36. Purchase
Kyle
Pünktlich am Nachmittag setzte der große Airbus in San Diego zur Landung an. Kurz blickte ich zu Avril, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, denn sie litt ein wenig unter Flugangst.
„Alles gut?", raunte ich ihr zu, was sie mit einem Nicken beantwortete.
„Ja, alles gut, Kyle. Ich bin nur froh, wenn wir endlich unten sind."
„Ach weißt du, runter kommen wir immer", erwiderte ich grinsend, worauf Avril mir leicht auf den Arm schlug.
„Und du weißt genau, dass du mich nicht aufziehen sollst, wenn es um solche Dinge geht", stellte sie klar, schmunzelte jedoch dabei.
„Ja, ich weiß. Aber schau mal, als Belohnung kannst du dich nachher an den Pool legen."
„Das kann ich ehrlich gesagt, kaum erwarten", kam es enthusiastisch zurück.
Wenn man uns so reden hörte, hätte man meinen können, wir seien ein Liebespaar auf Urlaubsreise. Unser Trip nach Kalifornien besaß jedoch einen ganz anderen Charakter.
Avril und ich hatten von Alistair den überaus wichtigen Auftrag erhalten, für unseren Klienten nach einer geeigneten Bleibe zu suchen. Da der Gerichtstermin nun feststand, kannten wir den genauen Umzugstermin, welcher logischerweise auf den gleichen Tag fiel.
Direkt im Anschluss an die Verhandlung würde Alistair Mr James Edwards, so hieß er nun, zum Flughafen begleiten und sicherstellen, dass er den nächsten Flug nach San Diego antrat. Hier in den USA würde die Mafia ihn am wenigsten vermuten.
Da wir inzwischen mit sämtlichen Polizeibehörden weltweit kooperierten, war es kein Problem, eine Aufenthaltsgenehmigung für Mr Edwards und seine Frau zu erhalten. Unter der Hand, verstand sich. Auch um die Jobsuche hatte Alistair sich bereits gekümmert. Diese erwies sich sogar als relativ einfach, da unser Klient den Beruf eines evangelischen Priesters ausüben wollte; gerade diese wurden hier verzweifelt gesucht. Uns war durchaus bekannt, dass er vom katholischen zum evangelischen Glauben übergetreten war, um mit der Frau, die er liebte und die ein Kind von ihm erwartete, zusammen sein zu können.
Gedanklich zog ich meinen Hut vor diesem Mann, der sich im gleichen Alter befand wie ich, nämlich vierundzwanzig. Wenn das Baby zur Welt kam, würde er zwar fünfundzwanzig sein, aber ich wusste nicht, ob ich momentan in der Lage gewesen wäre, in eine Vaterrolle zu schlüpfen. Ich bekam gerade so meine noch relativ frische Beziehung mit Avril auf die Reihe, denn eine andere Frau hätte es auch gar nicht mit mir ausgehalten. Ständig beruflich unterwegs zu sein und dann noch nicht einmal über seine Arbeit reden zu dürfen, tat keiner Partnerschaft auf Dauer gut.
Wenn man den Statistiken Glauben schenken wollte, gab es überdurchschnittlich viele Beziehungen zwischen Leuten, welche unseren Job ausübten. Oh Wunder! Denn wir konnten uns untereinander austauschen und über unsere Arbeit reden, sofern diese im gleichen Team stattfand, was bei mir und Avril jedoch gegeben war.
Als britische Immobilienmakler getarnt, würden wir ab morgen durch San Diego und Umgebung ziehen, um nach der geeigneten Beute Ausschau zu halten. Die Schwierigkeit bestand jedoch darin, dass wir zwei nebeneinanderliegende Häuser finden mussten, welche möglichst zeitnah zu beziehen waren. Unser Klient würde nämlich nicht ohne Beobachtung in seiner neuen Umgebung wohnen, zumindest nicht am Anfang.
