- Kapitel 167 -

„Was?", entkommt es der Blondine entrüstet, während sie mit der flachen Hand auf Sekurions Schreibtisch schlägt. „Das kann nicht sein! Ember hatte beinahe einen ganzen Tag Vorsprung! Ich habe damit gerechnet, dass sie im besten Fall nur ein paar Stunden vor uns hier angekommen ist", fügt sie verwirrt hinzu und rauft sich die Haare.
Sie geht alle Schritte der letzten Tage erneut durch.
General Sekurions Informationen müssen falsch sein. Sie muss hier vorbeigekommen sein. Sie hat sie auf dem Weg hierher nicht gesehen, daher muss sie einfach hier sein.
„Lady Eliana, ich widerhole mich nur ungern, doch Ember ist nicht hier gewesen", entgegnet der Energiemagier mit erhobener Braue und sieht der zerstreuten Magierin entgegen. „Unmöglich..wir haben sie nicht überholt, das hätten wir gemerkt", haucht sie und dreht sich zu Midan, der ebenfalls nachdenklich den Mund verzieht. „Abgesehen davon..wen habt ihr hier eigentlich mitgebracht?", wechselt Sekurion das Thema und sieht alarmiert auf die beiden Bürger Trios.
„Das ist mein Verbündeter, Midan. Er ist ein dunkler Magier des Kestrel Clans und er hat mir dabei geholfen Setto sowie auch einen der Attentäter zu finden", erklärt Eliana hektisch, während sich ihre Gedanken noch immer um Ember drehen.
„Einen der Attentäter?", widerholt Sekurion erstaunt und erhebt sich.
„Wir vermuten, dass Ember ihn gefangen gehalten hat, um ihn herzubringen. Scheinbar hat er sich jedoch befreien können und ist uns direkt in die Arme gelaufen", ergänzt Midan ihre Erklärung und wird skeptisch von Sekurion beäugt.
„Ich verstehe", murmelt der General und fasst sich nachdenklich ans Kinn. Er erkennt den jungen Magier augenblicklich. Dieses Gesicht würde er nie wieder vergessen können. Es hat sich in sein Gedächtnis gebrannt, als er sich respektvoll vor dem König verneigte und Alastair des Komplotts beschuldigte, um sich und seinen Kameraden die Freiheit zu erschleichen.
„Er hat sich davongestohlen sagt ihr?", meint Sekurion fragend und bleibt direkt vor Nathaniel stehen. „Du hast deine Kameraden im Stich gelassen, um eigenständig zu fliehen? Du bist wahrlich der letzte Abschaum", richtet er nun sein Wort an den Feuermagier, der ihm zornig entgegensieht.
„Als hätten sie anders gehandelt", blafft er wütend und erwidert den starrenden Blick.
„Das hätte ich. Das Ehrgefühl allein wäre Grund genug für mich bei meinen Kameraden zu bleiben auch wenn es den Tod bedeuten würde", kontert Sekurion mit eisigem Unterton, was Nathaniel verstummen lässt.
„Ember hat die übrigen beiden wohl noch bei sich", spekuliert der General und sieht besorgt aus dem Fenster. „Ich verkneife mir jegliche Vermutungen und Predigten, weshalb ihr im Königreich Trios gewesen seid, Lady Eliana. Auch Tariks Brief hat mich vor wenigen Stunden erreicht. Eure Informationen waren überaus hilfreich, weshalb ich die Maßregelung euren Eltern überlassen werde", seufzt er und fährt sich durch die Haare. „Wenn Ember und ihre Gruppe tatsächlich solch einen großen Vorsprung hatten, müssten sie schon längst hier sein, so wie ihr sagtet", fügt er hinzu und verschränkt die Hände hinter dem Rücken.
„Ich werde sie suchen gehen", entkommt es der Blondine, die wie ferngesteuert auf die Tür zugeht.
„Wartet, ich halte das für unnötig. Zunächst einmal sollten wir uns um den Attentäter kümmern, den wir bereits hier haben. Er ist glücklicherweise ohnehin derjenige, der das Missverständnis aufklären kann. Er wird von Magiern meines Trupps in den Kerker unterhalb des Palastes gebracht und bewacht. Ich würde es begrüßen derweil alle Einzelheiten von euch zu erfahren. Ich bin mir sicher, dass Ember wohlauf ist. Sie ist keineswegs zu unterschätzen und ich vertraue ihren Fähigkeiten. Das solltet ihr auch tun", entgegnet Sekurion und lässt Eliana somit inne halten. Seufzend lässt sie die Schultern nach vorn fallen und nickt stumm.
