39. Purification
♪ You're the Voice – John Farnham
Niall
Für einen Moment dachte ich, alles sei vorbei. Nur der Bruchteil einer Sekunde entschied über den Ausgang der Situation, ein Wimperschlag, mehr nicht. Aber genau diese winzige Millisekunde machte es aus.
Marx ließ seine Waffe sinken und Louis tat das Gleiche. Ich hörte ihn neben mir aufatmen, während das Adrenalin noch immer durch meine Adern pulsierte.
„Meine Güte", schnaufte Marx laut, der sich uns näherte, „das war knapp."
„Das kannst du laut sagen", entgegnete Louis trocken.
Die beiden Männer beäugten sich kurz, dann redete Marx.
„Wir müssen hier verschwinden. Ich habe den Auftrag von Nicholas erhalten, dich heil hier rauszubringen und in die Park Avenue zu verfrachten."
Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, setzte er sich bereits in Bewegung.
„Los, mir nach!"
„Und ich dachte schon, die Russen lassen mich im Stich", murmelte ich, neben Louis herlaufend.
„Nicht doch, du bist ihr Goldjunge. Sie brauchen dich."
Marx führte uns zum Ausgang der Tiefgarage, wo eine schwarze Limousine um die Ecke parkte. Dort hielt Louis einen Moment inne.
„Ich kann nicht mitkommen, Leute, denn ich habe dringend etwas zu erledigen Wir sehen uns! Ich muss zurück zu den Kolumbianern, sonst fällt es auf."
Erstaunt blickte Marx ihn an, während mir die Kinnlade nach unten fiel.
„Was?"
„Hör zu, ich habe mich selbst dort eingeschleust, anders ging es nicht. Mach dir keine Sorgen, Niall. Alles läuft bestens."
Grinsend drehte er sich zu Marx.
„Und dir würde ich raten, gut auf meinen Freund aufzupassen, ansonsten gibt es Ärger mit der Polizei."
Spätestens jetzt wurde Marx klar, mit wem er es hier zu tun hatte.
„Adios, Amigos, man sieht sich!"
Louis hob zum Gruß die Hand, bevor er sich aus dem Staub machte.
„Das kann nicht wahr sein", stöhnte ich auf, als ich im Wagen meinen Platz einnahm.
„Er ist ein Bulle, der sich selbst bei der Mafia eingeschleust hat, alle Achtung."
Die Anerkennung in Marx' Stimme war nicht zu überhören.
„Ja, und er meint das, was er gesagt hat, durchaus ernst", erwiderte ich lässig.
Es tat so gut zu wissen, dass Louis sich in New York aufhielt. Mir fiel regelrecht ein Stein vom Herzen, denn schon immer hatte ich mich in seiner Nähe sicher gefühlt.
„Das kann ich mir vorstellen", kam es von Marx. „Er macht nicht den Eindruck, als würde er sich die Butter vom Brot stehlen lassen."
„Damit könntest du Recht haben."
Ohne Probleme gelangen wir in die Park Avenue, wo mein Eintreffen bereits erwartet wurde.
„Niall, es tut mir so leid, dass es zu solchen Unannehmlichkeiten gekommen ist", begrüßte Nicholas mich. „Aber Gott sei Dank bist du unversehrt."
„Tja, Marx hat mich aufgelesen, nachdem ihr euch alle verpisst habt, wie du siehst", erwiderte ich ironisch.
Insgeheim fragte ich mich, wie Marx mich so schnell hatte finden können. Das Rockefeller Center war riesig, aber manchmal spielte eben der Zufall mit. Genau wie bei Louis.
Dass es sich bei Marx keineswegs um einen Zufallstreffer handelte, erfuhr ich sogleich.
„Wir haben eine Software zur Überwachung auf deinem Handy installiert, Niall", klärte Nicholas mich auf. „Wir wussten immer, wo du warst."
„Was?!"
Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter. Wenn man nun die Software von Seth gefunden hatte, was dann?
