47. Twist of fate


♪ Bridge over troubled water – Simon & Garfunkel


Sienna

Jeden Tag aufs Neue beschäftigten wir uns mit der Renovierung des Hauses. Der Notartermin hatte inzwischen stattgefunden, ebenso lief der Antrag zur Änderung unserer Namen. In unserem Fall würde dies wohl schnell über die Bühne gehen, zumindest bekamen wir diese Auskunft erteilt.

Niall suchte bereits nach einer Arbeitsstelle als evangelischer Pfarrer, während ich ein Angebot von Gwennys Mann Alexander erhielt, in seiner Galerie tätig zu sein. Ich sagte zu, unter dem Vorbehalt, dass ich erst gemeinsam mit Niall unser Haus bewohnbar machen wollte. Alexander gestand mir diese Zeit ohne weiteres zu und bot sogar zusammen mit Gwenny seine Hilfe an. Meine beste Freundin nun wieder an meiner Seite zu haben, löste ein unglaubliches Glücksgefühl in mir aus. Ständig umarmten wir uns, weil wir es nicht fassen konnte, wieder zusammen zu sein.

Doch nicht nur die Gwenny und Alexander gingen uns zur Hand, sondern sämtliche Mitarbeiter von Alistairs Team.

Da Kieran noch keinen Kindergartenplatz hatte, verbrachte er oftmals Zeit bei Seth und Harvey aber auch bei Briana und Freddie, wenn dieser aus der Schule kam. Nach wie vor verstanden sich die beiden blendend, Freddie sah noch immer den kleinen Bruder in Kieran und kümmerte sich dementsprechend um ihn. Ein Teil der Zeit jedoch gehörte Alistair und Kieran. Sie besuchten beinahe jeden Tag den Spielplatz, was uns natürlich den Vorteil verschaffte, keinen quengelnden Kieran in der Nähe zu haben, der mit uns spielen wollte, während wir die Wände strichen oder Tapeten abkratzten.

Für den heutigen Tag hatten wir uns vorgenommen, unser zukünftiges Schlafzimmer soweit hinzubekommen, dass wir am Abend die Matratzen auf dem Boden würden platzieren können. Ein neues Bett war bereits bestellt, doch die Lieferzeit betrug vier Wochen, was jedoch für uns keinen Beinbruch bedeutete. Es gab wesentlich Schlimmeres im Leben, als auf einer Matratze in einem trockenen Zimmer nächtigen zu müssen.

„Baby, du hast Farbe in deinen Haaren."

„Weiß oder grün?", fragte ich lachend, ohne mich um die Farbtupfer in meiner roten Mähne zu kümmern.

„Beides."

Nialls Arme umschlangen mich von hinten und da ich gerade auf einem Bein stand, geriet ich prompt aus dem Gleichgewicht. Sein fester Griff verhinderte jedoch, dass ich umfiel, im Gegenteil. Er zog mich ganz nahe zu sich heran, schaute in meine Augen und wisperte: „Du siehst sexy aus, mit all der Farbe an dir."

Nicht nur meine Haare wiesen gesprenkelte Stellen auf, sondern auch meine Kleidung, die jedoch explizit für das Renovieren diente und danach in den Müll wandern sollte.

„Findest du? Wir könnten nachher ja zusammen duschen gehen, denn du hast ebenfalls Farbe in deinen Haaren, mein Lieber", flüsterte ich zurück.

„Das ist ein Angebot, das ich nicht ausschlagen werde. Immerhin haben wir heute sturmfrei."

Das stimmte in der Tat, denn Kieran schlief heute bei Freddie, worauf die beiden sich schon die ganze Woche freuten.

Sanft küsste Niall meine Wange, bevor er fragte: „Bestellen wir nachher Pizza?"

„Auf jeden Fall."

Nach einem anstrengenden Arbeitstag im Haus, der fast nie unter zwölf Stunden dauerte, verzichteten wir beide auf das Kochen, sondern nahmen stattdessen unterschiedliche Lieferservices in Anspruch. Mal den Chinesen, mal den Italiener und oft auch das Nandos. Heute stand uns aber der Sinn nach Pizza, doch vorher gab es noch jede Menge zu tun.

