Kapitel 2
Avery:
„Bin wieder da.", rief ich lustlos durch die Gänge. Ich zog meine Schuhe aus und schleuderte sie quer durch den Raum. Endlich. Der Montag ist vorbei.
„Hast du uns Bier mitgebracht?", hörte ich die nüchterne Stimme meines Vaters aus dem Wohnzimmer. Diese Stimme hörte ich selten. „Nein, dieses mal wollten sie mir keine geben, da ich erst 16 bin, Dad." Der bissige Ton von mir war nicht zu überhören. Ich konnte gerade noch so meinen Vater fluchen hören. „Hast du wenigstens eine Geldbörse dabei?", fragte er genervt. Ich wühlte in meiner Tasche rum. „Nicht wirklich. Ich hab nur das Geld das da drinnen war genommen. 50€" Ich schlenderte rüber ins Wohnzimmer. Da begegnete ich auch direkt meinem dreckigen, erbärmlichen Vater, der mich anlächelte. „Braves Mädchen. Gib mir das Geld." Ich sah ihn angewiedert an. Wie kann man nur so ein Mensch sein, der seine 16 jährige Tochter zwingt, zu stehlen?
Langsam drückte ich ihm das Geld in die Hand. „Gut gemacht.", nuschelte er, während er das Geld zählte. „Kann ich jetzt in mein Zimmer gehen?", fragte ich leise. Er sah mich belustigt an. Was will der jetzt von mir..? ,,Nein." Er kam auf mich zu und ich trat automatisch ein paar Schritte weg. Doch dann spürte ich die Wand hinter meinem Rücken.
Scheiße
Nun stand er direkt vor mir. Sah mir lächelnd in die Augen. Doch von Sekunde zu Sekunde verschwand dieses Lächeln und meine Haare wurden von ihm festgehalten. Er zog heftig an meinen Haaren. „WIRST DU NOCH EINMAL OHNE BIER NACHHAUSE KOMMEN?!", schrie er mir fragend ins Ohr, während sein Mundgeruch in meine Nase drang. Meine Augen füllten sich mit Tränen, aber ich ließ nicht zu, dass eine Träne meine Wange runter floss. „Nein." „ICH HAB DICH LEIDER NICHT GEHÖRT!", schrie er mir ein zweites mal ins Gesicht. Die Wut stieg in mir und ich schubste meinen Vater weg, so, dass er auf den Boden fiel. „NEIN!", brüllte ich lauter als er davor. Ich atmete schneller und intensiver. Überrascht von meiner Tat sah ich in seine Augen und kurze Zeit später verließ ich auch noch das Wohnzimmer. Ich hatte keinen Lust mehr zu Leben.
Ich lag auf meinem Bett und mein Kater schmuste mit mir. Er wollte wieder mal geliebt werden. „Na, Caramell? Du hast es leicht, nicht? Schmust du einfach jeden an und wenn du bekommst was du willst, dann gehst du. Freundschaft fürs Leben.", scherzte ich, während ich meine graue Katze streichelte. Er war so knuffig. „Ach, Caramell. Du bist mein einziger Freund, weißt du? Ich hasse Menschen. Und ich liebe Tiere. Und du bist das einzige Tier in meinem Umfeld. Du bist mein ein und alles.", erzählte ich ihm. Er schmuste weiter. Caramell und ich hatten voll den Partner-Look. Er hat graues Fell und ich hab graue Haare. Natürlich hab ich einen schwarzen Ansatz, aber das macht ja nichts. Außerdem hatte Caramell genau die gleiche Augenfarbe wie ich. Ein helles himmelblau. Er ist so süß, wenn er schmust.
Ich dachte nach, während Caramell sich schlafen legte. Ich brauche einen Job. Wenn ich wirklich ausziehen will, sobald ich 18 bin, dann muss ich mir Geld besorgen. Nur wo könnte ich arbeiten? Vielleicht in Glibbry? Oder doch lieber in Schockmor? Beide Läden suchen Aushilfe.
