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Alec' Sicht
Magnus Bane. Der bunte Vogel dieser Schule. Sämtliche Farben trug er und jede einzelne stand ihm nur noch besser. Er war ein Regenbogen, voller Schönheit und genau wie jeder anderer, so unerreichbar. Ich nannte ihn ein Regenbogen, um im nächsten Moment zu hoffen das er auch während einer Regenzeit so scheinen konnte. Ich hoffte das, wenn er nach Hause kam, genau so strahlte, wie hier. Ich hoffte, das er immer mit der Sonne wanderte.
Die Schulglocke ließ mich aus meinen Gedanken wiederkehren.
Magnus blieb meist in seiner Gruppe, die aus Ragnor und Cat bestand. Man grüßte sich und das war es auch schon wieder. Es war nicht viel. Es reichte mir nicht aus. Doch das musste es.
Von Anfang an zog es mich zu diesem Jungen. Sobald ich in der Schule war, suchten meine Augen ihn. Er raubte mir nicht den Atem. Sondern er ließ mich aufatmen, was für mich ein viel schönerer Augenblick war, wusste ich doch wie schwer es war, genau das nicht zu können. Durchatmen.
Ich weiß nicht was es war. Vielleicht dieses geheimnisvolle und zugleich schrille an ihm? Oder das er soviel Selbstbewusstsein in sich trägt, das es für eine ganze Klasse reichen würde? Es kann aber auch sein, das es das Wissen war, das er nie Mein sein würde.
Jedes Schuljahr entfernte sich die Chance Magnus Bane näher zu kommen. Obwohl wir einen so guten Start hatten. Doch es war besser so. Im Grunde genommen wollte ich niemanden näher kommen. Ich hielt in meinem Fall nichts von Beziehungen.
Würde ich meinen Partner doch nur in das Unglück stürzen. Er wäre ein Soldat, vollkommen unvorbereitet auf den Kampf der irgendwann wieder anfangen würde. Dafür gab es keine Waffen, kein Schutz, nur Trauer. Niemanden wollte ich das antun. Auch wenn ich so auf die Liebe verzichten müsste.
Ich unterbrach diesen Blickkontakt zu ihm. Unsere Klassenlehrerin Mrs. Fairchild lächelte mir entgegen. „Alec, schön dich zu sehen. Dein Platz wird dieses Mal neben Magnus sein. Ich hoffe ihr versteht euch." Der Blick von ihm ruhte weiterhin auf mir. „Da brauchen sie sich keine Sorgen machen."
Magnus Sicht
Es war der unerreichbare, höfliche und stets freundliche Alexander Lightwood, der neben mir mit einem kleinen Lächeln Platz nahm.
Ein Schulschwarm durch und durch. Aufgrund seiner Art, die so besonders war, kam er bei allen gut an. Niemand hatte etwas gegen ihn und niemand wusste etwas über ihn. Er war so verschlossen, nie ließ Alec zu das ihm jemand zu nah kam.
Wahrscheinlich noch ein Grund mehr warum ich ihn so interessant fand. Schon oft hatte ich mit meiner besten Freundin Cat über ihn philosophiert. Nur sie stimmte mir zu, das Alec eine kleine Fassade überschattete. Irgendwas versuchte er zu verstecken. Und das anscheinend sehr erfolgreich.
Über jeden gab es mal Gerüchte. Nur nicht über meinen neuen Sitznachbarn. Ich erinnerte mich noch genau an unseres erste zusammen treffen.
Ich war vierzehn als ich in diese Schule kam. Meine Eltern hatten geschäftlich hier Fuß gefasst. Es störte mich nicht, Cat kannte ich bereits vorher, hier anzukommen fiel mir nicht schwer.
Nur die Orientierung zu behalten war etwas, was ich bis heute nicht konnte. Und so verlief ich mich.
Eine Eigenschaft die ich bestens beherrschte und welche mir immer wieder neue Wege zeigte.
Damals hatte ich mich allerdings ziemlich gefrustet auf den letzten Treppenstufen nieder gelassen. Mein Kopf hatte ich in meinen Schoß vergraben.
Es war nicht wirklich mein Tag, solang bis ich die samtige und helle Stimme eines dunkelhaarigen hörte. Der Stimmbruch musste bei ihm noch ausstehen.„Kann ich dir helfen?" Erschrocken hatte ich aufgeblickt. Seine Augen trafen meine. Sie waren dunkelblau, im Einklang mit einer lieblichen Nacht.
