09. Floating
Mit klopfendem Herzen fühlte ich, wie Fionn meine Hände vorsichtig zusammenband, um diese dann an die Gitterstäbe am Kopfende der Matratze zu fesseln. Natürlich waren derartige Fesselspiele nichts Neues für mich, doch der Umstand, dass dies in der vollkommenen Dunkelheit geschah, schon. Aber ich vertraute Fionn und deshalb ließ ich es ohne Angst geschehen.
Trotzdem gab mir die Sache einen besonderen Kick, es machte mich unglaublich an, ihm hilflos ausgeliefert zu sein und nichts dabei sehen zu können. Zudem war ich extrem neugierig, was er alles mit mir anzustellen gedachte. Sein Einfallsreichtum enttäuschte mich keineswegs, doch bevor er loslegte, gab er mir noch etwas zu verstehen.
„Du kannst dich übrigens selbst aus diesen Fesseln befreien. Ich habe sie extra so geknotet, nur für den Fall, dass du dich plötzlich unwohl dabei fühlen solltest."
Diese unglaubliche, immerwährende Fürsorge, schlich sich in mein Herz. Er wollte, dass es mir gut dabei ging.
„Woher kannst du denn solche Knoten machen?", erkundigte ich mich jedoch, da mich dies sofort beschäftigte.
„Ich war Angler und bin auch früher öfter mit dem Boot auf den See rausgefahren", erklärte Fionn.
„Du warst? Du tust das also nicht mehr?"
„Nein, ich habe es schon vor längerer Zeit aufgegeben."
„Und warum?"
Irgendwie war ich heute auf dem Trip, Fragen zu stellen.
„Ich hatte keine Lust mehr und zudem lässt mir das Studium auch wenig Zeit dazu. In Irland hatte ich den See direkt vor der Haustür, aber..."
Er brach mitten im Satz ab und ließ plötzlich seine Lippen an meinen Beinen entlang wandern, was mich sofort davon abhielt, noch weitere Fragen zu stellen. Meine Emotionen gerieten augenblicklich in den Vordergrund. Es tat so gut, seine Lippen zu spüren, die ihren Weg immer weiter nach oben fanden, genau wie seine Hände. Diese drückten Vertrauen aus, sie verwöhnten mich und brachten mich dazu, keuchend den Körper aufzubäumen. Dass ich mich nicht wehren konnte, tat ein Übriges, um meine Empfindungen in die Höhe zu puschen.
Ich hörte seinen Atem, welcher ein wenig rascher ging und der sich meinem Gesicht näherte. Gleich würde ich seine Lippen auf meinen spüren. Seit unserem letzten Treffen, als er mich auf diese Art und Weise tröstete, küssten wir uns hin und wieder. Ich wusste nicht, ob andere im Swinger Club das auch praktizierten und gelinde gesagt, war es mir auch egal, denn ich stand drauf, wie er mich küsste.
„Baby", vernahm ich sein Wispern. „Lass dich fallen, du brauchst keine Angst zu haben."
Die hatte ich nicht, denn in seiner Gegenwart fühlte ich mich geborgen, was jedoch nicht nur daran lag, dass es sich bei Fionn um einen angehenden Priester handelte. Es war einfach seine Art und seine Stimme, die mich in Sicherheit wiegten, andererseits jedoch total aufwühlten.
Die Dunkelheit brachte dieses extravagante Prickeln in mir hervor und ließ mich vor Erwartung zittern. Als ich hörte, wie er das Kondomtütchen öffnete, wurde ich noch ungeduldiger. Und dann hielt ich plötzlich den Atem an, weil er ohne Vorwarnung in mich Eindrang. Solch einen Überraschungsangriff hatte ich nicht erwartet, aber Fionns Taktik war eben jedes Mal eine andere. Und genau das machte unsere Treffen im Black Room so aufregend.
