13. Five Card Draw
♪ Play the game - Queen
Niall
„Bitteschön, die Herren."
Marx öffnete uns die Tür des Wagens, in welchem Nicholas und ich unsere Plätze auf der Rückbank einnahmen. Nachdem wir uns angeschnallt hatten, ging es auch schon los. Ich hatte mich extra in Schale geworfen, wie es für diese Pokerrunden üblich war und rückte kurz meine Krawatte zurecht, bevor ich mich im Sitz zurücklehnte. Während die große Limousine durch die belebten Straßen New Yorks glitt, blickte ich aus dem Fenster und dachte nach.
Gestern, während der Obdachlosenspeisung, hatte ich Harry wieder getroffen, der seine Rolle als verwahrloster Junkie wirklich hervorragend spielte. Niemand fiel auf, dass er mir bei der Essensausgabe einen kleinen Zettel zugesteckt hatte, der die genaue Adresse der Straßenkreuzung definierte, an welcher ich ihn zukünftig antreffen würde.
Bevor Nicholas mich abholte, hatte ich im Internet nachgeschaut, wo sich besagte Ecke befand. Dabei stellte ich fest, dass es sich um eine durchaus tolle Joggingroute handelte, die ich von nun an wieder täglich zu absolvieren gedachte. Und dies würde nicht nur zum Informationsaustausch dienen, sondern auch meine Kondition verbessern.
Neidvoll dachte ich daran, wie Harry mich ohne Probleme eingeholt und beinahe überwältigt hatte. Es konnte nicht angehen, dass mir so etwas noch einmal passierte. Scheinbar war ich viel zu sehr eingerostet. Kein Wunder, dass Sienna sich von einem anderen Mann schöne Augen machen ließ. Zugegeben, ihr Kenntnisstand bezüglich seiner kriminellen Tätigkeiten belief sich auf null, aber alleine die Tatsache, dass sie es scheinbar genoss, durch ihn hofiert zu werden, stieß mir bitter auf. Daran musste sich etwas ändern – unbedingt.
„So nachdenklich heute, John?", holte mich Nicholas' Stimme aus den tiefen Gedanken.
Er klang sehr ruhig und gelassen, gleichzeitig jedoch interessiert. Mich brachte das schon wieder auf die Palme.
„Bitten lassen wir doch den Quatsch. Du weißt ebenso gut wie ich, dass ich nicht John heiße", erwiderte ich deshalb leicht bissig, was er mit einem beinahe charmantem Tonfall quittierte.
„Natürlich weiß ich das, und um ehrlich zu sein, gefällt mir dein richtiger Name sogar besser, Niall."
Hörbar zog ich die Luft ein. Die Wanzen in unserem Haus funktionierten also einwandfrei.
„Aber ich werde dich nur so nennen, wenn wir beide alleine sind, ansonsten bist du für mich John. Es ist nicht gut, wenn zu viele Menschen deinen richtigen Namen kennen, Niall."
Gott sei Dank befand sich zwischen Marx und uns eine Trennscheibe, die sämtliche Gespräche zwischen dem Mafia Boss und meiner Wenigkeit geheim hielt. So sollte es wohl auch sein.
„Wer außer dir weiß es denn noch?"
„Mein Vater. Er ist schließlich der oberste Boss unserer Organisation und muss über alles in Kenntnis gesetzt werden."
Damit hatte er mir eine nahezu perfekte Vorlage gegeben, denn meine Ironie kam erneut zum Vorschein, als ich spöttisch äußerte: „Dann bist du also nur der Handlanger deines Vaters?"
Jedoch ließ Nicholas sich nicht so einfach aus der Reserve locken. Er war durchaus ein ebenbürtiger Gegner, was Wortgefechte anging. Um ehrlich zu sein, schätzte ich das sogar.
„Handlanger ist nicht der richtige Ausdruck. Aber weil du dich mit den Strukturen der Mafia vermutlich nicht auskennst, will ich darüber hinwegsehen", erwiderte er fast schon galant.
Manchmal erinnerte mich seine Art an Louis, den ich total vermisste. Hoffentlich ging es ihm gut, denn ich hatte seit seiner Abreise nichts mehr von ihm gehört. Für einen Moment wurde ich still, dachte an meinen Freund und wünschte mir, ihn gesund und vor allem lebend wiedersehen zu können.
