnte ich mir meinen Weg zum Sofa, stets darauf bedacht, potentielle Stolperfallen mit den Füßen zu ertasten, bevor ich unsanft auf dem Boden landen würde. In den Händen trug ich zwei Schüsseln mit Keksen, die ich erleichtert auf dem Beistelltisch abstellte, als ich endlich mein Ziel erreicht hatte.
»Bedient euch«, lächelte ich in die Richtung des Sofas, auf dem sich inzwischen alle niedergelassen hatten. Kurz stand ich unschlüssig herum, ich wusste nicht, wer wo saß und fand es deswegen fast unmöglich, mir selbst einen Platz auf dem Sofa zu schaffen. Während meine Schwester mit den Keksen beschäftigt war, schien Tim mein Zögern zu bemerken.
»Stegi«, hörte ich ihn leise ganz in meiner Nähe murmeln und im nächsten Moment streifte seine Hand kurz meine, bevor er sie fester griff und mich sanft zu ihm zog. Lächelnd landete ich auf dem Sofa, mehr auf Tim als neben ihm. Verlegen wollte ich zur Seite rutschen, Abstand zwischen uns bringen, doch er schlang seine Arme um mich und hielt mich zurück.
»Lass«, flüsterte er leise direkt neben meinem Ohr und ich verstand. Wir wollten es meinen Eltern sagen, jetzt, also war es egal, was sie vermuteten, wenn sie uns so sahen. Ich nickte leicht und Tim lockerte seinen Griff etwas, woraufhin ich mich in eine bequemere Position brachte. Zwar rutschte ich dafür von ihm runter, blieb aber dicht an ihn gedrängt und kuschelte mich weiterhin an seinen warmen Oberkörper. Warum strahlte Tim eigentlich immer so eine Wärme aus? Nicht nur körperlich sondern auch psychisch. Tim schaffte es immer, mein Herz schneller schlagen und meine Brust wärmer werden zu lassen. Auch jetzt machte mein Herz wieder einen Satz, da Tim mir sanft einen Kuss auf die Stirn hauchte. Automatisch verkrampfte ich mich, dachte an meine Familie. Aber eigentlich war es genau das, was wir wollten. Es ihnen erzählen. Und bekanntlich sagten Taten ja mehr als tausend Worte. Also war es vielleicht gar nicht falsch, Taten sprechen zu lassen, zumal ich das, was ich empfand einfach nicht in Worte fassen konnte. Langsam entspannte ich mich wieder, zwar war ich immer noch aufgeregt wegen dem, was mir nun bevorstand, doch Tim schaffte es mit den gleichmäßigen Strichen seiner Hand auf meinem Rücken, mich zu beruhigen. Beinahe instinktiv und ohne weiter nachzudenken, machte ich mich groß und tastete mit einer Hand nach seinem Gesicht, bevor ich kurz meine Lippen dankbar auf seine Wange drückte. Wie auf Befehl fing meine Schwester an zu quietschen und ich zuckte erschrocken zusammen. Als sie sich wieder gefangen hatte und mir und Tim wenige Sekunden später gleichzeitig um den Hals fiel, merkte ich, dass meine Eltern vollkommen verstummt waren. Fast spürte ich ihre Blicke auf uns und drückte mich schutzsuchend näher an Tim und meine Schwester, die sich neben mir niedergelassen hatte. Beruhigend drückte Tim meine Hand. Ich sah es als Aufforderung, zu sprechen und holte tief Luft. Es war soweit. Der Anfang war gemacht, jetzt musste ich diesen Weg nur noch weiter verfolgen. Und hoffen, mich unterwegs nirgends zu verletzen.
»Mama, Papa?«, fing ich an und fühlte mich wie ein Kind, das vor dem schwersten Schritt seines Lebens stand.
»Ich... Ich wollte.« Ich hatte keine Worte für das, was ich sagen wollte, schaffte es nicht, mich auszudrücken. Ich konnte es nicht erklären. Doch ich musste, Tim zuliebe. Uns zuliebe.
»Tim und ich sind zusammen. Ich konnte die letzten Wochen so viel von dem, was ich gefühlt habe, nicht einordnen, doch in den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, dass ich mehr für Tim empfinde, als bloße Freundschaft. Ich liebe Tim.«
Es war raus. Ich hatte es tatsächlich ausgesprochen. Unser Geheimnis war nun offiziell gelüftet. Ich hatte es tatsächlich geschafft. In mir drin wollte alles in Jubel ausbrechen, doch etwas hielt mich davon ab. Etwas fehlte. Meine Eltern hatten sich immer noch nicht gerührt, keinen Ton von sich gegeben. Ich begann unkontrolliert zu Zittern, Panik stieg in mir auf. Ängstlich klammerte ich mich fester an Tims Hand, meinen einzigen Anker.
»Mama, Papa? Sagt doch was?«, wimmerte ich.
Gegen meine Erwartungen war es mein Vater, der als erstes seine Stimme wieder fand.
Solange du glücklich bist«, sagte er und ich dachte schon, das wäre es gewesen, als er erneut ansetzte: »Stegi, es ist vollkommen egal, wen oder was du liebst. Ob Junge oder Mädchen. Du weißt, dass wir noch nie homophob waren. Natürlich haben wir nicht damit gerechnet, dass du... Dass du schwul bist, in unseren Vorstellungen haben wir dich immer unsere Enkelkinder großziehen sehen. Aber nur weil es anders ist, als wir es uns immer vorgestellt haben, heißt das ja noch nicht, dass es schlechter ist. Solange du glücklich bist - solange ihr glücklich seid ist das für uns vollkommen in Ordnung. Und Tim ist ja ein lieber Junge. Nicht wahr, Schatz?« Der letzte Satz war ganz eindeutig an meine Mutter gerichtet, die ihm sofort zustimmte. Mir war es, als würde mir ein riesiger Stein vom Herzen fallen. Ich war einfach unglaublich froh über die positive Reaktion meiner Eltern, auch wenn ich gerade noch zu erleichtert war, um irgendein Wort hervorzubringen. Stattdessen hob Tim seine Stimme:
»Danke.«, erwiderte er höflich und auch aus seiner Stimme konnte ich deutlich die Erleichterung hören, »Es bedeutet uns wirklich viel, wenn ihr da so hinter Stegi steht.«
Ich nickte eifrig.