Ich wusste nie, womit ich bei ihm zu rechnen hatte, lediglich ein einziger Punkt dominierte durch seine Verlässlichkeit: Ich kam stets voll auf meine Kosten. Auch heute sorgte Fionn dafür, dass mein Herz schon bald schneller schlug, sich Schweiß auf meiner Stirn bildete und ich glaubte, jeden Moment zerbersten zu müssen. Und wie immer war unser Timing perfekt.
Meine Atmung hatte sich noch nicht wieder komplett erholt, als er den Seidenschal zuerst vom Gitter, und dann von meinen Handgelenken löste.
„Danke", brachte ich hervor.
„Bitte, gern geschehen, Sienna. Ich hoffe, du bist ok."
„Das bin ich."
Leider konnte er mein zufriedenes Grinsen nicht sehen, doch Fionn wusste trotzdem, dass es mir gefallen hatte, denn ich hörte ihn sagen: „Du klingst gerade wunschlos glücklich. Kann ich mir jetzt was drauf einbilden?"
Mein lautes Lachen drang durch die Dunkelheit und animierte ihn dazu, ebenfalls in einen Lachanfall zu geraten. Es amüsierte mich köstlich, wie ähnlich unser Humor doch war!
Als er sich zu mir legte, kuschelte ich mich in seine Arme, die mich festhielten, so als ob er mich nicht mehr hergeben wollte. Es war ein wunderschönes Gefühl und obwohl ich am liebsten die Stille zwischen uns genießen wollte, brannte mir eine Frage auf der Zunge, die ich unbedingt loswerden wollte.
„Sag mal, was passiert eigentlich, wenn du die Priesterweihe hinter dich gebracht hast? Treffen wir uns dann immer noch hier?"
„Natürlich, was denkst du denn?!", kam es fast schon empört zurück. „Ich denke gar nicht daran, unsere Aktivitäten im Black Room aufzugeben."
Diese Aussage beruhigte mich ungemein, und bewirkte ein erleichtertes Aufatmen meinerseits. Als Fionn meine Stirn küsste, begann ich zu lächeln.
„Es ist schön zu wissen, dass unser besondere Art der Beziehung dann nicht verloren geht", meinte ich und legte den Kopf auf seine Brust.
Das Pochen seines Herzens ließ mich ruhig werden. Noch nie hatte ein Mann dieses Gefühl in mir ausgelöst und ich konnte mir auch nicht erklären, weshalb ausgerechnet Fionn mir dieses vermittelte. Vielleicht weil es sich bei ihm um einen Priester handelte?
„Sag mal", begann ich zögernd, „könnte ich dann auch bei dir beichten, wenn du ein richtiger Priester bist?"
Sein kurzes Auflachen war zu spüren, da mein Kopf noch immer auf seine Brust gebettet war.
„Im Prinzip schon, nur stelle ich mir das ziemlich lustig vor, wenn du beichtest, dass du mit mir den außerehelichen Geschlechtsverkehr praktiziert hast."
„Vielleicht habe ich ja auch noch andere Sünden begangen", erwiderte ich schlagfertig, worauf Fionn erneut lachte. „Die will ich gar nicht wissen, Sienna."
„Wirklich nicht? Aber ich würde sie dir erzählen."
„Hm, triffst du dich etwa noch mit anderen Typen im Black Room?", lautete seine Frage.
Mein scharfes „Nein", ließ ihn leicht zusammenzucken.
„Ok, ok, ich habe schon verstanden. Ich bin die erste Wahl."
Ich hätte schwören können, dass seine Augen in diesem Moment zwinkerten und so sagte ich: „Würdest du mir denn meine Sünde vergeben?"
„Wenn du sie bereust, dann schon."
Grinsend ließ ich meine rechte Hand über seine leicht angedeuteten Bauchmuskeln wandern. „Das wird schwierig, denn ich kann es nicht wirklich bereuen, hier mit dir zusammen zu sein."
„Ich verstehe, wo das Problem liegt, denn mir geht es im Prinzip ähnlich", entgegnete Fionn.