Das nächste, was in meinen Kopf schoss, war der Gedanke, Alistair nach diesen Mafia Strukturen zu fragen. Bestimmt kannte er sich damit aus und es konnte kein Nachteil sein, wenn ich es ebenfalls tat.
Nach wie vor herrschte Ruhe im Wagen, allerdings blieb es nicht bei der komfortablen Stille, denn Nicholas haute noch einen Satz heraus, für den ich ihn am liebsten umbringen wollte.
„Ich finde es ebenso schade, dass ich deine Frau nicht mit ihrem richtigen Namen ansprechen darf. Sienna klingt tausendmal hübscher als Jenny."
„Untersteh dich, sie auch nur ein einziges Mal so zu nennen!", polterte ich ungehalten los und dachte sogar für eine Sekunde daran, ihn zu würgen.
Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ein Zeuge im Auto saß, verkniff ich mir jegliche körperliche Rangelei.
„Keine Sorge, Niall. Ich habe die Abmachung nicht vergessen. Deine Frau wird nichts über den Deal erfahren. Du kannst also ganz beruhigt sein."
Das war ich jedoch ganz und gar nicht, denn nur alleine die Vorstellung daran, dass er meiner Frau Besuche abstattete, während ich meiner Arbeit nachging, ließ meine Nackenhaare in eine senkrechte Position gehen. Bevor ich mich jedoch lächerlich machte, lenkte ich das Gespräch in eine ganz andere Richtung.
„Apropos Frau", begann ich, „Sienna hat mir erzählt, dass du verwitwet bist."
Um seine Reaktion zu testen, schaute ich in sein Gesicht und erkannte prompt ein seltsames Glimmen in seinen Augen, deren Traurigkeit mich komischerweise berührte.
„Ja, das ist richtig. Meine Frau starb vor zwei Jahren."
„Darf ich fragen, woran?"
Plötzlich saßen hier nicht der Mafioso und der Lockvogel, sondern zwei Männer, die sich über ziemlich persönliche Angelegenheiten austauschten; eine äußerst skurrile Situation.
„Krebs. Es wurde leider viel zu spät erkannt."
Seine Stimme klang dumpf, doch ich hörte das leichte Zittern mühelos heraus. In dieser Beziehung war Nicholas kein guter Schauspieler. Er litt noch immer unter dem Tod seiner Frau, was ihn aber wohl nicht davon abhielt, Sienna den Hof zu machen. Vielleicht wollte er einfach nur meine Schmerzgrenze dahingehend austesten und schauen, wie weit er gehen konnte, um mich zu reizen.
Aber mit dieser Vorgehensweise biss er bei mir auf Granit. Ich war nicht gewillt, mich dermaßen provozieren zu lassen und eine Eifersuchtsszene zu starten, denn das konnte sich Nicholas zunutze mache. Schließlich gehörte Erpressung zu einer der bevorzugten Methoden der Mafia, um an ihre Ziele zu gelangen.
Unser Deal sah mich als Lockvogel vor und das wollte ich auch bleiben – nicht mehr und nicht weniger.
„Nach welchen Regeln spielen wir eigentlich?", erkundigte ich mich beiläufig.
„Nach der Ältesten, Five Card Draw."
Das war ganz nach meinem Geschmack, denn mit dieser Variante war ich bestens vertraut. Hingegen aller landläufigen Meinungen probierten auch die Geistlichen das Pokern aus. Unser Pfarrer war stets ein Ass gewesen und hatte mir sehr viel beigebracht, was das Bluffen anging. Vielleicht würde sich die Mafia heute Abend ins eigene Fleisch schneiden.
Als der Wagen plötzlich langsamer wurde, schaute ich aus dem Fenster. Wir hielten vor einem imposanten Gebäude, das mir sehr wohl bekannt vorkam. Dabei handelte es sich um den Privatclub, in welchem ich Nicholas zum ersten Mal beim Brunchen getroffen hatte. Nur zu gut war mir der exzellente Hummer in Erinnerung geblieben, aber auch das Gespräch mit dem Mafia Boss.
Als ich gemeinsam mit Nicholas durch den Eingang schritt, nickte mir der Aufpasser, der hinter dem Tresen stand, freundlich zu. Dieses Mal hielt er es wohl nicht für nötig, meinen Namen zu notieren, was mich auch nicht verwunderte. Schließlich kreuzte ich zusammen mit dem Boss auf, da sollte der Eintritt ohne Probleme vonstattengehen.
