47. Kieran
Fionn
Als ich ihren Schrei hörte, rannte ich sofort los. Obwohl sie eigentlich aufgeregter sein sollte als ich, war Sienna plötzlich die Ruhe in Person.
„Endlich", seufzte sie. „Fahr mich ins Krankenhaus und dann bringen wir es hinter uns."
Avril war mit dem Köfferchen zur Stelle und Kyle verschloss sämtliche Fenster und Türen, während ich meine Frau zum Wagen brachte.
„Wie schließen alles ab, Fionn. Fahrt ruhig und wir wünschen euch viel Glück!", rief er uns hinterher.
Der Weg zur Klinik kam mir vor, als ob er niemals enden würde. Jede rote Ampel wurde zur Qual, jedes Auto, das die Geschwindigkeit strikt einhielt zu einem Hindernis.
„Verfluchter Penner! Geh aus dem Weg!", brüllte ich hektisch, als ein alter Sack in aller Seelenruhe die Spur wechselte und sich mit seiner Rostlaube von Auto vor mich setzte.
Sienna, die sich den Bauch hielt, blieb noch immer ruhig. „Reg dich doch nicht so auf, Schatz", sagte sie. „Das macht es nicht besser."
„Du hast Nerven! Was machen wir denn, wenn das Baby im Auto kommen will?"
„Soweit ist es noch nicht", entgegnete sie. „Die Wehen sind noch nicht stark genug."
In solchen Augenblicken war ich wirklich froh, der Mann zu sein und nicht die Frau, die das Kind zur Welt bringen musste. Auch fehlte mir zu diesem Zeitpunkt jegliche Vorstellungskraft in Bezug auf das, was noch auf mich zukommen würde.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf Sienna, die sich nach wie vor den dicken Bauch hielt, ansonsten aber ziemlich gelassen wirkte. Erst, als wir auf dem Parkplatz des Krankenhauses standen, verzog sie zum ersten Mal schmerzhaft das Gesicht. Besorgt griff ich nach dem kleinen Koffer, nahm sie am Arm und ging mit ihr in Richtung Eingang. Zum Glück hatten wir uns den Weg zur Geburtenstation gemerkt und als wir dort eintrafen, wurden wir sofort in Empfang genommen.
Sienna hängte man an einen Wehenschreiber, während ich ihre Hand hielt und jedes Mal, wenn sie kurz stöhnte, ängstlich zusammenzuckte. Ich konnte es nicht ertragen, wenn sie litt, egal in welcher Form.
Als die diensthabende Hebamme auftauchte, wurde es ernst.
„Da ihre Fruchtblase geplatzt ist und die Wehen eingesetzt haben, sollte es nicht mehr allzu lange dauern", erklärte die nette Dame mittleren Alters freundlich. „Ab in den Kreissaal. Junger Mann, ich hoffe, Sie haben heute gut gegessen."
Das hatte ich zwar, doch ich hegte trotzdem die Befürchtung, vielleicht einen Schwächeanfall zu erleiden. Mir war jetzt schon schlecht und die Geburt hatte noch nicht einmal richtig begonnen.
Sienna wurde auf einer Liege in den Kreissaal transportiert und ich lief neben ihr her.
„Hab keine Angst, ich bin bei dir", murmelte ich leise, worauf sie kurz meine Hand drückte, die ich ihr reichte.
Ich spürte, wie sehr sie mich brauchte, meine Kraft und meinen Zuspruch. Verzweifelt verdrängte ich den Gedanken an ihre Schmerzen, welche sie unweigerlich erleiden musste. Es gehörte dazu, es war normal. Je länger ich mir das einredete, umso besser ging es plötzlich. Langsam kehrten die Dinge, die wir im Geburtsvorbreitungskurs gelernt hatten, in mein Gedächtnis zurück.
„Ruhig atmen, Baby", flüsterte ich ihr ins Ohr, nachdem ich meinen Platz am Kopfende des Bettes eingenommen hatte.
Schweiß stand auf ihrer Stirn, während sie automatisch nach meinen Händen griff, dich ich ihr ohne zu zögern reichte. Jetzt war Kämpfen angesagt.