Ich mochte unsere Gespräche nach dem Sex. Wir gingen so vertraut miteinander um, als würden wir uns schon Jahre kennen, dabei handelte es sich erst um einen Monat. Und wenn man es genau betrachtete, hatten wir uns in diesem einen Monat nur wenige Stunden gesehen, was unsere Vertrautheit noch viel merkwürdiger erscheinen ließ.
„Fionn, was ist, wenn Gott sich in meinem Fall irrt, was den Beruf angeht?", stellte ich meine Frage, um ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.
„Warum sollte er sich denn irren?"
„Na ja, weil ich diesen Beruf schon immer machen wollte."
„Hm, das hat aber nichts damit zu tun, ob es die richtige Entscheidung ist", argumentierte Fionn dagegen.
Ich sah ein, dass ich auf diesem Wege nicht weiterkam, zumindest nicht, wenn es darum ging, erforschen zu wollen, wie tief sein Glaube war. Auf die direkte Frage, warum er Priester werden wollte, hatte er mir beim letzten Mal keine Antwort gegeben, also konnte ich mir diese sparen. Stattdessen platzierte ich sanfte, kleine Küsse auf seinem kompletten Brustkorb. Als ich merkte, wie er sich entspannte, begann ich zu lächeln. Die Versuchung, in sein weiches, dichtes Kopfhaar zu fassen, wurde plötzlich riesengroß und so ließ ich meine Finger durch den Haaransatz an seinem Nacken gleiten, was ihm ein wohliges Stöhnen entlockte.
„Ich liebe es, wenn du das tust, Baby", raunte er mir ins Ohr.
In der nächsten Sekunde umfasste er meine Hüften und drehte mich auf den Rücken, sodass er nun halb auf mir lag. Dies entlockte mir ein Kichern, was Fionn dazu veranlasste, mich auf den Mund zu küssen. Ganz sachte formten seine Lippen einen Kuss, der jedoch seine Wirkung nicht verfehlte. Er ging buchstäblich durch Mark und Bein. Was zum Teufel war das zwischen uns?
Bei meinen Freundschaften mit gewissen Vorzügen hatte ich so etwas nie gespürt. Vielleicht ließ die vollkommene Dunkelheit um uns herum die Gefühle einfach anders erscheinen. Perfekt lagen unsere Lippen aufeinander, perfekt streichelten seine Hände über meine Haut und perfekt war es jedes Mal, wenn unsere Körper sich vereinten, egal, in welcher Position. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Himmel hatte Fionn zu mir gesandt, oder die Hölle. Da sich bei ihm jedoch um einen angehenden Priester handelte, schloss ich die zweite Möglichkeit schnell aus.
„Baby", vernahm ich sein Flüstern, „darf ich dich einfach nur in meinen Armen halten?"
Die kuschelige Atmosphäre zwischen uns sollte erhalten bleiben, und somit stimmte ich zu.
„Ja, das darfst du."
Da war sie wieder, diese Vertrautheit zwischen uns, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Trotzdem wichen das Prickeln und die Aufregung nicht aus meinem Körper. Als ich spürte, wie er seine Arme um mich legte, begann mein Herz schneller zu klopfen. Diese Geste drückte so viel Geborgenheit aus, jedoch nur, wenn er es tat. Obwohl uns eine komfortable Still umfing, rasten meine Gedanken hin und her.
„Fionn?"
„Hm?"
„Wer nimmt dir eigentlich die Beichte ab?"
„Mein Priester."
„Nein, ich meine, wenn du mal ein richtiger Priester bist."
„Dann auch, also Priester können untereinander beichten."
„Das ist praktisch, ich dachte schon, ihr müsstet dann zu einem Bischof gehen."
Sein leises Lachen kitzelte meinen Nacken.
„Das wäre viel zu umständlich, denn der Bischof wohnt ja nicht gerade um die Ecke", ließ er mich wissen.
Ich genoss es noch immer, in seinen Armen zu liegen, mich einfach fallen zu lassen und versuchte seine grenzenlose innere Ruhe, die irgendwie auf mich überging, zu erfassen. In Fionns Gegenwart war ich anders, was mich zugegeben ein wenig verwirrte. Da ich es jedoch als angenehm empfand, dachte ich zumindest heute nicht länger darüber nach, sondern schloss die Augen, um die letzten Minuten für den heutigen Abend mit ihm zu genießen.
