11. Playing with fire
„Schneefall in Paris, 40 Inches. In zwei Tagen wird er London erreichen."
Als die Tür sich hinter mir schloss und die vollkommene Schwärze mich gefangen nahm, begann mein Herz wie üblich schneller zu schlagen. Welche Überraschung würde uns wohl heute erwarten? Ich war neugierig darauf, aber noch mehr freute ich mich auf Fionn, denn unser letztes Treffen lag zwei Wochen zurück. Ob er mich wohl ebenso vermisst hatte?
„Sienna?"
Es tat so gut, seine Stimme zu hören, es fühlte sich so familiär und vertraut an.
„Ja, Fionn, ich bin hier", antwortete ich.
„Bleib stehen, ich komme zu dir."
Die durch den Teppichboden gedämpften Schritte kamen näher, bis ich schließlich den Hauch seines Atems, sowie seine Körperwärme spüren konnte.
„Baby, ich hab dich so vermisst", raunte er mir ins Ohr.
Genießerisch schloss ich meine Augen, als er mich in seine Arme nahm.
„Hattest du auch einen netten Text bezüglich unseres zehnten Treffens über der Tür stehen?", wisperte Fionn leise.
„Ja, den hatte ich, aber ich weiß absolut nicht, was es zu bedeuten hat", meinte ich und presste mich stärker in seine Arme.
Das Gefühl seine Haut zu spüren, ließ wohlige Schauer durch mein Innerstes rieseln.
„Dann lass es uns herausfinden, Baby."
Wie selbstverständlich griff Fionn nach meiner Hand und führte uns durch die Dunkelheit. Zuerst gingen wir an der Wand entlang, bis wir die Wendeltreppe erreichten.
„Sollen wir zuerst oben, oder zuerst unten nachschauen?", fragte ich.
Ein wenig aufgeregt war ich ja schon, dafür strahlte Fionn solch eine Ruhe aus, dass es fast schon unheimlich wirkte.
„Ich würde sagen, erst unten, oder?"
„Ok."
Systematisch suchten wir zuerst den Boden und die Wände außerhalb der Matratze ab, bevor wir uns auf die große Spielwiese begaben. Alles jedoch ohne Erfolg. Wir fanden nichts, was wir nicht schon kannten und selbst in der großen Kiste, welche die harten Spielsachen enthielt, war nichts versteckt. Da wir auch keine Ahnung hatten, um was es sich bei der Überraschung handeln könnte, beschlossen wir, die Wendeltreppe nach oben zu gehen.
Wie üblich schritt ich voran, Fionn dicht hinter mir. Als ich meinen Fuß auf die Matratze im oberen Bereich setzte, versank ich natürlich darin und ging auf die Knie, um besser vorwärts zu kommen. Fionn folgte meinem Beispiel und so begannen wir alles zu erforschen.
„Ich glaube, wir sollten in der Kiste nachschauen", sagte er, nach einer bisher erfolglosen Suche.
„Für die Kiste bist du zuständig", ließ ich ihn lachend wissen, obwohl mich die Neugierde plagte.
„Komm her, wir machen es zusammen", erklärte Fionn sofort.
Also krabbelte ich in Richtung Kiste und wartete, bis er meine Hand nahm.
„Wir fassen jetzt gemeinsam hinein, ok?"
„Ich bin bereit."
„Moment mal, hier steht was auf der Kiste", kam es plötzlich von Fionn.
„Was ist es denn? Kannst du das ertasten?"
Aufgeregte wie ein kleines Kind streckte ich einen Arm aus, um nach dem Gegenstand zu greifen, den er in seiner Hand hielt.
„Es fühlt sich an, wie eine Sektflasche", brachte ich hervor.
„Ja, das denke ich ebenso und dann dürften die Gläser auch nicht weit sein."
Vorsichtig tastete ich weiter auf dem Deckel der Kiste entlang, bis ich schließlich zunächst ein, und dann ein weiteres Sektglas zu fassen bekam.
„Die sind aber aus Plastik", stellte ich sogleich fest.
„Umso besser, dann können sie nicht kaputt gehen, falls wir uns zu dämlich anstellen sollten", bemerkte Fionn mit einem leisen Lachen.
„Kriegst du die Sektflasche auf?", wollte ich wissen.
„Klar, das geht schon."
Nach kurzer Zeit hörte ich ein „Plopp", sowie seine Worte: „Ich hab's geschafft, ohne den Korken irgendwo hin zu schießen."
„Es ist ja schon eine nette Idee, oder?", meinte ich.