„Keine Panik, wir schalten sie gleich wieder aus, sie wird erst kurz vor dem nächsten Showdown erneut aktiviert. Wenn wir sie permanent laufen lassen, könnte es zu Störungen beim Telefonieren und Nachrichtenschreiben kommen."
Es lag mir auf der Zunge zu sagen, dass Seth eine viel bessere Software programmiert hatte, die problemlos im Hintergrund lief, ohne Störungen zu verursachen. Aber das verkniff ich mir tunlichst. Stattdessen richtete ich einige Fragen an Nicholas.
„Und was passiert jetzt? Wer hat diesen Schuss abgegeben? Ist das bekannt?"
Nachdem Nicholas mir einen Wodka angeboten hatte, den ich dankend annahm, ließen wir uns auf den bequemen Sesseln nieder.
„Der Schuss muss durch einen der Kolumbianer abgegeben worden sein, denn wir waren es nicht. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber auch keiner geschnappt."
Wieder einmal wunderte ich mich, wie schnell die Mafia über sämtliche Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt wurde. Ihre Augen und Ohren befanden sich überall, trotzdem gab es immer noch unliebsame Überraschungen, wie der heutige Tag bewies.
„Der nächste Showdown wird stattfinden, Niall. Und dieses Mal wird alles glatt laufen."
„Woher willst du das wissen?", sagte ich aufgebracht. „Vielleicht schießt ja wieder dieselbe Pappnase aus einer Laune heraus."
Entspannt lehnte sich Nicholas im Sessel zurück, als er nach seinem Wodkaglas griff.
„Das glaube ich kaum. Denn derjenige, der heute geschossen hat, darf beim nächsten Mal nicht mehr mitmachen. Er hat die Mission versaut und wird dafür bestraft werden. Der Prinz wollte dich, doch es ging schief."
Seufzend langte ich nach einem Glas und schüttete den Alkohol in einem Zug hinunter. Das Brennen, welches sich in meiner Kehle ausbreitete, erinnerte mich daran, dass ich noch immer lebte – egal, wie die Sache heute ausgegangen war.
„Wir müssen noch etwas bereden", mischte Marx sich plötzlich ein. „Die Sache mit deinem Freund, Niall. Woher wusste er, dass du dort bist?"
„Welcher Freund?"
Nicholas wurde hellhörig.
„Ein Polizist, der sich bei den Kolumbianern eingeschleust hat", klärte Marx ihn auf.
Mein Herz sackte in die Hose, gleichzeitig überlegte ich, warum Louis seine Tarnung den Russen gegenüber hatte auffliegen lassen. Aber eigentlich lag es klar auf der Hand. Es diente zu seinem eigenen Schutz.
„Er tauchte plötzlich hinter mir auf, als in der zweiten Etage im Rockefeller Center stand und kurz verschnaufen wollte", begann ich meine Erzählung.
Wie zu erwarten, hörte Nicholas genau zu, äußerte sich jedoch erst am Schluss.
„Ein Polizist also, der Undercover bei der Konkurrenz arbeitet, sehr interessant."
Der nächste Satz des Mafioso ließ mich allerdings fast rücklings vom Stuhl kippen.
„Ich würde mich gerne mit ihm unterhalten, nur um einige Dinge zu klären."
„Viel Spaß", erwiderte ich sarkastisch, „dazu müsstet ihr ihn erst einmal ausfindig machen."
„Du vergisst wohl ganz, dass wir einen Spion innerhalb der kolumbianischen Mafia haben."
Nicholas grinste von einem Ohr bis zum anderen. „Marx, du weißt, wie Nialls Freund aussieht, oder?"
„Natürlich."
„Nun mach nicht so ein Gesicht, Niall. Du darfst bei diesem Gespräch anwesend sein. Ich gebe dir sofort Bescheid, wenn der Termin steht."
Darauf trank ich gleich noch einen Wodka. Louis würde ihm schon zeigen, wo der Hammer hing.
