Liar - You or Us?

Wie Sterne am Himmel.

Leuchtend in der dunklen Nacht.

Suchend wie Sternschnuppen.

Leise gegen den Boden sterbend.

So stürzte er. Flügel, die ihm entrissen wurden.

Schwarzes Blut, welches seinem Rücken hinab lief.

Ein Lächeln auf seinem Gesicht. Breites Grinsen, als der Schmerz einsetzte.

Wasser füllte sich in seinen Lungen. Er starb.


Jin wusste nicht mal, wann es angefangen hatte. Seine Eltern waren immer fort und er war alleine in dieser riesigen Villa. Die Villa, die sein Zuhause sein sollte. Liebe, die er nie von seinen Eltern erfahren hatte. Er zog sich zurück und blieb in seinem kleinen Garten. Pflegte seine Blumen, die ihm so viel mehr Wärme gaben, als das Haus mit den kahlen Wänden. Es war das Einzige, was er machen konnte -durfte-, denn sein Vater stand immer hinter ihm. Bewachte jede seiner Bewegungen.

('Du hast eine Gabe. Wir wollen diese Gabe nicht verschwenden!')

Ihm tat es immer wieder weh, wenn sie ihn benutzten. Es brannte sich wie Feuer in seinen Lungen. Ließ ihn stumm schreien, aber es war für das große Ganze. Das sagte sein Vater immer und deswegen ließ er es zu. Ließ es zu, bis er sie traf. Sechs weitere Jungs, denen er einfach ansehen konnte, dass das Leben sie schon markiert hatte. Einen schlimmer, als den anderen. Sie rauften sich zusammen. Lachten, Schrien, Weinten. Sie waren zusammen.


„Joonie", sprach er und setzte sich zu dem großen Jungen. Er roch leicht nach der Zigarette, die er meistens vor dem Unterricht rauchte. Seine dunklen Augenringe versuchte er mit einer Sonnenbrille zu verstecken, aber Jin konnte schon immer durch die Wand sehen, die der Jüngere um sich aufgestellt hatte. Er wusste, dass Namjoon schon seit halb 3 wach war. Dass er wahrscheinlich wieder in der Tankstelle helfen musste, wo er momentan in einem heruntergekommen Wohnwagen wohnte. „Hyung", begrüßte er ihn und Jin lächelte breit. Die Sonne war schon seit einigen Stunden am Scheinen und das Wetter war angenehm. Heute würde ein schöner Tag werden, weswegen es ihm nichts ausmachte, als der Jüngere seinen Kopf leicht gegen seine Schulter legte und leise seufzte. „Stehst du die erste Stunde durch?" Namjoon nickte kurz, aber blieb so sitzen. Nach einiger Zeit kam ihnen ein anderer Junge entgegen mit mintgrünen Haaren und ließ sich wortlos neben Namjoon auf der Bank nieder. „Der Morgen stinkt", murrte er und Jin lachte kurz. „Was hat dir denn den Magen verdreht?" Yoongi sah ihn kurz an und zuckte dann mit den Schultern. „Menschen würde ich sagen." Nun lachte auch Namjoon und setzte sich wieder aufrecht hin. „Hast du noch eine?", fragte Yoongi rau und der Jüngere zog aus seiner Tasche eine Schachtel mit Zigaretten. „Ziehen wir am Wochenende wieder einen durch? Ich brauche das unbedingt mal wieder", murrte er weiter und nahm sich eine Zigarette von Namjoon. „Wieder bei mir, aber ich besorge dann nicht das Zeug", erwiderte Namjoon und Jin schnaubte. „Du bist der Einzige von uns, der die Dealer kennt, Joonie." Namjoon schnaubte und zuckte dann mit den Schultern. „Wir können uns auch bei mir treffen", warf Yoongi ein, aber wurde von Namjoon unterbrochen. „Bei deiner Oma? Die Frau hasst uns so schon, Hyung!"

