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Alec's Sicht

„Aber wie soll ich mir das denn merken? Und wofür brauche ich später mal die Zusammensetzung des Granits?" Der Junge vor mir ließ geknickt die Schulter hängen. Aufmunternd lächelte ich ihn an. Meine Hand legte ich brüderlich auf seine.

Ich verstand gut seinen Gedankengang. Schule schien nicht immer leicht und nicht immer fair. Aber so war das ganze Leben nicht. So sehr ich es liebte am Leben zu sein, verstand ich auch die Menschen, die Frust dem ganzen Gegenüber empfanden.

Es war gerade Pause. Hodge, der beste Freund von Max saß mit mir zusammen auf einer Holzbank, welche überall hier verteilt standen. Die erste Klassenarbeit stand an und das genau in Geographie. Seine Haare, welche im Licht fast grau erschienen, ergaben sich dem leichten Windspiel.

Hodge mochte dieses Fach nicht und empfand es eher quälend als spannend. Ich konnte ihm nur zustimmen. Bis heute war es das einzige Fach, welches mein Interesse auf dem untersten Level hielt.
Geographie legte alles fest. Welches Gestein, welcher Ort wo lag. Geographie zeigte uns den Weg in eine Stadt, berechnete wie schwer der Berg war. Doch es brachte uns nicht bei, wie wir ihn versetzten. Es zeigte uns nicht die Wege, die wir noch zu gehen hatten.

Trotzdem versuchte ich ihm zu helfen. „Feldspart, Quarz und Glimmer, die vergess ich nimmer." Von Max wusste ich das Hodge Reime und Sprüche mochte. Diese Eselsbrücke kam mir deswegen sehr gelegen. Ein Hoch auf die Person welche solche Wege gebaut hatte.

Dieser sah jetzt begeistert zu mir. Auch Max der uns nur sanft durch seine Brille beobachtet hatte, strahlte in sich hinein. Hodge und er sind miteinander groß geworden. Sie waren Gefährten, kleine Einzelgänger die zum Glück immer einander hatten und nichts mehr brauchten, als sich selbst und ihre Freundschaft.

„Ich weiß, das es komisch ist, aber du wirst es vielleicht wirklich nicht mehr später brauchen. Aber genau dafür sind wir auch hier. Wir wegen ab was uns Spaß macht und was uns noch weiter begleiten soll. Die Noten sind wichtig aber sie machen dich nicht aus. Sie bewerten dein Wissen aber nicht dein Charakter. Und allein das du übst und dein bestes gibst, ist mehr als genug um ein toller Junge zu werden. Okay?"

Hodge nickte mir mit einer Sicherheit zu, das ich wusste das es ungefähr das sein musste, was ihn wieder Mut gab. Schule war ein auf und ab. Zwischen aufgeben und weiter machen, waren Noten ein kleines Übel. Schule war ein komisches Konstrukt. Es war nicht alles richtig. Aber genau sie begleitete uns nun mal.

"Habe ich nicht einen tollen Bruder? Was würde ich nur ohne dich machen." Max klopfte mir leicht auf die Schulter. Es ließ mich melancholisch lächeln. Eigentlich versuchte ich genau das. Ihm so viel weiter zu geben, das er auch ohne mich alles schaffen kann. Ich vertraute ihm da voll und ganz. Egal wann ich vielleicht bei seinem Lebensweg ausstieg, so wusste ich das er es allein großartig meistern würde.

Ich küsste seine dunklen Haare brüderlich. Zog den süßlichen Geruch von seinem neuen Pokemon shampoo auf und wusste ich würde diesen Moment nicht vergessen.

"Ich drücke euch beide die Daumen. Max wir sehen uns später. Die Brille steht dir übrigens ganz zauberhaft." Ich stand während ich redete auf. Ich wusste das manche doofe Kommentare gefallen waren. Dennoch lächelte mich mein kleiner Bruder stolz an. „Mittlerweile haben sich alle dran gewöhnt. Es stimmte also, das alles seine Zeit braucht." Ich zwinkerte meinen kleine Bruder zu, bevor ich beiden zu winkte. Noch während ich über den schotternden Weg lief, erblickte ich Magnus.

