E viva Espana!

Maxime verließ den Fahrstuhl des Hotels Four Seasons mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht. Nur selten wählte er einen solchen konventionellen Weg nach oben, doch er war nicht als Fassadenkletterer und Dieb nach Madrid gekommen. Dieses Mal, ausnahmsweise, folgte er der unmissverständlichen Einladung seines – er suchte nach dem passenden Wort für das was Kyrill war – Liebhabers? Freundes? Mackers? Verführers? Der eingebildete sexy Russe war alles davon, irgendwie, und doch schwer zu fassen. In jedem Fall unterschied er sich von jedem anderen Opfer des berüchtigten Luchses zuvor. Maxime hatte bei ihrem ersten Aufeinandertreffen lieber Sex mit ihm gehabt, als ihn seiner Juwelen zu berauben und beim zweiten Mal war er nur zu gern auf das Katz-und-Maus-Spiel des Zarensprosses eingegangen. Vielleicht war es das, was ihn so interessant machte: Selbst für jemanden wie den französischen Meisterdieb war Kyrill nicht vorhersagbar.

Sie hatten Telefonnummern ausgetauscht, was bei beiden ein gewisses Vertrauen voraussetzte. Es hieß so viel wie „ich bin mir sicher, dass du mich nicht bei der lästigen Klatschpresse respektive dummen Polizei verpfeifst". Trotzdem wäre es wohl langweilig gewesen, wenn Kyrill bei einem Anruf einfach gesagt hätte „komm nach Madrid, ich wohne da und da". Stattdessen schickte er ein Foto mit der Messenger App, das die beiden jungen Männer bei ihrem letzten Stelldichein in Paris zeigte. Sie lagen erschöpft und vollkommen entspannt in zerwühlten Laken. Kyrills muskulöse Kehrseite war unverkennbar und Maxime erinnerte sich nur zu gut daran, was sie kurz zuvor getrieben hatten. Der Russe war regelrecht unersättlich gewesen, hatte Maxime mehrmals nahezu unerbittlich genommen, was ihn Sterne hatte sehen lassen, und erst gegen Morgen waren sie im Zustand absoluter Weltvergessenheit angekommen, den das Bild bezeugte. Wenn der Franzose die Augen schloss, kam es ihm vor, als spürte er noch immer die erhitzte Haut, dort wo er Kyrills Pobacken wie spielerisch liebkoste, während sein eigner Leib nach höchster Anspannung in tiefste Loslösung gefallen war. Die Geste hatte mehr gesagt, als er auszudrücken fähig gewesen wäre. Es ging um mehr als Dankbarkeit dafür, diesen ungewöhnlichen Mann gefunden zu haben, um mehr als eine Versicherung, dass sie gerade unglaublichen Sex gehabt hatten, um mehr als Zärtlichkeit nach einer wilden Nacht. Kyrill wusste es auch, darum sandte er das Foto mit nichts als einer codierten Anweisung dabei, welche der Luchs ohne Mühe verstand: Chez moi 🤍S4. Und er folgte dem Ruf.

Kyrill Nicolai Alexandrowtisch Romanow hatte es sich oben in seiner luxuriösen Suite bereits bequem gemacht, was im Wesentlichen bedeutete, dass er ausgiebig gebadet und sich nicht die Mühe gemacht hatte, mehr anzuziehen als das Flanellhandtuch, das er locker um die Hüfte gelegt trug. Vom warmen Wasser erhitzt, ging er zum Fenster, wo ein paar Aufmerksamkeiten des Hotels auf einem kleinen Tisch angerichtet standen. Champagner, Erdbeeren und Canapes mit Kaviar. Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Wenn Kaviar und Erdbeeren tatsächlich eine steigernde Wirkung auf die männliche Potenz haben sollten, dann hatte man ihn wohl schon als Kind mehr als ausreichend damit gefüttert. Gegen seine Ungeduld halfen sie jedenfalls nicht. Der französische Kletteraffe war spät dran und weder an den Simsen noch an der dekorierten Fassade des Hotels war irgendetwas Ungewöhnliches zu bemerken. Enttäuscht schnappte sich der Russe eine Handvoll Erdbeeren und spülte sie mit Champagner aus der Flasche herunter. Wieso gab es keinen Wodka?