Mittlerweile hatten wir beide ein ziemlich gutes Zeitgefühl entwickelt, wenn es um diese Stunde ging, die wir miteinander verbringen durften.
„Ich glaube, das Summen wird bald ertönen", sagte er und kam mir damit zuvor.
„Das danke ich auch."
Im Geiste zählte ich die Sekunden und als ich bei zehn angekommen war, durchbrach das summende Geräusch die Stille.
„Ich hätte jetzt noch ewig so mit dir hier liegenbleiben können", murmelte ich halbwegs enttäuscht darüber, dass alles schon wieder zu Ende war.
„Ich auch, Sienna."
Es tat gut zu wissen, dass er ebenso empfand. Fionn lockerte seinen Griff, damit ich mich aufsetzen konnte.
„Fühl mal, was ich hier habe", meinte er und drückte mir einen BH und einen String in die Hand.
„Du hast wohl gut darauf aufgepasst", meinte ich lachend.
„Ich habe mir die Stelle gemerkt, wo ich es hingelegt habe", gestand er mit halb ernsten, halb lustigem Tonfall.
„Das ist sehr aufmerksam von dir", bedankte ich mich.
„Ja, aber jetzt müssen wir unten nach meiner Boxershorts suchen", kam es prompt zurück.
„Soll das etwa eine Beschwerde sein?", zog ich ihn auf.
„Nein, lediglich eine Feststellung."
Besagte Suche kostete uns einige Minuten und zum ersten Mal bekamen wir nun den zweiten, energischen Summton zu hören, da wir wohl nicht pünktlich aus dem Black Room verschwanden.
„Die sollen sich nicht so anstellen", bemerkte Fionn, „schließlich lassen wir beide zweimal wöchentlich hundert Pfund da."
„Da stimmte ich dir voll und ganz zu, aber hey, ich habe gerade deine Boxershorts gefunden", verkündete ich siegessicher und krabbelte in über die Matratze in jene Richtung, aus der seine Stimme gekommen war.
Als unsere Arme sich berührten, überreichte ich ihm das Kleidungsstück.
„Gott sei Dank." Er atmete erleichtert auf und dann hörte ich, wie er die Boxershorts anzog.
„Also dann bis kommenden Freitag, Sienna."
„Ja, Fionn, bis Freitag. Ich freue mich schon darauf."
Als ich den Swinger Club verließ, checkte ich mein Handy. Wie zu erwarten, befand sich eine Whatsapp Nachricht von Gwenny darauf.
„Hey, Süße, wollte dir nur sagen, dass ich wieder aus Schottland zurück bin. Ich hoffe, ich kann dir zu deiner Beförderung gratulieren. Treffen wir uns morgen um eins zum Mittagessen? Ich hab dir viel zu erzählen."
Schnell schrieb ich zurück. „Das geht klar und ich hab dir auch viel zu berichten."
Meine beste Freundin hatte ja noch keine Ahnung, dass die Beförderung in die Hosen gegangen war, geschweige denn, welchen Beruf Fionn ausübte. Somit konnte ich es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn ich mit der zweiten Neuigkeit herausrücken würde.
Sehnsüchtig wartete ich am Montag auf meine Mittagspause und als die Uhr endlich zehn vor eins anzeigte, beeilte ich mich, um aus dem Büro zu verschwinden, damit ich nicht noch aufgehalten wurde. Glücklicherweise lief alles glatt und ich tauchte sogar einige Minuten vor Gwenny in unserem Stammlokal auf, um sofort den freien Tisch in der hintern, linken Ecke in Beschlag zu nehmen.