Endlich folgten auch Jungkook und Hoseok. Sie wohnten in der gleichen Gegend und nur durch Jungkook war Hobi nie zu spät, weil er sich viel zu leicht ablenken ließ. „Hey Guys", lachte der Braunhaarige und schmiss sich auf Yoongi, der ihn nur genervt auf den Boden beförderte. Hoseok war schon immer energetisch und meistens immer in guter Laune, auch wenn Jin unter all den Schichten einen kleinen Jungen sehen konnte, der leicht verletzlich war. „Hey Hobi. Wochenende bei Joon. Bist dabei?", fragte Yoongi und Hoseok ließ nur ein Kampfschrei los, was die anderen zum Lachen brachten. „Was ist denn am Wochenende?" Jungkook stand vor ihnen mit den Händen in seiner Militärjacke. „Du und Tae könnten mal wieder eine Runde Mariokart vertragen", sprach Namjoon, während Yoongi seine Zigarette an Hoseok weitergab. „Also dürfen wir mal wieder nicht dabei sein?" Jungkook schnaufte empört und Jin kicherte bei dem Verhalten des Jüngsten. Er war der Unschuldigste von ihnen allen. Der Jüngste in ihrem Freundeskreis und das Baby, wie es Yoongi immer wieder zu gerne betonte. Es machte Jungkook immer motzig, aber meistens konnte Taehyung ihn wieder aufmuntern. Die letzten beiden Jungs kamen in diesem Moment laut erzählend um die Ecke und Jimin winkte erfreut. Jimin war neben Hoseok ihr Stütze. Das Licht in ihrer dunklen kleinen Welt, aber mal wieder konnte Jin so viel weitersehen, als seine Freunde. Er sah die Unsicherheit seines Freundes. Sah das Essen, was immer auf dem Teller zurückblieb. Wunderte sich nicht mehr, wenn der Kleinere mit einem blassen Gesicht aus der Toilette kam. Taehyung war der zweit jüngste von ihnen. Er und Jungkook machte den meisten Unsinn, aber wirklich einschätzen konnte Jin ihn nie. Er war so wie Jungkook der Naive von ihnen. Schien immer nur das Gute in anderen zu sehen, aber manchmal bemerkte Jin die blauen Flecken. Flecken, die an seinen ruhigen Tagen die Arme verzierten.

„Wir wollen uns am Wochenende bei Joon treffen", sprach nun Hobi und Taehyung stieß Jungkook in den Rippen. „Wir können wieder Mariokart spielen", murmelte er erfreut und im Gegensatz zu gerade eben nickte Jungkook erfreut. „Ihr wisst schon, dass ihr die Wii auch mit zu euch nehmen könnt?", warf Namjoon, aber Taehyung winkte nur ab. „Es macht immer Spaß bei der abzuhängen, auch wenn ihr euch immer zu dröhnen müsst", antwortete Taehyung und zuckte grinsend mit den Schultern. Sie schritten mit dem Klingeln in ihre Klasse und verteilten sich. Jungkook musste in die erste Etage, während Jimin und Taehyung in die zweite schritten. Namjoon und Hoseok gingen in die dritte. Jin folgte Yoongi mit in die vierte Etage. „Hey Hyung", fing Yoongi an. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet und seine Hände waren in seiner Jacke versteckt. Jin sah ihn fragend an und er wusste, dass ihm anscheinend irgendetwas beschäftigte. „Was ist es?" Yoongi blickte kurz zu ihm und schnaufte dann. „Wenn du ein Leben nehmen müsstest: Deins oder eine fremde Person. Wen würdest du nehmen?" Jin sah ihn geschockt an, aber er merkte, dass es Yoongi auf den Herzen lag. „Meins." Der Jüngere blickte ihn kurz an und zuckte mit den Schultern, aber irgendwie drang ein leises Flüstern an seine Ohren. Jin drehte sich um, aber sah nichts aus den leeren Flur. ('Lügner' 'Lügner' 'Lügner')


Was ist, wenn es keine Hölle gibt?

Was ist, wenn die Hölle das eigene Leben ist und der Tod der Himmel und die Erlösung?

Was ist, wenn man all den Schmerz ertragen muss, damit man nach dem Tod endlich Ruhe finden kann?


„Du hast mir meine Flügel genommen. Jetzt werde ich mir deine nehmen, Jin!"