Ohne Umschweife führte Nicholas mich in den hinteren Bereich des großzügigen Clubs. Dort nahmen wir die linke Tür, die er sogar für mich öffnete.
„Bitte nach dir, John."
Als ich den Raum betrat, wurde ich durch gedämpftes Licht empfangen, das von einer über dem Tisch schwebenden Lampe ausging. Der Teppichboden verschluckte jeden Schritt und der Qualm von den in Cognac getränkten Zigarillos sprach sofort meine Geruchsnerven an.
Drei Männer saßen bereits in der Spielhölle, schauten jedoch sofort auf, als wir eintraten.
„Hey, Nick, alles klar?", begrüßte der am rechten, oberen Ende sitzende den Mafioso.
„Ja, alles ok. Ich habe John mitgebracht, wie wir es besprochen hatten."
Er deutete auf mich, was alle Anwesenden zum Zeichen nahmen, mich zu begrüßen.
„Hey, ich bin Suka", stellte sich einer der Männer vor.
Dieser trug einen Schnauzbart, hatte braune Haare und graue Augen. Ich schätzte ihn etwa auf Anfang Vierzig. Der am rechten, oberen Eck sitzende, reichte mir ebenfalls seine mit zahlreichen Tätowierungen geschmückte Hand. Seine Unterarme waren fast so dick wie meine Oberschenkel und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendwo als Rausschmeißer arbeitete.
„Ich bin Toba, freut mich, dich kennenzulernen, John." Seine Stimme klang angenehm, mit einem ganz leichten russischen Akzent.
„Freut mich ebenfalls", erwiderte ich, um dann dem letzten Mann meine Hand zu reichen.
Sichtlich nervös begann der blasse Kerl mit der Brille auf der Nase, sie zu schütteln. „Ich bin Daniel. Ist das auch deine erste Pokerrunde hier?" Er war zu hundert Prozent kein Russe, das roch ich zehn Meilen gegen den Wind.
Bevor ich auf seine Frage antworten konnte, ergriff Nicholas das Wort. „Ja, er ist ein guter Freund von mir und wollte sich das mal anschauen."
Der Begriff guter Freund reizte mich bereits wieder, doch ich verkniff mir jeglichen Kommentar, da ich keinen Stress schieben wollte. Scheinbar würde ich heute Nacht nicht der Einzige sein, dem die Mafia, sinnbildlich gesprochen, die Hosen auszog. Die Frage, die sich mir stellte, war, wie Daniel hier hineingeraten war. Er wirkte wie ein verlorenes Lamm inmitten einer Löwenherde.
Sogleich fiel mir ein Spruch ein, den unser Pfarrer oftmals verwendet hatte: „Wer sich mit den Löwen an einen Tisch setzt, weiß nie, ober Gast oder Mahlzeit ist."
„Lasst uns die Drinks verteilen und dann anfangen", befahl Nicholas, der seinen Platz mir gegenüber einnahm.
„Whiskey oder Wodka?", stellte Toba die Frage in den Raum.
„Jeder, wie er mag", antwortete Suka darauf, der sich prompt einen Wodka einschenkte.
Daniel und ich blieben beim Whiskey, während die anderen drei die glasklare Flüssigkeit vorzogen.
Nachdem ich den ersten Schluck genommen hatte, fühlte ich mich ein wenig besser, trotzdem konnte ich meine Nervosität nicht gänzlich ablegen. Was würde während der nächsten Stunden wohl auf mich zukommen?
Als Toba mir ein Zigarillo anbot, lehnte ich nicht ab, denn das Rauchen beruhigte stets meine Nerven. Ohne Zeitverzögerung nahm ich den Glimmstängel zwischen meine Lippen und als ich den Geschmack des Cognacs spürte, leckte ich mit meiner Zunge darüber. Das Zeug besaß durchaus ein gewisses Suchtpotential, vielleicht sollte ich von Zigaretten auf diese Dinger umsteigen. Mit geschlossenen Augen inhalierte ich den ersten Zug, bevor Nicholas die Stille durchbrach.
Er erläuterte kurz die Regeln (Five Card Draw und es durften maximal vier Karten getauscht werden), dann wurde der Grundeinsatz festgelegt. Dieser belief sich auf zehn Dollar, eine wahrlich lächerliche Summe.