Alistair hielt das in diesem Fall für dringend notwendig, da mit der Drogenmafia nicht zu spaßen war. Normalerweise waren sie zu faul und zu ignorant, wenn ein kleinerer Ring gesprengt wurde, nach dem Zeugen zu suchen, da dieser sich relativ rasch und ziemlich problemlos wieder neu errichten ließ. Doch in dieser speziellen Angelegenheit würde es unweigerlich dazu kommen, dass die Mafia keine Ruhe hielt. Zumindest die Teile, die noch davon übrig bleiben würden.
Man musste die Strukturen kennen, um zu wissen, dass mächtige Familienclans dahinterstanden, die sich nur ungerne in die Karten schauen ließen und die außerdem das Zepter nicht aus der Hand gaben. Mr James Edwards, ehemals Fionn Ryan, hatte allerdings mit seiner Aussage beträchtliche Teile des Drogen Karussells offengelegt. Die Mafia würde bei Gericht vermutlich blass werden, wenn das alles herauskam. Kein Richter der Welt zweifelte die Aussage eines Mannes an, der einen geistlichen Beruf ergriff und in dessen Armen ein Mitglied besagter Mafia gestorben war. Niemand konnte sich diese Dinge aus der Nase ziehen, zumal der größte Teil bereits überprüft werden konnte und die Mafia gerade teilweise von speziell ausgebildeten Beamten unterwandert wurde. Diese fungierten als Drogendealer und so würde es letztendlich gelingen, den Drogenring in England bzw. Europa hochzujagen, bevor die weltweite Attacke startete. Man informierte uns genauestens über sämtliche Vorgehensweisen, damit wir stets im Bilde waren, wie gefährlich es für unseren Klienten werden konnte. Normalerweise sollte nichts passieren, da man ihn nur finden würde, wenn man seine neue Identität aufdeckte. Diese blieb jedoch unter Verschluss. Kein normaler Polizeibeamter und auch kein hohes Tier wie Inspektor Parker hatte Zugang zu den Unterlagen, die unseren Klienten Fionn Ryan betrafen.
Ich war mächtig gespannt auf diesen Mann, der nun sein altes Leben verloren hatte, um ein neues anzutreten. Avril und ich würden ihn, sowieso seine Frau am neunundzwanzigsten Juni zum ersten Mal richtig zu Gesicht bekommen. Bisher kannten wir die beiden nur von Bildern, welche jedoch niemals aussagekräftig genug waren, um den Charakter eines Menschen zu beurteilen.
Laut Alistairs Aussagen schienen beide jedoch sehr sympathisch zu sein. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Avril sich ausgezeichnet mit Sienna oder Brenda, wie sie dann heißen sollte, verstand. Unser Boss hatte uns jedoch untersagt, unsere wahre Identität gleich zu Anfang preiszugeben. Wir spielten die Rolle der netten Nachbarn, um zu beobachten, wie sie sich ohne Zwang in ihrer neuen Umgebung verhielten. Irgendwann, wenn sie sich ein wenig eingelebt hatten und zur Ruhe gekommen waren, sollen wir uns zu erkennen geben.
Während wir an der Passkontrolle anstanden, schossen alle diese Gedanken durch meinen Kopf. Avril machte mich darauf aufmerksam, dass es nun an der Zeit war, den Reisepass bereitzuhalten, denn wir waren inzwischen ganz vorne in der Schlange angekommen. Schnell fischte ich diesen aus meiner Jackentasche und lächelte sie an.
Die Einreisekontrolle für uns ging recht schnell vonstatten, da es absolut nichts zu beanstanden gab. Von dort aus liefen wir zum Schalter der Mietwagenfirma, um den Schlüssel für unser Gefährt in Empfang zu nehmen, welches nun für die nächste Zeit als fahrbarer Untersatz diente. Es handelte sich hierbei um einen großen, weißen SUV der Marke GMC.
„Er sieht beeindruckend aus, findest du nicht?", kommentierte Avril das Erscheinungsbild des Wagens, als wir unser Gepäck im Kofferraum verstauten.
Da ich ihren Fable für große Autos kannte, fragte ich: „Möchtest du gerne fahren, Avy?"
