08. Recall
Niall
„Musst du unbedingt heute zum Nachtangeln fahren, Niall?"
Nellys grüne Augen schauten mich bittend an. Ich wusste, dass sie es nicht mochte, nachts alleine im Haus zu sein.
„Ich hab's Pete versprochen, Süße. Und du kommst doch diese eine Nacht ohne mich klar", antwortete ich grinsend.
„Und wenn der Strom wieder ausfällt? So wie vor drei Tagen?"
Nelly schaffte es wahrlich mir mit den einfachsten Mitteln ein schlechtes Gewissen zu verschaffen. Doch dieses Mal würde ich meinen Kopf durchsetzen. Schließlich wartete ich seit über drei Monaten auf die Gelegenheit, endlich mit meinem besten Freund zum Nachtangeln am nahegelegenen See zu fahren. Keine zehn Pferde hielten mich heute davon ab.
„Dann nimmst du eben die Taschenlampe, falls du die Sicherung nicht wieder reindrehen kannst. Oder du bittest Adam um Hilfe."
Adam, unser Nachbar, ein älterer Herr, der unglaublich hilfsbereit und freundlich war, würde auf jeden Fall danach schauen, wenn Nelly ihn darum bat.
Als ich sie zum Abschied in meine Arme nahm und ihr einen Kuss auf den Mund drückte, spürte ich, wie sie zu zittern begann.
„Was ist los, Süße?"
„Bitte geh nicht, Niall, ich hab so ein komisches Gefühl", seufzte sie.
„Du bist ein kleiner Angsthase", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Ich bin nur zwei Kilometer entfernt und wenn wirklich irgendwas passiert, dann rufst du mich auf dem Handy an, ok? Außerdem bin ich morgen früh wieder da."
„Ok", kam es schließlich zurück.
Ich löste mich von ihr, lud meinen Angelkoffer und die Ruten ins Auto, winkte ihr nochmals zu, stieg ein und fuhr los, in Richtung See. Pete befand sich bereits dort, als ich eintraf und begrüßte mich freudig.
„Kann es losgehen, Niall?"
„Ja, nachdem ich Nelly klargemacht habe, dass sie es eine Nacht ohne mich aushält", erwiderte ich grinsend.
Kopfschüttelnd befestigte Pete den Köder an seinem Haken und meinte: „Sie ist und bleibt ein kleiner Angsthase."
„Ja, und ich ihr großer Beschützer, der heute Ausgang hat", kommentierte ich lachend.
Welcher Kerl liebte es nicht, seine Freundin beschützen zu dürfen? Nelly fühlte sich in meiner Gegenwart so sicher wie in Abrahams Schoß und das schmeichelte mir.
Die Stille, welche sich rund um den See ausbreitete, wirkte mehr als nur komfortabel. Nachtangeln gehörte zu den Dingen, die mich vollkommen entspannten. Mehrere Stunden saßen wir einfach nur da und beobachteten die Angelruten, doch bis jetzt hatte noch kein Fisch angebissen. Langsam fielen mir die Augen zu, aber bevor ich in einen tiefen Schlaf abdriftete, heulten plötzlich Sirenen auf. Pete und ich schreckten beinahe gleichzeitig hoch.
„Was zur Hölle ist das los?", murmelte er und rieb sich verschlafen die Augen.
„Es kommt ganz aus der Nähe", sagte ich, bevor ich mich erhob.
Ein komisches Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Ich konnte nicht erklären, was plötzlich mit mir los war.
„Ich muss nach Hause, zu Nelly."
Nach diesen Worten sprang ich einfach ins Auto, ließ Pete und die Angelsachen zurück und brauste mit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung unseres Dorfes. Mehrere Feuerwehrautos versperrten den Weg zu unserem Haus.
„Sie können hier nicht durch!", brüllte mir einer der Feuerwehrmänner entgegen.
„Ich will doch nur nach Hause, zu meiner Freundin!"
Und dann sah ich es. Es war unser Haus, das in Flammen stand. Es brannte lichterloh.
„Nelly!", schrie ich verzweifelt.
Doch als ich mich nach vorne kämpfen wollte, wurde ich von den Feuerwehrmännern rigoros zurückgehalten.