Die Raufasertapeten im Schlafzimmer bekamen, bis auf eine Wand, einen weißen Anstrich, lediglich die Wand hinter dem Bett wurde in einem zarten Grün bemalt. Dies brachte ein wenig Frische in den Raum und ließ ihn nicht so eintönig wirken.

Während die Farbe an den Wänden trocknete, begaben wir uns in das nächste Zimmer, das Kieran für sich haben würde. Etwas anderes als eine Supermann-Tapete an der einen Wand kam überhaupt nicht in Frage. Der Rest sollte in einem hellen Blau gestrichen werden, was wir sogleich angingen.

„Nachher habe ich grün-weiß-blau gesprenkelte Haare", unkte ich, worauf Niall zu lachen begann.

„Dann lohnt sich das Duschen wenigstens", lautete sein Kommentar.

Bis acht Uhr abends arbeiteten wir mit Hochdruck, dann läuteten wir den Feierabend ein und bestellten eine Familienpizza sowie eine Flasche Rotwein. Beim Säubern meiner Hände am Waschbecken stellte Niall sich neben mich, um ebenfalls die Farbe von seinen Fingern zu waschen. Dabei berührten sich unsere Hände ständig. Es endete schließlich damit, dass wir uns gegenseitig die Hände wuschen und dabei fröhlich lachten. Das Glimmen in seinen blauen Augen ließ mich sofort träumen; von unserem neuen Leben, ohne jegliche Angst vor der Mafia.

Als es läutete, ging Niall zur Tür, um unser Essen in Empfang zu nehmen, welches wir auf dem Boden sitzend im Wohnzimmer verspeisten. Verständlicherweise hatte Niall den größten Teil der alten Möbel weggegeben, nur würde es noch ein wenig dauern, bis die neuen hier eintrafen. Außerdem musste zuerst der Boden im Wohnraum erneuert werden, bevor wir die Möbel stellen konnten.

„Ich denke, wir können die Matratzen jetzt oben hinlegen", meinte ich, während ich auf dem letzten Stück Pizza herumkaute.

„Ja, klar, die Farbe ist trocken, da passiert nichts mehr, falls wir aus Versehen dranstoßen sollten."

Niall erhob sich und nahm den leeren Pizzakarton mit, um ihn in einen der Müllsäcke zu stopfen, die zu Hauf im Haus vorzufinden waren.

„Ich gehe jetzt duschen, Baby, kommst du mit?"

Nickend erhob ich mich und folgte ihm in das Badezimmer im Obergeschoss. Die großzügige Dusche bot Platz für uns beide und somit stellte sich die Frage erst gar nicht, wer zuerst das fließende Wasser in Anspruch nahm.

Als ich den warmen Wasserstrahl auf meinem Körper spürte, entspannten sich meine Glieder sofort. Lächelnd nahm ich wahr, wie Niall das Duschgel auf meiner Haut verteilte, seine Hände fühlten sich so gut an, obwohl sie ein wenig rau wirkten.

„Wie wäre es mit einer Gegenleistung, Baby?", raunte er mir ins Ohr, worauf ich prompt das Duschgel nahm, um dieses vorsichtig auf seinem Körper zu verteilen.

Jeder Muskel war mir bekannt, jedes Härchen und jeder Leberfleck. Nach all den Jahren liebte ich meinen Mann nur noch mehr. Die Härte unseres Lebenswandels hatte uns wirklich zusammengeschweißt.

Unsere Lippen trafen sich, verbanden sich zu einem gierigen Kuss, der immer intensiver wurde. Ich spürte seine Erregung, die meinen Oberschenkel streifte und mich sofort lichterloh brennen ließ.

Nialls Hände lagen auf meinen Hüften, er zog mich ganz nahe zu sich heran und als unsere Lippen sich voneinander lösten, schauten wir uns in die Augen. Im hellen Blau seiner Iris versinkend, wisperte ich: „Lass uns woanders weitermachen."

