3. Intuition
Bevor ich die Tür öffnete, schnappte ich mir noch kurz meinen Schlüssel und steckte diesen in meine Tasche. Ich wollte gerade hinauslaufen, als mich dann aber eine Stimme davon abhielt.
"Wohin gehst du?", wollte der Erdbeerschopf, der an der Ecke zum Hauseingang stand, wissen.
"Treff mich mit Freunden", antwortete ich knapp und wollte gerade raus gehen, doch er redete erneut dazwischen.
"Was macht ihr?", durchbohrte er mich weiterhin mit seinen Fragen.
"Uns... treffen?", gab ich ihm als rhetorische Frage zurück. "Sonst noch Fragen? Bin spät dran."
"Eine noch", meinte er, woraufhin ich aufstöhnte. Konnte der Kerl nicht aufhören und mich einfach gehen lassen? "Willst du wirklich ohne Schuhe gehen?"
Ich sah an mir herunter und das einzige, was ich erkennen konnte, waren meine unterschiedlichen Socken. "Klar, warum nicht?" Ich zuckte mit den Schultern. Warum passierte es mir auch immer wieder, dass ich vergaß, meine Schuhe anzuziehen? Ich meine, solche Schuhe sind schon eine tolle Erfindung und durchaus praktisch fürs Leben, aber seltsamerweise so unscheinbar, dass ich sie immer vergesse.
Ich schnappte mir meine Chucks und band mir die Schnürsenkel. Diese ellenlangen Schnürsenkel. Diese Meilen langen Schnürsenkel, die Ewigkeiten brauchten, um gebunden zu werden. Entweder lag es wirklich an der Länge oder an meiner Unfähigkeit, welche mir derzeit mit 2:0 überlegen war.
Ist es jetzt 3:0 oder 2:1?
Nachdem die Schlacht gegen die Schnürsenkel des Vernichtens geschlagen wurde, richtete ich mich auf und überlegte, ob ich sonst noch etwas vergessen hatte. Da mir nichts weiter einfiel, beschloss ich, endlich loszugehen, und auch Asano hatte nichts dagegen auszusetzen. Endlich befreit, ging ich schnellen Schrittes in Richtung Einkaufsstraße, an welcher wir unseren Treffpunkt vereinbart hatten. Sie war nicht wirklich weit von der Schule entfernt, allerdings war dies das erste Mal, dass ich hinging. Hier trieben sich ein Haufen Menschen rum, wahrscheinlich, weil es ein Samstag war. So weit ich mich erinnern konnte, befand sich das Café, welches Kanie ausgesucht hatte, auf der rechten Seite, wenn man von dem Schulweg aus in die Straße rein ging. Ich hasste es, mich durch die Menschenmengen durchschlängeln zu müssen, weshalb ich freie Plätze bevorzugte. Oder am besten gar nicht erst raus ging. Aber dieser Typ wollte mir anscheinend unbedingt jemanden vorstellen.
Ehrlich, wo zur Hölle war der Kerl... Wenn der mir auch nur eine falsche Information gegeben hat, bring ich ihn um. Ich war schon gefühlt die ganze Straße entlang gelaufen und hatte ihn immer noch nicht gefunden. Erst kurz vor dem Ende der Einkaufsstraße entdeckte ich ihn außerhalb eines Cafés an einem Tisch sitzen. Jetzt mal im Ernst, ich war so gut wie am Ende dieser bescheuerten Straße angekommen, das waren gefühlt zehntausend Kilometer bis hierher. Angesichts der Tatsache, dass er mich lächerlich angrinste, als er auch mich sah, wusste ich sofort, dass das total beabsichtigt war.
"Du bist ja ein krasses Überwesen, dass du trotz des langen Weges rechtzeitig kommst", meinte der Junge mit sarkastischem Unterton und pfiff begeistert.
Ich grinste nur extra bescheuert zurück, während ich einen der weißen Stühle am Tisch herauszog, um mich auf diesen fallen zu lassen. "Du bist ja ein krasser Dumpfschädel, wenn du denkst, ich würde meine Prinzipien vernachlässigen und jemals zu spät kommen."