„Nelly! Meine Freundin ist im Haus! Sie müssen ihr helfen, bitte!", schluchzte ich verzweifelt.
In der nächsten Sekunde stürzte der Dachstuhl ein. Es war zu spät, sie verbrannte in den Flammen.
Schweißgebadet schreckte ich aus dem Traum hoch, der mich in regelmäßigen Abständen noch immer verfolgte. Auch wenn die Ereignisse bereits vier Jahre zurücklagen, gab es fast keinen Tag, an dem diese mich nicht quälten. Doch Gott sei Dank wusste ich, was der Auslöser für den heutigen Traum darstellte. Das Gespräch mit Sienna im Black Room.
Sienna - Sie war eine wunderschöne Frau, das konnte ich jedes Mal, wenn wir uns trafen, in der Dunkelheit ertasten. Ihre liebevolle und gleichzeitig erotische Stimme löste stets ein Herzflattern in mir aus. Jedoch durfte ich mich, aufgrund meines angehenden Berufes, nicht mehr verlieben.
Doch genau dies war einer der Gründe, weshalb ich Priester werden wollte. Ich war nicht dafür geschaffen, auf eine Frau und womöglich noch auf Kinder aufzupassen. Mein Versagen in jener verhängnisvollen Nacht führte mir das klar und deutlich vor Augen. Gott hatte einen anderen Plan für mich und er ließ es mich auf diese grausame Art und Weise wissen.
Nelly war gestorben, weil ich an diesem Abend meinen Kopf durchsetzen wollte. Niemand hatte sie retten können, das war ein Zeichen.
Immer wieder suchte ich nach diesem Schicksalsschlag die Kirche auf, um bei unserem Priester zu beichten. Immer wieder versicherte er mir, dass es nicht meine Schuld sei. Doch er gab mir einen Satz mit auf den Weg, den ich nie vergessen würde: „Möglicherweise hat Gott einen anderen Plan für dich, als mit Nelly zusammen zu sein. Vielleicht sollst du gar nicht heiraten, Niall. Vielleicht ist dir ein anderes Leben vorherbestimmt."
Seine Worte nahm ich mir zu Herzen und irgendwann, als ich es nicht mehr ertragen konnte, weil mich alles an Nelly erinnerte, packte ich meine Sachen und verschwand aus Irland. Meine Eltern zeigten sich zwar nicht begeistert, doch die Tatsache, dass ich zu meinem Patenonkel zog, der ein kleines Häuschen in einem der Randbezirke Londons besaß, beruhigte sie.
Es war kein Problem, einen Platz für das Theologiestudium zu erlangen, denn katholische Priester waren inzwischen rar geworden. Als mein Patenonkel vor zwei Jahren starb, hinterließ er mir das Haus, sowie sein komplettes restliches Vermögen. Somit hatte ich trotz meines Studiums keine finanziellen Schwierigkeiten. Ich würde dieses ohne Probleme zu Ende führen können und irgendwann in der Zukunft eine Stelle als Priester antreten.
Obwohl ich an Gott glaubte, führte der Teufel mich ständig in Versuchung, wenn es um sexuelle Handlungen ging. Selbst Dinge wie Masturbation waren in der katholischen Kirche strengstens untersagt, doch jeder von uns tat es. Da dies auf Dauer jedoch sehr unbefriedigend war, kam es mir sehr gelegen, als ein Student, der sich zwei Semesterjahrgänge über mir befand, mich im letzten Jahr, an einem Wochenende zu einem Ausflug ins Bordell einlud. Es war grauenhaft, ich kam mir vor, wie eine Maschine, die zu funktionieren hatte und so ließ ich das nach wenigen Versuchen wieder sein.
Doch irgendwann stieß ich aus Zufall auf eine Anzeige des Swinger Clubs, The Secret, in welcher ein sogenannter Black Room angepriesen wurde. Das hörte sich perfekt für mein Vorhaben an, denn ich durfte schließlich nicht gesehen werden. Nicht auszudenken, was passierte, sollte mich jemand, der diesen Swinger Club besuchte, in der Kirche erkennen. Das konnte mehr als nur böse Folgen haben, deshalb war es so wichtig für mich, anonym zu bleiben.