Ich wusste nicht, wie viele Stunden wir letztendlich in diesem Kreissaal verbrachten, ob es Tag oder Nacht war. Alles was ich spürte, waren ihre Finger, die wie Schraubstöcke zupackten, so lange, bis die erste Presswehe einsetzte. Es folgten drei weitere und dann war das Wunder vollbracht.
Kieran erblickte am dreizehnten November im Tri-City Medical Center in Oceanside, um acht Uhr morgens das Licht der Welt.
Sein erster Schrei war wie eine Erlösung für mich und gleichzeitig das Schönste, was ich jemals in meinem Leben gehört hatte. Mit zitternden Händen durfte ich die Nabelschnur durchschneiden und ihn von seiner Mutter trennen. Als der kleine Kerl auf ihrem Bauch lag, schien unser Glück perfekt. Obwohl Sienna völlig fertig war, verzog sich ihr verschwitztes Gesicht zu einem Lächeln.
„Er ist so wunderschön", wisperte sie unter Tränen. „So perfekt und wunderschön."
Staunend und überglücklich betrachtete ich jedes noch so kleine Detail des Zwergs. Seine winzigen Händchen, die Fingernägel, den dunkle Haarpflaum und vor allem sein Gesicht.
„Ich glaube, ein Vaterschaftstest wäre gar nicht nötig gewesen", flüsterte ich Sienna ins Ohr.
Sie war viel zu müde, um ihren Kopf zu heben und Kieran richtig anzuschauen, doch ich sah ihr leicht angedeutetes Grinsen, als sie leise sagte: „Wenn er so aussieht wie du, dann haben wir alles richtig gemacht."
Als ich einen Kuss auf ihre Stirn hauchte, schloss sie ihre Augen.
Da es notwendig war, Mutter und Kind schlafen zu lassen, ging ich nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr meine Beine und Hände noch immer zitterten. Selbst meine Atmung ging zu schnell und die ersten Tränen rannen über meine Wangen. Unser Sohn war gerade zur Welt gekommen, und dieses wunderbare Erlebnis musste ich erst einmal verkraften.
Hastig rauchte ich die Kippe zu Ende und setzte mich ins Auto. Dort nahm ich das Handy aus der Hosentasche. Für eine Sekunde erlag ich der Versuchung meine Eltern in Irland anzurufen, doch das durfte ich nicht. Eine Tatsache, die mich unendlich traurig werden ließ. Sie waren gerade Großeltern geworden, aber würden ihr Enkelkind vermutlich niemals sehen.
Ich schluckte kurz und atmete tief durch, bevor ich die Nummer jenes Menschen wählte, der mir sehr nahe stand, obwohl wir nicht miteinander verwandt waren. Nach dem zweiten Klingeln nahm er ab.
„Hallo, mein Junge. Ist alles in Ordnung bei dir?"
„Hallo, Alistair." Meine Stimme klang rau und belegt, gleichzeitig fühlte ich, dass der Tränenschleier wieder dichter wurde. „Alistair, ich bin... unser Sohn ist da..."
„Echt? Wann ist er denn zur Welt gekommen?"
„Heute, um acht Uhr morgens. Ich bin... ich bin noch immer völlig fertig."
Es war mir gerade so egal, dass Alistair mein Schluchzen hören konnte, denn in diesem Augenblick sah ich ihn als meinen Vater-Ersatz.
„Ich gratuliere dir von Herzen, mein Junge. Sind Mutter und Kind wohlauf?"
Es tat so gut, seine Stimme zu hören und zu wissen, dass er sich wirklich für unser Wohlergehen interessierte.
„Ja, es geht beiden gut."
„Das ist schön. Wie heißt denn der Kleine?"
„Kieran, das ist ein irischer Name."
Inzwischen waren meine Tränen versiegt, was ein normales Reden möglich machte.
„Ein wirklich schöner Name, hat er eine Bedeutung?"
„Ja. Der Dunkle oder der Schwarze", erwiderte ich grinsend, worauf Alistair in schallendes Gelächter ausbrach.
„Ich kann mir gar nicht denken, warum ihr ihn so genannt habt", lautete seine leicht ironisch angehauchte Bemerkung, die mich zum Schmunzeln brachte.