Ich wollte ihn – aber nicht unter der Dusche, sondern auf der Matratze im Schlafzimmer. Nach der körperlichen Arbeit sehnte ich mich nach einem weichen, bequemen Platz, der uns beiden gerecht wurde.

Der Geruch der frischen Farbe strömte in meine Nase, als Niall mich, in ein Handtuch gehüllt, in den Raum trug, um mich anschließend vorsichtig auf unserem provisorischen Bett niederzulegen. Dass meine Haare klatschnass waren interessierte mich im Augenblick weniger. Mit einem Ruck zog er das Badetuch weg, es landete achtlos auf dem Boden, und Sekunden später befand er sich über mir.

Die letzten Wassertropfen perlten an seinem Oberkörper hinab, suchten sich ihren Weg zwischen den Muskeln und Härchen, bis sie in seinem Bauchnabel verschwanden. Ich liebte den Anblick seines gut gebauten Körpers, trotzdem schloss ich meine Augen, als er seine Lippen erneut mit meinen verband. Ich schob mich ihm förmlich entgegen, Haut auf Haut, es war das schönste Gefühl überhaupt.

Wie lange war es her, dass wir uns völlig unbeobachtet und total alleine in einem Haus aufhielten. Niemand würde sich an den Geräuschen stören, keiner konnte uns überraschen. Der Gedanke daran machte mich unglaublich frei und locker.

Meine Finger fanden sich in Nialls Haaren, während er seine Zunge auf meinem Körper entlanggleiten ließ. Zuerst am Hals, dann am Schlüsselbein und als seine Lippen vorsichtig eine meiner Brustwarzen umhüllten, stöhnte ich lustvoll auf.

Es bedurfte keiner Worte, er wusste genau, wie er mich an den Rand des Wahnsinns brachte und heiß machten konnte.

Immer wieder neckte er meine Brustwarzen, die hart wurden wie kleine Erbsen. Ich bog den Rücken durch und kam ihm erneut entgegen, um meine Bereitschaft zu demonstrieren. Niall verteilte seine Küsse über meinen kompletten Körper. Die Ungeduld in mir wuchs stetig heran. Ein Keuchen entwich meiner Kehle, als seine Finger nach meinem empfindlichsten Punkt tasteten und diesen auf süße Art und Weise malträtierten.

Wie heiße Lava rauschte das Blut durch meine Adern, ich vergaß beinahe, wo ich mich befand, während das Zittern in meinem Unterleib immer heftiger wurde. Lustvoll streckte ich mich seinen Fingern entgegen und gab mich mit geschlossenen Augen dem Rhythmus hin, den mein Körper wie von selbst produzierte.

„Lass los, Baby." Als seine raue Stimme erklang, brauchte es nur wenige Sekunden, bis ich den Zenit erreichte und überschritt.

Niall gönnte mir jedoch nur eine kurze Pause. Er küsste mich, drang mit seiner Zunge in meinen Mund ein, die nicht nachgab und mich dominierte. Nachdem er diese Schlacht gewonnen hatte, ließen seine Lippen zwar von mir ab, aber dafür kam seine Körperkraft zum Einsatz. Mit beiden Händen packte er mich an den Hüften, drehte mich auf den Bauch und hob mein Becken an, sodass ich gezwungen war, auf die Knie zu gehen. Mit meinen Händen stützte ich mich, in Erwartung darauf, dass er ziemlich bald in mich eindringen würde, auf der Matratze ab.

Langsam und gemächlich schob Niall sich im mich hinein. Sämtliche Eile schien von ihm abgefallen zu sein und als ich mich beschwerte, sprach er nur: „Wir wollen es doch richtig machen, Baby, oder?"

„Niall", keuchte ich, „komm auf den Punkt."

„Meinst du den hier?"

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, traf seine Erektion auf meine empfindsamen Nervenstränge in meinem Inneren, welcher er fortan stetig reizte. Sofort reagierte ich darauf, mit allen meinen Sinnen. Mein Herzschlag nahm zu, meine Atmung ging heftig, während ich versuchte, nicht mit den Armen einzuknicken, da die Gefühle mich zu überrollen drohten. Schweiß stand auf meiner Stirn, ich vernahm nur noch Nialls Keuchen und den nächsten Stoß, der mich in den Himmel katapultierte. Alles in mir zog sich zusammen, immer stärker, bis ich endlich über die Klippe sprang. Er folgte mir Sekunden später, verweilte jedoch noch einen Moment in mir, bis seine Atmung sich ein wenig beruhigt hatte.