In einem Bordell hatten die Prostituierten eine gewisse Schweigepflicht, was ihren Beruf anging, ähnlich wie bei einem Priester. Es war schon witzig darüber nachzudenken, da unsere Arbeit sich mehr als nur stark voneinander unterschied. Aber in einem Swinger Club existierte solch ein Berufskodex nicht, zumindest nicht unter den Kunden. So gesehen kam nur der Black Room für mich in Frage.
Man konnte es als pures Glück bezeichnen, dass ich dort auf eine Frau wie Sienna traf. Ohne zu zögern nahm sie meinen Trost entgegen, als sie diesen am Freitag benötigte, und auch sonst durfte ich ihr viele Dinge geben, die ich niemals mehr in der Lage gewesen wäre zu teilen, gäbe es diesen Black Room nicht.
Leidenschaft, Hingabe, Vertrauen, Herzklopfen – all dies verband uns miteinander, wenn wir gemeinsam in die Dunkelheit eintauchten. Am heutigen Abend würde ich sie wieder treffen. Doch ich wusste nicht, ob ich es jemals schaffen würde, ihr das schreckliche Geheimnis aus meiner Vergangenheit anzuvertrauen. Sie sollte mich nicht als einen Versager sehen, sondern als einen Mann, der sie in der Dunkelheit beschützen konnte.
Mit noch immer rasendem Herzen setzte ich mich schließlich im Bett auf. Es war noch stockdunkel draußen und der Wecker zeigte kurz vor halb fünf an. Da ich sowieso nicht mehr schlafen konnte und zudem noch für die Frühmesse eingeteilt war, erhob ich mich aus dem Bett und marschierte ins Badezimmer. Dort stellte ich mich unter die Dusche. Als das heiße Wasser auf meinen Körper prasselte, erwärmte sich auch meine Seele zusehends.
Mindestens eine Viertelstunde verweilte ich unter dem Wasserstrahl, bevor ich begann, meine Haare zu waschen und mich einzuseifen. Die Frühmesse startete um sechs Uhr dreißig, aber da selbst in London an einem Sonntag, um diese Uhrzeit kein starker Verkehr herrschte, blieb mir noch genügend Zeit zum Rasieren, und um ein schnelles Frühstück in Form von einer Schüssel Cornflakes, sowie einer Tasse Tee zu mir zu nehmen.
Anschließend stieg ich in den Wagen, einen alten Bentley, und ebenfalls ein Erbstück meines Patenonkels. Sobald ich richtiges Geld verdiente, wollte ich diesen abstoßen, um mir ein sportlicheres Gefährt zuzulegen. Mit vierundzwanzig stand man eben auf schnelle Autos und dies würde sich auch sicher in den nächsten Jahren nicht ändern. Trotzdem konnte ich mich über den Bentley nicht beschweren, er sprang wie immer einwandfrei an, als ich die Zündung startete.
Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichte ich die Kirche, in welcher ich meinen Dienst als Akolyth verrichtete. Dies stellte eine Notwendigkeit dar, um überhaupt die Priesterweihe empfangen zu dürfen. Im Allgemeinen half ich bei der Verteilung der Heiligen Kommunion, sowie bei der anschließenden Reinigung der liturgischen Gefäße. Oftmals läutete ich auch bei der Wandlung die Altarschellen.
Diese Aufgaben waren leicht, es bedurfte keiner großen Konzentration, im Gegensatz zu den Lesungen, die ich ebenfalls hin und wieder zu erledigen hatte. Doch heute übernahm diese Aufgabe einer unserer Frischlinge, wie wir sie so schön nannten.
Thomas studierte im ersten Semester Theologie und war noch der Ansicht, dass jeder Priester streng nach dem Keuschheitsgelübde lebte. Diesen Zahn würde ich ihm irgendwann ziehen, jedoch nicht jetzt. Er war schon aufgeregt genug, als ich die Sakristei betrat und ihn mit einem „Guten Morgen, na, ausgeschlafen?", begrüßte.
„Guten Morgen, Niall. Ich konnte heute gar nicht richtig schlafen, weil meine erste Lesung bevorsteht", erklärte er, was ich mit einem Grinsen quittierte.