Gerade als der ungehaltene Zarenspross zum Haustelefon greifen wollte, um dem ärgerlichen Mangel ein Ende zu bereiten, klopfte es an der Tür. Endlich! Es konnte schließlich auch ohne Privatjet nicht ewig dauern, von Paris nach Madrid zu fliegen! Kyrill atmete einmal tief durch, dann tigerte er zur Tür, um sie so lässig zu öffnen wie nur möglich.

„Da bist du ja!", begrüßte er den heiß ersehnten Meisterdieb und legte dabei ordentlich Reibeisen zu dem russischen Akzent in seine Stimme. Die Wirkung von beidem auf den Luchs war ihm wohlbekannt. Überraschend war allerdings der Anblick, der sich ihm bot: Maxime trug nicht die gewohnte Trainingshose mit dunklem Hoodie, die ihn wie einen Lausbuben aussehen ließen. Stattdessen war er in einen klassischen Trenchcoat gekleidet. Die stets von Wind und Kapuze zerzausten blonden Haare wirkten, als käme der junge Mann frisch vom Friseur. Kurz: er sah umwerfend aus.

„Ja, da bin ich!", gab er zurück und grinste über seinen gelungenen Versuch, den Russen zu verblüffen. Kyrill nickte anerkennend, wissend, dass sein eigener Anblick nur im Handtuch keine geringe Wirkung haben musste.

„Ich habe nicht bemerkt, dass es draußen regnet."

„Das tut es auch nicht."

Maxime schob sich im Nu durch die Tür, an der Kyrill noch immer lasziv lehnte, da erst bemerkte der, dass noch etwas anderes seltsam war: Der Bursche trug Gummistiefel.

„Was ...", begann der Russe seine Frage und stieß die Tür zu. Da drehte sich Maxime auch schon zu ihm, öffnete völlig schamlos den Mantel und präsentierte sich darunter vollkommen nackt – bis auf die Stiefel.

„Donnerwetter!", entfuhr es Kyrill, gleichzeitig begeistert wie erstaunt über eine solche Frechheit. Der Körper des Fassadenkletterers zeugte von beidem: Kraft und der Gelenkigkeit eines Akrobaten. Das eine, wie das andere würde Kyrill gewiss sogleich auf die Probe stellen.

„Ich wusste nicht, was man zu diesem Anlass trägt ...", scherzte Maxime, trat an den größeren Mann heran und zog ihm mit einem Schwung das Handtuch von den Hüften, „... aber mir scheint, wir hatten beide die gleiche Idee."

Kyrill lachte auf. „Keine Zeit zu verschwenden," erriet er, wobei er sich unbewusst über die Lippen leckte. „Und nichts zu tragen, finde ich absolut passend."

„Das dachte ich mir."

Mit diesen Worten beendete Maxime ihre Konversation, indem er rasch die Lippen des Russen mit den seinen schloss. Dies war der Moment, den er schon beinahe verzweifelt ersehnt hatte und die Reaktion seines Körpers ließ ihn unmissverständlich wissen, dass alles Warten nun ein Ende hatte. Ein angenehm warmes Schauern durchfuhr ihn und gleich darauf ein zweites, als er hörte, wie Kyrill in ihren Kuss seufzte. Dabei waren sie erst am Anfang ihrer Liebesnacht und der Kuss lediglich ein erstes Strohfeuer. Ihre Zungen umtanzten sich zunächst spielerisch, bevor Maxime mehr zu fordern begann. Ungestümer wurde sein Küssen und Kyrill passte sich dem harmonisch an. Auch er steigerte das Drängen seiner Lippen und Zunge, gleichzeitig schob er seinen Körper eng an den des Diebes heran und ließ seine Hände wandern. Das Haar wollte unbedingt zerzaust, der knackige Po gekniffen und liebkost werden. Kyrill ließ seinen Instinkten freien Lauf und übergab sich bereitwillig den zugleich verlangenden wie verwöhnenden Streicheleinheiten des Luchses. Dieser widmete sich mit Küssen an Hals und Brust wie auch mit seinen diebischen Händen ganz der Vorderseite seines Liebhabers. Tiefer hinunter führten ihn seine Streicheleinheiten, bis er dort angelangt war, wo die enorme Erektion des Russen seine Aufmerksamkeit verlangte.