Er hob stutzig eine Augenbraue und öffnete seinen Mund, um mir gleich mal ein Beispiel zu nennen. Doch noch bevor er seine Stimmbänder auch nur ansatzweise bewegen konnte, fügte ich noch hinzu: "Ohne mich auf dem Weg ablenken zu lassen." Schon schloss er seinen Mund wieder und lehnte sich amüsiert zurück. Ich verdrehte dabei nur die Augen. Mir war klar, dass er den Vorfall von letztens erwähnen wollte, bei welchem ich den Besen vom Hausmeister gesucht habe, weil dieser an jenem Morgen nicht im üblichen Treppenhaus war. Es stellte sich heraus, dass der Hausmeister an dem Tag aus unbestimmten Gründen nicht anwesend war. Allerdings traf ich wegen der beschwerlichen Suche nach dem heiligen Besen etwa drei Minuten zu spät im Musik Unterricht ein, weshalb ich an dem Tag die ganze Schule durchputzen musste. Zum Glück nicht das gesamte Gelände, dann hätte es Tage gebraucht, bis ich fertig gewesen wäre... Für das Gebäude habe ich vielleicht ein paar Stunden gebraucht. Hier würde sich immerhin eh keiner trauen, irgendetwas schmutzig zu machen. "Wie dem auch sei, stell mir doch mal deine süße Freundin hier vor, wegen der ich mich extra hier her gequält habe."
"Sie ist nicht meine süße Freundin und dass du außerhalb der Schule rausgehst, wurde langsam mal Zeit", erwiderte er und schlürfte kurz von seinem Eiskaffee, oder was auch immer das war. "Darf ich vorstellen, Keiriki Aruya. Das wohl seltsamste Mädchen vom Planeten Erde."
Ich hob nur eine Augenbraue bei seinen Worten, als ich das Mädchen betrachtete. Sie hatte kurze, dunkelblaue Haare, von denen an den Seiten jeweils eine Strähne nach hinten gebunden war. Ihre gesamte Gestalt erschien in einem Lavendel Violett, was dieser einen kindlichen Flare verabreichte. Seltsamerweise verlieh ihr ihre Aura trotzdem einen ganz anderen Eindruck.
"Heißt das, ich stamme von einem anderen Planeten?", entgegnete ich seiner Aussage und hob interessiert eine Augenbraue.
"Hab ich zwar nicht gesagt, aber wer weiß..." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von einer Basis 'Ich verwende Hyperbeln und Sarkasmus' zu einer Stufe 'Ich zweifle an der Existenz vor meinen Augen'.
"Hör auf damit, Hiro, dein Pedo Blick wird peinlich", murmelte die Brillenträgerin und sah sich immer wieder nach den anderen Gästen um, die jedoch keine Reaktion auf ihren Gegenüber zeigten.
Sie diskutierten darüber, dass Kanies Handlungen keineswegs Fremdscham auslösen und diese Keiriki nicht so Angst vor ihrem Image haben sollte. Währenddessen bestellte ich mir abgewandt von denen eine Eisschokolade, welche auch während deren Unterhaltung gebracht wurde.
"Außerdem wärst du viel peinlicher, wenn Tarou nicht da wäre", meinte Kanie dann und lehnte sich im Stuhl zurück.
"Tarou?" Ich hob eine Augenbraue und sah ihm dabei zu, wie er den Strohhalm seines Eiskaffees aus dem Mund nahm.
"Na ja, Ekitarou ist zum Einen viel zu lang und zum Anderen ein voll komischer Name. Da hab ich's abgekürzt", zuckte er gelassen mit den Schultern. Besondere Probleme mit dem Namen hatte ich nicht wirklich. Aber wer zur Hölle kürzt einfach so einen Namen ab...
"Wenn er dir zu lang ist, dann nimm doch einfach Hyouzuki. Kannst du übrigens auch machen, Keiriki", meinte ich dann zu dem Mädchen gewandt, welche nur freundlich zurück lächelte.
"Ahh, Asanos neues Mädchen heißt also Ekitarou Hyouzuki!", hörte ich dann die Stimme eines unbestimmten Rothaarigen, der mit einer Gruppe aus Schülern einige Meter von unserem Tisch entfernt auf der Einkaufsstraße stand.
"Wie jetzt, sie betrügt ihn mit einem anderen?", kam es dann von einer Blonden in der Gruppe.
Kanie verzog bei deren Anblick sein Gesicht. "E-Klässler..."
Ein anderer Junge von der Gruppe trat daraufhin hervor: "Und zusätzlich dazu haben sie auch noch eine Schülerin von der Raku Mittelschule..." Er schmunzelte bei dem Anblick Keirikis, die verwirrt blinzelte.
