- Kapitel 53 -
Es ist still um mich herum. Das einzige, was die Stille durchbricht, sind die zarten Schwingungen, die ich durch die weiche Matratze nur gedämpft wahrnehme. Zaghaft blinzle ich und starre der mir so vertrauten Dunkelheit entgegen.
„Sie ist aufgewacht", höre ich ein erfreutes Flüstern neben mir, gefolgt von mehreren Schritten, die sich allesamt auf mich zu bewegen.
„Ember, wie geht es dir?", erklingt Kalens Stimme nun etwas lauter, woraufhin ich meinen Kopf in die Richtung drehe aus der seine Stimme zu mir dringt. „Es geht schon..", entgegne ich leise und räuspere mich anschließend.
„Sie haben uns einen schönen Schrecken eingejagt, Miss Akela", ertönt nun auch die Stimme des obersten Generals. „Ich glaube ich spreche im Namen aller wenn ich sage, dass wir sehr erfreut darüber sind, dass sie weitestgehend wohlauf zu sein scheinen", fährt er gewohnt monoton fort. Vermutlich hat er seine Hände dabei hinter seinem Rücken verschränkt, so wie er es immer tut.
„Ich hole dir einen Schluck Wasser", murmelt Kalen und erhebt sich bereits.
„Miss Akela, ich möchte ihnen hiermit meinen Dank aussprechen. Durch ihre tatkräftige Unterstützung war es uns möglich die Attentäter festzusetzen und schlimmeres zu verhindern. Ich verneige mich vor ihrem Mut und ihrer Selbstlosigkeit. Nicht jeder wäre dieses Risiko eingegangen, um seine Kameraden zu beschützen", richtet Sekurion erneut sein Wort an mich.
Erinnerungen an Kairyan und Arryn schießen mir durch den Kopf. Ich habe nicht mehr mitansehen können, ob sie sich in Sicherheit bringen konnten. Erschrocken fahre ich hoch und halte mir im nächsten Moment stöhnend den Kopf.
„Miss, bitte..immer mit der Ruhe", meint Sekurion und umfasst stützend meine Schultern, während er mich behutsam nach hinten drückt. Mein Kopf sinkt zurück ins Kissen und mein Körper zwingt mich dazu mich wieder zu entspannen.
„Kairyan und Arryn..wie geht es ihnen? Wo sind sie?", presse ich unter Schmerzen hervor und drehe meinen Kopf in seine Richtung. Ohne meine Brille sieht er mir wohl geradewegs in meine matten, grauen Augen.
„Sir Amissa sowie auch Sir Khione erholen sich in ihren Gemächern. Ihr Zustand ist stabil soweit ich weiß. Machen sie sich keine Sorgen um die Beiden", versichert er mir, woraufhin ich erleichtert ausatme. „Das sind gute Nachrichten..", murmle ich und entspanne meine Gesichtsmuskeln.
„Hier, trink erst einmal etwas", höre ich Kalen sagen, der mittlerweile mit einem Glas Wasser zurückgekehrt ist. Er stützt meinen Rücken, während ich das Glas in einem Zug leere. Seine Hand gleitet dabei entlang meines Schulterblatts, bis er schließlich auf Höhe meiner Wirbelsäule stoppt. „Das Duell..was ist mit der zweiten Etappe?", frage ich mit kratziger Stimme nachdem ich Kalen das leere Glas reiche.
„Nun..in Anbetracht der jüngsten Ereignisse ist die zweite Etappe frühzeitig beendet worden. Unter diesen Umständen wäre es unverantwortlich und unfair das Duell am heutigen Tage fortzusetzen", erklärt Sekurion mit nachdenklicher Tonlage.
„Was bedeutet das für die Teilnehmer?", bohre ich weiter, da ich nichts Gutes ahne. Ich könnte es nicht akzeptieren wegen dieses Vorfalls disqualifiziert zu werden.
„Wir mussten unser Bewertungssystem ein wenig an die Situation anpassen, doch wir sind zu guten Ergebnissen gekommen. Alle Teilnehmer, die sich bislang gut geschlagen haben und die Aufgaben unseren Erwartungen entsprechend erfüllten werden zur dritten Etappe zugelassen. Alle anderen wurden bereits disqualifiziert", erläutert er sachlich und lässt mich somit erleichtert aufatmen. „Wenn sie keine weiteren Fragen haben, werde ich mich nun zurückziehen wenn es recht ist. Es gibt noch einiges an Arbeit zu verrichten. Alastair, es ist dir gestattet dich für den Rest des Tages um deinen Schützling zu kümmern. Ich wünsche eine schnelle Genesung, Miss Akela. Ich hoffe sie morgen fit und munter zur dritten Etappe begrüßen zu dürfen", mit diesen Worten verabschiedet Sekurion sich von uns und verlässt mein Zimmer.