„Du wirst es überleben, wie ich damals auch", meinte ich und streifte mein liturgisches Gewand über.
Darunter trug ich eine schwarze Jeans, ein weißes Hemd, sowie schwarze Schuhe. Dies war in unserer Kirchengemeinde Vorschrift, der Priester sah es gar nicht gerne, wenn wir mit bunten Sneakers auftauchten. Da ich jedoch genügend schwarze Schuhe besaß, hatte ich damit kein Problem. Ich liebte diese Farbe irgendwie, obwohl es die Farbe der Trauer war.
Leise vor mich hin summend suchte ich nach den Hostien, während Thomas nochmals die Zeilen aus seiner Lesung überflog. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie aufgeregt ich war, als ich zum ersten Mal vor die Kirchengänger treten musste, um den Posten des Lektors auszuüben. Aber man gewöhnte sich daran und irgendwann wurde dies zur Routine.
Nachdem ich die Hostien aus dem Schrank entnommen hatte, platzierte ich diese in die eigens nur dafür vorgesehene Schale und machte mich anschließend daran, eine neue Flasche des Messweines zu öffnen, welcher wirklich hervorragend schmeckte.
„Vielleicht solltest du einen Schluck Wein trinken, um deine Nervosität auszugleichen", zog ich Thomas auf, der mir daraufhin einen komischen Blick zuwarf.
Prompt musste ich lachen. „Nun, mach nicht so ein Gesicht, der Priester hätte schon nichts dagegen. Schließlich haben wir alle schon von dem Messwein gekostet."
Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, öffnete sich die Tür zur Sakristei und unser Priester trat ein.
„Guten Morgen, ihr beiden, wie ich sehe, seid ihr schon fleißig."
Als wir seinen Gruß erwiderten, nickte er uns wohlwollend zu, bevor er in sein Gewand schlüpfte und sich die Kette mit dem großen Kreuz umlegte. Neidisch sah ich ihm dabei zu, denn ich konnte es selbst kaum erwarten, endlich das Priestergewand tragen zu dürfen.
„Ich habe dich gestern bei der Beichte vermisst, Niall."
Prompt zuckte ich zusammen, als seine Stimme vernahm, doch ich konnte guten Gewissens darauf antworten.
„Ich war gestern Abend bei einer anderen Gemeinde. Ein Mitstudent hat mich zur dortigen Eucharistiefeier eingeladen", erwiderte ich wahrheitsgetreu.
„Dann bist du natürlich entschuldigt", sagte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Wir traten jeden Samstag zur Beichte an, doch ich tat dies nicht immer in unserer eigenen Gemeinde. Es war mir peinlich, dem Priester jede Woche erzählen zu müssen, dass ich außerehelichen Geschlechtsverkehr betrieb. Für meine Begriffe reichte es vollauf, wenn er dies zweimal im Monat zu hören bekam.
Nachdem ich die Vorbereitungen für den Gottesdienst abgeschlossen hatte, verließ ich die Sakristei und betrat die Kirche, um zu überprüfen, ob sich genügend Gesangsbücher in den Regalen am Eingang befanden. Alles schien in bester Ordnung zu sein und so kehrte ich wieder zu Thomas zurück, der in der Zwischenzeit zu einem Nervenbündel mutiert war. Schließlich konnte ich es nicht mehr mitansehen und goss ein wenig Messwein in einen der vielen Plastikbecher, welche sich im unteren Teil des Schranks stapelten.
„Hier trink, bevor du noch einen Aussetzer bekommst." Mit diesen Worten hielt ich den Becher direkt vor seine Nase und zwang ihn förmlich mit meinen Blicken dazu, den Alkohol in sich hineinzuschütten. Gott sei Dank wehrte er sich nicht dagegen und gerade als Priester Edmond wieder die Sakristei betrat, wischte er sich den Mund ab.
„Wohl bekomm's", lautete der Kommentar unseres Priesters, den ich grinsend zur Kenntnis nahm, während Thomas puterrot anlief.
Unser Neuling wirkte tatsächlich noch total unbedarft und es würde mich nicht wundern, wenn er sich sogar als männliche Jungfrau entpuppte. Dann allerdings tat er mir wirklich leid, denn er würde keinen Spaß beim Besuch eines Swinger Clubs haben, da die Frauen dort eine gewisse Erfahrung voraussetzten.