Mit klopfendem Herzen kuschelte ich mich später in seine Arme. Niall hatte die Decke über uns gelegt, da das Fenster einen Spaltbreit offenstand, damit die Feuchtigkeit, ausgelöst durch die frische Farbe, ihren Weg nach draußen fand.

„Denkst du, die Nachbarn haben uns vielleicht gehört?", fragte ich plötzlich.

Mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen erteilte er seine Antwort.

„Und wenn schon, dann wissen sie wenigstens, womit sie demnächst regelmäßig zu rechnen haben."

„Du bist ja schon ziemlich provokant", zog ich ihn auf, worauf er mir ins Ohr flüsterte: „Immer, Baby, das solltest du eigentlich wissen."

Als ich darüber nachdachte, musste ich ihm Recht geben, denn Niall hatte sogar die Mafia provoziert. Der Gedanke daran, dass sie uns nie wieder schaden würden, ließ mich schließlich zur Ruhe kommen und einschlafen.

Am nächsten Morgen erwachte ich durch den Geruch von frischgekochtem Kaffee und Eiern. Langsam räkelte ich mich auf der Matratze und atmete Nialls Duft ein, der sich in seinem Kopfkissen festgesetzt hatte. Die letzte Nacht war einfach himmlisch gewesen, jegliche Erinnerungen daran zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht. Mein Mann war der Jackpot, den ich in diesem Black Room im Swinger Club ergattert hatte. Um nichts auf der Welt würde ich diese Treffen rückgängig machen wollen, denn Kieran entstand daraus, unser kleiner Sonnenschein.

Niall und ich saßen noch am Frühstückstisch, als es an der Tür läutete und kaum öffnete er diese, trat Briana mit den beiden Jungs ein. Sie hatten unbedingt wissen wollen, wie Kierans Zimmer aussehen würde.

„Louis kommt nachher und hilft beim Tapezieren", ließ ich Briana wissen, die daraufhin zu seufzen begann und die Misere bezüglich Freddie erzählte.

„Das tut mir wirklich leid, vor allem, weil Louis ja nichts dafür kann." Betreten kamen die Worte über meine Lippen. Ich hatte ein enorm schlechtes Gewissen, da Louis ständig sein Leben für andere eingesetzt hatte und nun als Dank einen motzenden Sohn zuhause vorfand. Manchmal war das Leben einfach nicht fair.

„Vielleicht kann ich mal mit ihm reden", schlug Niall vor, bevor er sich anschickte, die Jungs einzuholen, die bereits die Treppe nach oben liefen.

„Das wäre toll", kam es dankbar von Briana.

Ich goss ihr eine Tasse Kaffee ein und während sie die koffeinhaltige Flüssigkeit in kleinen Schlucken trank, unterhielten wir uns weiter über die noch anstehenden Renovierungsarbeiten. Letztendlich war es Louis' Auftauchen, dass unsere Konversation unterbrach.

„Hallo Ladies, wie geht es euch?", begrüßte er uns augenzwinkernd und drückte mir sogleich einen Kuss auf die Wange. Das tat er ebenso bei Briana, was mich wissen ließ, dass die beiden vollkommen im Reinen sein mussten. Umso schlimmer fand ich es, dass Freddie nun den Aufstand probte, wenngleich seine Reaktion durchaus nachvollziehbar anmutete. Trotzdem wünschte ich mir für Louis, ein gutes Verhältnis zu seinem Sohn haben zu können.

Niall kam mit den beiden Jungs an der Hand die Treppe nach unten gelaufen, doch als Freddie seinen Vater erblickte, verhielt er sich äußerst bockig.

„Ich will da nicht hin, er kümmert sich nie um mich. Du bist immer bei Kieran, Niall. Ich will auch so einen Dad wie du einer bist."