„Ja, finde ich auch. Reich mal bitte dein Glas rüber, Sienna, sonst wird es schwierig mit dem Eingießen."
Ich tat, was Fionn verlangte und vernahm nun das prickelnde Geräusch, welches die alkoholische Flüssigkeit verursachte, wenn diese in einem Glas landete, wahr. Als ich das Glas wieder in meinen Händen hielt, stellte ich es vorsichtig auf der Kiste ab und übergab ihm das zweite, das er ebenfalls füllte.
„So, jetzt können wir anstoßen, Baby", hörte ich ihn sagen.
„Dann mal Prost! Auf unser zehntes Treffen."
Natürlich klirrten die Plastikgläser nicht, doch darauf kam es auch nicht an. Nachdem ich den ersten Schluck genommen hatte, sagte ich erstaunt: „Der schmeckt nicht schlecht, daran könnte ich mich gewöhnen."
„Bei dem, was die hier einnehmen, wäre es auch übel, wenn sie uns irgendeinen billigen Fusel hinstellen würden", bemerkte Fionn lachend und sprach sogleich weiter. „Es gibt übrigens noch einen Anlass zum Anstoßen. Ich bin zur Priesterweihe zugelassen worden."
„Oh, das ist super! Ich freue mich für dich!", stieß ich enthusiastisch hervor. „Ist alles glatt gelaufen?"
„Ja, der Bischof hatte nichts zu beanstanden, er meinte nur, ich sollte mir vielleicht eine andere Frisur zulegen."
„Warum denn das?"
„Weil meine Haare wohl nicht züchtig genug wirken. Sie stehen immer nach oben", erwiderte Fionn.
Vorsichtig stellte ich mein Glas auf dem Deckel der Kiste ab und tastete nach seinem Kopf. Als meine Finger sich in seinem dichten Haar befanden, flüsterte ich: „Ich mag es, wenn es oben steht. Es sieht bestimmt sexy aus."
„Genau das ist wohl sein Problem."
Ich hörte, wie Fionn sein Glas ebenfalls abstellte.
„Krieg ich einen Kuss, Baby? Weil ich es geschafft habe?", meinte er.
„Aber natürlich."
Und schon klebten unsere Lippen aneinander. Es fühlte sich himmlisch an, ihn zu küssen und von ihm geküsst zu werden. Ich ließ ihn diesen Kuss dominieren und gab mich vollkommen den schönen Gefühlen hin, welche er damit in mir auslöste. Fionns Finger nestelten am Verschluss meines BHs und es dauerte gar nicht lange, bis er diesen geöffnet, und ausgezogen hatte. Als seine Fingerkuppen sanft über meine Brustwarzen fuhren, stöhnte ich leise auf.
„Möchtest du noch etwas trinken, Baby, bevor es zur Sache geht?", wisperte er mit rauer Stimme.
„Ja", keuchte ich, „ein Schluck wäre nicht schlecht."
Als Fionn sich kurz von mir löste, bemerkte ich, wie schnell meine Atmung schon wieder vonstattenging. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht hemmungslos über ihn herzufallen, denn nach zwei Wochen Abstinenz zeigten sich Entzugserscheinungen, was den Iren anging.
Hastig trank ich gleich das ganze Glas leer, so, wie Fionn wohl auch, denn er schenkte uns beiden nach, wenn ich meinem Gehör trauen konnte. Die Luft im Raum kam mir heute stickiger vor als sonst, deshalb fühlte sich meine Kehle etwas trocken an, doch der Sekt half ein wenig, dies zu verbessern.
Nach dem zweiten Glas Alkohol trat eine gewisse Beschwingtheit in meinem Verhalten ein, die dazu führte, dass ich zu kichern anfing und Fionn ganz nahe zu mir heranzog. Wir alberten auf der Matratze herum und kriegten uns vor Lachen nicht mehr ein, als er vorschlug, den Sekt in meinen Bauchnabel zu gießen.
„Du kannst es ruhig tun", sagte ich, nachdem wir uns wieder beruhigt hatten. „Ich habe absolut nichts dagegen, wenn du aus meinem Bauchnabel schlürfst."
Natürlich hatte ich solche Dinge schon erlebt, aber als Fionn es tat, fühlte es sich zehnmal besser und vor allem erotischer an. Er goss den Sekt mit äußerster Vorsicht aus, um meinen Körper nicht darin zu ertränken. Dass wir nichts sehen konnten, erschwerte die Angelegenheit um ein Vielfaches, aber Fionn bekam es letztendlich geregelt.
