41. Batpism of fire
Fionn
Nachdem Dustin das Telefonat mit seinem Kollegen Ace hinter sich gebracht hatte, atmete ich halbwegs erleichtert auf. Zumindest wusste man nun, wo wir uns befanden – in einer Gefängniszelle.
Dustins Gesichtsausdruck zu entnehmen, war sein Kollege alles andere als begeistert gewesen, als er ihm mitteilte, was geschehen war. Er musste einen ordentlichen Anschiss kassiert haben, denn Ace' Stimme drang selbst bis zu meinen Ohren vor. Zwar hatte ich nicht jedes einzelne Wort verstanden, aber Begriffe wie 'Holzkopf' und 'wie soll ich das dem Boss erklären, du Hirn', ließen sich eindeutig identifizieren.
„Ace ruft jetzt Alistair an", erklärte Dustin und ließ sich neben mich auf die unbequeme Holzpritsche fallen.
„Da tut einem ja der Hintern weh", beschwerte er sich im selben Moment, jedoch mit einem frechen Grinsen auf den Lippen.
„Es gibt hier leider keine Kissen für die Gefangenen, das wäre ja wohl noch schöner", vernahmen wir die Stimme des Beamten, der uns das Telefon vorhin durch die Gitterstäbe gereicht hatte.
Seine Bemerkung ignorierend, erhob Dustin sich wieder und wies mich an, ebenfalls aufzustehen. Als ich seiner Aufforderung Folge leistete, zog er seinen Mantel aus, um diesen auf der Sitzgelegenheit auszubreiten.
„So ist es besser, Fionn. Komm setz dich zu mir."
„Aber der Mantel ist schweineteuer", entgegnete ich.
„Na und? Gerade deswegen besticht er durch seine ausgezeichnete Qualität. Unsere beiden Hinterteile machen ihm schon nichts aus. Zudem muss er sowieso wieder in die Reinigung gebracht werden."
Dem hatte ich absolut nichts entgegenzusetzen und deshalb pflanzte ich mich neben meinen Retter, der mich letztendlich ins Gefängnis befördert hatte. So etwas musste man erstmal schaffen, aber für Dustin schien gerade das eine seiner leichtesten Übungen zu sein. Wie auf heißen Kohlen verweilend, wartete ich, dass endlich etwas passieren würde und man uns hier herausholte. Ich wollte zu Sienna; wissen, ob es ihr gut ging und sie einfach in meine Arme nehmen. Stattdessen fristete ich mein Dasein in einer Gefängniszelle, zusammen mit Alistairs Mitarbeiter. Das Leben hielt manchmal wirklich die kuriosesten Situationen bereit.
„Was denkst du, wie lange wir hier warten müssen?", fragte ich resigniert. „Ich habe Durst und Hunger."
„Keine Ahnung, aber ich gehe mal davon aus, dass man uns so schnell wie möglich hier rausholt", kam es ganz gechillt von Dustin.
Er ließ sich einfach niemals aus der Ruhe bringen, zumindest entsprach dies meinem Eindruck.
Wie sehr ich mich jedoch in dieser Hinsicht täuschen sollte, erfuhr ich, als urplötzlich eine bekannte Stimme zu vernehmen war. Alistair, ich hörte es genau.
„Guten Tag meine lieben Kollegen."
Das war noch ein netter Satz, doch dann ging es los. Seine Stimme hallte wie ein Donnerwetter durch die Gänge, sodass Dustin kurz zusammenzuckte.
„Was soll der Unsinn, einen meiner Mitarbeiter einzusperren? Und unseren Klienten noch dazu? Habt ihr eigentlich irgendetwas auf der Polizeischule gelernt?"
Noch niemals hatte ich den laufenden Meterfünfzig so aufgebracht gehört. Er schien förmlich vor Wut zu zerbersten.
„Tut mir leid, die beiden konnten sich nicht ausweisen", hörte ich eine Stimme.
Diese klang ganz nach dem Kerl, der uns festgenommen hatte. Hoffentlich bekam er jetzt sein Fett weg, ich gönnte es ihm von Herzen.