„Mehr nicht?", entfuhr es mir überrascht, da ich mit wesentlich höheren Einsätzen gerechnet hatte.
„Nein, denn wie ich bereits sagte, wie spielen uns nicht um Kopf und Kragen", erwiderte der Mafia Boss ruhig.
Gespannt beobachtete ich, wie Suka die Karten so lange verteilte, bis der erste Bube fiel. Da die Karte vor Toba lag, durfte er in dieser Runde als Geber fungieren. In der nächsten Runde würde ich dann dran sein, denn der Wechsel richtete sich nach dem Uhrzeigersinn.
Jeder erhielt seine fünf Karten einzeln und verdeckt, der Rest landete, ebenfalls verdeckt, in der Mitte. Als meine Karten vor mir auf dem Tisch lagen, atmete ich zunächst tief durch. Bei zehn Dollar Einsatz konnte nicht viel passieren, also riskierte ich tapfer nach und nach einen Blick auf das Blatt, welches ich nun in meinen Händen hielt.
Es war nicht allzu schlecht, weshalb ich mutig wurde.
„Ich erhöhe um zehn Dollar."
Nicholas nickte mir anerkennend zu und blickte dann zu Suka, der als nächster an die Reihe kam.
„Ich halte", lautete dessen Ansage.
„Ich auch", meinte Toba.
„Ok, ich ebenfalls", kam es von Nicholas, während Daniel den Einsatz nochmals erhöhte.
Danach erfolgte der Kartentausch.
Ich ließ mir zwei Neue geben, in der Hoffnung, auf ein Full House zu kommen, was jedoch nicht so ganz klappte. Zwei Könige, zwei Achten und eine Dame zierten meine Hand. Es war jedoch noch nichts verloren, doch wir mussten warten, bis Daniel seine Ansage machte. Und er erhöhte erneut.
„Ich halte", erwiderte ich.
Suka und Toba stiegen aus, doch Nicholas nicht. Somit verblieben drei Spieler im sogenannten Showdown.
„Nun denn, meine Herren, jetzt geht es um die Wurst", sprach Nicholas grinsend und schaute zu Daniel, der als Erster seine Karten auf den Tisch legen musste. Ich wurde blass, als ich sein Blatt sah.
„Full House", verkündete er siegessicher.
Schnaufend legte ich meine Karten nieder, denn zwei Paare reichten nicht für den Sieg.
„Tja, damit hast du gewonnen", kam es prompt von Nicholas, der nur einen Drilling vorzuweisen hatte.
Voller Freude sackte Daniel das Geld ein, doch es ging sogleich in die nächste Runde. Dieses Mal war ich mit Geben dran. Nachdem ich die Karten verteilt hatte, wurde gesetzt und auch dieses Mal erhöhte Daniel. Ab und zu betrachtete ich sein Gesicht, das leicht gerötet wirkte. Ansonsten waren jedoch keinerlei Regungen darin zu vernehmen. Damit passte er sich durchaus den anderen drei Spielern an.
Das Lustige war, das Daniel erneut gewann. Da Poker jedoch zu den Glücksspielen zählte, sollte man zwei Gewinne hintereinander nicht überbewerten.
Tapfer ging es in die dritte Runde. Ich hatte mir fest vorgenommen, jetzt ein bisschen zu bluffen, so, wie ich es einst von meinem Priester gelernt hatte. Es klappte vorerst ganz gut, denn Toba und Nichols stiegen prompt aus. Auch Suka warf schließlich das Handtuch, sodass nur noch Daniel und ich übrig blieben. Da ich mittlerweile ein Full House auf der Hand hatte, war ich ziemlich guter Dinge, ließ mir das jedoch nicht anmerken. Gelangweilt blickte ich umher und als mein Blick auf Nicholas fiel, zuckten dessen Mundwinkel leicht. Ob er mir damit etwas sagen wollte?
Mit klopfendem Herzen wartete ich ab, was nun passieren würde, da Daniel und ich uns das letzte Duell lieferten. Leider entpuppte sich mein Gegenspieler als harter Knochen und zum Schluss, als wir unsere Karten zeigten, gewann er mit einem Straight Flush gegen mein Full House.
Mittlerweile hatte ich fünfzig Dollar verloren, doch dieser Daniel erwischte an diesem Abend eine echte Glückssträhne.