Energisch schüttelte sie ihren Kopf, sodass ihr langes, braunes Haar umherflog.
„Nein, danke, heute nicht."
„Ok, wie du willst."
Nachdem ich meinen Platz hinter dem Lenkrad eingenommen hatte (es fühlte sich komisch an, auf der falschen Seite zu sitzen, denn in Amerika herrschte Rechtsverkehr), setzte ich meine Ray Ban Sonnenbrille auf und startete den Motor, welcher ein angenehmes Dröhnen von sich gab.
Das Angenehme in den USA war, dass alle Mietwagen ein Automatikgetriebe besaßen und ich mich somit nur auf Gas, Bremse, Lenkung, sowie den Verkehr konzentrieren musste. Das Kupplung Treten und Schalten fiel aus und dies vereinfachte die Sache mit dem Rechtsverkehr, an welchen ich mich erst noch gewöhnen musste. Zum Glück ging es schneller als gedacht.
Avril und ich genossen das schöne Wetter, sowie die breiten Straßen. Da wir vor dem Start der Rush Hour eingetroffen waren, standen wir auch nicht im Stau, der für San Diego ebenso typisch war wie für jede andere Großstadt dieser Welt. Unser Weg führte uns zu einem schmucken Hotel, in welchem eine Mini Suite für uns angemietet worden war. Von dort aus nahmen wir Kontakt zu den Ortsansässigen Immobiliengesellschaften auf, die zahlreiche Häusern und Wohnungen anboten. Vor einigen Tagen hatten wir bereits mehrere angeschrieben, um unsere Fühler auszustrecken.
Wir beide kannten die Vorgaben, die es zu erfüllen galt. Zwei nebeneinanderliegende Einfamilienhäuser mit Garten, möglichst in einer ruhigen, sicheren Wohngegend und nicht zu weit von der zukünftigen Arbeitsstätte unseres Klienten entfernt. Um diese Sache hatte Alistair sich bereits gekümmert. Fionn Ryan oder besser gesagt James Edwards würde als evangelischer Pfarrer in der Gemeinde Oceanside tätig sein.
Die Stadt lag nicht ungefähr vierzig Meilen entfernt von San Diego und konnte mit ungefähr hundertachtzigtausend Einwohnern aufwarten. Für jemand, der in London lebte, handelte es sich hierbei um eine durchaus überschaubare Größe.
Doch am heutigen Tag durften wir uns noch ausruhen. Alistair hatte dies persönlich angeordnet. Nachdem ich ihn kurz angerufen hatte, um mitzuteilen, dass wir wohlbehalten in Kalifornien eingetroffen waren, begann ich meinen Koffer, sowie das Handgepäck zu entleeren. Avril, die schon kräftig dabei war, räumte ihre Kleidung in den geräumigen Einbauschrank im Schlafzimmer. Da ein großer Swimming Pool Bestandteil der Hotelanlage war, kramte sie sofort ihren Bikini hervor und schlüpfte hinein. Meine bewundernden Blicke ruhten auf ihrem schlanken Körper, was Avril dazu veranlasste mir ein Lächeln zu schenken.
„Auf was wartest du, Kyle?" erkundigte sie sich schelmisch. „Zieh deine Badehose an, ansonsten gehe ich alleine zum Pool."
„Das kommt nicht in Frage! Damit alle Typen dich angaffen, weil sie denken, du seist solo", echauffierte ich mich, begleitet durch ein Augenzwinkern, welches Avril wissen ließ, dass meine Aussage ein Scherz sein sollte.
Natürlich wusste ich, dass meine hübsche Freundin von anderen Männern in Augenschein genommen wurde, vor allem, wenn sie sich in einem Bikini präsentierte. Doch so lange sie ihr nicht zu nahe kamen, stellte das für mich kein Problem dar, denn ich besaß genügend Selbstbewusstsein.