„Wie sie wünschen, Sir", murmelt sie, ehe Nathaniel bereits von zwei muskelbepackten Magiern aus dem Raum geführt wird.
„Wartet!", entkommt es ihr plötzlich und umklammert Nathaniels Handgelenk, während sie ihm erschrocken entgegensieht.
„Wann hast du Ember das letzte Mal gesehen? Sind deine beiden Kameraden dazu in der Lage sie zu verletzen? Würden sie ihr etwas anhaben können?", bombardiert sie ihn mit Fragen auf die er lediglich spitzbübisch grinsend den Kopf neigt. „Ich weiß nicht..meine Erinnerungen sind recht benebelt. Abgesehen davon..habe ich mich freiwillig dazu entschieden zu fliehen ohne Embers Kehle zu durchtrennen. Ob Kenny und Kiara das jedoch genauso tun würden kann ich nicht sagen", entgegnet er, was der Blondine das Herz in die Hose rutschen lässt.
„Du-", knirscht sie wird jedoch von einem der Magier zur Seite gedrängt.
„Bitte haltet etwas Abstand, Lady Eliana", weist er sie zurecht, woraufhin sie lediglich die Brauen zusammenzieht und zusehen muss, wie er abgeführt wird und dabei ein Lächeln auf den Lippen trägt.
„Dieser Wicht..was denkt er wen er vor sich hat", knirscht sie und wird von Midan zurückgehalten. „Beruhige dich. Er hat dich mit Absicht provoziert", erklärt er, woraufhin sie ergeben seufzt.
„Ich weiß, doch..was wenn er recht hat?", flüstert sie, ehe Sekurion sich räuspert.

„Nun Lady Eliana, ich bin ganz Ohr", fordert er sie auf ihm Bericht zu erstatten, was sie schweren Herzens auch tut.
„Ich verstehe. So kamt ihr auch zu dem Schluss, dass Ember bereits hier sein eingetroffen ist", entgegnet er nachdem Eliana ihm von den Geschehnissen der letzten Monate berichtet hat. „Dank Tariks Nachricht bin ich bereits ein wenig im Bilde gewesen, doch dass die Lage bereits so ernst ist habe ich nicht erwartet. Wann genau sagtet ihr habt ihr das Gespräch zwischen Prinz Karem und den Konoda mitangehört?", hakt er nach.
„Das muss vor etwa zehn Tagen gewesen sein", entgegnet Eliana nachdenklich.
„Seither haben sich auch keinerlei Neuigkeiten über Prinz Karems Rückkehr an den Königshof aufgetan, was darauf schließen lässt, dass er sich noch nahe der Grenze befindet", ergänzt Midan und zieht somit den prüfenden Blick Sekurions auf sich.
„Ihr wollt damit andeuten, dass er auch nicht die Absicht hat zurückzukehren?", hakt Sekurion nach und erntet bestätigendes Nicken seitens des Blauhaarigen.
„Wenn ich offen zu ihnen sprechen darf, Sir..ich habe die Vermutung, dass der zweite Prinz seine Truppen nahe der Grenze sammelt und von dort aus einen direkten Einmarsch plant. Da wir bereits vor gut zehn Tagen davon erfahren haben und sich seither nichts Neues ergeben hat wird es wohl nicht mehr lange dauern. Genauer gesagt-", erklärt Midan, wird jedoch von der Nummer eins der Generäle unterbrochen.
„Kann es jederzeit soweit sein", beendet er Midans Gedankengang und erntet wieder nur bestätigendes Nicken. „Sollte das stimmen haben wir wahrlich kaum Zeit uns vorzubereiten. Ein großangelegtes Abwehrmanöver zu planen würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen", spricht Sekurion seine Gedanken laut aus.