Sienna war anspruchsvoll, was den Sex betraf, aber genau das gefiel mir an ihr. Sie hatte es nicht nötig, sich mit irgendeinem Trottel abzugeben und deswegen bildeten wir das perfekte Paar im Black Room.
Am Freitag hatte ich jedoch eine ganz neue Seite an ihr kennengelernt, ihre verletzliche und trostsuchende. Ich empfand es als schön, für sie da sein zu dürfen, und wenn es nach mir gehen würde, wollte ich mich bis in alle Ewigkeiten mit Sienna in diesem Black Room treffen.
Seufzend verließ ich die Sakristei, als das Geläut der Kirchenglocke ertönte. Nun wurde es Zeit, des Priesters rechte Hand zu sein.
Nach dem Gesang des ersten Liedes musterte ich die Menschen, welche die Kirche besuchten. Zur Frühmesse erschienen für gewöhnlich ältere Leute, oder solche, die später noch arbeiten mussten. Eine Ausnahme bildete jedoch am heutigen Tag eine Gruppe, bestehend aus vier weiblichen Teenagern, die mich ständig angafften und miteinander tuschelten. Zwei davon kannte ich sogar mit Namen, sie waren öfter mit ihren Eltern hier, jedoch immer erst zur späteren Messe. Nur der Himmel wusste, warum es die beiden mit ihren Freundinnen heute so früh hierher verschlagen hatte.
Schließlich wandte ich mich von ihnen ab und konzentrierte mich auf die Worte unseres Priesters. Da ich gestern gebeichtet hatte, fühlte ich mich frei und erlöst, doch bereits am heutigen Abend würde ich erneut sündigen, und ich wusste, dass ich es in jenem Augenblick auch nicht wirklich bereute.
Der Gottesdienst schritt voran und ehe ich mich versah, war es an der Zeit, die Hostien auszuteilen, welche inzwischen in zwei kleinen Schalen darauf warteten, den Christen überreicht zu werden. Wie gewöhnlich schnappte ich mir eine Schale und ging nach rechts, während unser Priester sich auf die linke Seite stellte.
Obwohl die vier Teenager links standen, verließen sie nun die Schlange und gingen zur rechten Seite hinüber, natürlich, damit sie die Heilige Kommunion durch mich empfangen konnten. In mich hineingrinsend, äußerlich jedoch vollkommen gefasst, kam ich meiner Aufgabe nach. Das Alter, in welchem sich die vier befanden, war problematisch, wenn man es von der Sicht der Hormone aus betrachtete. Wahrscheinlich schwärmten sie für mich und waren deshalb zum Gottesdienst erschienen. Dass ich mit meiner Vermutung durchaus richtig lag, bekam ich zu spüren, als ich nach dem Gottesdienst zu meinem Bentley ging.
„Schöner Wagen, Herr Priester", sagte eine Stimme direkt neben mir.
„Ich bin noch kein Priester, aber danke", erwiderte ich lächelnd und betrachtete das etwa fünfzehnjährige Mädchen, in Begleitung ihrer drei Freundinnen.
„Charlotte, Cathy, richtet euren Eltern bitte Grüße von mir aus", wandte ich mich an die beiden bekannten Gesichter, die sogleich nickten.
„Das machen wir, Niall. Aber weißt du, wir mussten heute früher hierherkommen, weil unsere Cousinen nachher wieder nach Hause müssen und den Zehn-Uhr Gottesdienst hätten wir nicht besuchen können."
Ich fand die Erklärung ja schon süß und musste prompt schmunzeln.
„Es ist schön, dass ihr so früh hierhergekommen seid", meinte ich und wollte gerade in den Bentley steigen, als Thomas angestürmt kam.
„Niall, kannst du mich vielleicht ein Stück mitnehmen?", fragte er.
„Steig ein."
Kurze Zeit später brausten wir davon.
„Was wollten denn die Mädchen von dir?", erkundigte er sich ein wenig blauäugig.
„Mich anmachen", entgegnete ich lässig und wechselte schnell die Fahrspur.