"Du kennst sogar Schülerinnen aus anderen Schulen, Maehara...?", meinte dann der blauhaarige Junge, den ich an dem Tag ebenfalls gesehen hatte.
"Was wollt ihr E-Klässler hier? Haut ab", gab Kanie ihnen harsch die kalte Schulter.
"Hey, werd nicht unhöflich, wir reden nicht mit dir, sondern mit der Kleinen hier", entgegnete das blonde Mädchen erneut, woraufhin sie von dem eher kleineren, grünhaarigen Mädchen zurückgehalten wurde.
"Sogar die beiden Kleinen da wissen, dass ihr einfach abhauen solltet", spielte Kanie auf das grünhaarige Mädchen und den blauhaarigen Jungen an. "Und jetzt verschwindet, ihr verdammten E-Klässler."
Jetzt trat der Rothaarige näher. Seine Augen funkelten in einem goldenen Farbton und vereinten sich mit einem gehobenen Kinn und einem Grinsen zu einem bedrohlich hochnäsigen Gesichtsausdruck. "Kein Grund, uns gleich zu beleidigen, es wär doch viel einfacher mit Fäusten um sich zu schlagen als mit Worten", trällerte er in einer so harmlosen Stimmlage, dass es gruselig sein könnte.
Da war auch mein Kumpel hier nicht ganz unberührt von der Drohung. "Akabane..."
"Hört doch auf, das nervt", wandte ich dann in die Konversation ein, während ich versuchte, das Vanilleeis in meiner Eisschokolade runterzudrücken.
"Oh, sie kann ja doch reden!", grinste die Paprika erstaunt, worauf ich aber nicht weiter achtete. "Lust auf ein kleines Pläuschchen?"
Nach nur wenigen Sekunden stand der Braunhaarige dann vom Tisch auf und sagte dabei: "Lass uns gehen."
Auch seine kleine Freundin stand, sich ihre Tasche um die Schulter werfend, auf, woraufhin sie ihren Geldbeutel herauskramte, um zu bezahlen.
'Ein taktischer Rückzug'. Könnte man dies als einen solchen bezeichnen? Sehen schlaue Menschen die Aktionen anderer nicht ein, wollen sie lieber verschwinden, bevor es noch ausartet. Streit war doch viel zu lästig. Ich würde auch lieber verschwinden, bevor ein Konflikt entsteht. Einfach nur verschwinden und keine wirklich sichtbare Spur hinterlassen. Wie das Eis in dieser Eisschokolade, in welcher man nur lange genug rühren muss, bis es sich auflöst und im Auge verschwindet.
"Setzt euch wieder hin."
Kanies und Keirikis Handlungen stoppten wie auf Knopfdruck. Was genau sie machten, konnte ich nur grob aus dem Augenwinkel sehen, da ich in dem Becher vor mir herumrührte.
"Ich sehe keinen Grund, weggehen zu müssen. Wir sind hier nur Besucher eines Cafés." Mein Blick schweift zu den fünf Schülern, die schweigend da standen. "Wenn sie nicht mit uns klarkommen, sollen sie selbst verschwinden, diese E-Klässler. Wenn wir dann von ihrer Dummheit angesteckt werden sollten, haben wir unseren Platz im Hauptgebäude wohl nicht verdient."
Leise setzten sich meine beiden Tischgenossen wieder hin, als dann keiner mehr etwas sagte.
Doch die Paprika zerstörte die Stille wieder: "Oh tatsächlich? Tja, wir sind auch nur reguläre Gäste hier, demnach", er zog den Stuhl vom Tisch direkt hinter mir heraus und setzte sich mit dem Rücken zu dem meinem gewandt auf diesen, "wirst du wohl als weiterer regulärer Gast nichts dagegen haben, wenn ich hier sitze."
Ich seufzte und gab keine Antwort.
"Aber Keiriki, sag mal, was machst du denn in deiner Freizeit so?", richtete ich mich an das Mädchen, welches mich nur überrascht ansah und scheinbar keine direkte Antwort fand.
Demnach kam ihr Kumpel ihr bereits zuvor: "Sie ist im Kartenspiel Club und sahnt immer haufenweise Preise ab."