„Nicht ausweisen?", blökte Alistair ungehalten. „Haben Sie schon einmal etwas von Spezialeinheiten gehört? Und haben Sie etwa vergessen, dass ein Anruf genügt hätte, um festzustellen, dass mein Mitarbeiter die Wahrheit sagt?! Das wird ein Nachspiel für alle Beteiligten haben, damit das klar ist! Und jetzt bringen Sie mich zu meinen Jungs, bevor ich den Laden hier vollends auseinander nehme!"
Ich musste zugeben, dass ich schwer beeindruckt war, denn obwohl Dustin und auch ich Scheiß gebaut hatten, hielt Alistair zu uns. Zumindest blamierte er uns nicht vor den Trotteln dieser Dienststelle.
Sofort spitzte ich die Ohren, als ich das Geräusch sich nähernder Schritte vernahm und ehe ich mich versah, schaute ich in Alistairs Gesicht, welches vom Schreien zwar noch immer krebsrot war, jedoch ausgesprochen erleichtert wirkte, als er uns erblickte.
Kaum hatte der Beamte die Zelle aufgeschlossen, wandte sich der laufende Meterfünfzig an mich, indem er sagte: „Gott sei Dank ist dir nichts passiert, mein Junge."
Anschließend drehte er sich Dustin, der ein ziemlich betretenes Gesicht machte, zumal sein Boss die Worte „Ich bin froh, dass du ok bis aber haben später noch über einige Dinge zu reden", verlauten ließ.
„Es tut mir leid", nuschelte Dustin mit gesenktem Kopf.
Ungeachtet der Tatsache, dass er mein volles Mitgefühl besaß, fokussierten sich meine Gedanken automatisch auf meine Frau.
„Wie geht es Sienna? Ist sie in Ordnung?", fragte ich deshalb.
„Ja, mein Junge. Es geht ihr gut und sie befindet sich in Sicherheit. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Das war alles, was ich im Moment hören wollte.
Endlich durften wir diesen verdammten Käfig verlassen, was mich erleichtert aufatmen ließ. Bevor wir nach draußen marschierten, händigte man Dustin seine Dienstwaffe aus. Schlagartig verschwand sein trüber Gesichtsausdruck, um einem kleinen Lächeln zu weichen. Sorgsam verstaute er seine MP7 unter dem Mantel, während Alistair ein Formular unterzeichnete.
„Sie hören von mir", erwiderte er als Abschiedsgruß und schob uns dann förmlich in Richtung Tür.
Darauf wollte ich wetten. Die Beamten kamen nach dieser Aktion ganz sicher nicht ungeschoren davon, ebenso Dustin, der mir immens leidtat. Eigentlich musste man mir die Schuld in die Schuhe schieben, da ich einfach weggelaufen war. Dass Alistair dies ein ganz klein wenig anders sah, bekamen wir zu spüren, nachdem wir im SUV Platz genommen hatten.
„So, und jetzt zur dir, Newbie", begann der laufende Meterfünfzig seine Rede. „Wie um Gottes Willen kann es passieren, dass du dein neues iPhone zerbrichst?"
„Ich bin hingefallen! Mit einem Nokia wäre das nicht passiert", verteidigte sich Dustin, was seinem Boss ein lautes Schnaufen entlockte.
„Du erwartest jetzt keine Antwort von mir, oder?" Alistair raufte sich kurz die noch verbliebenden Haare und schüttelte anschließend seinen Kopf.
„Das ist einfach nicht zu fassen! Du kannst von Glück sagen, dass du Fionn gefunden hast und, dass Dixon ein gutes Wort für dich eingelegt hat."
Sofort blitzten Dustins grüne Augen auf. „Hat er das wirklich?", fragte er ungläubig.
„Ja, er meinte, er hätte noch niemals einen Newbie so gut schießen sehen wie dich. Du hättest es echt drauf. Außerdem war er mit meinem Vorschlag, dich für eine Nacht in der Zelle zu lassen, nicht so ganz einverstanden."
„Das wolltest du nicht wirklich tun?" Als Dustin diesen Satz ausstieß, musste ich prompt anfangen zu lachen, worauf Alistair mir zublinzelte.