Ich höre die Tür ins Schloss fallen und schließe meine Augen für einen Moment.
„Geht es dir wirklich gut?", erkundigt Kalen sich besorgt, während er sich erneut neben mich setzt. Die Matratze gibt rechts von mir unter seinem Gewicht nach.
„Ja, mir fehlt nichts. Ich habe nur wahnsinnige Kopfschmerzen..", stöhne ich genervt und fasse mir erneut an die Stirn.
„Kein Wunder bei der Kraft, die du aufwenden musstest", entgegnet er trocken und hebt vermutlich eine Braue dabei. Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu und verdrehe anschließend die Augen. Ein unerwartetes Klopfen unterbricht unser Gespräch woraufhin Kalen sich erhebt und die Tür öffnet.
„Es gab einen Zwischenfall", höre ich General Sorin flüstern. Ich runzle verwirrt die Stirn und höre interessiert zu.
„Einen Zwischenfall?", wiederholt Kalen fragend. Daraufhin höre ich Schritte, die ins Innere des Zimmers führen. Sorins Orden, die an seiner Uniform befestigt sind, sind dabei lautstark zu hören.
„Ist sie aufgewacht?", erkundigt er sich leise ohne auf Kalens Frage einzugehen. Stille folgt. Vermutlich erntet er stummes Nicken seitens Kalen.
„Miss Akela, ich bitte vielmals um Verzeihung sie zu stören, doch wenn es recht ist würde ich Alastair gern für ein paar Minuten zur Seite nehmen", richtet er seine Bitte an mich, was mich nur noch verwirrter dreinschauen lässt.
„Nein, ist schon in Ordnung. Wir sollten sie nicht im Dunkeln tappen lassen. Was es auch ist, sie darf es hören", wirft Kalen ein, woraufhin ich Sorin leise auflachen höre.
„Nun gut, wie du willst..", kontert er schelmisch. „Henry hat vor wenigen Minuten die restlichen Generäle versammelt. Er meinte, es würde sich um höchst brisante Neuigkeiten handeln", beginnt er zu erklären.
Ich lasse meinen Blick zu Kalen gleiten, dessen Herzschlag sich beschleunigt.
„Er hat behauptet, dass Miss Akela die Regeln gebrochen hat", fährt er fort, woraufhin ich scharf die Luft einziehe.
„Gut, dann lief also alles nach Plan?", entgegnet Kalen erfreut, während ich zunehmend nervöser werde. Von welchem Plan spricht er? Wieso um alles in der Welt ist es denn etwas Gutes, dass Veros mich an den Pranger stellt?!
„Ja, ganz Recht. Henry meinte, dass sie bei ihrer Anmeldung eine falsche Magierklasse angegeben hat. Sie sei angeblich keine Energiemagierin, sondern eine Feuermagierin. Als Beweis für seine Behauptung führte er die Geschehnisse der vergangenen Stunden auf", erklärt er in amüsiertem Tonfall, während ich angespannt die Brauen zusammenschiebe.
Ich habe das Gefühl einiges verpasst zu haben. Ich spüre Kalens Hand auf meiner Schulter und versuche mich zu beruhigen, was mir sichtlich schwer fällt.
„Was genau hat er euch denn als Beweis präsentiert?", hakt Kalen süffisant nach.
„Ihr Überleben", kontert Sorin trocken, woraufhin mir die Gesichtszüge entgleiten.
„Bitte was?! Das ist sein Beweis? Gibt es denn momentan nicht genügend andere Probleme, über die er sich Gedanken machen sollte?!", entkommt es mir aufgebracht und werde sofort mit stechenden Kopfschmerzen bestraft.
„Beruhige dich bitte", meint Kalen an mich gewandt und streicht mir behutsam über die Wange.
„Er meinte, dass es unmöglich sei einem solchen Angriff, wie der Feuerfontäne zu trotzen, es sei denn, man ist selbst ein Feuermagier", entgegnet Sorin und lehnt sich an die Wand links neben mir. Die Schwingungen des Impulses erreichen mich nur schwach. Um meine Umgebung deutlicher zu erkennen brauche ich meine Brille.