Seine Zunge in meinem Nabel zu spüren, setzte ungeahnte Energien in mir frei. Ich wollte plötzlich auf ihn krabbeln und oben sein, damit ich das Tempo bestimmen konnte.
„Sienna, was hast du vor?", flüsterte er mit einem rauen Lachen, welches mich noch mehr Antrieb, meine Absicht zu verfolgen.
„Ich will reiten, so wie am Wochenende."
„Du hast mich betrogen?", stieß Fionn schon beinahe empört aus.
„Ja", kicherte ich. „Er hieß Wotan und war äußerst heißblütig."
Ehe ich mich versah, lag ich unter Fionn, der seinen Körper regelrecht gegen meinen presste.
„Du gehörst mir, Baby, für immer und ewig, das weißt du doch, oder?", vernahm ich seine Stimme ganz nah an meinem Ohr.
„Ja, das weiß ich."
„Und was genau war mit diesem Wotan? Der Name hört sich echt komisch an, wie ein Russe", raunte er mir ins Ohr.
„Wotan ist ein Hengst", platzte ich lachend heraus. „Und ich habe ihn geritten."
„Verstehe." Ich spürte sein Schmunzeln, als er mich küsste. „Du bist auf seinem Rücken geritten, das ist ok."
„Was dachtest du denn?", fragte ich neckisch.
Fionn streichelte über mein Gesicht und küsste mich dann sanft hinters Ohr.
„Ich wusste, du würdest mich nicht betrügen, Baby."
„Das würde ich auch nicht." Die Worte kamen stoßweise über meine Lippen, da seine Finger gerade in meinem Slip verschwanden.
„Fionn", stöhnte ich leicht gequält auf, doch er ließ sich nicht beirren.
Als mein Unterleib sich aufbäumte, nahm er dies zum Anlass, den Slip nach unten zu ziehen und kurze Zeit später lag ich nackt auf der Matratze. Vorsichtig tasteten meine Hände nach seiner Boxershorts. Ich bekam den Bund zu fassen und zog diesen langsam nach unten, immer darauf bedacht, seine Erektion dabei nicht allzu sehr zu quälen.
Plötzlich wollte ich nicht mehr oben, sondern unter ihm sein. Der Sekt stieg mir zu Kopf und machte mich willig. Fionn sollte mit mir tun und lassen, was ihm beliebte, denn ich vertraute ihm zu hundert Prozent. Meine Kicheranfälle bewirkten, dass auch er ständig lachte, bis er mich schließlich erfolgreich zum Schweigen brachte, indem er mich plötzlich leidenschaftlich zu küssen begann.
In meinem Kopf schwirrte alles umher, klares Denken war schon lange nicht mehr angesagt, und alles was ich wollte, war, ihn zu spüren. Ich konnte es nicht abwarten, mein Körper zeigte sich mehr als nur bereit und jede Sekunde, die verging, ohne dass er sich mir bemächtigte, schien reine Verschwendung zu sein. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und wollte meine Beine um seinen Körper schlingen.
„Baby, Baby, warte..., das Kondom..."
Fast hätte ich dies ignoriert, doch Fionn erinnerte sich zum Glück daran, was nochmals eine kurze Zeitspanne verstreichen ließ. Und dann endlich vereinten sich unsere Körper in einem lässigen, jedoch sehr leidenschaftlichen Rhythmus, welcher nur langsam schneller wurde. Wir kosteten es aus, jede Sekunde davon, und ich spürte förmlich, wie sich alles in mir zusammenzog.
„Fionn", stöhnte ich gequält auf.
Unser Sex war heute so heiß und so intensiv, wie noch nie zuvor, gleichzeitig jedoch besaß dieser etwas Emotionales, etwas, das mich zutiefst berührte. Es war, als ob wir uns etwas Besonderes gegeben hätten, eine Erinnerung, die nie vergehen würde.
„Sienna." Die Art wie Fionn meinen Namen aussprach, ließ mich erahnen, dass er kurz vor seinem Siedepunkt stand und auch ich war nicht mehr weit davon entfernt. Immer näher rückte der Moment, der die Erlösung brachte und uns fast zeitgleich über die Klippe schickte.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich meine Atmung wieder soweit im Griff hatte, um reden zu können. „Das war einfach nur wow", flüsterte ich, noch immer halb weggetreten.
Fionns Gewicht war noch immer auf mir zu spüren, doch es störte mich nicht, im Gegenteil. Dies erzeugte eine große Vertrautheit zwischen uns.