Als ich an diesem Abend mit Nicholas im Schlepptau nach Hause kehrte, war ich völlig fertig. Dieser Tag hatte so sehr an meinen Nerven gezehrt, dass ich am liebsten nur noch schlafen wollte. Doch im Augenblick war nicht daran zu denken.
Anastasia kam uns bereits mit Kieran entgegengelaufen und von Sienna hörte ich nur ein: „Ihr seid spät dran. Die Kinder sollten eigentlich schon längst im Bett sein."
„Tut mir leid, es war meine Schuld", erklärte Nicholas in seiner charmanten Art, wofür ich ihm am liebsten in den Hintern getreten hätte.
„Ich habe Niall dazu verführt, noch ein Spiel dranzuhängen. Es wird nicht wieder vorkommen, ich verspreche es."
Das Lächeln, das er meiner Frau schenkte, reizte mich schon wieder bis aufs Blut. Aber bald würde ich diesem ekelhaften Typen hoffentlich eine reinwürgen.
Nachdem er sich mit Anastasia verabschiedet hatte, brachten wir Kieran ins Bett und kaum war das erledigt, rief Liam auf meinem Handy an.
„Gott sei Dank, Niall, geht es dir gut?"
„Ja, alles ok."
Ich konnte nur ausweichend antworten, da Sienna sich im gleichen Raum aufhielt.
„Hör zu, die Software hat sich verabschiedet. Wir wissen nicht warum, aber das müssen wir am Sonntag klären."
Ich hätte ihm sagen können, dass die Russen vermutlich dafür verantwortlich waren, unterließ dies jedoch aus bekannten Gründen.
„Am Sonntag? Das klingt gut. Sollen wir zu euch kommen?", stieg ich auf seine Bemerkung ein.
„Das wäre super. Drei Uhr?"
„Einverstanden."
~~~
Der Termin zwischen Louis, Nicholas und meiner Wenigkeit fand, ganz unkonventionell, während meiner Arbeitszeit, gleich am nächsten Tag statt, was zur Folge hatte, dass ich mich nicht mit Harry würde treffen können. Da wir uns jedoch morgen über den Weg laufen sollten, sah ich das nicht unbedingt als Problem.
Man holte mich wie üblich mit einem Wagen ab und Kevin freute sich, dass ich einen Termin mit Nicholas wahrnahm, auf den er ja so große Stücke hielt. Vielleicht würden ihm eines Tages die Augen aufgehen.
Angespannt stieg ich aus der Limousine, mein Herzschlag verdoppelte sich, als ich das Gebäude in der Parkavenue betrat und er vervierfachte sich, als ich fast in Honey rannte, die gerade auf dem Weg nach draußen war.
Wir grüßten uns stumm, nur mit Blicken, und ihrer sagte mir, dass es gut lief. Unser nächstes Treffen war für den Montag angesetzt und ich konnte es kaum erwarten, zu hören, ob unser Plan Fortschritte machte. Wenn alles klappte, würde ich bald ein freier Mann sein.
Mit diesem Gedanken im Kopf, öffnete ich die Tür zum Hinterzimmer, in welchem unsere Pokerrunden stattfanden. Prompt glitt ein Lächeln über mein Gesicht, als ich die vertraute Stimme vernahm, die mich jedes Mal, wenn ich sie hörte, beruhigte.
Louis stand Nicholas Romanow gegenüber, Auge in Auge, wahrlich ein Bild für die Götter, denn mein Freund wirkte selbstbewusster denn je.
„Hallo Niall, schön, dass du so schnell kommen konntest", wurde ich durch den Mafioso begrüßt, während Louis mir nur zuzwinkerte.
Er trug an diesem Tag einen feinen, schwarzen Anzug sowie ein weißes Hemd, ganz im Stil der Mafia.
„Also, Mr Romanow, wir können dann beginnen, da unser Klient jetzt anwesend ist", leitete er und nicht Nicholas, das Gespräch ein.
Beinahe hätte ich mich vor Lachen ausgeschüttet. Doch Nicholas ließ sich nicht so schnell überfahren.