Hand in Hand schlenderten wir zum Pool, der in der Sonne lag. Angenehme achtundzwanzig Grad Lufttemperatur empfingen uns, umgeben von einer leichten Brise. Nachdem wir unsere Badetücher auf zwei Sonnenliegen platziert hatten, begaben wir uns in das kühle Nass. Leider war das Wasser nicht ganz so erfrischend wie gedacht, da die Amerikaner ihre Pools ganzjährig beheizten, was ich als Engländer gelinde gesagt für reine Energieverschwendung hielt. Trotzdem hatten Avril und ich unseren Spaß. Wir tummelten uns fast eine halbe Stunde im Wasser, bevor wir anschließend ein Sonnenbad nahmen.
„Ach, ich könnte das den ganzen Tag machen", seufzte meine Freundin vor sich an, als sie sich auf der Liege räkelte.
„Leider sind wir zum Arbeiten hier", brummte ich und drehte mich anschließend auf den Bauch, damit mein Rücken auch etwas Sonne abbekam.
Völlig entspannt verweilten wir noch eine Stunde am Pool, bevor wir uns in die Suite zurückzogen, um duschen zu gehen.
Am Abend suchten wir ein nettes Restaurant auf und als wir gegen zehn Uhr in unser Zimmer zurückkehrten, gingen wir schnell noch die Unterlagen durch, welche wir in London bereits zusammengestellt hatten. Gleich morgen Früh um neun Uhr stand ein Termin mit dem Angestellten einer seriösen Immobilienverkaufsgesellschaft in unserem Terminkalender.
„Ich hoffe, es klappt und wir finden schnell zwei geeignete Häuser", meinte Avril und nippte anschließend an ihrem Drink, einem alkoholfreien Cocktail, welchen wir auf dem Rückweg vom Restaurant zu unserem Heim, in einem Supermarkt gekauft hatten.
„Schraube deine Erwartungen bitte nicht zu hoch", entgegnete ich leicht pessimistisch. „Die Häuser werden nicht auf uns warten, wir werden sicher eine Weile suchen müssen."
Ich sollte Recht behalten, denn er Termin mit einem Mr Nolan erwies sich als Schuss in den Ofen. Die beiden Immobilien, welche er uns zeigte, entsprachen so ganz und gar nicht unseren Vorstellungen, da die Grundstücke nicht wie gewünscht nebeneinander lagen, sondern sich in zwei unterschiedlichen Straßen befanden. Berechtigterweise fragte ich mich, ob er sich mit unseren Anfragen überhaupt auseinandergesetzt hatte. Glücklicherweise hatten wir jedoch vorgesorgt und mit mehreren Immobilienverkäufern bereits im Internet Kontakt aufgenommen. Deswegen fand der zweite Termin bereits am darauffolgenden Tag statt. Zwischendurch telefonierten wir mit Alistair, der immer auf dem neuesten Stand sein wollte, was diese Dinge betraf.
„Wie läuft es denn im Büro?", erkundigte ich mich interessiert.
„Soweit ist alles in Ordnung. Der Newbie ist noch immer in Irland, bei unserem Klienten und Ace, Cara und Freya halten die Stellung, sobald ich außer Haus bin."
Um ehrlich zu sein war es mir ein Rätsel, wie Ace es auf die Reihe bekam, mit seiner Ex und seinem One Night Stand zusammenzuarbeiten. Aber irgendwie schien es zu klappen, obwohl Avril und ich im Augenblick als Puffer fehlten. Ace war manchmal ein Hitzkopf, aber nur was seine Beziehungen betraf. Im Job behielt er stets die Übersicht. Ich vermisste es, nach Feierabend mit ihm ein Bier trinken gehen zu können, denn Avril stand nur auf Sekt, Wein und Cocktails. Dafür besaß sie jedoch andere Vorzüge, bei denen Ace nicht mithalten konnte.
Während ich auf ihr perfekt geformtes Hinterteil blickte, da sie mir kurz den Rücken zudrehte, hörte ich gleichzeitig zu, was Alistair von sich gab.
„Bitte achtet darauf, dass nicht zu viele Bäume und sonstiges Gebüsch um die Häuser stehen, ihr solltet einen guten Blick zum Nachbargrundstück besitzen."