„Sienna", vernahm ich sein Flüstern. „Ist alles ok?"
„Ja, warum?"
„Weil du so heftig zitterst."
Das tat ich wirklich. Selbst meine Beine schlotterten im Liegen; gut, dass mich niemand dazu zwang, jetzt aufzustehen. Vorsichtig streichelte Fionn über mein Haar, bevor er einen Kuss auf meine Stirn platzierte.
„Wir sollten die Sektflasche leeren, Baby", hauchte er dann.
„Ich bin auf jeden Fall dabei", erwiderte ich und spürte im gleichen Moment, wie er sich von mir abrollte.
„Warte, ich mach das schon", kam es aus der Dunkelheit.
Fionns aufmerksame Seite beeindruckte mich stets aufs Neue und in meinem noch immer halbbetrunkenen Zustand stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, andere Dinge mit ihm zu tun. Essen gehen, oder Tee trinken zum Beispiel. Insgeheim schalt ich mich eine Närrin, über solche Experimente nachzudenken, denn diese würden niemals stattfinden. Bald würde er ein Priester sein; mein Priester, der mir im Black Room zur Verfügung stand.
Als Fionn meine Hand kurz berührte, setzte ich mich auf, damit er mir das mit Sekt gefüllte Glas ohne Probleme überreichen konnte.
„Prost, Sienna."
„Prost, Fionn."
Ich setzte das Glas an, trank dieses Mal aber nicht alles auf Ex. Schließlich hatte ich um acht Uhr meine letzte, feste Mahlzeit zu mir genommen. Vermutlich stieg mir der Alkohol deshalb so schnell zu Kopf.
„Hast du auch das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen?", fragte ich.
„Oh, ja, das habe ich", lachte Fionn. „Und es ist lange her, dass ich sowas erlebt habe."
„Vermutlich, als du noch jünger warst."
„Vermutlich."
Ich glaubte, sein Lächeln in der Dunkelheit spüren zu können und wünschte mir in diesem Moment nichts mehr, als dass die Überraschung eine Taschenlampe gewesen wäre, mit der man seinen Partner nur ein einziges Mal hätte anleuchten können.
Langsam stellte ich das Glas ab und tastete mich in Fionns Richtung, der noch immer auf der Matratze saß, wie ich sogleich feststellte. Mit geschlossenen Augen hauchte ich einen zärtlichen Kuss auf jene Stelle des Kinns, an welcher sich sein Grübchen befand. Sofort fuhren seine Finger durch mein langes Haar und er murmelte: „Das hat es dir wohl angetan, Baby?"
„Und wie. Es ist so sexy", seufzte ich träumerisch, was ihn dazu veranlasste, mich in seine Arme zu nehmen, und sich auf die Matratze sinken zu lassen.
Meinen Kopf auf Fionns Brust gebettet, lagen wir eine Weile nur da, und genossen die himmlische Stille. Zumindest so lange, bis das Summen ertönte.
„War die Stunde wirklich so schnell um?", staunte ich.
„Sieht wohl so aus."
Mit äußerster Vorsicht kletterten wir die Wendeltreppe hinunter, denn wir beide waren weit davon entfernt, nüchtern zu sein.
„Komm gut nach Hause, Sienna", verabschiedete Fionn sich von mir. „Ich würde vorschlagen, du nimmst ein Taxi."
„Das werde ich machen", ließ ich ihn wissen. „Komm du auch gut nach Hause, Fionn. Wir fühlen uns am Sonntag wieder."
Sein leises Lachen war das letzte, was ich in dieser Nacht von ihm hörte.
Wie angekündigt, nahm ich ein Taxi, um nach Hause zu gelangen. Mein Kopf fühlte sich zwar besser an, doch als nüchtern konnte man mich keineswegs bezeichnen. Es war eine neue Erfahrung, in beschwipstem Zustand mit Fionn zu schlafen, aber keine, die ich bereute.
Viel zu schnell gingen das Wochenende und die Stunde am Sonntag mit Fionn vorbei. Viel zu lange zog sich die Arbeitswoche dahin. Ich brannte förmlich auf den Donnerstag, an welchem ich mit Gwenny zum Mittagessen verabredet war. Natürlich auch, um ihr von den weiteren Erlebnissen im Black Room zu erzählen. Mit jemand anderem konnte ich ja nicht darüber reden.
„Hi, Sienna, gut siehst du aus", begrüßte sie mich, als ich im Restaurant an unserem bevorzugten Tisch eintraf.