„Wir machen keine Geschäfte mit der Polizei, das sollte Ihnen klar sein, oder?", meinte er.
„Das weiß ich, wir machen auch keine Geschäfte mit der Mafia, Mr Romanow. Es ist unser Klient, mit dem Sie einen Vertrag eingegangen sind. Aber Sie können uns nicht verbieten, ihn im Auge zu behalten."
„Das stimmt, jedoch steht in unserem Vertrag, dass bei dem Einsatz keine Polizei anwesend sein darf", erklärte Nicholas ruhig.
An diese Klausel konnte ich mich sehr genau erinnern.
„Nun, Mr Romanow, sehen Sie es so. Wenn ich beim Showdown anwesend bin, agiere ich nicht in meiner Eigenschaft als Polizist, sondern achte lediglich auf unseren Mandaten. So, wie ich es getan habe, als er sich im Rockefeller Center aufhielt. Ich werde Sie weder behindern, noch angreifen. Es sei denn, Sie würden sich erdreisten, unserem Klienten Schaden zuzufügen."
„Das würden wir keineswegs, darauf haben Sie mein Wort."
Ich pfiff auf sein Wort – er hatte mich auf niederträchtigste Art und Weise gelinkt, dieser Bastard. Aber wenn mein Plan mit Honey funktionierte, würde er in absehbarer Zeit dumm aus der Wäsche schauen.
Die nächste, brennende Frage, die sich seit Minuten in meinem Kopf auftat, wurde plötzlich durch Nicholas gestellt.
„Woher kannten Sie Nialls genauen Aufenthaltsort im Rockefeller Center?"
Ein Grinsen zeigte sich auf Louis' Lippen und der verschmitzte Ausdruck seiner blauen Augen ließ mich wissen, dass er dem Mafioso nicht alles auf die Nase band.
„So wie die Mafia ihre Geheimnisse hat, so habe ich meine. Nichts für ungut, Mr Romanow, das sollten Sie akzeptieren."
Ich war baff. Baff, wie eiskalt Louis sich der Mafia gegenüber verhielt. Und wieder einmal wurde mir bewusst, dass Alistair keinen besseren Nachfolger hätte finden können, wenn er die Rente antrat.
„Nun gut, dann treffen wir beide die Vereinbarung, dass wir uns nicht ins Gehege kommen", sprach Nicholas und reichte Louis seine Hand.
Als dieser zögerte, sie anzunehmen, machte der Mafioso eines deutlich.
„Es ist nur ein Versprechen, kein Vertrag."
„Gut, Mr Romanow, ein Versprechen."
Louis gab Nicholas die Hand und komischerweise atmete ich erleichtert auf. Ich wusste nicht wieso, doch es war mir wichtig, dass die beiden diese Angelegenheit unter sich geklärt hatten. Trotzdem blieb ein flaues Gefühl in meinem Magen zurück. Ich traute der Mafia nicht.
Obwohl ich darauf brannte, Louis zu fragen, wie er mich im Rockefeller Center gefunden hatte, bekam ich keine Gelegenheit dazu. Mein Freund verabschiedete sich direkt nach dem Gespräch mit Nicholas.
„Ich habe noch zu tun, man sieht sich. Niall, halt die Ohren steif."
„Das werde ich."
Louis verschwand so schnell wie gestern nach dem Vorfall mit Marx.
Kaum hatte er den Raum verlassen, kehrte Honey zurück. In ihrer rechten Hand trug sie mehrere Tüten, welche sie Nicholas mit den Worten: „Ich habe alles für Anastasia besorgt", überreichte.
„Fein, ich danke dir."
Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und ließ sie dann ziehen. Wie bereits bei unserer vorhergehenden Begegnung, kreutzen sich unsere Blicke unauffällig, bevor sie die Tür hinter sich zuzog.
Die Zeit lief – für uns beide.
