Jason
„Blaire?"
Völlig verwirrt hob ich meinen Blick . Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Mein Kopf spielte Liz' Worte, wie in einer Dauerschleife, immer und immer wieder, durch. Und jedes Mal brach es mir erneut das Herz.
Rose legte den Kopf schief und suchte in meinem Gesicht nach Antworten . Versuchte meine Gedanken zu lesen. Sie war die einzige, der ich nichts Vorspielen musste. Es war ein verdammt gutes Gefühl ehrlich sein zu dürfen.
„Ich weiß, dass das mit Liz nicht in Worte zu fassen ist und du deine Schwester liebst...aber-"
Sie brach ab und legte ihre Hand auf meine, während ein trauriges Lächeln ihre Lippen umspielte. Ihre Hand lag dort, wo auch Liz' lag. Wo sie lag, bevor sie mich allein ließ. Ein unangenehmer Schauer schüttelte meinen Körper und ich versuchte meine Sicht klar zu halten, versuchte nicht von meinen Gefühlen überwältigt zu werden,welche an der Oberfläche kratzten.
„-Vergess dich dabei nicht selbst. Du bist so damit beschäftigt Liz zu lieben, dass du dich selbst dabei verlierst. Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber du musst lernen dich selbst mal an erster Stelle zu stellen."
Ich entzog mich ihr und wand den Blick ab, da ich ihren mitleidigen nicht ertragen konnte.
„Du weißt, dass ich das nicht kann.Liz wird für mich immer an erster Stelle stehen. Was ich möchte spielt keine Rolle"
Sie seufzte.
„Aber das sollte es. Du bist auch wichtig, B"
Auch wenn ein Teil von mir wusste, dass sie Recht hatte, würde ich mir diese Wahrheit niemals eingestehen. Meine Schwester hatte Priorität. Ihr sollte es an nichts fehlen. Und auch wenn ich wusste, dass diese Gedanken toxisch waren und Liz das niemals gewollt hätte, schaffte ich es nicht diese Gedanken abzuschütteln.
„ Vielleicht" antwortete ich knapp.
Ein Blick zu Rose verriet mir, dass auch ihre Augen verräterisch glitzerten. Ich wusste, dass meine Worte ihr weh taten, trotzdem konnte sie mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen.
Als sie ihre Lider öffnete, sah ich die gewohnte Lebensfreude. Ich war froh, dass sie dieses Thema ruhen ließ und nicht weiter versuchte auf mich einzureden, mich umzustimmen . Das würde ich nicht verkraften. Rose nahm mich mit Ecken und Kanten. Und ich hoffte, dass sich das auch niemals ändern würde.
„Ich weiß ich begehe einen Fehler, aber ich brauche deinen Rat." Zuerst dachte ich es wäre wirklich etwas Schlimmes passiert, aber als sie zu Strahlen begann, ahnte ich Böses.
„Du musst mir helfen! Ich weiß einfach nicht, was ich auf Jason's Geburtstagsfeier tragen soll"
Sie sagte das mit so einer Ernsthaftigkeit, als würde das Schicksal der Welt davon abhängig sein. Naja, in ihren Augen war dem wohl auch so. Ich konnte mir nur schwer mein Lachen verkneifen. Verzweifelt blickte sie mich an, während ihre Mundwinkel noch immer zu einem Lächeln verzogen waren. Jason war der Junge auf den sie schon seit Ewigkeiten stand. Und auch wenn sie schon genau solange versuchte seine Aufmerksamkeit zu bekommen, beachtete er sie nicht. Zumindest war sie davon felsenfest überzeugt, egal wie sehr ich versuchte ihr das Gegenteil zu beweisen.
Auch wenn wir beste Freundinnen waren konnten wir einander mehr schlecht, als Recht überzeugen. Ziemlich ironisch wie ich fand.