„Das werden wir auf jeden Fall im Auge behalten", versprach ich.
„Und denkt daran, das Haus unseres Klienten ordentlich zu verwanzen. So, wie ihr es gelernt habt."
„Auch das Schlafzimmer?", mischte Avril sich ein.
Da sich das Handy im Lautsprecher Modus befand, konnte sie alles mithören.
„Ja, auch das Schlafzimmer", ordnete unser Boss an.
„Das widerstrebt mir zutiefst", erklärte die Brünette und rümpfte ihre hübsche Nase, was Alistair zum Glück nicht sehen konnte.
„Es gibt leider kein Pardon, Avril und vögeln kann man schließlich überall, nicht nur im Schlafzimmer", tat Alistair seine Meinung kund, worauf sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht abzeichnete.
Da hatte er wohl Recht. Aber um diesen Anordnungen Folge leisten zu können, mussten wir zuerst die geeignete Immobilie finden. Vermutlich würden wir noch einige Tage dafür benötigen, doch da Kalifornien zu dieser Jahreszeit mit bombigen Wetter aufwarten konnte, hatte ich absolut nichts dagegen, noch einige Tage hier verbringen zu dürfen. Bevor wir unseren Wohnsitz wechselten, würden wir nämlich nochmals ins regnerische England zurückfliegen. Einstweilen ließen wir uns jedoch täglich die Sonne auf den Pelz brennen, sobald wir unsere Termine erledigt hatten.
Wie zu erwarten, gestaltete sich die Suche nicht ganz so einfach, wie Avril sich das vorgestellt hatte, doch am Ende der ersten Woche schienen wir endlich das Glück auf unserer Seite zu haben.
Die Dame, welche für eine renommierte Immobiliengesellschaft arbeitete, und die wir um die Mittagszeit trafen, zeigte sich gut vorbereitet.
„Ich glaube, ich habe da etwas für Sie", erklärte sie zuversichtlich und mit einem freundlichen Lächeln. „Gerade gestern haben wir zwei direkt nebeneinanderliegende Häuser zu unserem Portfolio hinzubekommen. Sie wären umgehend beziehbar und sind sogar teilmöbliert."
Das klang äußerst ansprechend und auch Avril sprang sofort darauf an.
„Teilmöbliert klingt gut. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil."
„Ja, die Häuser sind jeweils mit einer kompletten Einbauküche, sowie Einbauschränken in den Schlafzimmern ausgestattet. Außerdem besitzen sie noch diverse andere Möbelstücke. Man müsste nur wissen, ob diese den neuen Besitzern gefallen, dann könnten sie nämlich im Haus bleiben."
„Das werden wir uns gleich anschauen", erwiderte ich prompt.
„Gut, dann würde ich sagen, lassen Sie und losfahren."
Das Büro der Immobiliengesellschaft befand sich in San Diego, die beiden Häuser, welche wir nun besichtigen würden, jedoch in Oceanside. Der Durchschnittspreis für eine Immobilie in Kalifornien belief sich auf rund fünfhundertsechzigtausend US Dollar, dies entsprach in etwa dreihundertneunzigtausend Britische Pfund. Da unser Klient mit einem guten finanziellen Hintergrund aufwarten konnte, stellte es kein Problem dar, ein Haus zu kaufen. Das für Avril und mich hingegen wurde nur gemietet. Langfristige Mietverträge wurden gerne vergeben und somit würde alles glatt laufen, vorausgesetzt die beiden Häuser entsprachen unseren Anforderungen.
Schon als wir in die Straße einbogen, bemerkte ich Avrils interessiertes Gesicht.
„Es ist total schön hier, wirkt sehr friedlich und ordentlich", ließ sie verlauten.
„Das finde ich auch", stimmte ich wohlwollend zu.
Als die Maklerin vor einem Haus parkte, bekamen wir beide große Augen.
„Oh Gott, Kyle, das ist perfekt", flüsterte meine Freundin.