Kaum hatte ich den Mantel über eine der Stühle gehängt und mir einen Platz ausgesucht, erschien Gwenny in meinem Blickfeld. Ihre Augen strahlten vor Freude und wir umarmten uns heftig, so als ob wir uns vier Wochen nicht gesehen hätten. Schon sehr bald würde das wirklich passieren. Dann konnte ich mich glücklich schätzen, wenn ich meine beste Freundin einmal im Monat zu Gesicht bekommen sollte. Doch am heutigen Tag wollte ich mir nicht die gute Laune verderben lassen, sondern von meinen Erlebnisse im Black Room berichten. Allerdings stand zuerst die unliebsame Nachricht an erster Stelle.
„Wie ist es mit der Beförderung gelaufen?", fragte Gwenny lächelnd.
Als ich meinen Kopf schüttelte, zogen sich ihre Mundwinkel nach unten.
„Echt nicht, aber...? Warum nicht?"
„Dan hat die Beförderung bekommen und ich wurde mit einer Sonderzahlung abgespeist", erwiderte ich seufzend.
„Das kann nicht dein Ernst sein, Sienna!"
„Ist es aber."
Gwenny seufzte abgrundtief.
„Dein Boss ist ein Idiot", sagte sie laut und deutlich.
„Keine Ahnung, ich weiß nur, dass Fionn mich am Freitagabend ziemlich gut aufgebaut hat", wechselte ich schnell das Thema, worauf Gwenny ein Grinsen sehen ließ.
„Sieh mal einer an, gut trösten kann er also auch."
Inzwischen stand die Bedienung vor unserem Tisch, um die Getränke zu servieren und nach den Essenswünschen zu fragen.
„Ja, und du wirst mir nicht glauben, was er von Beruf ist", begann ich die Unterhaltung dahingehend, nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte und wieder verschwand.
„Lass mich raten, er ist Polizist", meinte Gwenny und nahm anschließend einen Schluck aus ihrem Wasserglas.
„Falsch, einen Versuch hast du noch."
„Ok, dann nehme ich..., vielleicht Lehrer, das wäre doch auch cool."
Ich lächelte vielsagend, um dann zu antworten: „Du liegst wieder daneben."
Dann senkte ich meine Stimme und flüsterte: „Er ist ein angehender, katholischer Priester."
Gwennys Gesichtsausdruck war wirklich unbezahlbar. Sie kriegte sich gar nicht mehr ein und japste: „Echt jetzt? Oh mein Gott, das ist total krass!"
„Das ist es und weißt du, was das Schlimmste an der ganzen Geschichte ist?"
„Keine Ahnung, du hast dich verliebt?"
Genervt rollte ich die Augen. „Nein. Aber ich denke ständig darüber nach, wie wohl der Sex mit ihm in einem Beichtstuhl wäre."
„Sienna!" Meine beste Freundin platzte mit einem lauten Lachen heraus, sodass die Leute am Nachbartisch zu uns herüber schauten. Uns war das jedoch gar nicht peinlich, denn schließlich kannten sie den Inhalt unseres Gesprächs nicht.
„Ein angehender, katholischer Priester, ich fasse es einfach nicht", wisperte Gwenny noch immer total aufgeregt. „Und der Sex ist gut, ja?"
„Hervorragend", entgegnete ich zufrieden grinsend.
„Du hast echt den Jackpot gewonnen. Er wird dich nie wegen einer anderen aufgeben und er wird dir nie einen Heiratsantrag machen oder eine feste Beziehung verlangen. Das ist doch genau das, was du wolltest, oder?"
„Ja, es ist perfekt", gab ich zu.
In diesem Moment brachte der Kellner unser Essen. Ich wartete, bis er sich wieder vom Tisch entfernte, um dann zu sagen: „Weißt du, Gwenny, Fionn hat mich am Freitag so richtig lieb getröstet. Er merkte sofort, dass irgendwas mit mir nicht in Ordnung war und dann haben wir einfach geredet. Dabei hat er mir dann auch verraten, welchen Beruf er ausübt."
„Das klingt so, als ob er total nett wäre."
„Das ist er auch."
Gwenny verdrückte einen Bissen ihres Salats, bevor sie noch eine Frage stellte.
„Hattet ihr gar keinen Sex am Freitag?"