„Ja, ich hatte es kurz in Erwägung gezogen", antwortete der dann. „Aber inzwischen habe ich mir etwas anderes überlegt. Etwas viel Besseres."
Dass er nicht mit der Sprache herausrücken wollte, machte Dustin nur noch nervöser, als er es ohnehin schon war. Seine Stirn legte sich in Falten und seine grünen Augen wanderten unruhig hin und her. Doch Alistair ließ ihn schmoren. Wortlos steuerte er den Wagen durch den dichten Verkehr. Ich hatte nur eine vage Vermutung wo es zumindest für mich hinging. Auf jeden Fall nicht zum Flughafen, denn dafür war es eindeutig zu spät.
In der Tat stoppten wir nach längerer Fahrt vor dem Temporary Fix, wie Alistair es einst so schön bezeichnet hatte.
„Ihr steigt jetzt hier aus, geht brav nach oben und ich hole Fionns Gepäck und sein Handy, das im Porsche liegt", verkündete er und kramte gleichzeitig einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche, welchen er Dustin überreichte.
„Hier, du wirst auf Fionn aufpassen, damit er nicht wieder abhaut."
War da jemand etwa sarkastisch?
„In der Küche liegt das Notfallhandy, falls irgendetwas sein sollte, ok?"
So etwas benötigten wir wirklich, denn weder Dustin noch ich besaßen im Moment ein mobiles Telefon und hätten Alistair somit nicht erreichen können, falls Probleme auftauchen sollten.
„Also bis später, Jungs", waren die letzten Worte des laufenden Meterfünfzig, bevor er davonbrauste.
Wir verloren keine Zeit und suchten umgehend das Apartment auf, denn nur dort fühlte ich mich im Moment richtig sicher.
Während Dustin sich das Notfallhandy schnappte, brachte ich zwei Gläser und eine Flasche Wasser ins Wohnzimmer.
„Machst du dir Sorgen?", fragte er mich.
„Worüber?"
„Darüber, wie jetzt alles weiter verläuft."
Ich dachte einen Moment nach, bevor ich antwortete. „Weißt du, das Wichtigste für mich ist, dass Sienna sich in Sicherheit befindet und da das der Fall ist, sind meine Sorgen also gering."
Dustin nickte, griff nach der Wasserflasche, um beide Gläser zu füllen und sagte dann: „Aber ich mache mir Sorgen."
„Weswegen?" Erstaunt schaute ich ihn an.
„Weil ich nicht weiß, was nun mit mir passiert. Ich habe keine Ahnung, wie Alistair mich bestrafen wird und das macht mich ziemlich fertig. Eigentlich hatte ich angenommen, dass er mich aus dem Team schmeißt, aber wie man sieht, ist das nicht der Fall."
„Ach, Unsinn, ich denke nicht, dass er das tun wird. Im Prinzip trifft dich ja keine Schuld, wenn man von dem kaputten Handy und deinen vergessenen Papieren absieht. Fakt ist jedoch, wenn ich nicht abgehauen wäre, wäre das alles nicht geschehen."
Irgendwie fühlte ich mich schuldig und ich nahm mir fest vor, mit Alistair über Dustins missglückten Einsatz zu reden. Wenn man es richtig betrachtete, war dieser gar nicht so danebengegangen. Immerhin hatte er mir das Leben gerettet.
Um uns die Zeit zu vertreiben, schauten wir ein Fußballspiel im Fernsehen an, wobei wir feststellten, dass wir die gleiche Mannschaft favorisierten. Gerade als das erste Tor fiel und wir laut zu jubeln anfingen, meldete sich das Handy. Dustin stellte auf den Lautsprecher Modus um, damit ich mithören konnte, was Alistair zu sagen hatte.
„Ich bin jetzt auf dem Weg zu euch und bringe Pizza für mit. Wir bleiben heute Nacht im Temporary Fix, alle drei."
Was er damit bezweckte, sollten wir wenig später erfahren.
Direkt beim Pizzaessen klärte er uns nämlich über die Planänderung meiner Reise auf.