Jin schreckte aus seinem Schlaf auf. Er saß auf der alten quietschenden Couch von Namjoon. Sein Freund war an seinem Laptop, aber blickte kurz auf, als er den schmerzerfüllten Aufschrei von Jin hörte. Jin wollte sich gerade aufsetzen, da war Namjoon schon an seiner Seite. „Alles gut, Hyung?" Jin nickte verlegen und lächelte dann sanft. „Nur ein Alptraum, Joonie", wisperte er und scheuchte den Jüngeren wieder weg. Er warf einen Blick auf die Uhr mit dem zerbrochenen Glas und merkte, dass ihre Freunde bald kommen müssten. „Geht das klar mit heute Abend?" Namjoon sah wieder zu ihm und machte sich an seiner kleinen Box zu schaffen, die unter einem Loch in dem Boden des Wohnwagens versteckt war. „Klaro. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich auf euch zugedröhnten Kids aufpassen muss", schmunzelte Jin und der Jüngere ließ sich neben ihm auf der Couch fallen. Namjoon fragte schon lange nicht mehr, warum Jin an solchen Abenden immer nach der Schule mit zu ihm kam. Jin wusste, dass sein Vater ihn nicht gehen lassen würde und er wusste, dass sein Vater wieder ausrasten würde, aber diese Abende gehörten nur Jin. Nur ihn und seine Freunde. Er mit seinen Freunden. Namjoon drehte entspannt die Joints, als es schon an der Tür klopfte und die ersten schon in den kleinen Wohnwagen schritten. Der Wohnwagen war vielleicht alt, aber Namjoon hatte lange an ihm geschraubt und daher gab es zwei optisch abgetrennte Teile. Sie saßen meistens in der Couchecke mit den Klappfenstern, während Jungkook und Taehyung vorne beim Fernseher waren.

Nun saßen sie in ihrer Ecke. Die frustrierten Rufe von Taehyung und das Jubeln von Jungkook waren schwach zu hören. Es lief irgendwelche ruhige Musik, während sie sich immer weiter den Joint reichten. Jin saß neben Jimin, der nach einigen Zügen dann schon zu viel hatte und sich lachend an Jin lehnte. Sie hatten kein wirkliches Thema und meistens schwieg Jin und sah seinen Freunden lächelnd beim Diskutieren zu. Als das Gras endlich aufgebraucht war, gesellten sich endlich auch Jungkook und Taehyung zu der Runde. Es war eine ruhige Atmosphäre. Freunde unter sich. Doch Jins Blut gefror in den Adern, als die gleiche Frage kam, die ihm Alpträume breitete. „Wenn würdet ihr killen? Euch oder irgendeine Person?" Yoongi lehnte gegen die Lehne der Couch und blickte starr an die Decke. Namjoon neben ihm schnaubte. „Was ist das für eine Frage?" „Also ich würde mich töten", warf Jimin kurz danach ein und Jin lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Für einen kurzen Moment fühlten sich seine Lungen so schwer an, als wären sie mit Wasser gefühlt. „Ich mich auch", meinte Yoongi rau und zwinkerte Jimin zu. Jins Haut wurde warm und brannte, was er zischend zur Kenntnis nahm. Alle Augen lagen auf ihn und er winkte nur ab. „Hatte mich wohl am Feuerzeug verbrannte", lachte Jin und Yoongi durchstach ihn mit seinem Blick. Jins Blick fiel auf Hobi, der kaum ansprechbar war und dann zu Namjoon, welcher ihm einen besorgten Blick zu warf. Sein Freund war schon immer intelligenter, als es manche wussten. Er konnte so oft durch Jin hindurchsehen, aber dieses Mal durfte er es nicht zu lassen, weswegen er breit lächelte. „Ich würde mich auch umbringen", murmelte eine andere Stimme zu seiner Rechten und sein Blick fiel auf Jungkook. Taehyung umfasste sofort sein Hände und stupste ihn in die Seite. „Sei kein Dummkopf, Kookie! Als wenn wir jemals so etwas entscheiden müssten", warf Taehyung an und Jimin nickte kichernd. Jin sah ihn Jungkooks Augen und irgendwie kamen sie ihn leerer vor.


Lebt man, wenn man keine Gefühle hat?

Lebt man eine Lüge?

Lebt man überhaupt?