"Das ist nicht wahr!", wandte sie peinlich berührt ein, aber Kanie tadelte nur weiter: "Sie hat elf Pokale und neunzehn Medaillen, alle Gold oder Platin, je nach dem, wie hoch das Turnier lief. Obendrauf noch um die dreißig Urkunden."
In diesem Moment hätte ich meine Eisschokolade ausspucken können, wenn ich mich nicht vorher bereits an ihr verschluckt hätte. "So viele!? Wow, Kartenspiele müssen deine große Leidenschaft sein."
Sie lief rot an und war sichtlich verlegen. Mit ihren Augen sah sie in verschiedene Richtungen, ohne mich einmal anzusehen. "S-so ist das nicht..."
"Kein Grund, verlegen zu werden, meine Hobbys sind sicher seltsamer", winkte ich nur grinsend ab, um ihr irgendwie ein Gefühl der Ruhe zu geben. Warum muss sie auch so einen Aufruhr um so was machen. Das ist so, als würden Mädchen im Sportunterricht gleich losheulen und den gesamten Spielfluss anhalten, nur weil sie einen Ball ins Gesicht bekommen haben. Ich meine, ich hab auch zahlreiche Bälle ins Gesicht bekommen. Sport ist absolut nicht mein Fach. Ich hasse Sport. Trotzdem kein Grund, loszuheulen. Diese verwöhnten Kinder von heute. Und ich dachte, ich wäre verwöhnt. "Was ist denn dein Lieblingsspiel?"
Sie blinzelte mich einige Male an, ehe sie nachdachte. Eine lange Zeit nachdachte. Eine ziemlich lange Zeit nachdachte. Eine SEHR lange Zeit nachdachte. Wie viele Spiele spielte dieses Mädchen bitte.
"Wahrscheinlich Schafkopf."
Davon habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gehört.
"Wie bitte?"
Sie sprach aber nur weiter: "Schafkopf ist für Anfänger wahrscheinlich noch etwas kompliziert, aber wenn man den Dreh raushat, kann man richtiger Champion werden. Es basiert so wie jedes andere Kartenspiel anfangs natürlich auf Glück, aber auch Können und Köpfchen ist gefragt. Den Ursprung hat es–" Und sie laberte und laberte und laberte. Irgendein Zeug von 'Ober und Unter'. Es ist klar, dass ich absolut nichts davon verstand. Aber es war interessant anzusehen, wie sich ihre Aura veränderte, wenn sie über jegliche Art von spielen redete. UNO, Black Jack, Poker, Skip-Bo, da waren sogar auch mal Brettspiele dabei.
"Damals, siebte Klasse, Regionalturnier. Ich hatte das Halbfinale gewonnen und saß damit im Finale. Wenn nur dieser verdammte Typ aus der Chidori Mittelschule nicht gewesen wäre, oh, ich hätte sie sonst so fertig gemacht. In Grund und Boden gestampft, sodass sie es gar nicht erst wagen würden, sich auch noch mit der Hand abzustützen, um aufzustehen." Ihre Stimmlage war um einen enormen Ambitus herunter gesetzt und ihr Blick war todernst auf den Tisch gerichtet, als erinnere sie sich in diesem Moment an ihre Niederlage gegen diesen Typen. Was aus ihrer süßen, kindlichen, lila, violetten Art geworden war... Absolut keine Ahnung. Bei ihren Kartenspielen verstand sie scheinbar keinen Spaß.
"Um deine Aussage zu bestätigen", flüsterte Kanie zu mir rüber, "Kartenspiele sind in der Tat ihre große Leidenschaft. Man glaubt es kaum, aber die Kleine wird echt aggressiv, wenn sie für ein nächstes Turnier trainiert."
"S-sag so was nicht!", zappelte sie dann aber wieder verzweifelt herum.
"Wow. Ich wünschte, ich hätte solche Ziele und genug Motivation, sie auch zu erreichen", meinte ich nur und schlürfte weiter an der Eisschokolade.
"Und genau aus diesem Grund kann ich Erdbeereis absolut nicht leiden!", erklärte ich meine Eiswahl meinen beiden Gesprächspartnern lautstark, bevor ich mir einen Löffel meines Vanille Eises in den Mund schob.