• • •
Dienstagmorgen. Nur noch 4 Tage bis Freitag. 4 Tage sind lang. Ob ich es überleben werde mit diesen Menschen, die dumm wie Brot sind?
In den letzten Wochen habe ich auch bemerkt, dass ein Mädchen mich die ganze Zeit beobachtete. Manchmal schauen auch ihre Freundinnen rüber zu mir. Man könnte meinen, dass dieses Mädchen, mit den kurzen Haaren und den krassen Locken, auf mich steht. So stark fühl ich mich von ihr beobachtet. Aber wer soll denn schon auf mich stehen? Ich bin doch nur Avery Black. Niemand Besonderes. Ich habe keine sozialen Kontakte und habe auch nicht vor, soziale Kontakte zu knüpfen. Menschen sind scheiße. Was will dieses Mädchen dann von mir? Ich werde sie doch sowieso nie beachten. Wieso beachtet sie mich?
Ich lief wieder mal wie jeden Morgen an ihr vorbei und beachtete sie nicht. Aber sie musste mich ja ansprechen.
„Hey!", schrie sie mir hinterher. Keinen Augenblick später lief sie mit mir die Treppen hoch. „Du bist Avery Black, richtig?" Überrascht darüber, dass sie weiß wer ich bin, sah ich sie an. „Ja."
Nun lächelte sie, was ihr wesentlich besser stand. Ein Lächeln im Gesicht. „Ich mag deinen Style. Dieser Black-Look ist einfach traumhaft! Und ich mag deine Haare. Platin Silber mit Ansatz. Ich finde sowas total schön. Und dann noch diese Himmelblauen Augen! Super!" Außer ein leises 'Danke' brachte ich nichts mehr aus mir raus. So schöne Komplimente habe ich noch nie bekommen. Aber ich darf mich nicht zu früh freuen. Die will bestimmt was von mir und dann, wenn sie kriegt was sie will, dann werde ich weggeschmissen. Wie üblich. „Wenn du willst kannst du dich in der Cafeteria zu mir setzten.", bot sie mir lächelnd an. Ich wollte aber natürlich nicht wieder ausgenutzt werden. Wer würde das denn wollen? Ich auf jeden Fall nicht. „Nein, ich komm auch gut alleine klar." Und damit verabschiedete ich mich. Ich spürte noch ihren Blick auf meinem Rücken, während ich auf dem Weg zum Klassenzimmer war.
Als ich rein kam, sah ich sie wieder alle. Meine Klassenkameraden. Mobbende aus der Vergangenheit. Die Blicke waren auf mich gerichtet. Der Lehrer war noch nicht da und das heißt wiederum, dass ich gleich wieder dumme Kommentare abbekomme. Und der erste kam auch schon direkt von ihr. Melanie Jason. Die Beliebteste Person der Schule und ausgerechnet sie muss in meiner Klasse sein. Sie ist hübsch und hat eine tolle Figur. Mit ihrem gefälschtem Lächeln verzaubert sie jeden. Sogar homosexuelle Mädchen verlieren sich in ihren Augen. Außer mir. Wenn sie mich ansieht, dann sehe ich alles andere als ein Gesicht, welches von der Sonne und von all den schönen Dingen erschaffen wurde.
„Achtung. Die dunkle Seite der Klasse ist gekommen.", hallte ihre ach so göttliche Stimme durch den Raum. Alle anderen lachten über diesen Kommentar, wobei sie nur frech grinste und dabei direkt in meine Augen sah. Ich könnte schwören, dass diese Augen von einem Dämon heimgesucht werden, denn in ihren Augen ruht das Böse, dass es bis nach draußen geschafft hatte. Sie ist fast so schlimm wie mein Vater. Aber nur fast.