('Lügner' 'Lügner')


Wann fängt der Absturz an? Jin sah sie stürzen und ließ es zu. Doch hatte er es wirklich gesehen? Im Endeffekt konnte er nichts gegen ihre inneren Dämonen. Es klickte. ('Lügner') „JIMIN!" Jin zog an dem leblosen Körper. Zwängte ihn aus den eisernen Griffen von Hoseok, der immer wieder den Namen schrie. Schrie so sehr, dass es das Blut in Jins Adern gefrieren ließ. Seine Klamotten klebten an ihm. Das Wasser um sie herum war so kalt, wie sich Jins Herz anfühlte. „RUFT DEN NOTARZT!" Jins Stimme klang nicht wie seine. Als hätte es ein Fremder gesagt. Eine Person, die mit ihnen in diesem Raum war. Ihnen dabei zusah, wie Jin sich nun über seinen Freund beugte und mit jedem Druck versuchte das Leben wieder in ihn zu pumpen. „Jimin. Wach auf", flüsterte er. Tränen verschmierte seine Sicht und er hörte immer noch Hoseok kreischen. Seine Ohren klingelten, aber er presste immer wieder auf den blassen Körper ein. Drückte seine Hände immer wieder gegen den Brustkorb, der sich langsam blau verfärbte. „Jiminie."

Es regnete. Jin sah den schwarzen Sack und zuckte, als er den Reißverschluss vernahm. Es waren Schreie zuhören. Hoseok saß steif neben ihm. Bewegte keinen Muskel, als die anderen Jungs ankamen. Polizisten, die sie zurückhielten. Es hatte sich eine Menschentraube gebildet und Jin hielt die lauten Geräusche kaum aus. Trotzdem verließ sein Blick den Sack nicht. Er wurde mit Hoseok weg geführt, während ihre Freunde nach ihnen schrien. Eine Hand packte ihn hart am Arm und Jin sah in Yoongis Gesicht. „Wo ist Jimin?" Jin warf einen kurzen Blick zu dem schwarzen Sack und das reichte Yoongi aus. Sein Gesicht wurde blass. „Nein!" ('Lügner') „NEIN!" ('Lügner')

Jin übergab sich nach dem Verhör. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an, aber nichts konnte ihm den Schmerz nehmen. Konnte ihm die Bilder auslöschen von diesem Badezimmer. Von dieser Badewanne und der roten Schrift über dieser. ('Lügner') Der leblose Körper seines Freundes. Die kalte Haut. Die starren Augen. Wieder übergab er sich und einige Leute strömten in das Badezimmer. Arme, die sich um seinen Körper schlangen, aber ihm wurde nur noch Kälter, als er in das Gesicht seiner Mutter blickte. Jin brauchte Wärme. Brauchte Hoffnung. Er brauchte seine Freunde, aber das einzige was er verdiente, war seine Familie. Als sie gingen, fiel sein Blick auf Hoseok, der mit leerem Blick alleine auf dieser Bank saß. Jin wollte zu ihm. Wollte ihn in den Arm nehmen. Wollte ihm die Wärme schenken, nach der er sich auch sehnte. Wärme, die ihn vielleicht retten könnte. Seine Mutter zog an seinem Arm. Weg von seinem Freund. Weg von seiner Hoffnung. Weg von dem Leben von Hoseok.


„Fick dich!" Yoongi sah ihn wütend an und Jin konnte es ihm nicht verübeln. „Es ist die Wahrheit", murmelte er und Yoongi zischte. Namjoon saß schweigend neben Jin. Jungkook hatte seinen Kopf gesenkt und Taehyung strich dem Jüngeren beruhigend über den Rücken. „Wusstet ihr, dass er Depressionen hatte? Wusstet ihr, dass er eine Essstörung hatte?" Jin sah sich jede Reaktion an, aber bei allen viel sie gleich aus. „Wir müssen über solche Sachen reden", sprach er weiter, aber Yoongi packte ihn grob am Shirt. „Du denkst du bist so schlau? Dabei ist das deine verdammte Schuld. Jimin war so wegen dir", zischte Yoongi, aber dieses mal ging Namjoon dazwischen. „Das ist Schwachsinn. Du kannst nicht Jin die Schuld geben. Er hatte ihn versucht zu retten", erwiderte der Jüngere und Jin stockte, als er seinen Namen aus dem Mund von Namjoon hörte. „Hyung", fing er an und Jin seufzte. Da war wieder das Wort, was er nicht verdient hatte. Die Bezeichnung, die nie für ihn bestimmt war. Yoongi sah bedrückt zu Boden und Jin schritt auf ihn zu. „Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr machen konnte. Ich hätte alles getan", murmelte Jin und Yoongi nickte. „Ich weiß. Es ist nur... Wir alle haben ihm zu geschaut und ich...", fing Yoongi an, aber unterbrach sich, als die ersten Tränen seinen Wangen hinab liefen. Jin drückte den zitternden Körper fest an sich und nach einigen Sekunden folgten dann auch die anderen Jungs.

