Chapter 3

Harrys POV:

Am nächsten Morgen regnete es, was meine Laune allerdings keineswegs schwächte. Ich freute mich richtig, da es der erste Tag seit langem sein würde, den ich nach der Uni nicht allein verbrachte. Ich machte mir ein paar Spiegeleier zum Frühstück, zog mir mein Regencape über und watschelte wortwörtlich durch den Regen zur Uni, wo ich die nächsten Stunden absaß, jedoch nicht sehr viel mitbekam, da meine Gedanken immer wieder zu Louis schweiften. Hoffentlich langweilte er sich nicht mit mir oder dachte, ich sei ein totaler Freak wegen meiner Angewohnheiten... aber na ja ich hatte ihn gestern ja schon mal nicht vertrieben, vielleicht würde ich es heute auch nicht tun.

Pünktlich um zwei trat ich aus dem stickigen Gebäude in die brütende Hitze. Jemand klopfte mir auf die Schulter, was mich erst zusammenfahren ließ, doch als ich die Stimme von meinem Mitstudenten Marc hörte, die mir ein schönes Wochenende wünschte, entspannte ich mich. „Danke, dir auch“, erwiderte ich höflich und begab mich Richtung Straße. Ich hoffte nur, dass Louis wirklich pünktlich war und ich nicht ewig unbeholfen warten musste. Doch kaum, dass ich mich vorsichtig gegen die hohe Mauer, die den gesamten Campus umgab, lehnte, vernahm ich seine Stimme. „Hey Sportsfreund!“ Er umarmte mich und nahm mir meinen Rucksack ab. Sehr freundlich. „Hey!“ Ich grinste, als er auf einmal meine Hand ergriff und mich über die Straße zu seinem Auto hin führte. „Ist sicherer. Nachher wirst du noch angefahren“, scherzte Louis. Ich hörte das Klacken der sich öffnenden Türschlösser und dann ließ Louis meine Hand los. „So ich hab mir gedacht, dass wir....“ Er stockte. „Warum steigst du nicht ein?“, fragte er perplex und ich konnte nicht anders, als schmunzelnd zu sagen: „Mhm ich glaube nicht, dass du mich nachher auf dem Dach haben willst.“ „Oh scheiße. Sorry, das hab ich vergessen!“ Er schlug seine Tür zu und half mir beim Einsteigen.

„Himmel, ich hoffe, daran gewöhne ich mich schnell“, seufzte er und startete den Motor. Ich schmunzelte erneut. „Bin ich mir ziemlich sicher“, sagte ich. „Also was hast du gedacht?“ „Dass wir essen gehen könnten. Ich würde dir jetzt auch gerne einen so tollen Auflauf wie von dir kredenzen, aber du solltest wissen, dass ich leider Gottes im Kochen eine komplette Niete bin.“ „Nicht schlimm. Dann wissen wir schon mal, wer das in Zukunft immer übernimmt“, sagte ich nur und lehnte meinen Kopf in den Wind. Louis besaß ein Cabrio und ich stellte mir vor, dass es ein roter Oldtimer war mit braunen Ledersitzen. Leder stimmte schon mal. Ich fuhr mit den Händen über den Stoff; er war angenehm kühl und weich. Am liebsten wäre es mir gewesen, hätte diese Autofahrt nie geendet, denn ich genoss den Fahrtwind, das Brummen des Motors und das behagliche Schweigen, das zwischen uns lag, aber irgendwann hielt er mit quietschenden Reifen. Ich rümpfte die Nase. Es roch nach Crêpes... sehr interessant. Dieses Mal vergaß Louis nicht, mir zu helfen und so brachte er mich sicher auf eine Terrasse zu einem Tisch. Um uns herum unterhielten sich viele Leute an ihren jeweiligen Tischen. Von überall nahm ich verschiedene Gerüche wahr. Nicht nur Crêpes, sondern auch Weißwein und allerlei Gewürze. „Wir sind im French House“, riet ich lächelnd. „Genau! Deine Mum hat mir erzählt, dass du französisches Essen magst.“ Ich nickte. „Ich spreche sogar fließend Französisch“, erzählte ich schon etwas stolz. „Mhm ich nur ein bisschen“, erwiderte Louis. „Ah da kommt die Bedienung. Was möchtest du essen?“