Vermutlich lachte er sich gerade einen Ast ab.
„Tja, das muss er aber nicht wissen", entgegnete ich.
„Was zahlst du mir denn, damit ich es ihm nicht verrate, wenn er größer ist?"
„Scher dich zum Teufel!"
Alistairs lautes Lachen hörte gar nicht mehr auf und trieb mich fast in den Wahnsinn.
„Also gut, Junge. Der Kleine und ich sind sowieso Verbündete", erklärte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. Diese Aussage fand ich dann doch sehr interessant und prompt fragte ich nach: „Wie kommst du denn darauf?"
„Weil er am gleichen Tag Geburtstag hat wie ich."
„Wirklich? Du hast heute Geburtstag?"
„Ja, mein Junge. Wir feiern gerade ein bisschen im Kreis der Familie. Sie haben mir tatsächlich Präsente mitgebracht, obwohl ich schon so ein alter Sack bin, der eigentlich alles besitzt. Aber du und Sienna habt mir heute das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Ein Kind ist ein Gottesgeschenk."
Ich fand es rührend, dass er es so sah.
„Na dann, herzlichen Glückwunsch!", gratulierte ich fröhlich.
„Danke, aber jetzt muss ich mich wieder um meine Familie kümmern. Unser Töchterchen ist da und meine alte Patentante. Sie ist neunzig und hört schwer, oder besser gesagt, sie hört nur das, was sie will. Du siehst, auch ich habe mit Problemen zu kämpfen."
Sein Humor war noch immer unschlagbar.
„Bitte richte auch Sienna meine Glückwünsche aus, mein Junge."
„Das mache ich."
Bevor ich mich endgültig von Alistair verabschiedete, stellte ich noch eine Frage.
„Es bleibt doch bei der Abmachung, oder?"
„Natürlich, mein Junge, mach dir keine Sorgen."
Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, schaute ich nochmals nach Sienna und Kieran. Beide schliefen fest. Da ich mich an meinem Sohn nicht sattsehen konnte, verweilte ich noch zehn Minuten bei ihm, bevor ich den Heimweg antrat. Ich musste dringend ins Bett, da ich bereits seit mehr als vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war.
Zuhause angekommen, wurde ich von Kyle und Avril empfangen, die dringend auf eine Nachricht gewartet hatten und nun ihre Freude mit mir teilten. Beide umarmten mich fest.
„Herzlichen Glückwunsch, Fionn und jetzt ruhe dich erstmal aus", meinte Kyle.
„Das kannst du glauben."
Sechs Stunden Schlaf reichten völlig aus, um mich wieder auf die Beine zu bringen, denn in meinem Körper befand sich noch so viel Adrenalin, das sich erst noch verteilen musste. Nach einer ausgiebigen Dusche, sowie dem Genuss von zwei Sandwiches machte ich mich erneut auf den Weg ins Krankenhaus. Ich konnte es kaum erwarten, Sienna und Kieran zu sehen, die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Als ich das Zimmer betrat, nuckelte der Kleine gerade an ihrem Busen. Für einen Moment blieb ich stehen, um diesen Anblick auf mich wirken zu lassen, der unendlich tiefe Gefühle in mir aufsteigen ließ.
Sienna, meine Frau, gab Kieran, unserem Sohn, der vor wenigen Stunden geboren wurde, die Brust. Er war hilflos und benötigte unsere ganze Zuwendung. Liebe und Geborgenheit, das war es, was ich beiden geben wollte.
„Hey." Als Sienna mich erblickte begannen ihre blauen Augen zu leuchten.
„Hey." Ich hauchte einen sanften Kuss auf ihre Stirn, zog einen Stuhl neben das Bett, auf welchem ich mich niederließ und schaute fasziniert zu, wie Kieran gestillt wurde. Er schien mächtig Hunger zu haben, denn es dauerte eine ganze Weile, bis er von der Brustwarze abließ.
„Er sieht dir so ähnlich, schau dir mal seine Nase an", meinte Sienna grinsend.