Jin folgte den anderen über den matschigen Boden. Sein Anzug schnürte ihm die Luft zu, aber er verdiente jeden Schmerz. Jungkook war an seiner Seite und hielt seine Hand schmerzhaft fest, aber Jin ließ es zu. Der Jüngste von ihnen hatte nicht aufgehört zu trauern. Die anderen versuchten stark für ihn zu sein und das versuchte Jin auch. Er nahm seine andere Hand und legte die leicht schmerzende um die Schultern des Jüngeren. Er zog ihn fest an seinen Körper und versuchte ihm die Wärme zu schenken, die er sich so sehr ersehnte. Yoongi und Hoseok trugen den Sarg ihres Freundes und eigentlich wollte Jin den Platz von Hobi einnehmen, aber dieser hatte Vehement protestiert, weswegen Jin ihn einfach gelassen hatte. ('Ich verdiene den Schmerz.')

Blumen für jedes Lächeln.

Erde für jede Träne.

„Hobi. Wir sollten zusammen zu mir fahren", sprach Namjoon, aber Hoseok winkte ab. „Ich werde mit Jiminies Eltern fahren. Sie brauchen Hilfe für die Feier", erwiderte er und Jin wollte ihn festhalten. Wollte ihn dazu zwingen, dass er mit ihnen kommen sollten. Wollte Jimins Eltern anschreien, dass sie auch auf diese Party gehörten. Nur damit Hoseok nicht alleine war, aber sein Mund blieb geschlossen. Er drehte sich weg und Jin wusste, dass es das letzte Mal war. Das letzte Mal, wo sie Hobi zu Gesicht bekamen. Hätten es seine Freunde gewusst, dann würde der Abschied herzlicher ausfallen, aber alle waren irgendwie gebrochen. Als Jin dann endlich Zuhause vor seinem Spiegel stand, wusste er, dass seine Maske brach. Wie Porzellan.


Wenn man ihn gefragt hätte, welchen seiner Hyungs er am meisten mochte, dann hätte er wahrscheinlich nichts erwidert, auch wenn tief in seinem Inneren immer ein Name zum Vorschein kam. „Tae", schnaubte er amüsiert und der Blonde fuhr ihm durch die Haare. „Chim hat dieses mega coole neue Spiel. Bin mir ziemlich sicher, dass er es von seinem Bruder geklaut hat", sprach Taehyung und Jungkook nickte grinsend. „Also auf zu Jimin?" Der Ältere nickte und umfasste Jungkooks Hände. Sie liefen nebeneinander und Jungkook hatte schon lange angefangen die merkwürdigen Blicke der Menschen zu ignorieren. Taehyung und er waren nicht nur Freunde. Nicht mal beste Freunde. Sie waren Brüder im Herze. Seelenverwandte. Für sie war es alles natürlich, was andere nur mit einem missbilligenden Blick begutachteten. Am Anfang hatte Jungkook schon seine Probleme damit. Er war schon immer ein sehr schüchterner Junge und sehr verschlossen zu fremden Menschen. Hoseok hatte ihn mal vor Ewigkeiten beim Weg nach Hause begleitet und ihn dann später der Gruppe vorgestellt. Es war wunderschön, aber auch beängstigend und früher hatte er Taehyung immer weggestoßen, wenn der Ältere mal wieder an seiner Seite hing. Taehyung brauchte die Aufmerksamkeit, aber da war er nicht der Einzige. Jimin liebte es ebenso zu kuscheln, weswegen die beiden meistens aufeinander hingen. Doch irgendwann kam Jungkook mit ins Bild und nun war er immer die Mitte eines Kuschelsandwichs aus Jimin und Taehyung.