Kyrill stöhnte wohlig auf, als Maxime endlich mit zunächst sanften, dann sich steigernden Auf- und Abwärtsbewegungen seine Männlichkeit stimulierte und dabei selbst leise Seufzer des Gefallens und der Erregung von sich gab. Noch immer drängten sich ihre Leiber dabei aneinander und es wurde höchste Zeit, dass sie sich für die nächste Phase ihres Liebesspiels bereit machten. Der Russe übernahm schließlich die Initiative und schob Maxime mit Bestimmtheit und zielgerichtet zu dem Kingsize Bett in der Mitte der Suite, wo der sich sogleich nach hinten auf den Rücken fallen ließ. Er lachte laut auf, als Kyrill schon drauf und dran war, über ihn zu steigen, doch noch trug er seine Gummisstiefel, wie er den Zarenspross wissen ließ, indem er ihm einen davon vor die Brust setzte. Kyrill schnaubte, dann packte er Bein mit Stiefel, zog den ersten mit einem Ruck ab und feuerte ihn in eine Ecke, sodass dort irgendetwas klirrend zu Boden fiel. Beide jungen Männer lachten.

„Was immer das war", bemerkte Kyrill, „war aus billigem Glas, nicht aus Diamant und ist jetzt sowieso schon hin."

Mit diesen Worten packte er den zweiten Stiefel, zog abermals und schmiss ihn hinterher. Maxime grinste, dann zog er den großen Russen zu sich hinunter, um ihn voller Leidenschaft zu küssen. Er stand auf dessen überhebliche Art, auch wenn, oder gerade, weil sie Kyrill selbst gar nicht bewusst war. Woher sollte jemand wie er, ein Romanov, auch wissen, wie das Leben für gewöhnliche Menschen funktionierte? Während sie sich weiter küssten und Kyrill dem Blonden ein Bein zwischen dessen Beine schob, um ihnen erneut Reibung zu verschaffen, grinste Maxime noch immer. Er als diebischer Fassadenkletterer war sicher auch nicht das, was andere als „normal" bezeichnen würden. Falls einer oder beide von ihnen jemals in die Situation geraten sollten, den jeweils anderen der Familie vorzustellen, würde es sicherlich höchst interessant. Moment - was hatte er da gedacht?

Offenbar hatte er kurz den Faden bei seinen Liebkosungen verloren, denn der Russe hatte sich inzwischen aufgerichtet, der Länge nach quer über das Bett geworfen und kramte am Kopfende nach diversen Utensilien, die, wie Maxime überrascht feststellte, nicht vergoldet waren.

„Was lächelst du so vor dich hin?", bemerkte Kyrill neben seinen Vorbereitungen, doch erwartete er nicht wirklich eine Antwort. Im Nu war er wieder bei seinem französischen Bettgenossen, der ihn mit einem erwartungsfreudigen wissenden Blick erneut in die Arme schloss.

„Heute machen wir es nicht Französisch", verkündete der Zarenspross mit extra viel Akzent, „sondern Russisch."

Das klang fast wie eine Drohung, wenn man die Statur und das Selbstbewusstsein Kyrills in Betracht zog, aber Maxime wusste um den Scherz.

„Was bedeutet das?", hakte er amüsiert nach. „Brauchen wir Wodka?"

„Dir wird gleich ordentlich warm!"

„Mir ist schon warm, wie sind in Madrid."

„E viva España, du Schlaumeier!"