„Agira!", rufe ich mein Artefakt herbei und schließe hastig meine Augen. „Verdunkeln", befehle ich und starre meinem Metallschrank entgegen. Sorin hebt überrascht die Brauen, das erkenne ich aus dem Augenwinkel.
„Ich verstehe..so funktioniert das also..", murmelt dieser schmunzelnd, ehe er seine Arme vor der Brust verschränkt. Ich wende mich ihm mit erhobenen Brauen zu, doch er winkt ab.
„Wie haben die anderen Generäle darauf reagiert?", wirft Kalen schelmisch grinsend ein, woraufhin Sorin den Kopf schüttelt.
„Natürlich verlangten sie einen aussagekräftigeren Beweis dafür, dass Miss Akela tatsächlich die Regeln gebrochen hat..Ihre Registerkarte wurde aufgerufen und man hat ihre Daten gründlich unter die Lupe genommen..", beginnt er überaus amüsiert zu berichten und senkt dabei den Blick. „Selbstverständlich..", grätscht Kalen teuflisch grinsend dazwischen.
„Du bist ein wahres Schlitzohr mein Lieber", entgegnet Sorin lachend, während ich der Unterhaltung nicht ganz folgen kann. Verwirrt schiebe ich die Brauen zusammen und sehe abwechselnd zwischen den beiden her.
„Hast du denn etwas anderes von mir erwartet? Ich sagte doch, dass ich mich darum kümmern würde", kontert Kalen süffisant, woraufhin Sorin sich von der Wand abstößt.
„Natürlich nicht. Ich dachte mir schon, dass das dein Werk ist", meint Sorin grinsend und bleibt direkt vor ihm stehen. Er klopft ihm auf die Schulter und schüttelt den Kopf.
„Könnte mir einer von euch freundlicherweise erklären über was hier eigentlich gesprochen wird?!", entkommt es mir vorlaut, woraufhin ich mir hastig den Mund zuhalte. „Ich..bitte um Verzeihung..ich wollte nicht respektlos sein", entschuldige ich mich augenblicklich und ernte herzhaftes Lachen beiderseits.
„Aber nicht doch! Bitte, es wäre mir eine Freude wenn wir die Formalitäten auch zukünftig beiseiteschieben würden", entgegnet Sorin lächelnd und reicht mir die Hand.
„Sie dürfen mich gern bei meinem Vornamen ansprechen, Miss", meint er, während ich zaghaft meine Finger um seine Hand schließe.
„Nur wenn es auch wirklich recht ist, Levion, Sir..", stammle ich nervös.
„Aber sicher doch, Ember", entgegnet er freundlich lächelnd und gibt seine Grübchen preis.
„Also wenn du ihn bei seinem Vornamen ansprichst dann bestehe ich auf Gleichberechtigung!", mischt Kalen sich murrend ein und drängt fuchtelnd seine Hand zwischen Levions und meinen Handschlag. Perplex starre ich ihm entgegen.
„Ist das auch wirklich in Ordnung?", hake ich nach und ernte ein Augenrollen seinerseits.
„Natürlich! Ich warte schon seit unserer ersten Begegnung darauf meinen Namen endlich aus deinem Mund zu hören", erklärt er mit ernster Miene, während Levion sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
„Nun, wie dem auch sei, ich dachte du würdest davon gern in Kenntnis gesetzt werden. Ich lasse euch beide nun wieder allein. Wie mir scheint ist jemandes Beschützerinstinkt dermaßen ausgeartet, dass er sogar auf seinen langjährigen, besten Freund eifersüchtig ist", wirft Levion süffisant ein, während er seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt. Kalen wirft ihm einen überrumpelten Blick zu, ehe er ihm angesäuert hinterher sieht.
„Ich wünsche eine gute Besserung, Ember. Wenn dein Wachhund erlaubt komme ich später noch einmal vorbei, um nach dir zu sehen", verabschiedet er sich von mir und verzieht unverschämt sein Gesicht beim letzten Teil seiner Aussage.
„Sieh zu, dass du Land gewinnst, du..", brodelt Kalen neben mir und lässt seine geballte Faust in schwarzem Nebel verschwinden. Levions süffisante Miene verschwindet schlagartig. Daraufhin schließt er hastig die Tür.
„Dieser Kerl..also wirklich..", murmelt Kalen genervt und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
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