Es waren mittlerweile zwei Wochen vergangen wo wir zusammen saßen. Wir hielten kleine Unterhaltungen, die ich ungern als Small talk bezeichnen würde. Denn sie hatten für mich eine gewisse Tiefe. Eine gewisse Atmosphäre, welche mich in den Glauben ließen das, das mir für immer zu reichen würde. Das ich nie mehr haben wollte von ihm. Ich ließ keine Gedanken, keine Phantasie zu. Nicht wenn es um Magnus ging.

Ich hatte mir geschworen auf die Liebe zu verzichten. Mir sollte es reichen von ihr zu wissen, sie zu fühlen war ein Funken, den ich nicht erklimmen ließ. Und sollte mich dieses Gefühl doch ereilen, dann werde ich eifersüchtig auf den Regen sein. Auf den Regen, der meinen liebenden Menschen berühren darf. Ich wäre neidisch auf den Nebel, welchen meinen Liebenden umarmen könnte. 

Ich werde von weitem schauen und immer daran denken, daß es besser ohne mich ist. Denn im größten Sturm muss ich niemanden zurück lassen. Nur meine Familie und das ist schon schwer genug.

"Vielleicht ist er das Risiko wert?" In allen Gedanken und Träumereien habe ich nicht mitbekommen, daß mein Blick auf Magnus ruhte. Mir war nicht bewusst, daß ich stehen geblieben war, nur um ihn weiter ansehen zu können. 

Doch jetzt stand Izzy neben mir. Sie sah mich aufmunternd an. Ich wusste das sie es nur gut meinte. Die Liebe war schon oft ein Thema.

"Magnus ist so viel mehr wert als dieses Risiko." Ich wusste das er viel Einfluss auf mich hatte. Doch mir war nicht bewusst, daß er es war, der mich um meine  Selbstkontrolle bringen könnte. "Weißt du wie oft ich dich beobachte wo ihr euch gegenseitig heimlich anstarrt. Und das ist nicht erst seit diesem Schuljahr."

Sanft lächelte ich Izzy an. Damit versuchte ich ihr zu signalisieren das mir das gesagte nichts ausmachte. Doch eigentlich zerriss mich dieser Gedanke genau die Kontrolle darüber zu haben, das nichts passierte. Schon oft spielte ich mit der Überlegung mich von Magnus weg zu setzen. Der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Aber das war ich nicht. Der leichtere Weg war nicht immer der Beste.

"Das wird aber an meiner Einstellung nichts ändern." Ich brachte diesen Satz mit einer Überzeugung heraus, daß ich mir selber glaubte. "Gefühle kann man nicht verhindern oder verschließen." Izzy wollte schon lange das ich auch jemand hatte. Aber ich war besser allein. "Doch für eine gewisse Zeit kann man das. Es ist nur noch dieses eine Jahr und dann sehe ich ihn nicht wieder. Ich begehre ihn jetzt schon so lange. Warum sollte ich dieses Jahr nachgeben?"

Es war eine ernst gemeinte Frage an meine Schwester. Ich bin besser allein. Daran werde ich immer festhalten. Doch allein der nächste Satz von Izzy ließ den Widerstand erzittern wie Espenlaup.
"Weil zwei Seelen die zusammen gehören, immer zueinander finden."

Damit ließ sie mich stehen und mein Blick glitt ihr hinter her. Sie hatte recht. Doch irgendwie musste ich das aufhalten. Ich musste mich selbst in den Weg stellen. Allein durch meine Überzeugung musste ich es doch schaffen, Magnus die letzten Monate auf Abstand zu halten.

Ich schüttelte nur leicht mein Kopf. Dafür musste er auch erstmal für mich so empfinden. Was ich mir schon wieder für Gedanken machte.