„Ja, wirklich und ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll. Denn du bist eigentlich viel hübscher als ich. Ich hätte mir gewünscht, dass er mehr nach dir gekommen wäre."
„Unsinn! Er ist das schönste Baby der Welt!"
Diese Diskussionen führten wir noch einige Tage, zumindest so lange die beiden noch im Krankenhaus verweilten. Als wir uns alle drei zu Hause befanden, blieb für solche Dinge nämlich keine Zeit mehr. Kieran hielt uns ständig auf Trab. Alle zwei Stunden benötigte er seine Mahlzeiten und Sienna war oftmals völlig übermüdet, da er sie nachts aus dem Schlaf riss.
Gerne hätte ich ihr das abgenommen, aber leider konnte man das Stillen nicht aufteilen. Aber ich half, indem ich für uns kochte, einkaufen fuhr sowie Waschmaschine und Trockner anstellte.
Wenn beide schliefen und ich mich zuhause aufhielt, verzog ich mich oft in den Keller, um handwerkliche Arbeiten zu verrichten. Das störte keinen, da der Lärm nicht bis in das erste Stockwerk drang. Meine andere Beschäftigung war es, an den Predigten zu schreiben. Auch dies ließ sich vorzüglich erledigen, wenn Mutter und Kind tagsüber ihr Nickerchen machten.
Sowieso hatte ich mir eine Auszeit von zwei Wochen genommen, nachdem unser Sohn geboren wurde. Während meines Urlaubs kümmerte sich ein netter Kollege der benachbarten Kirchengemeinde um meine Schäfchen. Ich hingegen genoss die Zeit mit Frau und Sohn.
Jeden Tag machten wir einen Spaziergang, wobei ich mit stolz geschwellter Brust den Kinderwagen vor mir herschob. Niemand, der nicht selbst den Vaterfreuden frönte, konnte nachvollziehen, welch erhebendes Gefühl sich in mir ausbreitete, wenn ich das tat.
Nach zwei Wochen stand ich jedoch wieder in Amt und Würden. Gott sei Dank brauchte ich mir keine Gedanken um Sienna und das Kind zu machen, da Kyle und Avril sich stets bereithielten, falls unerwartete Probleme auftauchen sollten. Zudem lag das Pfarrbüro nicht allzu weit entfernt von unserem Zuhause. Selbst wenn ich mich dort aufhielt, war ich binnen kürzester Zeit daheim. Glücklicherweise lief jedoch alles glatt und bis auf den Schlafmangel konnten wir uns über rein gar nichts beklagen.
Kieran entwickelte sich prächtig. Nach vier Wochen hatte er bereits ordentlich an Gewicht zugelegt und war aus den ersten Babyklamotten herausgewachsen. Zum Glück deckten uns Kyle und Avril ständig mit Kinderkleidung ein und aus London kam ein großes Paket, welches von Alistair und Rosie stammte (natürlich hatte Alistair wieder einen falschen Namen angegeben). Dieses enthielt einen kleinen Teddybären, sowie Strampler, Mützchen, Babysöckchen und Bodys in unterschiedlichen Größen. Man merkte, dass die beiden selbst ein Kind großgezogen hatten. Ich bedankte mich, als Kyle seinen Boss in meinem Beisein anrief, um mitzuteilen, dass alles gut angekommen sei.
„Hallo, Alistair, ich wollte mich für die tollen Sachen bedanken, auch im Namen von Sienna", begrüßte ich den laufenden Meterfünfzig.
„Bitte, gern geschehen, mein Junge. Es war uns eine Ehre, euch die Geschenke zukommen lassen zu dürfen", erwiderte er.
Solch einen herzensguten Menschen hatte ich selten in meinem Leben getroffen und manchmal fragte ich mich, ob er wohl mit allen seinen Klienten so umging, oder ob Sienna und ich da eine Ausnahme bildeten.
„Es bleibt nach wie vor bei unserer Vereinbarung?", erkundigte ich mich, bevor wir uns wieder verabschiedeten.
„Ja, mein Junge, mach dir keine Sorgen."
Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte.
Eine Woche vor Weihnachten war der Termin für die Taufe angesetzt. Da ich diese selbst durchführen wollte, traf ich auch die Vorbereitungen in der Kirche. Für Kieran sollte alles perfekt sein.