„Was?!" Thomas starrte mich an, als sei ich ein Außerirdischer.
„Gewöhn dich dran, das werden sie auch bei dir versuchen, vorausgesetzt du legst dir eine andere Frisur zu", entwich es mir.
„Bitte was? Was stimmt denn nicht mit meiner Frisur?"
Inzwischen hatte ich mir eine Zigarette angesteckt, welche ich bei heruntergelassenem Fenster rauchte. Bevor ich auf seine Frage antworten konnte, sagte Thomas beinahe schon entsetzt: „Du rauchst?"
„Ich rauche, ich trinke, und ich habe was mit Frauen", erwiderte ich lässig grinsend und beobachtete nun aus den Augenwinkeln seinen Gesichtsausdruck, der einfach unbeschreiblich war.
„Du verarschst mich doch, oder?"
„Nein. Ganz und gar nicht. Heute Abend habe ich ein Date mit einer der heißesten Frauen, die du dir nur vorstellen kannst."
„Ähm." Sein Mund klappte auf und dann wieder zu, bevor er noch eine Frage an mich richtete. „Und was macht ihr dann so?"
Ok, er war noch Jungfrau, also sollte ich es auf die harte Tour bringen, damit er checkte, wie der Hase lief.
„Wir vögeln."
Um ein Haar hätte er seinen Kakao, welchen er gerade durch einen Strohhalm aus einer Plastikpackung trank, in den Bentley gespuckt. Er lief krebsrot an und würgte das Zeug schließlich hinunter, um sich dann erneut an mich zu wenden.
„Aber, was ist denn mit dem Keuschheitsgelübde?"
„Was soll damit sein? Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich jeder von uns daran hält, oder? Zwei Drittel von uns tun das nämlich nicht."
Wenn, dann wollte ich ihm von Anfang an reinen Wein einschenken. Er sollte schließlich nicht wie ein Depp dastehen, wenn er eine Einladung ins Bordell erhielt.
„Wirklich?", fragte er und schaute mich schüchtern von der Seite an.
„Ja, wirklich, ich erzähle dir keinen Scheiß, Thomas."
„Weiß diese Frau, dass du ein angehender Priester bist?"
„Ja."
„Und was sagt sie dazu?"
„Ich glaube, sie findet es ziemlich heiß."
Nachdem ich Thomas bei seinem Kumpel abgesetzt hatte, fuhr ich auf direktem Weg nach Hause. Heute stand mir irgendwie der Sinn nach Gitarre spielen. Ich hatte es in den letzten Tagen in bisschen vernachlässigt, doch nun fand ich die Zeit und vor allem die Ruhe, dem Hobby nachzugehen. Ich spielte, seit ich mit dem Angeln aufgehört hatte, was seit Nellys Tod der Fall war. Die Musik lenkte mich ab von meiner Trauer und gehörte fortan zu meinem Leben.
Nach einigen Stunden ließ jedoch meine Konzentration nach und ich beschloss joggen zu gehen, da es gerade nicht regnete. Ich hatte noch so viel Zeit, bis zum Treffen mit Sienna, also wollte ich diese auch sinnvoll nutzen. Und seinen Körper in Form zu halten, zählte durchaus nicht zu den sinnlosen Angelegenheiten. Somit hatte ich auch einen guten Grund, um nochmals duschen zu gehen, bevor ich den Swinger Club aufsuchte.
Pünktlich um viertel vor neun betrat ich das Gebäude durch den seitlichen Eingang. Mein Herz klopfte schneller, als ich in der Schleuse stand, um mich bis auf die Boxershorts zu entkleiden. Gleich würde ich Sienna hören, fühlen und riechen. Ich mochte ihr Parfum, es war nicht aufdringlich, sondern äußerst angenehm. In gewisser Weise unterstrich es ihre Persönlichkeit. Obwohl ich Sienna noch niemals zu Gesicht bekommen hatte, maßte ich mir an, ein Urteil in dieser Richtung abzugeben. Sie war wunderschön.
Sekunden später nahm die Dunkelheit mich gefangen. Das kurze, beklemmende Gefühl, welches in mir aufstieg, als ich die ersten Schritte an der Wand entlang lief, verflüchtigte sich jedoch schnell.