Sie stoppte nicht, katapultierte mich förmlich in den Freitag hinein, an welchem ich Harry zu Gesicht bekam. Heimlich tauschten wir unsere handgeschriebenen Zettel aus, wie ein Liebespaar, dass ich nicht erwischen lassen wollte.
Als ich später auf die Zeilen blickte, begann ich unweigerlich zu schmunzeln.
„Gott sei Dank ist dir nichts passiert und geile Aktion von Louis."
Das zeigte, dass Harry bestens informiert war.
Grinsend verstaute ich den Zettel in meiner Hosentasche, den ich später mit einem Feuerzeug anzündete, damit jegliches Beweismaterial vernichtet wurde. Sicherheit und Sorgfalt gingen hier über alles.
Ich brannte förmlich darauf, am Sonntag mit Liam und Sophia zu sprechen, denn ich tappte bezüglich der Software, die sich auf meinem Handy befand, noch immer im Dunkeln. Hatten die Russen Lunte gerochen oder nicht?
Wie zu erwarten, konnte ich nur mit einem der beiden unter vier Augen reden, denn es wäre ansonsten aufgefallen. So blieben Sophia und Sienna gemeinsam mit Kieran im Wohnzimmer zurück, während Liam mich in das Büro entführte.
Dort erfuhr ich, dass die Überwachungssoftware von Alistairs Team komplett ausgefallen war, seit ich die Park Avenue betreten hatte. Und ganz in meinem Sinne schlug Liam vor, sich sofort mit Seth in Verbindung zu setzen, damit er dies überprüfen sollte.
Mein Handy wurde mit dem Computer vernetzt, Seth saß bereits in Lauerstellung, als er mit Liam sprach. Ich sah zu, wie sich der Mauszeiger auf dem Bildschirm bewegte, während die beiden miteinander redeten.
„Unsere Software ist noch drauf, die der Russen auch und ich habe den leisen Verdacht, dass die russische unsere stört", hörte ich Seth murmeln. „Aber das wird sich gleich herausstellen. Ich mache einen Probelauf."
Was immer er damit meinte, es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis er verkündete: „Es ist, wie ich es mir gedacht habe. Unsere Software wird quasi zurückgedrängt."
„Na super! Und was nun?"
„Ich kann versuchen, sie zu deinstallieren und neu draufzuspielen. Lasst das Handy angeschlossen und kommt in einer halben Stunde wieder", wies er uns an.
Der Gedanke, dass Sienna nur wenige Meter entfernt von uns saß und nicht wusste, dass ich ihren Bruder gerade reden hörte, lag mir schwer im Magen. Ich fühlte mich schlecht, weil ich ihr so vieles verschwieg. Doch nur alleine die Vorstellung, sie wissen zu lassen, dass ich als Lockvogel für die Russen diente, drängte dieses Gefühl wieder zurück.
Sie würde permanent leiden und kein richtiges Leben mehr führen. Das konnte ich ihr nicht antun – unter gar keinen Umständen. Und jetzt, da wir kurz vor dem Ziel standen, sah ich keinerlei Veranlassung, meiner Strategie untreu zu werden. Es konnte ich nur noch um Tage, bestenfalls ein oder zwei Wochen handeln, und die Sache war gegessen. Dann würde ich frei sein und meine Familie auch.
Mit Louis im Rücken fühlte ich mich sicherer denn je. Sein Einsatz am Mittwoch bewies mir, dass er immer dann auftauchte, wenn man nicht mit ihm rechnete.
Selbst seine Kollegen hatten nichts geahnt, wie Liam mir berichtete, und sich natürlich mächtig über sein Auftauchen gefreut. Leider hatte er auch für sie nur eine relativ kurze Zeitspanne übrig, doch dies klang in Anbetracht der Tatsache, dass er Undercover arbeitete, mehr als verständlich.
Während Seth sein Möglichstes Versuchte, gesellten wir uns zu Sienna, Sophia und Kieran, der uns mit seinen selbstgemalten Bildern beglückte. In seiner kindlichen Art erklärte, was er gemalt hatte. Bäume, Häuser, Autos, Feuerwehrwagen und Tia.