"Der saure Stich harmoniert eben genau mit der dazu passenden Süße, was einen frischen Eindruck hinterlässt", konnte ich die ätzende Stimme hinter mir nur klar genug hören. "Aber reden wir nicht weiter von dem Eis, was ist denn eigentlich euer Lieblingsanime? One Piece ist ein Klassiker, den muss man nicht nochmal erwähnen, aber ich finde Black Butler nach wie vor sehr interessant. Das Arrangement und die Charakterzüge sind perfekt dem damaligen London angepasst, was daraus eine sehr mysteriöse Story macht."
"Hey, Kanie, weißt du noch, als ich gesagt habe, dass ich Filler Folgen nicht leiden kann? Das gilt generell für Folgen, die die Geschichte verändert weiterführen oder ersetzen, obwohl es im Manga gar nicht so vorkommt. Wie am Ende der ersten Staffel von Blue Exorcist, dem Azure Messenger bei Bungou Stray Dogs, dem Armbanduhr Fall bei Conan oder in... Black Butler." Ich biss an der Waffel zu meinem Eis ab.
"Wisst ihr, Filler Folgen können echt lästig sein, aber auch die Alternativ Fortsetzungen sind interessant anzusehen. Es ist fast so, als würde man eine animierte Fanfiction sehen können, was ja eigentlich toll ist, da man nur noch mehr von dem Anime sehen kann." Er nahm den Plastik Löffel in den Mund und kaute etwas daran herum.
"Was ich überhaupt nicht ausstehen kann, sind solche Charaktere, die total overpowert sind und dann voll klischeehaft eingeführt werden, so wie Nozomi in Bleach. Das ruiniert das gesamte Konzept", kritisierte ich weiterhin und rührte mit einem Löffel durch die Eisschokolade.
"Die neuen Charaktere, die darin dann auch auftauchen sind eine schöne Anpassung. Manchmal wünschte ich mir, dass bestimmte Leute wieder vorkämen."
Okay.
Das ist mir zu viel.
Mit dem langen Löffel in meiner Hand spielend, legte ich meinen Ellenbogen auf die Rückenlehne meines Stuhls, stieß damit aber gegen irgendetwas, das sich hinter mir befand. Ich drehte mich reflexartig um und sah dem Rotschopf, der seinen Kopf ebenso zu mir gedreht hatte, direkt in die Augen. "Oh, verzeihung. Das war absolut unabsichtlich." Meine Intention war deutlich an den höflich hochgezogenen Mundwinkeln zu erkennen.
"Nicht doch, ich muss mich entschuldigen", lächelte er aber nur höflich zurück, wobei seine Augen mehr sagten als seine Stimme. "Schließlich bin ich doch der nichtsnutzige E-Klässler."
Meine Mundwinkel zuckten und mein so liebliches Lächeln fing an zu bröckeln. Wie gerne würde ich diesem Typen einfach eine verpassen.
Die Blitze sprühten nur so zwischen unseren Blicken, es schien kaum übersehbar zu sein, da sich kurz darauf wieder Kanie meldete: "Ich hab bezahlt, lass uns gehen." Er stand auf und sah mich abwartend an.
Ich seufzte, stand auf und drückte Kanie die Geldsumme, die für meine Bestellungen aufgekommen waren, in die Hand. Nachdem auch Keiriki nervös aufgestanden war, gingen wir ohne ein Wort zu sagen weg. Aber ich hätte schwören können, noch kurz ein amüsiertes, aber auch irgendwie enttäuschtes Winken aus dem Augenwinkel gesehen zu haben. Meine Augen leiden zwar an einer leichten Hornhaut Verkrümmung, aber ich hab es hundertprozentig gesehen, dieses schelmische Grinsen und das provokante Winken.
"Musste das sein? Aruya musste sich da richtig fremdschämen", kam es dann nur von Kanie, der den Ausgang der Einkaufsstraße anpeilte.
Doch das Mädchen protestierte darauf: "Hab ich nicht! Nur die Freunde von dem Jungen da haben uns die ganze Zeit komisch oder verächtlich angesehen..."
"Fremdscham", bestätigten Kanie und ich zeitgleich, was sie in einen Zustand der Peinlichkeit brachte.
"Mach dir nichts daraus, diese E-Klässler sind sowieso nur neidisch", winkte er dann ab, mit dem Wissen, dass diese Leute zur 'untersten Schicht' gehörten. "Ich hätte mich trotzdem nicht mit diesem Akabane angelegt. Ganz schön neu, diese provokante Seite an dir." Er sah schmunzelnd zu mir, woraufhin ich nur kurz zusammenzuckte. Ich hasse es, wenn Leute das Gesprächsthema plötzlich auf mich leiten. Ich wusste nicht, dass es noch unangenehmer sein würde, wenn ich mal was neues ausprobiere.