Harte Worte, die Louis sich da anhören durfte, doch mein Mann ließ sich nicht beirren. Er nahm Freddies Hand und führte ihn zum Tisch. Dort setzte er sich neben ihn auf die Eckbank und legte einen Arm um ihn.

„Freddie, ich würde dir gerne etwas über den Job deines Vater erklären", begann er. „Weißt du, was die Aufgabe deines Dads ist?"

Stumm schüttelte Freddie seinen Kopf, seine Augen waren noch immer auf Niall fixiert, der ihn mit einem sanften Lächeln bedachte.

„Dein Dad rettet Leben, Freddie. Er hat auch meines gerettet und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Nur muss er manchmal dafür von zu Hause wegfahren und darf auch nicht mit dir telefonieren. Niemand darf wissen, wo er sich aufhält, denn er arbeitet im Geheimen. Er hätte dich gerne mitgenommen, Freddie, aber das durfte er nicht."

Bevor jemand etwas sagen konnte, meldete sich Kieran zu Wort.

„Ist Louis sowas wie Supermann? Der kommt auch ganz plötzlich angeflogen, um Menschen zu retten."

Ich sah, wie Freddie schluckte, seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz, als er in die Richtung seines Vaters blickte. „Du rettest wirklich Leben?"

„Ja, Freddie, oft tue ich das."

Louis' Stimme klang rau und ich sah das verräterische Glitzern in seinen blauen Augen, als sein Sohn näher an ihn heranrückte.

„Dann bist du – dann bist du sowas wie ein Held, Dad?"

„Naja, es ist mein Job, weißt du. Ich werde dafür bezahlt, Supermann nicht, das ist der Unterschied zwischen ihm und mir."

„Wow." Freddie schienen die Worte zu fehlen, stattdessen starrte er seinen Vater ehrfürchtig an. „Dad?"

„Ja?"

„Wie viele Leben hast du schon gerettet und wie machst du das?"

„Ein paar, ich habe sie nicht gezählt. Und wie ich das mache, bleibt vorerst noch mein Geheimnis. Ich werde es dir aber irgendwann erzählen, ok?"

„Ok." Freddie nickte und tastete mit seiner kleinen Hand zu Louis' größerer. „Du bist cool, Dad, du hast Nialls Leben gerettet."

Lächelnd streichelte Louis über Freddies Haarschopf. „Kannst du mir verzeihen, dass ich so lange nicht da war?"

„Ich denke schon. Ich wusste ja nicht, dass du so einen tollen Job hast", kam es zurück.

Es war schön mitanzusehen, wie die beiden sich drückten und dass Freddie seinem Vater die lange Abwesenheit verzeihen konnte. Nun stand der Arbeit in unserem Haus nichts mehr im Weg. Allerdings ließen wir die Jungs bei Briana, während wir uns in Kierans zukünftiges Zimmer zurückzogen. Dort bedankte sich Louis zunächst bei Niall, ehe er auf seine Arbeit zu sprechen kam.

„Ich wollte euch nur sagen, dass unsere Kollegen im Ausland die Mafia weiterhin im Blick behalten. Im Moment ist alles ruhig, sie haben sich zurückgezogen. Ich glaube sie wissen, wann sie verloren haben."

„Redest du jetzt von den Russen oder von den Kolumbianern?" Ich wollte es genau wissen.

„Die Russen haben sich zurückgezogen und die Kolumbianer müssen sich erst wieder neu formieren, um überhaupt etwas auf die Beine stellen zu können. Der Prinz ist tot und sein Vater schon sehr alt. Vermutlich wird er sein Imperium oder besser gesagt, die kümmerlichen Reste davon, an einen anderen weitergeben."

Stumm nickte ich. Eigentlich wollte ich nie wieder etwas davon hören, doch dieser dunkle Punkt zählte zu unserer Vergangenheit, die wir niemals würden ausradieren können. Dennoch hatte sich unser Leben nun zum Guten gewandt. Ein Leben, das wir mit vollem Elan anpackten.