Die nächste Stunde stand an. Mrs. Fairchild stand bereits lächelnd vorn und sah auf ihre Klasse, welche sie von Anfang an hatte. Magnus saß und begrüßte mich damit das er mir seinen Stift hin hielt. Es wurde unser Ritual, sie zusammen stoßen zu lassen. Allein dies ließ mich überall lächeln. 

"Ich begrüße sie zu dieser Stunde und möchte ihnen sogleich berichten, das sie jetzt am besten sehr gut zu hören sollten. Denn es geht um ihre mündliche Abschluss Note. Diese wird zur Hälfte aus einem Referat bestehen, was sie über das ganze Jahr vorbereiten und ausarbeiten werden."

Ein Raunen ging durch die Klasse. Es wurde ernst und das wir so viel Zeit hatten, hieß eigentlich nur, daß es so viel aufwendiger wird. Das wird kein normaler Vortrag.

"Und was viele jetzt freuen wird, sie werden dies nicht allein durch stehen müssen. Sondern mit einem Partner."

Was viele jubeln ließ, hieß für mich eher eine runzelnde Stirn. Ich mochte keine Team Arbeit. Lieber blieb ich allein und kümmerte mich um alles selbst.

"Damit die Arbeit dennoch gerecht aufgeteilt wird, muss ein ausführliches Verzeichnis vorgelegt werden, wer für welchen Abschnitt zuständig war. Und die Teams lege ich fest."

Damit war das tuscheln eröffnet. Jeder versuchte zu erraten wie Mrs. Fairchild die Gruppen zusammen gelegt hatte. Insgeheim hoffte ich, daß es nicht Magnus war.

"So wie sie aktuell zusammen sitzen. Damit wissen sie genau wer ihr Partner ist. Außerdem hatte ich keine Lust Lose zu schreiben."

Jeder wollte es mir wahrscheinlich noch schwerer machen, Magnus aus dem Weg zu gehen. Noch mehr Kontakt als nötig, benötigt mehr Konstanze in meinen Gedanken und Vorhaben niemanden an mich ran zu lassen. Umso mehr Gespräche bedeutet viel mehr Selbstkontrolle, meine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich musste Magnus vor mir beschützen. Daran bestand kein Zweifel.

Magnus Sicht

Ich sah ihm an, daß Alec mit dieser Auswahl seines Partners nicht einverstanden war. Es schmerzte. Mehr als es eigentlich sollte. Doch Gott was sollte ich machen? Alec hatte mich nie wieder los gelassen und allein das ich jemanden so lang hinter her sah, war ein Zeichen.

Doch er war gerade auf den besten Wege all diese Vorstellungen kaputt zu machen. Hatte ich mir die Blicke auf mir immer nur eingebildet?

Ich hielt inne und erinnerte mich an diese ganzen kleinen Momente mit Alec. All diese Wahrheit die da zwischen uns war, sollte nichts bedeuten? So sehr habe ich mich getäuscht?

Das konnte ich mir nicht vorstellen. Das wollte ich nicht wahr haben. Das durfte nicht so sein. All diese Hoffnung welche er mir selber auf den Weg gegeben hatte.

"Denkst du wir schaffen das?" Es waren seine Worte, die mich auf schauen ließen. "Ich denke es nicht..." Kurz hielt ich inne. Sollte ich die nächsten Worte sagen? Ich hatte nichts zu verlieren. Nur die Enttäuschung konnte wachsen.

"Ich weiß, das wir es schaffen."

Was wolltest du früher  einmal werden?"

Immer wenn ich über eure Fragen nachdenke, so habe ich natürlich immer die Antwort in meinen Kopf. Die Frage habe ich erst vor kurzer Zeit selber gestellt bekommen. 

Und die erste Antwort in meinem Kopf  war : ein guter Mensch.

Wenn ich es aber wirklich auf den Beruf ziehe, dann war es schon immer das was ich auch geworden bin. Krankenschwester war immer mein erster Wunsch und diesen habe ich mir auch erfüllt. Ich liebe diese Arbeit. Es ist eine Berufung, der ich gern nach gehe.

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