Die nächste Runde wurde eingeläutet, doch zuerst füllten wir unsere Gläser bis zum Anschlag. Entgegen meiner Befürchtungen schmeckte der Whiskey wirklich nicht schlecht, obwohl es sich nicht um ein irisches Produkt handelte. Doch er mundete meinem Gaumen trotzdem.
Nicholas war mit dem Geben an der Reihe und machte sich emsig daran, seiner Aufgabe nachzukommen. Meine Augen folgten seinen flinken Fingern, mit denen er die einzelnen Karten verteilte.
Ich schwor mir, mich jetzt zurückzuhalten, um nicht noch mehr Geld in den Sand zu setzen, doch das Blatt war so verlockend, dass ich zumindest nicht gleich aussteigen wollte. Vielleicht konnte ich wieder etwas reinholen.
Daniel musste die erste Ansage machen und entschied sich dafür, nicht zu erhöhen. Keiner von uns tat dies, bis Nicholas an die Reihe kam. Er ging das Wagnis ein, zu erhöhen. Während ich noch überlegte, was ich tun sollte, ging Daniel mit, während Toba ausstieg.
Alle Augen richteten sich auf mich, es juckte mich tierisch in den Fingern, nochmals einen Versuch zu wagen. Ob ich nun fünfzig oder siebzig Dollar verlor, machte keinen Unterschied. Zumindest keinen allzu großen.
„Ok, ich bin dabei", sagte ich, ohne eine Miene zu verziehen.
Auch Suka schloss sich uns an, worauf Nicholas schließlich sagte: „Dann mal Hosen runter."
Er legte seine Karten zuerst auf den Tisch, doch zu meiner Überraschung hatte er nur einen normalen Straight zu bieten, was ich allerdings nicht toppen konnte. Suka erging es ebenso, er platzierte sein Blatt mit einem bedauernden Schulterzucken auf dem Tisch. Alle Augen richteten sich nun auf Daniel, der erneut gewann.
„Das gibt es doch gar nicht!", stieß ich hervor. „Du hast so ein krasses Glück heute Abend!"
„Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte", sprach er völlig verwirrt.
Seine Wangen waren vor Freude gerötet und er schob seine Brille auf der Nase zurecht, bevor er das Geld einsteckte.
„Schluss für heute", verkündete Nicholas schließlich. „Wir treffen uns in zwei Wochen wieder. Seid ihr damit einverstanden?"
Da ich wohl keine andere Wahl hatte, nickte ich nur.
Siebzig verdammte Dollar! Wie sollte ich Sienna erklären, dass ich demnächst wieder an einer Runde Poker teilnehmen würde? Vielleicht sollte ich Nicholas vorschieben, denn ich tat dies auf seine Bitte hin. Aber selbst das kam unglaubwürdig rüber, denn ich konnte meine Entscheidungen alleine treffen. Und Sienna wusste haargenau, dass ich keine finanziellen Risiken einging, die uns auf Dauer schaden konnten.
Es blieb also nur ein Ausweg. Ich musste ihr erzählen, dass ich nichts verloren hatte, um ungeschoren zur nächsten Runde antreten zu können.
Dies würde die nächste Lüge sein, die ich ihr servierte. Und es war mit Sicherheit nicht die Letzte, denn das Ausmaß des Ganzen tat sich immer deutlicher vor meinen Augen auf. Spielschulden waren Ehrenschulden. Sie mussten unter allen Umständen beglichen werden. Zwar hatte ich heute alles in bar bezahlt, doch wer wusste schon, wie es beim nächsten Mal ausging?
Mit einem wahnsinnig schlechten Gewissen schlich ich mich gegen halb eins ins Haus. Alles war dunkel und still, doch als ich das Schlafzimmer betrat, erwachte Sienna prompt.
„Hey." Ihre verführerische Stimme erklang in der Dunkelheit und machte mich sofort an.
„Hey, Baby", erwiderte ich und ging auf das Bett zu.
Als ich dieses erreichte und mich darauf niederließ, tasteten ihre Hände nach mir.
„Ich vermisse dich, Niall", flüsterte sie mir ins Ohr.
Ihre Stimme klang so heiß, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Langsam fuhren meine Hände unter ihr Negligé, berührten ihre zarte Haut und spürten die Hitze ihres Körpers, der sich meinem förmlich entgegendrängte. Die siebzig Dollar interessierten mich gerade einen Scheiß, im Gegenteil. Ich wollte Nicholas zeigen, dass ich hier der Boss war und Sienna mich begehrte, und nicht ihn.