Mit Hilfe unserer Freunde, die regelmäßig auftauchten, gingen die Dinge flott von der Hand. Liam erwies sich als sehr geschickt im Umgang mit dem Laminat, welches wir im Erdgeschoss, im Wohn- und Essbereich, auslegten. Sophia hingegen beriet mich bei der Auswahl der Gardinen und Eleanor half Harry die Fliesen in der Küche von der Wand zu klopfen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dem Lockenkopf eine Aufgabe zu geben, bei der seine Tollpatschigkeit keine Rolle spielte. Bis auf die Tatsache, dass er sich öfter auf die Finger schlug und einmal beinahe über einen Farbeimer stolperte, lief auch alles glatt.

Auch Seth verrichtete seinen Anteil, der daraus bestand, sämtliche Dinge, die für den Betrieb des Internets in unserem Haus verantwortlich waren, in Augenschein zu nehmen. Er kümmerte sich um den Kauf des Routers und installierte außerdem eine kleine Kamera an der Eingangstür, die sogar per Handy App von der Ferne aus abrufbar war.

„Wie wäre es noch mit einer Selbstschussanlage?", frotzelte Liam. „Das fehlt noch."

„Die kommt erst in Haus, wenn wir mal eine Tochter haben sollten", erklärte Niall grinsend. „Damit schaffe ich ihr die Typen vom Hals."

„Das ist illegal, mein Lieber", ertönte Harry im Hintergrund, worauf Niall schlagfertig reagierte.

„Echt? Na ja, das kümmert mich nicht, denn ich habe Freunde bei der Polizei. Die hauen mich schon irgendwie da raus."

„Horan, du bist das Letzte", kam es lachend von Louis. „Du würdest uns nicht wirklich dafür benutzen, oder?"

Ein Poltern ließ uns unvermittelt aufschrecken und störte die Unterhaltung. Plötzlich standen Freddie und Kieran im Raum. Ihre mit Farbe bemalten Gesichter verkündeten ihre Absicht, bevor sie diese aussprachen.