„Haben sie denn keinen Notfallplan für solche Fälle?", hakt Eliana ein und zieht sich ihr Seidenhaarband enger um den Pferdeschwanz. „Nun..im Normalfall besteht ein Notfallplan, doch..da wir General Veros derzeit nicht trauen können fällt sein Einsatz samt seines Trupps flach. Die einzig verfügbaren Kräfte bestehen aus General Sorins Trupp, Kalens Trupp sowie dem Trupp meiner Wenigkeit. Allerdings sind einige Truppmitglieder aller Einheiten vor einigen Tagen zu einer großangelegten Mission im Schwarzdornwald im Westen des Königreichs aufgebrochen. Momentan befindet sich nur die Mindestbesatzung in der Hauptstadt", erklärt er seufzend und fasst sich an die Nasenwurzel.
„Sie müssen General Kalen aus dem Kerker holen! Gemeinsam mit ihm und seinem Trupp wird er eine große Stütze sein. Ich bin mir sicher, dass sie gute Chancen haben, Sir. Ihr Trupp besteht schließlich aus den Besten der Besten", entkommt es Eliana nervös, während sie auf dem Stuhl hin und her rutscht. Die Nervosität ist ihr deutlich anzusehen, was auch Midan nicht entgeht.
„Wenn die Hauptstadt das einzige Ziel des Prinzen darstellt vielleicht, doch..anders als wir hatte er mehr Zeit alles vorzubereiten. Sowie ich das verstanden habe hat er vor das gesamte Königreich Adaron zu stürzen. Er wird es wohl nicht bei einem Angriff auf die Hauptstadt belassen", erklärt er, was Eliana schwer schlucken lässt.
„Ihr wollt damit doch nicht sagen, dass er deshalb entlang der Grenzgebiete gereist ist, um seine Truppen zu positionieren? Aus dem Gespräch zwischen ihm und dem Ältesten der Konoda ist nicht herauszuhören gewesen, dass es sich um einen Großangriff handelt. Dass er die Hauptstadt zuerst angreift ist mehr als wahrscheinlich. Es ergibt nur so einen Sinn", kontert Eliana nervös und fährt sich durch die Haare.
„Ich stimme euch zu, jedoch..ein zeitgleicher Angriff ist nicht auszuschließen. Es war ohnehin schon für eine viel zu lange Zeit ruhig im Königreich Trios. Sie waren bedacht darauf kein Aufsehen zu erregen. Was heißt das im Umkehrschluss, Lady Eliana?", stellt er ihr nun direkt die Frage, auf die sie nicht antworten möchte. Ihre Augen weiten sich betroffen bei der Erkenntnis.
„Nein..meine Eltern..unsere Stadt..", haucht sie, während Midan ihr behutsam eine Hand auf die Schulter legt.
„Sie werden mit Sicherheit klar kommen", versucht er sie zu beruhigen.
„Du verstehst das nicht! Der Osten des Reiches wird von General Veros und seinem Trupp beschützt. Wenn dieser sich weigert..wenn er nicht Teil der Gegenmaßnahmen sein wird..", entkommt es ihr aufgebracht, ehe sie zu Sekurion sieht.
„Diese Möglichkeit müssen wir in Betracht ziehen. Ich kann euch jedoch in Anbetracht der Situation nicht nach Hause schicken. Es wäre schlichtweg zu gefährlich. Im Osten des Reiches befinden sich tatsächlich ausschließlich Magier, welche Veros' Trupp zugeteilt sind. Sollten sie in die Machenschaften des zweiten Prinzen verwickelt sein werden sie euch erbarmungslos niederstrecken oder dabei zusehen, wie Soldaten der Garde es tun werden. Ich bitte euch darum die Truppen hier zu unterstützen. So schwer es auch sein mag..glaubt mir bitte, dass mir diese Entscheidung nicht leicht fällt. Dennoch werde ich einige Magier des schwarzen Rings, die noch im Hauptquartier auf Abruf stehen in den Osten entsenden. Sie werden die Bevölkerung evakuieren so gut es geht", wirft Sekurion ein, was Eliana die Fassung verlieren lässt.
„Was? Nein! Ich werde augenblicklich nach Hause reisen! Ich kann meine Eltern doch nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen! Ich kann ihnen helfen! Ich bin stark genug dafür! Ich muss..ich muss ihnen helfen..ich bin doch..ich bin die Repräsentantin des Hauses Akela! Ich darf nicht zurückweichen. Nicht jetzt!", brüllt sie aufgebracht und springt vom Stuhl auf. Ihr Blick ist wahnhaft, weshalb Sekurion seufzt, ehe er ihr eindringlich entgegensieht.