Zum ersten Mal seit wir hier wohnten, machte es mir nichts aus, dass die Mafia uns beim Sex abhörte und somit gab ich mir auch keine Mühe, besonders leise zu sein.
Langsam ließ ich meine Lippen an Siennas Hals entlang wandern, nahm ihren süßen Geruch dabei auf und folgte dem Pfad bis zu ihren Brüsten. Sie stöhnte lustvoll auf, während ich diese vorsichtig mit den Händen umfasste.
„Niall", kam es fast schon gequält über ihre Lippen.
„Ja, Baby, sag meinen Namen", wisperte ich mit rauer Stimme in ihr Ohr.
Insgeheim freute ich mich, dass Nicholas sich das anhören durfte, vielleicht tat er es sogar live, was eine unglaubliche Genugtuung in mir aufsteigen ließ.
Meine Gedanken an den Mafioso bewegten sich jedoch sehr schnell in eine andere Richtung. Sienna nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und brachte meine Gefühle ordentlich in Wallung.
Der Geschmack ihrer Haut zerging förmlich auf meiner Zunge, die ich nun immer tiefer, bis zu ihrem Bauchnabel wandern ließ, während meine Hände die Innenseiten ihrer Oberschenkel streichelten.
Ich fühlte die Hitze, die sich dazwischen bildete und als sie nach meiner Hand tastete, wusste ich genau, was sie damit andeuten wollte. Ihr Becken hob sich leicht nach oben, als ich vorsichtig mit einem Finger in sie eindrang.
„Niall." Erneut stöhnte sie meinen Namen, dieses Mal aber heftiger und lauter.
Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht. Sie gehörte ganz und gar mir und zeigte dies auch deutlich.
„Willst du mich, Baby?"
„Ja." Ihre Stimme war nur noch ein verzweifeltes Keuchen, das mir den Rest gab.
Es tat so gut, in die einzudringen, ihre Wärme und ihren Rhythmus zu spüren, als sie sich mir hingab. Wie von selbst verschränkten sich unsere Finger ineinander, während unsere Körper sich im Einklang bewegten. Immer schneller, immer heftiger wurde unser Takt, der uns letztendlich über die unsichtbare Klippe katapultierte.
Für einen Moment schienen wir zu schweben und als wir wieder landeten, da fing ich sie auf.
Das Zittern unserer Körper war noch immer vorhanden, selbst als wir uns voneinander lösten und sie in meinem Arm lag, spürte ich es noch.
„Ich liebe dich, Niall", wisperte sie und kuschelte sich tiefer an mich heran.
Sanft küsste ich sie auf die Wange. „Ich liebe dich auch, Sienna."
Mit geschlossenen Augen lag ich da, die heißeste Frau der Welt in meinen Armen. Es gab nichts, was mein Leben besser machen konnte, die siebzig verlorenen Dollar traten immer mehr in den Hintergrund.
Als ich wenige Minuten später in den Schlaf überglitt, hatte ich diese schon fast wieder vergessen.
Am nächsten Morgen tauchte die gestrige Pokerrunde jedoch wieder in meinem Kopf auf und ließ mich nicht mehr zur Ruhe kommen. Während Sienna noch tief und fest träumte, erhob ich mich aus dem Bett, um in mein Büro zu schleichen.
Der Laptop fuhr hoch und ich checkte zwischendurch meine E-Mails auf dem Handy. Eigentlich schrieb mir im Moment niemand, außer Kevin, mein Vorgesetzter.
Doch als ich den Posteingang öffnete, befand sich eine E-Mail darin, deren Absender ich nicht kannte.
Sofort studierte ich die wenigen Zeilen, die mich nur noch konfuser werden ließen.
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Yeah, ein neues Kapitel ist da und das Ende wirft Fragen auf...
Ich hoffe, ihr hattet Spaß bei der Pokerrunde (ich habe mal wieder im Internet recherchiert) - auch wenn Niall verloren hat. Wie das wohl bei der nächsten Runde ausgeht?
Wie findet ihr es, dass er ein wenig eifersüchtig ist?
Und was mag das wohl mit der E-Mail auf sich haben?
Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare zum letzten Kapitel. Es freut mich sehr, dass ihr so viel Anteil an der Geschichte nehmt.
Das nächste Update kommt am Donnerstag oder am Freitag.
LG, Ambi xxx
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