„Wir sind jetzt Indianer auf dem Kriegspfad! Und wenn ihr uns nichts zu essen gebt, dann landet ihr am Marterpfahl." Damit hatte sie alle Lacher auf ihrer Seite.

~~~

Insgesamt benötigten wir vier Wochen, bis wir die Renovierung beendet hatten und auch die Möbel soweit eingetroffen waren, dass einem Einzug nichts mehr im Weg stand. Es war einer der letzten Tage im März, der Frühling fand immer mehr seinen Weg durch den Winterschlaf und in unserem Garten kamen täglich neue grüne Halme zum Vorschein. Heute hatten wir beschlossen, mit Kieran und Alistair in einen Park zu gehen. London war schließlich voll davon und ganz in unserer Nähe befand sich der West Harrow Recreation Ground, eine wunderschöne Grünanlage.

Da die Sonne um die Wette mit uns strahlte, machten wir uns zu Fuß auf den Weg dorthin. Alistair trug einen Korb, gefüllt mit unserem Proviant und Niall hatte sich Kierans Spielzeug angenommen. Bester Laune erreichten wir nach zehn Minuten den Eingang zum Parkgelände, auf dem sich zudem noch ein Spielplatz befand. Kieran würde demnach seinen Spaß haben.

„Wenn ich daran denke, dass ich am ersten April anfangen muss zu arbeiten und dieses bombastische Wetter sehe, werde ich echt neidisch auf dich", sprach Niall mit einem Seitenblick auf Alistair, der sogleich ein Lachen ausstieß.

„Kommt Zeit, kommt Rat, mein Junge. Irgendwann wirst auch du deine Pension genießen können."

„Dann könnt ihr ja beide mit mir auf den Spielplatz gehen", quietschte Kieran erfreut.

„Hm, also wenn ich die Rente antrete, bist du ungefähr vierzig Jahre alt. Ich glaube kaum, dass du dann noch einen Spielplatz besuchen willst", zog Niall unseren Sohn auf.

„Vierzig? Und wie alt ist Alistair dann?"

„Hundert", kam es prompt von dem kleinen dicklichen Mann.

„So alt? Das ist älter als meine Urgroßmutter!"

Der Umstand, dass Kieran sich an das Alter seiner Uroma erinnerte, die er bisher nur einmal zu Gesicht bekommen hatte, zauberte ein Lächeln auf Nialls Gesicht. Ich wusste, wie viel ihm seine Familie in Irland bedeutete.

„Ja, das ist sind genau vierzehn Jahre, die dazwischen liegen", erklärte ich.

„Wenn ich mal rechnen kann wie Freddie, dann weiß ich das auch", meinte unser Knirps mit stolz geschwellter Brust, bevor er sich anschickte, den Park genauer in Augenschein zu nehmen.

Lächelnd beobachtete ich Kieran, der durch die Grünanlage streifte, um einem Eichhörnchen nachzujagen, das natürlich sofort das Weite suchte.

„Mami, es läuft weg!", plärrte er entrüstet.

Neckend erklangen die nächsten Worte von Alistair. „Du warst zu ungestüm, Kieran. Wenn du langsamer hingehst, bleiben die Tiere sitzen. Komm, ich zeige dir, wie man das macht."

Er nahm unseren Sohn an die Hand und lief mit ihm über den Rasen, um nach dem nächsten Eichhörnchen Ausschau zu halten. Währenddessen drehte ich mich zu Niall, dessen Handy gerade einen Anruf ankündigte und lauschte seinen Worten.

„Hey, Liam, was gibt es? – Ja, ich bin ab dem ersten April in Amt und Würden. – Was? Ja, ihr könnt Ende April heiraten, da kann ich euch trauen. – Das klingt spitze. – Wo ich gerade bin? Mit Alistair, Sienna und Kieran im West Harrow Recreation Ground. – Natürlich, er nutzt es vollkommen aus, dass er nun in Rente ist. – Oh, und vergiss bitte nicht, dein Weihnachtsgeschenk von mir, die Tanzstunden für euren Hochzeitstanz einzulösen. Sonst wirst du noch zum Gespött der Gäste. - Ok, mache ich, bye und Grüße an Sophia."

„Lass mich raten, wir sind bald zu einer Hochzeit eingeladen", platzte ich euphorisch heraus.

„Ja, Baby und ich bin der Trottel, der die beiden traut."

Lächelnd legte ich meine Arme um seinen Nacken. „Wieso der Trottel?"

„Nun ja, wenn etwas schief gehen sollte, können sie mir die Schuld in die Schuhe schieben", erwiderte Niall mit seinem berühmten Augenzwinkern, das ich so sehr liebte.

„Ach was", meinte ich leichthin. „da wird schon nichts schief gehen. Die beiden sind wie gemacht füreinander, sie -." Just in diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubender Knall hinter uns, ähnlich einem Schuss. Hektisch drehte ich mich um, mein Herz klopfte zum Zerspringen, als Niall auch schon losrannte.

„Kieran! Alistair!", schrie er aus Leibeskräften.

Ich folgte ihm auf den Fersen, als noch ein zweiter Knall erklang. Und dieses Mal war ich mir sicher, dass es sich um einen Schuss handelte. Sekunden nach Niall erreichte ich die nächste Wegbiegung.

„Oh Gott", keuchte ich, „bitte nicht, bitte nicht."

Automatisch gaben meine Beine nach, denn der Anblick der sich mir bot, riss mein Herz in zwei Teile. Alistair und Kieran lagen auf dem Boden und alles war voller Blut.

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Willkommen zurück in der Black-Reihe! (Nur für den Fall, dass ihr vergessen haben solltet, wo ihr euch hier befindet).

Worst Cliffhanger ever, das gebe ich zu. Ich bin mega gespannt auf eure Kommentare, das könnt ihr mir glauben. Danke für die tollen Reaktionen zum letzten Kapitel.

Das nächste Update kommt am Freitag, bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit.

LG, Ambi xxx

P.S: Die Wimdung dieses Kapitels geht an ntrntsplknd - sie hat einen Lockscreen zu meiner Black-Reihe entworfen. Ist er nicht toll?

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