Weiter ging das aufreizende Geplänkel nicht, denn der Russe hatte sich mittlerweile in Position gebracht. Auch Maxime war bereit, legte sich kurz zurück und ließ Kyrill eindringen. Langsam und Stück für Stück schob sich dieser vor, bis seine Länge vollständig verschwunden war. Er ächzte, denn der Reiz von Enge und Hitze sowie das euphorisierende Gefühl, dem Franzosen nun so nah zu sein, waren für einen Augenblick übergroß. Auch Maxime brauchte einen Moment, bevor er nach dem dunklen Schopf seines Liebhabers angelte und ihn für einen hungrigen Kuss zu sich zog. Dieser belebte den Russen wie eine frische Brise und er begann sich zu regen. Als erfahrener Top wusste Kyrill genau, worauf es ankam. Er ging es ruhig an mit geschmeidigen, langgezogenen Schüben und steigerte sich dann allmählich. Wenn es ihm einfiele, könnte er es ewig hinauszögern, bis der Franzose um Erlösung bettelte, doch Kyrill gefiel sich als großzügiger Liebhaber, der genau das gab, was der Mann unter ihm verlangte.

Maxime machte mehr als deutlich, wonach ihm der Sinn stand, oder was davon noch übrig war. Vollkommen von Kyrill und dessen Manneskraft berauscht, forderte er immer mehr davon. Wildere Küsse, heftigere Stöße, lauteres Stöhnen und mehr Haut, die sich mit seiner Haut reiben konnte. Er zog an Kyrill, er hob sich ihm entgegen, schlang ihm seine Beine um die Mitte, er wand sich unter ihm.

Der Russe ging noch immer unermüdlich zu Werk, konnte aber spüren, wie sich sein Höhepunkt anbahnte. Das Blut schoss ihm rauschend durch die Ohren, heiße kribbelige Schauer jagten über seine Haut und da, wo er Maxime so ungezügelt stieß, pulsierte seine enorme Erektion. Maxime dagegen schien nun jegliche Kontrolle über sich verloren zu haben. Er beendete ihre Küsse, um den Kopf hinten in den Laken hin und her zu werfen, seine Finger krallten sich in Kyrills Schultern und mit einem Aufbäumen kam er endlich, ergoss sich warm und feucht zwischen ihren aneinandergefügten Leibern. Das war zu viel! Als wäre der Orgasmus des Franzosen ein Signal gewesen, kam auch der Russe bebend und tief im überreizten Innern seines Liebsten. Er musste sogleich innehalten, um sicher zu gehen, dass es Maxime in gleicher Euphorie gut ging. Und das tat es. Es ging ihm sogar sehr gut, wie sein erschöpfter Atem, die verschwitzten Haare und das Lächeln in seinem Gesicht verrieten. Damit zufrieden, brachte Kyrill ihren Liebesakt mit ein paar nachlassenden Schüben zu einem ersten Ende. Von seinem eigenen Höhepunkt noch halb benommen, zog er sich behutsam zurück und ließ sich neben seinem wunderschönen Meisterdieb auf den Bauch sinken. Maxime regte sich neben ihm, rückte zu ihm, küsste zärtlich seinen Mund und hob dann ein wenig den Kopf, um den Anblick seines Geliebten zu genießen.

„Du bist unglaublich, Großer", flüsterte er und ließ seine Hand sanft über den Rücken des Russen streichen. Da bemerkte er etwas, das er zuvor noch nicht gesehen hatte: Auf der strammen rechten Pobacke war ein Tattoo. Es war leicht gerötet, also noch neu und es zeigte ... Maxime musste sich weiter aufrichten, um zu erkennen, was es war.

„Hey, was hast du denn da?"

Kyrill brummte irgendetwas ins Kissen, das der Dieb nicht verstand. Inzwischen konnte Maxime jedoch eindeutig einen Luchs erkennen, der da auf dem Hinterteil prangte. Das war unerwartet ... süß.

„Sag mal", begann er und kuschelte sich eng an Kyrill, um dessen ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen. „Findest du, ich sollte auch eines tragen?"

Kyrill kam nun mit dem Kopf hoch und schaute dem jungen Mann in die blauen Augen, bevor er antwortete.

„Nur wenn du magst. Mir gefallen Luchse sehr."

„Mir auch, aber es sollte vielleicht etwas anderes sein. Was hältst du von der Zarenkrone?"

Der Russe grinste. Klar hatte die Idee ihren Reiz. Aber dann schüttelte er bestimmt den Kopf.

„Das ist etwas übertrieben. So als würdest du dir ein Fabergé-Ei tätowieren. Ein sibirischer Tiger reicht völlig."

Maxime lachte, Kyrill lachte. So sollte es sein. 




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top