Ohne das ich etwas gesagt hatte, setzte sich Alexander neben mich. Aufmunternd lächelte er mir entgegen. Gott, mein Herz war viel zu schnell in diesem Moment.
„Ich hab mich verlaufen." Ich warf es einfach in den Raum zwischen uns. „Ich fühle mich hier eigentlich wohl und habe alles was ich brauche, doch irgendwie..." Nie habe ich den Satz beendet. Brauchte ich auch gar nicht.
Alexander verstand. Viel zu schnell und doch hätte ich mir niemanden sonst neben mich gewünscht.
„Ich fühle mich auch manchmal allein, obwohl ich in Gesellschaft bin. Und meist denke ich nur daran, das es irgendwann anders aussieht in mir drin. Zumindest verliere ich da nie die Hoffnung. Das hilft ungemein."
Die Worte haben sich in mein Gedächtnis gebrannt wie ein Tattoo unter die Haut. Sie haben mir so viel gegeben. Und nie habe ich mich bedankt. Sie waren, sind und bleiben der Grund jeden Tag weiter zu machen.
Danach hat er uns beide in den richtigen Raum gebracht und das war unser erster Moment. Es folgten viele kleine, stets besondere Minuten, die nur uns gehörten.
Sie brachten immer Frieden.
Es war so ein großes Wort. Frieden. Es wird beschrieben als ein sehr heilsamer Zustand der Stille. Und genau das war es was ich mit meinem Gegenüber verband. All diese kleinen Funken welche sich in mir versprühten, wenn wir uns kurz fanden. Sie waren so bedeutsam. Zu bedeutsam dafür, das wir keine Beziehung zueinander führten.
Doch uns gehörten immer wieder nur diese wenigen Minuten. Niemals länger. Es brachte mich dazu die Zukunft antreten zu wollen. Nur damit Alexander und ich mal wieder so einen kleinen Marmeladenglas - Moment erleben konnten.
Es lag noch so viel ferne Zeit vor mir. Vor uns allen. Keiner konnte in die Zukunft schauen.
Das wollte ich auch gar nicht. Die Zukunft würde immer im Dunkeln liegen. Sie wartet darauf das wir unser Licht auf dieses Ungewisse werfen. Die Zeit, die vor uns liegt, möchte erwidert werden. Jedes Ereignis müssen wir selbst mit Leben füllen. Wir allein hatten es in der Hand, wie wir das kommende gestalten.
Es kann nicht immer alles schön sein. Manchmal klopft das Herz voller Trauer, Liebeskummer oder unergründliche Gefühle. Jede Herausforderung war eine Einladung zum wachsen. Wir lebten das Leben vorwärts, doch verstehen tuen wir es nur rückwärts.
„Dann bestreiten wir das Jahr zusammen ja?" Ich blickte in diese unergründlichen Augen, die mir stets ein sicheres Gefühl einhauchten. Heute war seine Stimme tiefer und rauer. Aber immer noch angenehm, so wie die eines Vorlesers. „Ja ich glaube schon." Obwohl ich mich vorher räusperte, klang meine Stimme leise.
Alexander nickte und streckte mir dann seinen Kugelschreiber entgegen „Dann stoßen wir jetzt auf dieses Abenteuer an." Ich nahm meinen Stift und im Einklang, als hätten wir dies schon immer gemacht, ließen wir sie gegeneinander prallen. Wie Weingläser an einem vertrauten Abend.
Lächelnd blickten wir beide nach vorne. Mrs. Fairchild erklärte uns das letzte Jahr. Es standen viele Klausuren an. Allein vor Physik gruselte es mich. Egal was ich versuchte oder wen ich fragte, ich verstand es nicht.
Physik war ein Universum welches mir nicht zugänglich erschien. Das wusste jeder.
Unsere Klassenlehrerin teilte uns mit, das es eine kleine Gruppe geben würde, die sich um den Abschluss Ball kümmert. Cat und ich meldeten uns sofort.
„Dann weiß ich ja, das es ein toller Abend wird." Erstaunt sah ich Alexander an. Mit einem schiefen Grinsen blickte er zu mir. Wahrscheinlich färbten sich meine Wangen leicht rosig. „Das nehme ich mal als Kompliment."
Die Klingel, die den Unterricht von der Zeit beendete, brachte uns nur kurz aus dieser Unterhaltung. „Darfst du gern."
Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, das ein Lächeln, so ehrlich und rein, das es dein Herz ebenfalls zum Lächeln bringt, unbezahlbar sei. Ich konnte mit stolz sagen das sie recht hatte.