„Du wirst nicht von London aus zu deinem Zielort fliegen, Fionn. Ich halte das für zu risikoreich."
Ich machte große Augen und fragte: „Und warum? Die Mafia kennt doch meinen neuen Namen nicht, also ist es doch egal, ob sie sich in irgendwelche Passagierlisten einhacken."
„Es geht nicht um die Passagierlisten, sondern darum, dass sie den Flughafen und zwar sämtliche Terminals hier überwachen lassen könnten. Sie sind ziemlich organisiert, was das angeht und wenn dich einer erkennen sollte, sieht es leider sehr schlecht für dich aus."
Diese Erklärung machte durchaus Sinn und regte mich erneut zum Nachdenken an.
„Und von wo aus soll ich dann fliegen?"
„Von Manchester aus. Du wirst zuerst von Manchester nach Paris fliegen und von dort aus dann zu deinem neuen Wohnort, den ich dir morgen mitteilen werde."
Ich verstand seine Besorgnis durchaus, trotzdem brannte mir eine Frage auf der Zunge, welche ich auch sogleich stellte.
„Und was ist mit Sienna? Sie fliegt doch morgen mit mir, oder?"
Als Alistair zu seufzen begann, ahnte ich, was Sache war. Dass wir unsere Reise auf getrennten Wegen antreten mussten, was mir überhaupt nicht behagte. Aber der laufende Meterfünfzig ließ sich nicht umstimmen, egal, welche Argumente ich brachte.
„Sie ist schwanger, was ist denn, wenn etwas während der Reise passieren sollte? Also mit dem Baby?"
„Dann wirst du ihr auch nicht helfen können, wohl aber die Leute, die dafür ausgebildet sind."
„Aber warum können wir denn nicht zusammen von Manchester aus fliegen?", fing ich wieder an und wurde dieses Mal überraschenderweise von Dustin unterbrochen.
„Weil Alistair das so beschlossen hat. Frage ihn niemals warum, denn er wird dir darauf keine Antwort geben. Er ist der Boss und alles was er anordnet, wird gemacht."
„Sehr gut, Newbie, wenigstens das hast du verstanden", kam es zufrieden von Alistair, der seinen Mitarbeiter beinahe wohlwollend anschaute.
Dann erhob er sich, holte sein iPhone hervor und sagte: „Ich gestatte dir einen Anruf via Facetime. Da kannst du mit Sienna sprechen und sie sogar sehen, um dich von ihr zu verabschieden. Es ist ja nur für einige Tage, dann kommt sie nach."
Nur alleine diese Aussage trieb mich mental gesehen in den Wahnsinn. Wie sollte ich denn jetzt auf Sienna verzichten? Er wusste überhaupt nicht, was er uns beiden damit zumutete, doch es gab wohl keine Alternative. Immerhin waren Alistair und auch Dustin so taktvoll, das Zimmer zu verlassen, während ich mit ihr redete. Natürlich dachte sie zunächst, das Alistair sie erreichen wollte und reagierte ziemlich überrascht, als sie mich erblickte.
„Fionn! Oh Gott, geht es dir gut?!"
„Ja, Baby, es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen", beschwichtigte ich sie.
Mühelos erkannte ich die kleine Sorgenfalte auf ihrer Stirn und ich wünschte mir nichts mehr, als sie jetzt in meine Arme schließen zu können.
„Hör zu, Sienna. Alistair möchte, dass wir getrennt zu unserem neuen Wohnort fliegen. Ich werde morgen dorthin reisen und du kommst in einigen Tagen nach."
Ihr lautes Seufzen war klar und deutlich zu hören.
„Ich dachte mir fast schon, dass es daraufhin hinauslaufen wird", erklärte sie relativ gefasst.
„Ja und es tut mir echt leid, dass es so gekommen ist", erwiderte ich resigniert.
„Es ist nicht deine Schuld, Fionn."
Ich schluckte kurz und betrachtete sie eingehend, die Frau, mit der ich nun verheiratet war. Wie gerne hätte ich sie jetzt bei mir gehabt, in meine Arme genommen und mit ihr gekuschelt; gefühlt, wie das Baby sich bewegte und ihr Lachen gehört, welches wie Musik in meinen Ohren erklang.