„TaeTae! Kookie!" Jimin umarmte seine Freunde stürmisch und hüpfte erfreut auf den Punkt, als er sie dann endlich in die kleine Wohnung ließen. „Das Spiel ist hier verboten, weil es so brutal ist", erzählte Jimin und Taehyung schnaubte. „Du hast schon Angst, wenn du nur etwas Gruseliges schaust", murmelte Taehyung und Jimin zischte ein 'Stimmt nicht!'. „Wir durften Monster Ag. nur schauen, als du mit deinen Eltern im Urlaub warst", warf Jungkook an. „Zeig etwas Respekt vor deinen Älteren, Kookie", murrte Jimin und verdrehte die Augen, als die Jüngeren lachten.

„Hast du eigentlich Träume, Chim?" „Natürlich. Ich möchte ein mal ganz Oben sein!" ('Lügner')('Menschen wie ich haben keine Träume verdient.')

„Hast du dich jemals gefragt, warum Sterne so schön sind?" Jungkook wendete seinen Blick nicht von dem Nachthimmel ab, als er die Frage dem Wind schenkte. Die Warme Seite von Taehyung verhinderte, dass er zitterte, auch wenn es nicht so kalt in der Nacht war. „Warum muss Schönheit eigentlich immer vergehen? Sind Sternschnuppen wirklich das Symbol für Wünsche?" „Das sind viele Fragen für eine Nacht, Jungkookie", murmelte Taehyung und das erste Mal wendete Jungkook seinen Blick zu seinem Nebenmann. Taehyung sah starr zum Himmel und sein Mund war in einer festen Linie verzogen. Jungkook wandte seinen Blick wieder zum Himmel. „Was sind deine Träume, Jungkookie?" „Ich will ein mal Tänzer sein. Musik hatte mich schon immer bewegte und ich liebe es mich im Takt zu ihr zu bewegen", sprach er und zeigte voller Erstaunen auf eine Sternschnuppe. „Was ist mit dir?" Taehyung blieb einige Zeit still, aber lachte dann. „Weißt du, dass du mein Licht bist? Du bist meine Flügel und dank dir werde ich wieder fliegen können", lachte Taehyung und Jungkook sah ihn erstaunt an. „Meine Träume sind deine Träume, Kookie."


Wenn Sternschnuppen sterbende Teile von Planeten sind, warum schenken sie uns dann Träume?

Haben wir Träume?

Oder ist das einfach nur die Realität, die wir uns erhoffen?

Hofft man oder Träumt man?


Jin wurde wach, als er merkte, dass er sich übergeben muss. Er blickte zu seinem Spiegel und erstarrte, als er dort einen Schatten sah. ('Hilf mir.') Er sprang auf, aber das Schwindelgefühl ließ nicht nach und keine Sekunde später klingelte sein Handy. „Joonie?" Er merkte, dass seine Stimme rau war und die Müdigkeit ihn wieder auf das Bett zog. Kalter Schweiß zog sich über seinen Rücken, als er der Stille am anderen Ende seines Telefons lauschte. „Hobi ist im Krankenhaus." Es kam ihm wie Sekunden vor, als er sein Auto parkte und in den Wohnwagen sprintete. Er klopfte schon gar nicht mehr an und erstarrte, als er dort nicht nur Namjoon, sondern auch Yoongi sitzen saß. Jin kam zu ihnen und stellte den alten teuren Whiskey seines Vaters auf den Tisch. Sie kuschelten sich in die Ecke und tranken. Jin war es egal, das sein Vater ihn töten würde. Namjoon lehnte sich zurück und drehte sein Glas in der Hand. Yoongi rauchte schon seine zehnte Zigarette. „Er hatte eine Überdosis. Ist auf einer Brücke zusammengebrochen", sprach der Jüngere und nahm einen kräftigen Schluck. Jin merkte den Alkohol schon in seinem System, aber der Schmerz war tiefer. „Wie konnte das passieren?", flüsterte er und Yoongi rieb sich über die Augen. Er stand auf und schritt dann aus dem Wohnwagen. Namjoon lehnte sich zurück und Jin sah ihn dabei aufmerksam zu. „Ich habe versagt als Anführer", murmelte der Jüngere und Jin schüttelte schnell mit dem Kopf. „Das hast du nicht Joonie!" Er umfasste das Gesicht seines Freundes und wischte über die Spuren seiner Tränen. „Wir sind noch da. Führe uns weiter, okay?" Namjoon lachte bitter und umschloss mit seiner Hand das Handgelenk von Jin.