Denn was Rose nicht sah war, dass Jason genauso für sie empfand, wie sie für ihn. Das konnte jeder sehen. Nur Rose und Jason nicht. Jason war charismatisch und chamant. Er kam mit jeden klar und der Ruf seiner guten Party's eilte ihm voraus. Wenn es aber seine eigenen Gefühle betraf, blieb er ein unbeholfener Vollidiot. Er mochte Rose, wollte es sich aber nicht eingestehen.
Und solange beide so uneinsichtig blieben, würde sich dabei sobald nichts ändern. Es war zum verrückt werden.
„Willst du als modisches Desaster enden?" demonstrativ blickte ich an mir herunter. Wenn jemand keine Ahnung von Stil hatte, dann war das ich. Sie verdrehte die Augen.
„Nein, aber da du meine einzige beste Freundin bist, nehme ich das in kauf" lachte sie und knuffte mir in die Seite.
„Das will ich doch hoffen"
„Aber jetzt mal Spaß beiseite, ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann" schmunzelte ich. Sie seufzte theatralisch, so als hätte ich nicht verstanden, was sie mir sagen wollte.
„Ich brauche ja nicht deine Meinung, sondern seelische Unterstützung."
„Also im Klartext: Du willst einkaufen und ich soll dir jedes Mal, wenn du aus der Kabine kommst, sagen wie atemberaubend du aussiehst?" Als ich ihr breites Grinsen sah, seufzte ich ergeben.
„Ich wusste du verstehst mich"
Mir graute es schon jetzt vor dem, was mir bevorstand.
~•~
Und ich sollte recht behalten. Rose probierte so viele Kleider an, dass ich mich schon manchmal fragte, ob sie dasselbe Kleid nicht schon vor einer Stunde anprobiert hatte. Ich kam irgendwann einfach nicht mehr mit. Rose sprach ununterbrochenen davon, dass sie Jason umhauen wollte. Das tat sie auch so, dafür brauchte sie keine Schminke, oder sonst etwas. Sie musste nur Rose sein. Aber davon wollte sie nichts hören. Typisch Rose eben.
Mit der Ausrede was zu trinken zu besorgen, trat ich aus der Tür des luxuriösen Geschäfts. Rose' Dad besaß eine ziemlich gut laufende Zeitungsredaktion. Rose hatte zwar schon öfters angeboten meiner Familie auszuhelfen, aber ich lehnte ab. Ich könnte ihr Geld niemals annehmen.
Erschöpft schlenderte ich die Pflastersteine der Ladenstraße entlang, genoß die frische Brise auf meiner Haut. Als ich den kleinen Coffeeshop am Ende der Straße erreichte, hellte sich meine Laune auf. Er wirkte heruntergekommen, aber versprühte so seinen ganz eigenen Charme. Rose und ich liebten diesen Laden. Schon als ich die Türen aufschlug umhüllte mich dieses intensive Kaffeearoma. Ein Lächeln verschlug sich auf meine Lippen. Mary entdeckte mich, noch bevor ich an die Theke trat.
„Dasselbe wie immer, Schätzchen?"Ohne meine Antwort abzuwarten, machte sie sich an meine Bestellung.
„Ja dasselbe wie immer" gab ich ihr trotzdem nochmal die Bestätigung. Mary war schon älter, hatte aber immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Ihr ruhiges Wesen faszinierte mich und ließ mich immer völlig entspannen. Auch hier brauchte ich keine Maske. Wir redeten nicht viel, aber die Stille war keineswegs unangenehm. Es war nicht viel los, sodass das Geräusch der dampfen der Kaffeemaschine das einzige war, das den Raum erfüllte.
„Bis Bald, Mary" verabschiedete ich mich.
„Bis bald, bring beim nächsten mal wieder deine aufgedrehte Freundin mit" sagte sie und zwinkerte sie mir zu. Ich lächelte.
„Mach ich" rief ich ihr noch nach, bevor ich sie ins Hinterzimmer verschwinden sah.
Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete ich die alte Buntglastür. Als ich meinen Blick von Mary abwendete, traf dieser schon wieder auf etwas anderes. Um genauer zu sein: Auf Bernsteinfarbende Augen, die mir den Atem raubten.
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