In der Tat wirkten die beiden weißen Gebäude wie Zwillinge, die nebeneinander standen. Jedes Haus besaß seine eigene kleine Zufahrt, welche direkt von der Straße abging und außer einigen niedrigen Büschen, die jeweils rechts vom Gebäude standen, befanden sich keine große Grünpflanzen, welche die Sicht hätten behindern können, auf den Grundstücken. Gepflegte Rasenflächen sprangen uns förmlich entgegen, als wir der Maklerin in eines der Häuser folgten.
„Beide wären sofort beziehbar", erklärte sie nochmals, was natürlich genau unseren Wünschen entsprach.
Schon als wir ins Haus eintraten bemerkte ich Avrils bewundernde Blicke. Der lichtdurchflutete Wohnbereich bestach durch dunkles Parkett. Im Gegensatz dazu standen die hellen Wände, sowie das helle Sofa, das neuwertig wirkte. Sogar ein Kamin gehörte zur Ausstattung. Die in weißem Holz gehaltene Einbauküche erregte augenblicklich Avrils Interesse. Sie bewunderte die dunklen Granitarbeitsflächen ebenso wie den großen Kühlschrank. Esstisch und Stühle bestanden aus dunkelbraunem Holz, welches sich gut in das Allgemeinbild einfügte.
Im unteren Stockwerk befand sich außerdem eine kleine Gästetoilette, deren Wände in einem freundlichen Gelb gestrichen waren, sowie ein winziger Raum in welchen eine Waschmaschine und ein Trockner untergebracht waren. Vier weitere Zimmer befanden sich im ersten Stock, wobei drei mit Einbauschränken ausgestattet waren und somit gut als Schlafzimmer dienen konnten. Das vierte Zimmer würde mein Büro werden, ich sah es ganz klar vor Augen. Zwei Bäder, gehörten noch zur Ausstattung des schmucken Gebäudes, in welchen auch ich mich wohl fühlte.
„Könnten Sie uns bitte den Preis nennen?", fragte ich höflich.
„Gerne, der Kaufpreis beträgt vierhundertneunundfünfzigtausend Dollar."
Das hörte sich durchaus ansprechend an und so nickte ich, während Avril im Geiste schon den neuen Wohnzimmertisch aussuchte, welcher nämlich fehlte. Ich wusste genau wie sie in dieser Richtung tickte.
„Oh, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass diese zwei Häuser eine Besonderheit aufweisen, die normalerweise in dieser Gegend nicht üblich ist", ließ die Maklerin uns wissen.
„Um welche Besonderheit handelte es sich hierbei?", erkundigte ich mich sofort.
„Sie sind teilunterkellert. Der Keller ist jedoch nur von Innen begehbar und er ist wirklich klein. Es ist nur ein Raum."
„Das ist nicht schlimm, darin könnte man Essensvorräte lagern", kam es von Avril.
„Oder Autoreifen", warf ich ein, was mir sogleich einen strafenden Blick meiner Freundin einbrachte.
„Möchten Sie gerne noch die Terrasse und den Garten besichtigen?", lautete die Frage der Maklerin, welche mich abrupt aus den Gedanken holte.
„Auf jeden Fall", kam es entschlossen von Avril.
Kurze Zeit später betraten wir die Terrasse, welche mit Rattan Möbeln bestückt war, die unter einer Überdachung standen. Satte, gepflegte Grünflächen umsäumten das Haus. Vor dem kleinen Schuppen am einen Ende der Terrasse parkte ein riesiger Gasgrill. Alles entsprach somit unseren Wünschen, einschließlich des Preises.
„Ok, wir nehmen es."
„Beide Häuser?"
„Wenn das andere identisch ausgestattet ist, dann ja", erwiderte ich lächelnd. „Das eine zum Kauf und das andere zur Miete; so, wie wir es besprochen hatten."
„Es ist identisch, aber Sie sollten trotzdem noch einen Blick hineinwerfen", meinte die nette Dame.
„Das tun wir gerne."