„Wie geht es unserem Baby?", fragte ich leise „Und wie geht es dir?"
Als sich ein Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht bildete, wurde mir ganz warm ums Herz.
„Mir geht es gut, Fionn und dem Baby auch. Mach dir keine Sorgen, ich bin bei Rosie in Sicherheit."
„Du bist bei Alistairs Frau?"
„Ja, also in ihrem gemeinsamen Haus."
Nun fiel mir wirklich ein Stein vom Herzen. Etwas Besseres hätte er gar nicht tun können. Alistair war ein Engel, meine Frau bei sich einzuquartieren.
„Ich vermisse dich", flüsterte ich.
„Ich dich auch."
Das war der Augenblick, in dem die ersten Tränen flossen, zuerst bei Sienna und dann spürte ich, dass auch welche in meinen Augen glitzerten. Wir mussten Abschied nehmen und obwohl es nicht für lange sein würde, kam es mir trotzdem wie ein endlos langer Weg vor, den ich vor mir hatte.
„Ich liebe dich, Baby, vergiss das nicht", wisperte ich, worauf sie sich die Tränen aus den Augen wischte, um dann zu sagen: „Ich liebe dich auch, Fionn."
„Ok, wir sehen uns dann irgendwo und irgendwann."
„Ja, das tun wir. Pass auf dich auf."
„Das werde ich, und du tust bitte das Gleiche, ok?"
„Ja."
Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, stand ich auf und ging in die Küche, um das Handy an Alistair zu überreichen.
„Alles erledigt", sagte ich knapp.
„Gut, dann werde ich euch jetzt in meinen Plan einweihen."
Gespannt spitzten Dustin und ich die Ohren, um seine Worte zu verinnerlichen. Hoffentlich ging dieses Mal alles gut.
Nach einer extrem kurzen Nacht (bereits um vier Uhr morgens klingelte der Wecker), hieß es aufbrechen in Richtung Manchester. Alistair trug meine Gitarre, Dustin meinen Koffer und ich das Handgepäck. Wir luden die Sachen in den Kofferraum des SUV und dann ging es auch schon los. Ohne Umweg steuerte Alistair den Wagen in Richtung Autobahn, wobei er stets darauf achtete, ob uns jemand folgte. Aber dies war zum Glück nicht der Fall. An der nächstbesten Raststätte hielten wir an, um unsere Mägen mit Kaffee und Croissants zu füllen. Das war auch dringend nötig, denn ich lief schon fast auf dem Zahnfleisch, da meine Energiereserven aufgezehrt zu sein schienen.
Da um diese Uhrzeit noch recht wenig Verkehr herrschte, kamen wir relativ zügig durch. Als endlich das Schild, welches auf den Flughafen in Manchester hinwies, vor meine Augen auftauchte, atmete ich erleichtert auf. Bald würde ich hoffentlich in Sicherheit sein.
Alistair fuhr direkt in das große Parkhaus. Kaum hatte er die Zündung ausgestellt, wandte er sich an mich, um mir den neuen Ausweis, meinen Ehering, den ich sofort anzog, sowie einen braunen Umschlag zu überreichen.
„So, mein Junge. Die Zeit unseres Abschieds ist nun gekommen. Ich wünsche dir alles Gute für den weiteren Weg. Du weißt, dass ich stets ein Auge auf dich haben werde, auch wenn ich mich nicht in deiner Nähe befinde. Falls etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit auf meinem Handy erreichen. Ich werde dir mitteilen, wann Sienna in San Diego eintrifft."
„San Diego?", fragte ich verblüfft.
„Ja, du ziehst nach Kalifornien. Sämtliche Dinge wie Hauskauf und Aufenthalts-, sowie Arbeitserlaubnis sind bereits erledigt. In diesem Umschlag befindet sich alles, was du diesbezüglich wissen musst. Viel Glück, James Edwards. Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen und eine Ehre, dich beschützen zu dürfen."
Langsam spürte ich, wie meine Kehle sich zuschnürte. Ich nahm Abschied von einem Freund, jemand, der wie ein Vater zu mir gewesen war.