Das kleine Mädchen schien weiterhin eine große Faszination auf ihn auszuüben. Gott sei Dank wusste er nicht, aus welchem Milieu sie eigentlich stammte. Noch war ihr kleines Herz rein und unbefleckt, doch irgendwann würde sich das ändern.
In der Welt ihres Vaters festgekettet, würde sie zur perfekten Mafia-Braut werden.
„Ich muss noch mal kurz ins Büro", unterbrach Liam meine Gedanken, der sich soeben erhob.
Er gab mir ein Zeichen, sitzen zu bleiben, damit es nicht auffiel, was ich mit einem leichten Nicken quittierte. Einige unruhige Minuten galt es auf dem Sofa zu verbringen, ehe Liam wieder auftauchte und kaum merklich den Kopf schüttelte.
Na toll!
Erst kurz bevor wir den Heimweg antraten, bekamen wir kurz die Gelegenheit nochmals unter vier Augen zu sprechen.
„Er wird eine neue Software programmieren. Es dauert einige Tage, aber er kriegt das schon hin."
Da ich Seths Fähigkeiten sehr schätzte, machte ich mir darum keine Gedanken. Er würde das Kind schon schaukeln.
Viel aufgeregter fühlte ich mich am Montag, als ich mich mit Honey in der Kirche traf. Da sie eine Aktenmappe unter ihrem Arm trug, ging ich davon aus, dass unser Plan soweit erfolgreich verlaufen war.
Und tatsächlich, wir standen in der Sakristei, da sagte sie: „Hier ist alles, Niall. Bitte überprüfe, ob etwas fehlt, dann besorge ich es noch."
„Gut, das mache ich gleich. Willst du in der Zwischenzeit etwas trinken?"
Wir hatten immer Wasser vorrätig, doch die Blondine schüttelte ihren Kopf. Stattdessen zog sie den Mantel enger um ihren schlanken Körper, da es in der Sakristei nicht gerade warm war.
Sorgsam ging ich die Unterlagen durch. Kopien, die wertvoller waren, als ein Sack Gold. Honey hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Jedes einzelne Blatt empfand ich als ein Geschenk, das mir die Freiheit versprach. Mir und ihr, denn nun war ich an der Reihe, unseren Deal einzuhalten.
„Das ist alles, was ich wollte. Ich danke dir, Honey", sprach ich zu ihr, was ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.
Bei Tageslicht betrachtet und nur leicht geschminkt sah sie sehr viel jünger aus, als bei den Pokerrunden.
Ich nickte kurz, faltete das Blatt zusammen, welches ich als letztes überflogen hatte und verstaute dieses wieder in der Mappe.
„Also?" Honey blickte mich fragend an.
„Ich werde mein Versprechen halten, Honey. Es kostet mich einen Anruf, dann ist alles perfekt."
Schwer atmend erhob sie sich von dem Stuhl und dann sah ich die Tränen in ihren Augen.
„Ich habe solche Angst, Niall, dass es schiefgehen könnte", flüsterte sie, während ihre feingliedrigen Finger zitterten.
„Das wird es nicht, Honey. Alles wird gutgehen."
Sie wirkte plötzlich wie ein kleines Kind, das sich fürchtete und ehe ich mich versah, gab sie mir eine heftige Umarmung.
Meinen Blick zur Tür gerichtet, fuhr mir der Schreck durch alle Glieder, denn genau in diesem Moment betrat Sienna die Sakristei.
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Tada... Ambi presents... the next Cliffhanger :D - Eines Tags musste es ja so kommen, oder?
Ich bin gespannt, was ihr zu diesem Kapitel sagt und freue mich schon darauf, die Kommentare zu lesen. Die zum letzten Kapitel waren so bombastisch, ich danke euch ganz herzlich dafür! Sie haben mich so sehr motiviert.
Das nächste Update plane ich für Donnerstag oder Freitag.
LG, Ambi xxx
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