Hinsichtlich der anschließenden Feier, welche bei uns zu Hause stattfinden sollte, kümmerte sich Avril gemeinsam mit Sienna um Dinge wie Essen und Tischdekoration. Da die Taufe nur in einem sehr kleinen Kreis stattfand, machte dies auch nicht allzu viel Arbeit. Außer Kyle und Avril hatte ich noch meinen Vorgänger und seine Frau eingeladen.
Pfarrer Patrick war ein ausgesprochen lieber und gütiger Zeitgenosse, der jeden Sonntag meine Messe besuchte und meine Predigten lobte. Da Sienna das Ehepaar ebenfalls ins Herz geschlossen hatte, gehörten diese beiden zu unserer kleinen Taufgesellschaft.
Natürlich gab es noch genügend zu tun, was die Planung und Ausrichtung der Feier anging; vor allem im Bereich Dekoration. Sienna wollte es so schlicht wie möglich halten aber dies war gerade in den USA nicht so einfach. Ständig stolperte man über unzählige Ideen sowie Gegenstände, die einem ins Auge sprangen und nur darauf warteten, gekauft zu werden. Es gab sogar Babyschuhe als Tortendekoration, in hellblau und rosa. Da ich diese jedoch witzig fand, setzte ich mich in dieser Hinsicht mühelos durch. Zum Glück stand Avril auf meiner Seite, was die Angelegenheit einfacher machte.
„Komm schon, Sienna, die Babyschuhe aus Marzipan sind so niedlich, die solltet ihr euch gönnen", lauteten ihre Worte.
„Aber denkst du nicht, dass die kleine Torte damit überladen wirken könnte?", gab meine Frau kontra.
„Nein, sie sind perfekt. Nicht zu groß und nicht zu klein. Also ich würde sie auf jeden Fall auf die Torte unseres Nachwuchses setzen", meinte die Brünette, worauf Sienna sich schließlich überzeugen ließ.
„Ok, aber dann verzichten wir auf die Gummibären in hellblau."
„Meinetwegen", sagte ich grinsend.
In Wahrheit mochte ich keine Gummiären aber das brauchte ich ihr ja nicht auf die Nase zu binden. Sonst würde sie dies wieder als einen faulen Kompromiss bezeichnen.
Auch das Taufkleid für Kieran durften wir nicht vergessen. Sienna und ich wählten es gemeinsam aus und kauften es erst einige Tage vor dem großen Ereignis. Schließlich sollte er bequem hineinpassen und sich nicht eingeengt fühlen, wenn er seinen großen Auftritt hatte. Ich rechnete sowieso damit, dass er schrie wie am Spieß, weil das Wasser, welches ich über sein Haupt gießen würde, viel zu kalt war. Aber da musste er als anständiger Christ durch.
Sienna fand es schade, dass der Kleine keinen Taufpaten haben würde. Eigentlich wollte sie Kyle diese Aufgabe übertragen aber ich redete es ihr aus.
„Sieh mal, Kyle und Avril sind irgendwann nicht mehr da und sie können sicher auch nicht häufig hierher fliegen. Es würde keinen Sinn machen. Außerdem glaube ich, dass Alistair etwas dagegen hätte, wenn wir einen seiner Mitarbeiter zu Kierans Taufpaten machen wollten", brachte ich als Argument.
Seufzend erwiderte sie: „Du hast ja Recht, soweit habe ich gar nicht gedacht."
„Zudem braucht man heutzutage nicht unbedingt einen Taufpaten", setzte ich noch hinzu, was die Diskussion letztendlich abschloss.
Die Taufe selbst fand an einem Samstagnachmittag statt. Ich hatte einen Blumenladen damit beauftragt, einige Sträuße in die Kirche zu liefern und musste deswegen bereits am Vormittag kurz dort vorbeischauen. Natürlich hatten Sienna und ich die Farben abgesprochen; ein zartes Gelb, gemischt mit Blau und Weiß. Die Blumen sahen wirklich wunderschön aus und verbreiteten eine festliche Atmosphäre in unserem Gotteshaus. Lächelnd schloss ich die Tür zur Kirche ab, nachdem dort alles erledigt war, um anschließend den Heimweg anzutreten.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf die Uhr, hoffend, dass alles so klappen würde, wie ich es geplant hatte. Es würde eine riesen Überraschung für Sienna werden. Eine, worüber sie sich hoffentlich freute.