Tatsächlich sah das andere Haus von Innen genauso aus wie sein Zwilling.
„Super, ich denke, wir können den Deal machen", ließ ich die Maklerin wissen.
„Das können wir durchaus. Ich nehme an, Sie besitzen eine notariell beglaubigte Vollmacht von ihrem Kunden, der die Immobilie erwirbt?"
„Damit liegen Sie richtig", antwortete Avril wie aus der Pistole geschossen.
Besagte Vollmacht ermöglichte es einem Makler die Kaufverträge im Namen des Kunden zu unterzeichnen. Vor allem internationale Immobiliengesellschaften verwendeten dieses Procedere, da deren Kundschaft sich für gewöhnlich über den Globus verstreute, und demnach nicht jeder Käufer direkt vor Ort war.
„Gut, dann würde ich sagen, treffen wir uns morgen um zehn Uhr beim Notar. Die Adresse lasse ich Ihnen per E-Mail zukommen", erklärte sie, worauf ich nickte.
„Das geht in Ordnung."
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, tat Avril ihre Freude kund.
„Oh Gott, Kyle, das Haus ist so toll! Ich kann es kaum erwarten, dort mit dir einzuziehen."
„Ich auch nicht, aber leider sind wir nicht zu unserem Vergnügen hier", seufzte ich.
„Trotzdem wird es wunderbar werden. Überlege mal, es ist nicht weit zum Strand und fast immer sonnig. Außerdem kann ich jetzt einkaufen gehen."
Ein wenig perplex starrte ich sie an.
„Was möchtest du denn kaufen?"
„Deko für das Haus. Im Geiste habe ich schon einiges ausgesucht."
Eigentlich hätte ich mir das denken können.
„Wir sollten Alistair informieren", erinnerte ich meine Freundin, die mir zunickte.
Schnell holte ich das Handy aus der Hosentasche, um meinen Boss anzurufen, der das Gespräch sofort entgegennahm.
„Hallo, Kyle, gibt es Neuigkeiten?"
„Ja, wir haben zwei Häuser gefunden. Der Deal geht morgen über die Bühne."
„Perfekt, somit hätten wir eine Sorge weniger."
„Du vielleicht, aber ich nicht", entgegnete ich seufzend.
„Warum nicht?" fragte Alistair erstaunt.
„Avril möchte jetzt shoppen gehen, um Deko für das Haus zu kaufen.
Alistairs schallendes Gelächter verfolgte mich an diesem Abend noch bis in den Schlaf. Er wusste ja gar nicht, was er mir damit antat. Bevor Avril bei mir einzog, zeichnete sich meine Bude durch eine wirklich spartanische Einrichtung aus. Nicht einmal Bilder hingen an den Wänden, die jedoch mittlerweile gut dekoriert waren. Auch hier würde das nicht anders laufen, da war ich mir sicher.
Insgeheim wünschte ich mir, dass unser Klient und seine Frau bereits jetzt anwesend sein sollten. Dann hätten wir nämlich die beiden Frauen zum Einkaufen geschickt, während wir es uns auf der Terrasse gemütlich machen würden.
„Kyle, träumst?" Avrils zuckersüße Stimme riss mich aus meinem Wunschdenken.
„Ähm, nein."
„Mir scheint aber doch! Ich habe dich gerade gefragt, ob wir das Haus direkt verwanzen wollen, sobald wir die Schlüssel erhalten."
„Würde Sinn machen", erwiderte ich.
Nach dem Abschluss der Kauf- und Mietverträge, hieße es für Avril und mich, die Gegend genauestens in Augenschein zu nehmen. Dazu zählte der Weg zu Supermarkt und Apotheke, ebenso wie die Strecke zur Arbeitsstätte unseres Klienten. Wir benötigten in etwa zehn Minuten, um dorthin zu gelangen, als wir dies zum ersten Mal testeten. Weiterhin brachten wir in Erfahrung, wo sich Einrichtungen wie eine Krabbelgruppe für Babys befanden. Auch die Spielplätze in der näheren Umgebung schauten wir uns an. In einem der großen Einkaufszentren entdeckte Avril ein Nagelstudio, sowie einen Friseursalon und einen Barber Shop.