„Sienna?"
„Ja, Niall, ich bin hier."
Ihre Art zu sprechen glich einer Mischung aus Erotik und einer zuckersüßen Melodie. Sie brannte sich regelrecht in meine Ohren und genau in diesem Augenblick realisierte ich, dass ihre Stimme tief in meinem Innersten etwas bewirkte. Es fühlt sich an, als ob ich mich verliebte.
Verdammt! Das war gefährlich! Und es durfte nicht sein. Schnell schob ich den Gedanken beiseite und flüsterte: „Wo ist hier?", obwohl ich ziemlich genau ausmachen konnte, wo sie sich befand.
„Hier bin ich, Niall."
Ihr neckischer Tonfall forderte mich geradezu auf, mich auf sie zu stürzen, denn wenn ich meinen Ohren trauen konnte, saß sie bereits auf der Matratze.
„Na warte!"
Ich lag absolut richtig mit meiner Annahme und bekam prompt ihre Hand zu fassen, als ich mich auf die Matratze setzte. Sofort wanderte ihr freie Hand zu meinem Brustkorb, streichelte die Behaarung, um dann ein wenig tiefer zu gehen. Ich spürte, wie meine Boxershorts enger wurden.
„Baby, was willst du heute machen?", wisperte ich.
„Ich wollte..." Sie sprach den Satz nicht zu Ende, als sie meinen Härtegrad ertastete.
„Sag schon, was willst du?" Meine Hand streichelte über ihre Wange.
„Ich wollte, also eigentlich wollte ich, dass wir hochgehen und du mich fesselst."
Es klang wie Musik in meinen Ohren, denn dies ließ mich wissen, dass sie mir vertraute.
„Aber das können wir wohl im Moment vergessen, so hart wie du bist", brachte sie hervor. „Es wäre eine Tortur für dich."
Damit hatte sie wohl Recht.
„Also, was schlägst du vor?", raunte ich ihr ins Ohr.
Ohne einen Ton zu sagen, machte Sienna sich an meiner Boxershorts zu schaffen und zog diese vorsichtig aus.
„Heute bringe ich das zu Ende, was ich beim letzten Mal, als ich dich fesseln durfte, nur angedeutet habe", flüsterte sie.
Als ihre Lippen sich um meine Erektion legten, gab ich ein leises Stöhnen von mir. Das war dann wohl meine Nacht. Sienna enttäuschte mich in keiner Art und Weise, im Gegenteil. Ich liebte es, wie sie mit ihrer Zungen und mit ihren Lippen spielte, und wie sie ihre Hände einsetzte, um schließlich buchstäblich alles aus mir herauszuholen.
„Fuck", stöhnte ich auf und da passierte es auch schon.
Ihr abschließender Kommentar nach zwei Sekunden Stille brachte mich mal wieder zum Lachen.
„Schade, dass es hier keine Servietten gibt, ich müsste mir mal den Mund abwischen."
„Baby, ich mag deinen Humor", lachte ich.
„Das finde ich gut."
Sienna griff nach meiner Hand. „Und jetzt lass uns nach oben gehen, um Fesselspiele zu machen."
Kurze Zeit später stiegen wir vorsichtig die Treppe hinauf. Wie immer ließ ich Sienna vorneweg gehen. Aber es oblag mir, in der Kiste nach dem Seidenschal zu suchen, welchen ich auch sofort zwischen die Finger bekam.
„Gib mir deine Hände", forderte ich sie auf, was sie ohne zu zögern tat.
„Jetzt kann der Spaß beginnen", vernahm ich ihr Flüstern in der Dunkelheit.
„Oh ja, Baby, das kann er."
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Ihr habt nun einen riesigen Vorteil Sienna gegenüber. Ihr wisst, was Niall dazu bewogen hat, den Beruf eines Priester ergreifen zu wollen. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Sienna das erfährt, denn bis dahin passiert noch so einiges. Denn es ist Nicht der Hauptinhalt der Story, dass Sienna nach 20 Kapiteln oder so herausfindet, warum er dies macht. Also seid für alles gewappnet ;)
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und würde mich über Rückmeldungen freuen.
LG, Ambi xxx
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