„Hi, Gwenny, danke, du aber auch."
Wir umarmten uns herzlich, bevor die große Konversation startete. Gwenny ließ mir den Vortritt und hörte gespannt meinen Ausführungen zu.
„Oh Gott, ihr wart echt beschwipst? Das klingt lustig", sagte sie grinsend.
„Ja, es war herrlich. Eine Sektflasche für uns alleine, weil wir unser zehntes Treffen hatten. Ich bin sehr gespannt, was man uns zum zwanzigsten oder fünfundzwanzigsten Mal serviert."
„Vielleicht Kaviar zum Sekt?", ließ Gwenny verlauten und brachte mich damit zum Lachen.
„Also ich mache mir nichts aus Kaviar und ich weiß auch nicht, wie Fionn dazu steht", meinte ich und nippte anschließend an meinem Wasser.
„Tony mag ihn."
„Warum nur war mir das klar?", erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen.
„Weil er eben ein kleiner Gourmet ist. Übrigens, Oliver fand dich sehr nett. Er hat mich am Wochenende ausgequetscht und wollte alles über dich und auch über deinen Freund wissen."
Ihre Akzentuierung lag ohne Zweifel auf dem Wort Freund.
Mit einem Blick auf meinen Thunfischsalat, den der Kellner gerade serviert hatte, fragte ich: „Was hast du ihm über meinen Freund erzählt?"
„Nicht viel. Nur, dass ich ihn noch nicht gesehen habe, wohl aber durch dich weiß, dass er blonde Haare und blaue Augen hat."
„Gute Antwort. Und was hast du ihm über mich gesagt?"
Gwenny lächelte schwach. „Dass du ein sehr lieber Mensch bist, bloß manchmal ein bisschen stur."
„Bitte was? Ich bin nicht stur!", brauste ich kurzzeitig auf.
„Oh doch, Sienna, und du merkst es nicht einmal. Mach die Augen auf, dein Priester mag zwar heiß sein, aber irgendwann wird der Sex uninteressant und dann stehst du da und hast vielleicht die Chance deines Lebens verpasst."
„Mit Oliver?" Mein Sarkasmus kannte an diesem Tag keine Grenzen.
„Vielleicht mit ihm, oder mit einem anderen. Oliver ist nicht die schlechteste Partie, lass dir das gesagt sein."
Bevor ich mich zu einer Antwort herabließ, kostete ich von dem Thunfischsalat, der äußerst lecker schmeckte.
„Immerhin scheint er am Familienbesitz interessiert zu sein, denn er arbeitet auf dem Gut", sagte ich grinsend.
„Das ist nichts für Tony, er hat zwei linke Hände, wenn es um solche Dinge geht", verteidigte Gwenny ihren Verlobten.
„Zwei linke Hände? Wie gut, dass er dich hat, sonst würde er bei manchen Dingen auf Dauer Probleme bekommen", zog ich meine beste Freundin auf, die durchaus Spaß verstand.
„Dafür muss er seine Hände wirklich nicht mehr benutzen, im Gegensatz zu einem Priester", gab sie kontra.
„Moment! Fionn hat mich, ok?"
„Ja, für zwei Stunden pro Wochenende, das ist geradezu jämmerlich", lachte sie.
„Tony könnte mir ja was von seinem Geld abgeben, dann miete ich Fionn für das komplette Wochenende", schlug ich vor, worauf Gwenny sich beinahe verschluckte.
„Nein, nicht dafür", japste sie, wurde aber sogleich wieder ernst. „Sienna", sagte sie ruhig und legte eine Hand auf meine. „Ich glaube, du machst wirklich einen großen Fehler. Dir könnten so viele gute Gelegenheiten durch die Lappen gehen, was Männer betrifft. Du kannst doch nicht ewig als Single durch die Gegend wandern. Irgendwann wirst auch du den Wunsch nach einer festen Beziehung haben. Nur dann könnte es sein, dass es mit der Suche schwieriger wird."
Entspannt lehnte ich mich in den Stuhl zurück, als ich meine Ansicht kundtat.
„Das glaube ich kaum, denn so wählerisch wie ich bin, finde ich im Moment sowieso nicht den Richtigen. Außerdem beglückt mich mein Priester jedes Wochenende aufs Neue. Er ist spitze, lass dir das gesagt sein. Und mehr brauche und möchte ich im Augenblick auch nicht."