„Genau deshalb darf ich euch nicht gehen lassen, Lady Eliana. Im Notfall seid ihr alles, was der Osten des Reiches noch hat. Ihr dürft unter keinen umständen sterben", kontert er und ballt seine Hand zur Faust. „Vergesst nicht..Auch Ember ist noch irgendwo da draußen", fügt er sanfter hinzu, doch das stößt auf taube Ohren. „Gerade deshalb sollte ich nach Hause! Ember wird die Hauptstadt schützen. An eurer Seite kämpfen, während ich mich um den Osten kümmere! Ich bitte euch, Sir. Unsere Eltern sind alles, was wir noch haben. Ich könnte es nicht ertragen wenn Ember neben General Kalen auch noch unsere Eltern verliert!", schreit die Blondine aus vollem Halse und unterdrückt aufkommende Tränen.
„Ihr seid kein Teil des schwarzen Rings, weshalb es mir nicht gestattet ist euch Befehle zu erteilen, Lady Eliana. Dennoch bitte ich euch noch einmal darüber nachzudenken. Ich verstehe eure Situation. Ich weiß auch um euer Verhältnis zu Ember. Es war mehr als ersichtlich. Ihr sollt wissen, dass ich euren Mut und eure Aufopferungsgabe schätze. Ich weiß, weshalb ihr so denkt, doch..bedenkt dabei, dass es weder Ember noch euch nützen wird solltet ihr dort euren Tod finden", beendet Sekurion seine Einwände, woraufhin Midan sich erhebt.
„Ich verstehe eure Bedenken. Ich schätze es sehr, dass sie so um Elianas Sicherheit besorgt sind, Sir. Doch, bitte..machen sie sich darüber keine Gedanken. Ich werde nicht zulassen, dass Eliana etwas zustößt. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen. Lassen sie uns gehen. Sollte es zu gefährlich werden bringe ich sie augenblicklich in die Hauptstadt zurück", mischt Midan sich ein und verneigt sich demütig während er dunklen Nebel aus seiner Handfläche strömen lässt. Er zeigt Sekurion ein Bruchstück seiner Kraft, was die Nummer eins sofort versteht. Eliana hingegen schielt überrascht zu ihm, ehe Sekurion erneut hörbar seufzt. „Du bist ein Kestrel, nicht wahr?", hakt der General nach und erntet stummes Nicken seitens Midan. „Du hast Lady Eliana bisher begleitet und beschützt..Ich weiß durchaus wie gefährlich es im Königreich Trios ist. Ich mag deine Fähigkeiten zwar nicht in vollem Maße kennen, doch allein das sagt mir, dass du überaus fähig bist. Deine Schattenmagie kann dich und Lady Eliana problemlos von Ort zu Ort bringen wie mir scheint. Ich vertraue dir daher die Repräsentantin des Ostens an. Bitte kehrt augenblicklich um, sollte es brenzlich werden. Vermeidet Kämpfe und versucht so viele Bürger wie möglich zu evakuieren. Schickt sie in die unterirdischen Bunker der Hauptstadt. Sobald ihr alles getan habt, was in eurer Macht steht kommt sofort zurück. Wir können jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können", weist Sekurion den dunklen Magier an, der sich erneut tief verneigt.
„Ich danke ihnen, Sir. Wir werden zurückkehren und sie unterstützen", entgegnet Midan woraufhin Sekurion stumm nickt.
„Nun geht..Nehmt die magischen Wesen mit euch. Sie werden euch eine Hilfe sein", meint der General und deutet auf den Schattenpanther und Setto, ehe die beiden Magier sich auf den Weg machen. Seufzend fasst Sekurion sich an die Stirn. Eliana wäre ohnehin losgestürmt. Er hätte es nicht verhindern können. Nachdenklich schielt er aus dem Fenster. Dieser Kestrel jedoch scheint fähig genug zu sein, um sie am Leben zu halten. Er kennt ihre Beziehung zueinander nicht, doch er konnte deutlich sehen, dass der junge Mann es ernst meint. Wieso er sich auf die Seite Adarons schlägt ist ihm trotz allem ein Rätsel. „Wir werden sehen..", murmelt er leise und widmet sich konzentriert der Kontaktaufnahme zu den übrigens Trupps, um sie ins Bild zu setzen.

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