Louis' POV:

Wow, ich war sogar pünktlich gekommen! Sonst war ich immer etwas nachlässig in Sachen Zeit, doch bei Harry hatte ich mich zusammengerissen, da ich keinen schlechten Eindruck machen. Außerdem stellte ich es mir leicht unangenehm vor, nichts sehen zu können und einfach stehen gelassen zu werden. Deshalb hatte ich mir vorsichtshalber einen Wecker gestellt, um auch ja rechtzeitig loszufahren, was allerdings die Folge hatte, dass ich den gesamten Vormittag leicht nervös gewesen war. Doch jetzt war ich total gelassen. Harry war sichtlich glücklich und verschlang sein Essen in Windeseile, als hätte er seit Tagen nichts mehr zu sich genommen. Er redete die ganze Zeit, sodass ich kaum zu Wort kam, was ich allerdings nicht schlimm fand, da es mir irgendwie reichte, ihm zuzuhören und ihn dabei zu beobachten, wie er geschickt seine Nudeln auf seine Gabel drehte und dann in den Mund schob. Fast so, als könne er sehen. Schon krass. Es faszinierte mich und würde es bestimmt noch eine Weile tun. Zwar war sein Mund am Ende voll mit Soße, was wir beide allerdings mit Humor nahmen. „Komm ich helf dir“, bot ich an, beugte mich über den Tisch und wischte ihm vorsichtig mit einer Serviette über die Mundwinkel. „Danke“, murmelte er und lächelte dankbar. Mir war schon klar, dass uns die anderen Gäste schief anguckten, weil wir wahrscheinlich wie ein Pärchen rüberkam, aber das interessierte mich nicht wirklich. Wenn ich mit Niall unterwegs war, küssten wir uns auch oder hielten Händchen. Und überhaupt: Harry und ich waren ja nicht zusammen.

Nachdem wir bezahlt hatten, entschied Harry, dass wir einen kleinen Verdauungsspaziergang durch den Park machen sollten, was tatsächlich nicht die allerschlechteste Idee war. Hier jedoch verzichtete er auf meine Hilfe und stackste lieber mit seinem Blindenstock durch die Gegend. Na gut, mir sollte es recht sein. Der Regen von heute morgen war glücklicherweise schon verflogen, als ich vorhin mit dem Auto losgefahren war, doch jetzt wurde es wieder richtig warm. Ich hielt mein Gesicht in die Sonne und kniff die Augen zusammen, dann fiel mein Blick auf Harry. Er trug ein löchriges weißes Shirt, einen Dutt und eine Sonnenbrille, dazu schwarze Hosen und Turnschuhe. Mein Blick blieb bei seiner Sonnenbrille haften. Irgendwie erschien es mir unfair, dass er, wo er doch blind war und eh nichts von der Sonne mitbekam, die Brille trug, wohingegen ich leiden musste, weshalb ich sie ihm kurzerhand von der Nase zog. „Hey!“, protestierte er wie ein kleines Kind und griff mit seiner Hand ins Leere. Ich lachte schallend. „Hol sie dir doch!“ Und schon rannte ich davon. „Das ist mies!“, protestierte er wieder, doch ich verlangsamte keineswegs meine Schritte, bis ich mich außer Atem auf die Wiese fallen ließ. Für diese Aktion erntete ich zwar erst recht ein paar schiefe Blicke, aber auch das interessierte mich nicht. „Louis? Wo bist du?“ Harry klang leicht panisch. Ich rappelte mich auf und sah, wie er vorsichtig Schritt für Schritt tat, seinen Blindenstock kurz vor seinen Füßen, damit er ja niemandem weh tat. Aus Mitleid lief ich zu ihm, setzte ihm wieder die Brille auf und hakte mich bei ihm ein. „Mach das nie wieder“, brummte er beleidigt und für einen kurzen Moment glaubte ich, das, doch dann prusteten wir beide los. Ich legte eine Hand auf seine Schulter. „Komm Großer. Gehen wir shoppen.“

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