Als ich nach Hause zurückkehrte, waren die Arbeiten bezüglich des Tischdeckens schon voll im Gange.
„Gott sei Dank sind wir nur zu sechst und brauchen den Tisch nicht auszuziehen", seufzte Sienna, woraufhin ich die Stirn runzelte.
„Ich würde ihn trotzdem gerne vergrößern", sagte ich so spontan wie möglich.
„Aber warum denn?" Ihre großen blauen Augen schauten überrascht zu mir.
„Weil ich es gerne hätte, dass die Kopfenden frei bleiben. Wenn wir den Tisch ausziehen, können sich jeweils drei Personen nebeneinander setzen, ohne sich ins Gehege zu kommen", machte ich meinen Standpunkt klar.
„Die Idee finde ich super", mischte Kyle sich ein, der wie Avril auch, natürlich eingeweiht war.
„Ernsthaft?" Siennas skeptischer Blick traf mich, doch ich reagierte nur mit einem Schulterzucken.
Inzwischen hatte ich nämlich herausgefunden, dass sie dann meistens nachgab. Und es schien tatsächlich zu funktionieren.
„Also gut, wenn du es so möchtest, Fionn, dann machen wir es so."
„Ja, es ist vielleicht gar keine so schlechte Idee", bekam ich Unterstützung von Avril, die mir unmerklich zuzwinkerte.
Lächelnd registrierte ich, wie Sienna den Tisch auszog und die Gedecke zurechtschob, damit alles passte. In diesem Moment erwachte Kieran aus seinem Schlaf und meine Frau stürzte nach oben, um unseren Nachwuchs zu stillen.
„Sie hat noch immer keine Ahnung", grinste Kyle erfreut.
„Nein, nicht die geringste aber das ist auch gut so", erklärte ich zufrieden.
Pünktlich um zwanzig vor zwei verließen wir das Haus, um uns auf den Weg zur Kirche zu begeben.
„Moment, ich muss nochmal zurück, ich habe noch etwas vergessen", ließ Avril verlauten, der ich sofort meinen Hausschlüssel aushändigte.
Nach zwei Minuten gesellte sie sich wieder zu uns und es konnte endlich losgehen.
Pfarrer Patrick, dem ich den Zweitschlüssel übergeben hatte, wartete dort bereits mit seiner Frau. Da er zwischenzeitlich die Tür aufgeschlossen hatte, konnten alle bereits eintreten, während ich mich nach hinten begab, um mein Gewand anzuziehen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt ich am Altar vorbei. Zuerst fiel mein Blick auf die kleine Gruppe, bestehend aus Sienna, Kyle, Avril, sowie Patrick und Theresa, seine Frau. Sienna hielt Kieran, der friedlich schlief, in ihren Armen. Die Frage war, wie lange noch.
Ich atmete tief durch, bevor ich weiterging und dann, ganz plötzlich, öffnete sich die Eingangstür der Kirche mit einem mächtigen Schwung. Ruckartig flogen die Köpfe umher, als das Quietschen der Scharniere zu vernehmen war. Verdammt, die Dinger mussten unbedingt geölt werden, das fiel mir gerade auf. Doch binnen der nächsten Sekunde richtete sich meine Aufmerksamkeit auf die männliche Person, welche nun in das Gotteshaus stürmte.
Mein Atem stockte und mein Herz begann zu rasen, denn das, was gerade geschah, hätte nicht passieren dürfen.
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Hallo meine Lieben, endlich kommt wieder ein neues Update. Und das langersehnte Baby ist endlich da!
Mögt ihr den Namen Kieran? Ich habe lange danach gesucht und finde ihn irgendwie toll.
Ich hoffe, das hier liest noch jemand, obwohl ich so lange nichts mehr hochgeladen habe.
LG, Ambi xxx
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