„Danke für alles", wisperte ich gerührt.
„Bitte, gern geschehen. Und mach dir keine Sorgen um Sienna. Sie wird wohlbehalten in Kalifornien eintreffen."
Für einen Moment schloss ich meine Augen. Ich vermisste sie unendlich und erinnerte mich gerade an das Gefühl, wenn sie in meinen Armen lag.
„Ach übrigens, ich habe deine Nachbarn überprüfen lassen. Es sind Engländer und sie sind clean, wie man in unserer Sprache so schön sagt."
„Ok, dann..., nochmals vielen Dank, und viele Grüße an Rosie..."
Wir verabschiedeten uns mit einer flüchtigen Umarmung, sowie einem Schulterklopfen. Egal, ob ich ihn jemals wiedersehen würde, ich würde Alistair und auch das, was er für mich getan hatte, nie vergessen.
Mit Dustin im Schlepptau machte ich mich auf den Weg zum Terminal. Alistairs Plan sah vor, dass sein junger Mitarbeiter mich bis nach Paris begleiten sollte. Dies stellte sozusagen seine Feuertaufe dar.
Von der Tiefgarage aus erreichten wir bequem das Innere des Flughafens. Dort angekommen, holte ich mein Ticket aus dem braunen Umschlag hervor, während Dustin seines aus der Manteltasche kramte. Wir begaben uns ohne Umweg zum Schalter der British Airways. Dort geriet ich zum ersten Mal leicht in Panik. Würde mein neuer Ausweis so ohne weiteres durchgehen? Scheinbar ja, denn ich erhielt meine Bordkarte ohne Probleme und mit dem Satz: „Eine gute Reise, Mr Edwards."
Erleichtert atmete ich auf und folgte Dustin zum nächsten Punkt, der eigentlichen Passkontrolle. Auch hier gab es keinerlei Beanstandungen und ich konnte es kaum glauben, dass bislang alles glatt lief. Hier konnte uns wohl niemand mehr verfolgen, denn nur die Fluggäste mit einem gültigen Ticket hatten Zutritt für diesen Bereich. Selbst wenn man uns von London aus gefolgt war, spätestens an der Passkontrolle war Ende. Dieser Gedanke ließ mich plötzlich ruhig werden, die ganze Anspannung fiel von mir ab.
„Alles klar bei dir?", erkundigte sich Dustin fürsorglich, was ich mit einem Nicken beantwortete.
„Ich müsste nur mal schnell zur Toilette."
„Mach das, ich passe auf deine Sachen auf. Du musst ja nicht alles mitschleppen", versprach er.
Da ich kein Problem damit hatte und wir uns nun wirklich in Sicherheit befanden, stellte ich mein Handgepäck auf den Boden und spurtete los. Es war wirklich höchste Eisenbahn, denn der Kaffee und die zwei Dosen Cola, die ich intus hatte, brachten meine Blase beinahe zum Platzen.
Die Räumlichkeiten derHerrentoiletten gähnten vor Leere, als ich die Tür aufstieß und gemächlichpackte ich in aller Seelenruhe mein bestes Stück aus, um mich zu erleichtern.Bevor ich damit fertig war, betrat ein anderer Mann den Raum. Als meine Augen automatischzu ihm wanderten, blieb mir fast das Herz stehen. Er sah dem Narbengesichtverdammt ähnlich und der Satz „Du bistein toter Mann", tauchte unwillkürlich in meinem Gedächtnis auf. Vielleichtwürde ich es in der nächsten Sekunde wirklich sein. Panisch zog ich denReißverschluss meiner Jeans nach oben und flüchtete aus der Toilette. Ichrannte um mein Leben.
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Hallo meine Lieben, ein neues Update ist da und ich hoffe, es hat euch gefallen.
Da ich zum letzten Kapitel nur einen einzigen Kommentar bekommen habe, frage ich mich natürlich, ob überhaupt Interesse an dieser Geschichte besteht. Bitte lasst es mich wissen, das wäre sehr hilfreich.
LG, Ambi xxx
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