„Da werde ich mich demnächst rasieren lassen", sagte ich grinsend.
„Untersteh dich! Das ist die Gelegenheit für dich, einen Bart wachsen zu lassen!"
„Wenn du meinst, Darling."
„Ja, das meine ich."
Ich wusste, dass Avril meinen Drei-Tage-Bart liebte, aber dass sie sogar auf die Vollausstattung abfuhr ließ mich breit lächeln.
„Also gut, Avy, ich lasse mir einen Vollbart stehen, weil du es gerne möchtest. Sollte ich mich allerdings unwohl damit fühlen, darf ich den Service des Barber Shops in Anspruch nehmen."
„Darüber können wir reden", kam es zurück.
Nach zwei Wochen war das Geld für den Hauskauf geflossen, alles notariell beglaubigt und somit konnte sich unser Klient James Edwards nun als der Eigentümer eines schmucken Einfamilienhauses in Oceanside, Kalifornien, betrachten.
Froh darüber, dass alles so problemlos über die Bühne gegangen war, stießen Avril und ich an diesem Abend mit Sekt auf die neuen Immobilien an. Da wir unser Haus nur gemietet hatten und dieses sofort bezugsfertig gewesen war, wohnten wir offiziell seit drei Tagen darin.
Inzwischen hatten wir ein Doppelbett, sowie zwei Kommoden, einen Schreibtisch und einen Wohnzimmertisch angeschafft. Außerdem erstand Avril zwei Bilder und diverse Dekorationsartikel. Die Räume wirkten durchaus ansprechen und wohnlich, im Gegensatz zu unserem Nachbarhaus, welches wir nun gründlich verwanzten. Alistair legte enormen Wert darauf, dass unserem Klienten die größten Sicherheitsvorkehrungen zuteilwurden und weder Avril, noch ich, wollten ihn in dieser Hinsicht enttäuschen.
Somit erübrigte sich jegliche Diskussion, ob das Schlafzimmer verwanzt werden sollte oder nicht, denn dieses besaß natürlich ein Fenster und gehörte dementsprechend zur Kategorie einbruchsgefährdet. Der einzige Raum des Hauses, der keiner Wanze zum Opfer fiel, war der kleine Keller. Um in diesen zu gelangen, musste man zwangsweise entweder durch die Haustür gehen, oder sich durch ein Fenster quetschen. Da sowohl die Eingangstür als auch alle Fenster mit den entsprechenden Wanzen versehen wurden, blieb der Kellerraum außen vor.
„Es tut mir so leid, dass wir den beiden beim Sex zuhören können", teilte Avril leicht geknickt mit, nachdem wir alles erledigt hatten.
„Können, aber wir müssen nicht. Ich denke, wenn alles glatt läuft, werden wir die Wanze im Schlafzimmer spätestens nach zwei Wochen ausschalten, zumindest den Ton. Ich möchte ihnen nämlich auch nicht zu nahe auf die Pelle rücken."
„Das wäre echt cool, denn ehrlich gesagt sollten die zwei etwas Privatsphäre haben. Immerhin sind sie frisch verheiratet."
Das Einzige, was Avrilund ich jetzt noch tun mussten, war auf den Ankunftstag unsere Klienten, sowieseiner Frau zu warten; den neunundzwanzigsten Juni.
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Hallo meine Lieben, sorry für die lange Update Pause, aber ich schaue zu gerne Fußball WM. ;) Hier ist nun ein Kapitel aus Kyles Sicht, sicher habt ihr damit nicht gerechnet, oder?
Meinungen bezüglich Kyle und Avril? Mögt ihr die beiden?
Und denkt ihr, alles wird klappen und Fionn und Sienna stehen am 29. Juni pünktlich auf der Matte?
Danke für die tollen Kommentare, die Votes und dass ihr überhaupt noch weiter lest.
LG, Ambi xxx
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