Schweigend setzte ich mich auf meinen Platz, der natürlich ganz weit hinten war. Weit weg von den anderen. Die Lehrer hat es am Anfang gestört, dass ich mich immer von der Klasse ausgeschlossen hatte. Es gab zu viele Klassenbesprechungen darüber, dass man mich auch als Klassenteil einbauen sollte. Aber Lehrer scheiterten immer wieder. Natürlich scheiterten sie. Es wäre ein Wunder, wenn ein Lehrer das hinkriegen würde, denn ich will nichts mit meiner Klasse zu tun haben und meine Klasse will auch nichts mit mir zu tun haben.
„SCHNAUZE, IHR LÜMMEL!", schrie Herr Müller die an, die noch lachten. „DER LEHRER STEHT SCHON VOR DER TAFEL UND IHR LACHT EINFACH. IHR RESPEKTLOSEN VIECHER!", der schrie uns dauernd an. Er hasst Kinder über alles. Da fragt man sich schon, warum der Lehrer geworden ist, wenn er so einen Hass auf Kinder hat.
Bevor er überhaupt mit dem Unterricht anfangen konnte, klopfte es an der Tür. Das Klopfen weckte das Interesse der Klasse und damit auch das, des Lehrers. „Herein!", rief Herr Müller. Jemand öffnete die Tür, doch ich konnte nicht sehen wer es war, da ich an der Wand saß.
„Entschuldigung für die Störung." Ein Mädchen. „Der Schulleiter wollte, dass wir diese Zettel austeilen und noch ein paar Dinge dazu sagen." Er sah genervt zur Tür und stöhnte laut auf. „Von mir aus aber macht schnell." „Danke."
Zwei Mädchen traten ins Licht und die eine kannte ich sogar. Das Mädchen mit den Locken. Und noch so eine die ich nicht kannte. Sie verteilten die Zettel aus, die sie in der Hand hielten. Als Lockenkopf bei mir war zwinkerte sie lächelnd und widmete sich wieder dem Austeilen der Zettel. Während sie seelenruhig weiter verteilten, sah ich mir den Zettel genauer an.
AG's der Schule.
Pflicht
Liebe/r Schüler/in der 5.,6....10. Klasse.
Da wir jetzt genügend AG's haben ist nun eine AG Pflicht, ihr könnt aber freiwillig auch in andere AG's gehen. Welche sind euch überlassen.
Koch/Back AG. (Montag 13:00 Uhr- 14:00 Uhr)
Schach AG. (Montag 16:00 Uhr - 17:00 Uhr)
Fußball AG. (Dienstag 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Theater AG. (Dienstag 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Basketball AG. (Dienstag 16:00 Uhr - 17:00 Uhr)
Horror AG. (Mittwoch 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Cheerleader/Football AG. (Mittwoch 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Chor AG. (Mittwoch 16:00 Uhr - 17:00 Uhr)
Kaffeeklatsch AG. (Donnerstag 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Kunst AG. (Donnerstag 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Mode AG. (Donnerstag 16:00 Uhr - 17:00 Uhr)
Harry Potter AG. (Freitag 13:00 Uhr - 14:00 Uhr)
Computer AG. (Freitag 16:00 Uhr - 17:00 Uhr)
Dieses Jahr betreuen die Schüler der Oberstufe die AG's.
_________________________
AG/'s_________
Unterschrift einer Erziehungsberechtigten___________
Abgabetermin bis zum 20.05.16. Wenn du diesen Zettel nicht bis dahin abgibst, dann wird dir deine Pflicht-AG zugeteilt.
„Wie ihr alle wisst, betreuen wir sehr viele AGs. Nur leider gibt es zu wenige Mitglieder, weshalb der Direktor beschloss, mindestens eine AG zu verpflichten. Ihr könnt natürlich bei mehreren AG's teilnehmen. Aber eine AG ist Pflicht." erklärte Lockenkopf. „Dieser Zettel muss diesen Freitag abgegeben werden sonst werdet ihr in irgendeine AG eingeteilt. Das wars dann auch, Herr Müller. " „Gut, dann könnt ihr jetzt ja gehen.", befahl er, mehr oder weniger.
Eine AG? Muss das sein?
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