"Irgendwas an ihm hat mich aufgeregt."
Auch wenn ich das nur murmelte... Es stimmte. Irgendetwas war da in ihm, was meine innere Stimme nicht mehr hat aufhalten können. Normalerweise ziehe ich mich zurück, was aber dazu führt, dass die Leute denken, ich wäre mit dem Verhalten einverstanden. Sprich, sie machen weiter. Innerlich könnte ich ihnen dann immer eine verpassen, aber ich tue es trotzdem nicht. Wäre viel zu viel Anstrengung und das ist es mir nicht wert. Allerdings hatte ich beschlossen, mich zu ändern, also... Sollte ich ihm das nächste Mal eine reinhauen? Nein, nein, so radikal muss es wiederum auch nicht werden. Solange es um den Umgang mit Worten geht, sollte ich noch klarkommen. Sobald es plötzlich um körperlichen Einsatz geht, bin ich raus. Das müsste ich mir noch umgewöhnen...
"War es seine Aura?", fragte er.
"Ja."
Ja, es war diese verdammte Aura, die ihn umgab. Diese einfache Aura, die mich so nervte. Mit diesem Grinsen. Und diesen Augen. Und dieses Winken.
"Warte, was?", bemerkte ich dann, was er gesagt und was ich gedacht hatte. Ich hatte absolut nicht aufgepasst. "Wie zur Hölle kommst du auf Aura?"
Er lachte nur, während ich ihn genervt ansah und Keiriki sich wieder fremdschämte. "Oh Mann, ich dachte, du fällst darauf rein."
"Idiot", sagte ich bloß und widmete mich weiter dem Gedanken, weshalb er mich so nervte. War es wegen Asanos Verhältnis zu ihm? War es eine instinktive Reaktion darauf? War es, weil er mir die Hoffnung gemacht hatte, Asano wäre gay?
"Dann knallt sie oft gegen eine Wand und tut so, als wäre nichts gewesen", lachte er, als er seiner Freundin davon erzählte.
Moment. Wovon?
In genau diesem Moment spürte ich einen Schlag auf meiner Stirn, woraufhin meine Reflexe glücklicherweise funktionierten und ich einen festen Stand bekam, bevor ich noch hinfallen würde.
"So wie jetzt gerade", lachte er mich aus, Keiriki aber machte sich sofort Sorgen.
"Ist alles in Ordnung?"
"Yep. Alles gut", bestätigte ich und hielt mir die Stirn. Dass eine Laterne so hart sein konnte... Respekt an die Konstrukteure der Laterne.
Gedanken waren schon immer verwirrend. Sie verleiten mich dazu, unbewusst gegen irgendwas zu knallen. Ist das nicht voll gemein? Können Gedanken einen nicht dazu bringen... ein glückliches Leben zu führen? Nein. Stattdessen bereiten sie einem Sorgen und sonstigen Kram. Einfach nur nervig. Genau so wie die Verursacher der Gedanken.
Mir ist gerade aufgefallen, dass Kanie fast so klingt wie Kastanie. #RandomEinstiegInsNachwort
Okok, das hat wieder 'ne halbe Ewigkeit gedauert, traurigerweise ist dieses Buch trotzdem eines, bei dem ich motivierter bin als bei anderen (wobei ich aktuell am liebsten an einem unveröffentlichten Werk *hust* mEINEM ZUKÜNFTIGEN LEBENSWERK *hust* arbeite).
Ähm ja, ich find dieses Chapter total unnötig, aber irgendwie musste ich es trotzdem einführen.
Wie wirkt es so, die Storyline bisher aus einer anderen Sicht zu lesen? Ich bin mir nie sicher, ob das Interesse dadurch wirklich geweckt wird oder nicht. Andererseits wäre es lame, wenn ich gleich zur Sache käme, alsooo...
FeEdbACkkKkKk??!?!
Ich sollte besseres zu tun haben als das. *Seufzz*
Ah btw, happy belated birthday, Karrrrmaaaa HAHAHAH
Also, man liest sich~
Ciao!
OSU!!
[Mi, 26. Dezember | 19:11]
[3323 Wörter insg.]
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