Manchmal entscheidet ein Moment das Schicksal von allen.

Dieser Moment war nicht Jimins Tod.

Dieser Moment war nicht Hoseoks Zusammenbruch.

Es war der Moment, als Jin Grenzen überschritt und all seine Freunde mit sich riss.

„JIN!" Er schmiss sich in das Auto und drückte auf das Gaspedal. Er hörte nur ein leichtes Klopfen an der hinteren Scheibe, aber Jin war schneller. Tränen überströmten sein Gesicht. Der Alkohol in seinem Blut ließ ihn schwindelig werden. Blumen, die hinten auf der Bank lagen flogen durch die Gegend. Weiße Blumen. Er hörte den Aufprall. Spürte den Schmerz in seinem Kopf, als es hart gegen sein Lenkrad schlug. Hörte den Schrei.

Er blickte kurz zurück. Sah zwei Personen, aber die Angst war zu groß. Er fuhr weiter.

('Lügner' 'Lügner' 'Lügner')


„LÜGNER!" Jin saß neben dem Bett. Dunkle Haare lagen verstreut auf dem Kissen. Er ließ es über sich ergehen. Ließ die Wut seines Freundes ihn überkommen, während er auf den Körper starrte, der in diesem weißen Bett lag. Mit den weißen Laken. Den weißen Wänden. „ER WIRD NIE WIEDER LAUFEN KÖNNEN!" Hände, die sich in seinem Shirt krallten. Jin sah abwartend zu Taehyung. „Ich weiß." Der Blonde schrie und weinte, als er zu seinem Freund auf dem Bett sah. Namjoon kam in das Zimmer gesprintet und erstarrte, als er Jin sah. Jin wandte sein Gesicht zu Boden und seufzte. Er stand leise auf und wollte den Raum verlassen, aber wurde von Taehyung abgehalten. Seine Stimme hörte sich so hasserfüllt an. „Ich werde dich stürzen. Ich werde dir deine Flügel entreißen, so wie du es mit meinen getan hast!" Seine Stimme war kalt und monoton. Sie jagte Jin einen Schauer über den Rücken. „Du hättest es schon längst tun sollen, V."

Seine Maske zerbrach.

Die Blumen verwelkten.

Und ein Dämon ohne Flügel war ihm auf dem Fersen.

Jin war bereit zu sterben. War bereit seine Flügel zu opfern.


Er sah Yoongi in dem brennenden Zimmer. Wie er an einem Klavier spielte. Eine Melodie, die sein Herz zerbrechen ließ.

Er sah Namjoon an der Tankstelle, wie ihn so ein Schnösel anpöbelte. Ihm den in Benzin getränkte Geldschein vor die Füße schmiss. Spürte die Explosion, die alles auslöschte, was Jin jemals geliebt hatte.

Er sah Taehyung, wie er fiel.

Jimin, wie er in der Klinik saß mit Hoseok. Wie sie Karten spielten.

Jungkook. Das Auto. Die Blumen.

Sah Yoongi und Jungkook. Jungkook zog an seinem Freund, aber das Feuer ließ sie schreien.

Namjoon, wie er erschossen auf derStraße lag.

Und dann war er wieder in ihrer kleinenRunde. Jimin hatte seinen Kopf gegen ihn gelehnt und kicherte, alsTaehyung Jungkook aufmunterte. „Gibt es überhaupt eineMöglichkeit? Kann ich euch alle retten?" Tränen fielen auf seineHände, bis er merkte, dass es seine eigenen waren. Alle sahen ihnmit verwirrten Blicken an. Nur einer nicht. Taehyung hatte seinenBlick starr auf ihn gerichtet.

„Es gibt nur eine Antwort, Hyung. Duoder Wir."


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Mal etwas komplett anderes, aber ich bin momentan so besessen von den ganze Theorien um die BTS Videos.

Deswegen nerve ich euch jetzt mit dem OS xD Falls noch irgendwelche Fragen sind (Ja, ich schaue dich an Manu ;3), dann haut sie ruhig raus! Hannah und ich werden sie euch gerne beantworten!

Habt ihr ein Bias? <3

Gaaaaanz liebe Grüße

Muffin

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