Diese gehobenen Mundwinkel, welche leichte Grübchen bei Alexander bildeten, waren das schönste was ich seit langem gesehen habe.
„Hiermit ist die Stunde beendet." Mrs. Fairchild schloss auch von ihrer Seite die erste Stunde des neuen Jahres. Sie riss uns aus dieser Blase wo es nichts gab außer Ehrlichkeit.
Alexander und ich packten unsere Sachen zusammen. „Magnus wir müssen uns unbedingt mit den anderen beiden aus der Parallelklasse zusammen setzen. Dieser Abschluss wird legendär." Cat und Ragnor traten neben mich.
„Hi Alec." Synchron begrüßten sie den Schulschwarm. „Hallo, schön euch beide zu sehen." Kurz hob er seine Hand, mit einem kleinen Nicken zu mir verschwand er aus dem Raum. Noch lange blickte ich auf den Fleck wo ich ihn zuletzt gesehen habe.
Alexander sah man gerne an. Mit seinen 1,90 und den schlanken Körperbau, war er von Anfang an ein Hingucker.
Ein Boxer auf den Oberarm holte mich in die Realität zurück. Empört sah ich Ragnor an. „Du starrst. Wie immer. Alec ist und bleibt ein normaler Junge. Er ist nicht vom Himmel gefallen."
Ragnor konnte meine Begeisterung für diesen Menschen nie verstehen. Das musste er auch nicht. Ich verstand es ja selber kaum.
Bei diesem Atemzug wusste ich nur nicht, das Alec mich dem Himmel näher bringen würde, als jedes Flugzeug mit welchen ich bis jetzt geflogen bin.
Das Jahr neigt sich ganz langsam dem Ende zu. Wie war es bisher für euch?
Das Jahr 2024 war für mich wahrscheinlich das Jahr, welches mich auf den Boden kriechen lassen hat. Obwohl ich schon so abgehärtet war.Da war viel wütendes, trauriges, Kräfte zehrendes, viel Atem raubendes. Menschen die nichts in sich trugen außer Leere.
2024 hat mir gezeigt, das Mut viel schöner als die Angst ist. Denn es war Mut, der mich aus diesem Abgrund heraus geholt hat.
Und trotz das ich 2024 die meiste Zeit nicht lachen konnte, habe ich diesem Jahr auch zu danken. Denn ohne diese Monate, hätte ich nicht gelernt, mich selber wieder zu lieben. Ohne dieses Jahr hätte ich nicht erkannt, was Liebe wirklich bewirken kann. Ich hätte nicht die Stärke die ich jetzt habe.
Ich hoffe für jeden einzelnen das dieses Jahr euch bis jetzt mehr schöne Momente gebracht hat. Und wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann möchte ich euch sagen das, das Leben uns nicht einfach so weh tut. Ja in diesen Momenten erscheint es so grausam, aber ihr könnt mir glauben, das dieses Leben liebenswert ist. Achtet auf die kleinen Dinge. Sei es der Kaffee am morgen oder die warme Badewanne am Abend. Glaubt an euch und die Zeit, die hoffentlich ganz bald besser wird.
Und wenn ihr gerade etwas entscheidet müsst, dann nehmt die zweite Variante. Denn wenn es wirklich die erste wäre, würde es die zweite nicht geben.
Ach! Fast hätte ich das wichtigste vergessen, Reden. Auch wenn es manchmal so schwer erscheint, die Wahrheit und die Gefühle in sich auszusprechen. Es ist nach der Erkenntnis, der nächste Schritt zum heilen.
Es ist außerdem nichts schlimmes daran, professionelle Hilfe anzunehmen. Denn wir leben in einer Welt wo der Gute zum Psychologen geht, nur um zu lernen, mit dem zurecht zu kommen, was der Schlechte getan hat.
Dabei möchte ich nicht sagen, das es schlechte Menschen gibt. Manche wissen einfach nicht wie man richtig handelt. Sie kennen die Grenzen nicht und verletzten damit die Menschen, die ihnen am nächsten stehen. Sie haben nicht gelernt, das Gefühle etwas schönes sind.
Ich könnte ewig darüber schreiben und deswegen beende ich diesen Vortrag damit, das ich zwar kein Psychologe bin und nicht solche hilfreichen Sätze besitze. Doch ich kann wahrscheinlich genau so gut zu hören.
Ihr wisst wo ihr mich findet.
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