»Danke«, flüsterte auch ich und stand auf, um vorsichtig meine Eltern zu umarmen.
»Ich hab dich lieb, Schatz«, erklärte meine Mutter, als ich sie in meine Arme schloss, »Wenn du irgendetwas brauchst. Wenn ihr etwas braucht. Ihr könnt jederzeit zu uns kommen.«
»Danke, Mama.«, lächelte ich glücklich. Ja, ich war glücklich. Ich hatte die besten Eltern, die man sich vorstellen konnte, für die meine Homosexualität kein Problem zu sein schien und die mich trotzdem liebten, leider keine Selbstverständlichkeit. Ich hatte eine Schwester, die Freudensprünge machte, wenn sie von meiner Beziehung erfuhr. Ich hatte Freunde, die sich mit uns freuten und mich unterstützten. Und ich hatte Tim, der mich auffing und mit mir durchs Leben gehen wollte, an dessen Seite ich jede Sekunde verbringen wollte. Tim, mein Tim. Mein perfekter Tim.
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Hayho, Leute!
Ja, da ist es, heute ein WENIG früher. Hab dieses Mal früher angefangen, habe aber auch doppelt so lange gebraucht wie sonst. Und, was haltet ihr von dem Kapitel? Feedback immer gerne in die Kommentare!
Zudem wollte ich euch eine Fanfiktion-Autorin ans Herz legen, die echt gute OSs schreibt, vor allem #Stexpert. Ich habe sie gestern erst entdeckt, aber bin begeistert. Und OSs sind bei ihr gerne auch Mal über 10.000 Wörter lang. Schaut bei ihr vorbei, lohnt sich echt. ich kann es euch nur ans Herz legen! Lasst ihr doch einen Gruß von mir da ;) https://www.fanfiktion.de/u/NoLifeAtAll
Ansonsten neigt sich meine FF ja langsam dem Ende zu, weswegen ich mir etwas ausgedacht habe: Ich werde nach jedem Kapitel Kurzbeschreibungen von neuen FF-Ideen von mir hochladen und ihr könnt sie nach eurer Meinung anordnen: Die, die ihr am liebsten lesen wollt als erstes, die die ihr am wenigsten lesen wollt als letztes. Diese Reihenfolge könnt ihr mir dann gerne in die Kommentare schreiben und ich werde das Ganze am Ende auswerten. Ich hoffe, das Klappt so und euch gefällt die Idee dazu. Ich hatte gehofft, euch so ein bisschen besser einbinden zu können. Hier die ersten 4 Kurzbeschreibungen:
Neko
Tim, ein erfolgreicher und bekannter Schauspieler, fühlt sich trotz seines Ruhms einsam. Deswegen möchte er sich einen Neko anschaffen, eine Mischung aus Mensch und Katze. Ist dieser Katzenjunge nur ein Sklave für ihn oder wird er ein Gefährte? Oder sogar mehr?
#Stexpert
Enemy and Hero
Stegi hat es nicht leicht. Als er auf die neue Schule kommt, wird er nicht gerade herzlich empfangen. Er wird gemobbt, geschlagen und sein Leben ist eine einzige Hölle. Sein einziger Halt ist Tim, doch der kann ihm nicht helfen. Schließlich kennen die beiden besten Freunde sich nur aus dem Internet. Wird Stegis Leben trotzdem irgendwann erträglich?
#Stexpert
Philippinen
In einem Land, in dem der Klassenunterschied so groß ist, dass die Grabmäler der Reichen luxuriöser sind als die Häuser der Armen. In diesem Land wächst Tim in einer glücklichen Kindheit auf. Doch einer Tages findet er bei einem Besuch mit seiner Familie am Grab seines Opas einen kleinen Jungen vor und von diesem Tag an wird dieser kleine Junge Teil seines Lebens.
»Wilder« Tim
Tim lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Er braucht niemanden und will niemanden. Stolz auf seine Unabhängigkeit lebt er seit Jahren auf der Straße und möchte sich das auch von niemandem nehmen lassen. Er lässt sich auf keinen Fall vorschreiben, was er zu tun hat und ist kein Mensch für langfristige Bindungen. Oder? Was, wenn ihm keine Wahl bleibt? Wenn er unfreiwillig von der Straße geholt und in einem fremden Haushalt gebracht wird? Ist er wirklich so alleine, wie er denkt? Und wieso interessiert dieser kleine blonde Junge sich für ihn?
#Stexpert
Jaaaaa, ich stelle mir das dann ungefähr so vor:
1. Enemy and Hero
2. »Wilder« Tim
3. Neko
4. Philippinen
Wenn ihr Enemy and Hero am besten und Philippinen am schlechtesten fandet. Die Titel sind natürlich meistens noch nicht endgültig, eher Gedankenstützen an mich :)
Hoffe auf ganz viele Abstimmungen, das Voting läuft so lange, bis ich hier eine Notiz dazu reinschreibe, dass es beendet ist. :)
ABSTIMMUNG ABGESCHLOSSEN
Liebe Grüße, minnicat3
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