„Manchmal benötigt man aber auch jemandem zum Reden", gab Gwenny zu bedenken, worauf ich nur erwiderte: „Ich kann mich jederzeit bei ihm ausheulen. Er tröstet mich ganz hervorragend, das hat er schließlich schon einmal bewiesen. Und wir reden auch zwischendurch immer, nur um dich mal aufzuklären."
Ihr Schmunzeln ließ mich wissen, dass gleich eine Antwort erfolgen würde, die mir nicht unbedingt schmeckte.
„Oliver ist sehr an dir interessiert, Sienna."
„Was du nicht sagst, das habe ich schon selbst bemerkt, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen."
„Ich wollte es nur noch mal gesagt haben."
Vermutlich träumte Gwenny insgeheim von einer Doppelhochzeit in der alten Kathedrale. Es würde mich nicht wundern, wenn Tony sie auch noch dahingehend überzeugen wollte. Aber dafür mussten sie sich ein anderes Opfer aussuchen. Mir war der Black Room, und insbesondere Fionn, sehr viel lieber.
Während der letzten Tage hatte ich nur an ihn gedacht und auch am heutigen Abend setzten sich meine Gedanken dahingehend fort. Das vergangene Wochenende war traumhaft gewesen. Die beiden Stunden im Swinger Club bedeuteten mir mehr, als alles andere.
Ich musste mir eingestehen, dass ich ihn während der übrigen Tage sehr vermisste. Und so, wie Fionn mich mit keinem anderen Mann teilen wollte, sah ich mich außerstande, ihn mit einer anderen Frau zu teilen. Er sollte mir alleine gehören. Auch wenn er bald zur Priesterweihe antreten durfte, wir würden mit Sicherheit noch sehr lange unseren Spaß im Black Room haben.
Der Klingelton meines Handys ließ mich plötzlich aufschrecken. Mit einem schnellen Blick darauf erkannte ich, dass es sich um Harvey handelte.
„Hey, Zuckerpuppe", sagte er, nachdem ich ihn mit einem „Hey, Harvey, was treibt dich zu solche später Stunde ans Telefon?", begrüßt hatte.
„Ich wollte dich nur noch einmal an meine Geburtstagsfeier im kleinen Kreis erinnern", plapperte er drauflos.
„Keine Sorge, der Termin ist dick und fett in meinem Kalender markiert", beruhigte ich ihn. „Es handelt sich um den zwanzigsten Februar, richtig?"
„Du bist süß, Herzchen", meinte er lachend. „Und ja, es ist der Zwanzigste. Ich wollte dir noch schnell die Uhrzeit mitteilen. Wir beginnen um sieben."
„Morgens oder abends?", zog ich ihn auf.
„Pah, Seth würde mir den Hals umdrehen, wenn er um Punkt sieben Uhr morgens geschniegelt vor den Gästen antanzen müsste", kam es prompt von Harvey.
Mein großer Bruder war ein Langschläfer vor dem Herrn, wesentlich schlimmer als ich. Seine Kundenbesuche fanden meistens nie vor zehn Uhr statt, trotzdem lief sein Geschäft einwandfrei. Er hatte den Kundenstamm eben gut erzogen und da er eine Koryphäe auf seinem Gebiet war, konnte er sich das auch erlauben.
„Hast du einen besonderen Wunsch, was dein Geburtstagsgeschenk angeht?", erkundigte ich mich bei Harvey.
„Ach, Zuckerpuppe, mir ist es am wichtigsten, dass du kommst. Das weißt du doch."
„Also gut, dann werde ich mir etwas einfallen lassen."
Nachdem ich das Gespräch mit Harvey beendet hatte, legte ich mich ins Bett. Nur noch einmal arbeiten, dann würde ich Fionn wieder sehen. Unsere Treffen am vergangenen Wochenende brachte meine Gefühle auf ein anderes Level. Es war gefährlich, denn ich war auf dem besten Weg, in einer Sackgasse zu landen. Das, was nie hätte passieren dürfen, trat dennoch ein: Ich begann, mich in Fionn zu verlieben. Unsere Beziehung wandelte sich somit zu einem Spiel mit dem Feuer und ich wusste, dass ich mich verbrennen würde. Allerdings ahnte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wie sehr.
_________________
Hallo meine Lieben, ich wollte euch mit einem neuen Update beglücken und hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat.
Sienna scheint ja ernsthafte Gefühle für Fionn zu entwickeln. Wo das wohl noch hinführen mag?
Denkt ihr, es wird ewig so zwischen den beiden weitergehen?
Danke vielmals für euren Support.
LG, Ambi xxx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top