„Doch, nach unserem Gespräch. Und es war super", verkündete ich mit eine Augenzwinkern, welches Gwenny veranlasste zu sagen: „Genieße deine Zeit der Unabhängigkeit, Sienna. Für mich heißt es jetzt nur noch mit Tony Spaß zu haben."
„Daran bist du selbst schuld", entfuhr es mir, was Gwenny mir jedoch nicht übel nahm.
„Ich weiß und es ist gut, dass wir nun bei dem Thema angelangt sind, das ich mit dir besprechen wollte", erklärte sie grinsend.
Ich konnte meine Neugierde kaum bezähmen. „Und das wäre?"
„Der Hochzeitstermin steht fest. Wir heiraten am vierten Juni, das ist ein Samstag."
„Ich nehme an, in Schottland?"
„Ja, natürlich. Die Trauung findet in einer uralten Kathedrale statt, die wirklich sagenhaft ist."
Ein kleines Glucksen entwich meiner Kehle. „Soll ich Fionn fragen, ob er Zeit und Lust hat euch zu trauen?"
Nun begann Gwenny laut zu lachen. „Oh Gott, das wäre ziemlich lustig. Als was würdest du ihn denn der Hochzeitsgesellschaft vorstellen? Als deinen geheimen Lover, den du vorher noch nie zu Gesicht bekommen hast, oder als einen guten Freund, der dein Seelentröster spielt, wann immer du es benötigst?"
Ich setzte ein schwaches Grinsen auf und antwortete: „Ich weiß ja nicht einmal, ob er bis dahin schon ein richtiger Priester sein wird, also kannst du relaxen."
Nachdenklich musterte ich meine beste Freundin, die ihr Strahlen nicht ablegen konnte. Sie schien wirklich glücklich zu sein, was mich zwar immens freute, aber die Tatsache, dass ich ihren zukünftigen Mann nicht leiden konnte, keineswegs änderte. Hoffentlich beging sie nicht den Fehler ihres Lebens, indem sie Tony heiratete. Aber selbst das konnte man zur Not ausbügeln, denn Scheidungen waren schließlich gang und gäbe. Trotzdem wünschte ich mir für Gwenny nur das Beste. Allerdings ließ ihr nächster Satz ein grummelndes Gefühl in meinem Magen aufkommen.
„Was hältst du davon, wenn du mal an einem Wochenende nach Schottland mitfliegst?"
„Und damit mein Date mit Fionns im Black Room sausen zu lassen?", echauffierte ich mich.
„Ach komm schon, Sienna. Du wirst doch einmal darauf verzichten können, wenigstens mir zuliebe."
Begleitet durch ein kleines Seufzen antwortete ich: „Hast du etwas Bestimmtes geplant, oder warum ist meine Anwesenheit von Nöten?"
„Es geht um mein Brautkleid und die Kleider der Brautjungfern."
„Aber die können wir doch auch in London kaufen", entwich es mir überrascht.
Gwennys Kopfschütteln gab mir sofort zu denken.
„Weißt du, Tony möchte nicht, dass ich etwas von der Stange kaufe. In seiner Familie ist es Tradition, dass diese Kleider durch einen Schneider hergestellt werden, der vorher unser Maße nehmen muss."
„Oh Gott!" Theatralisch rollte ich meine Augen. Tonys Einfluss auf meine beste Freundin schien wirklich enorm zu sein.
„Freu dich drauf, Sienna, wir werden jede Menge Spaß haben", erklärte Gwenny zuversichtlich.
„Hast du schon einen konkreten Termin im Auge, wann ich dich nach Schottland begleiten soll?", erkundigte ich mich.
„Ich dachte Ende Januar oder Anfang Februar."
„Gut, dann werde ich das mit Fionn klären."
„Bitte was?" Ein Salatblatt fiel prompt von Gwennys Gabel, als sie mich erstaunt anschaute.
„Du hast schon richtig gehört, wir müssen unsere Termine im Black Room abstimmen. Da ist es doch nur fair, dass ich ihn vorwarne, oder?", meinte ich grinsend.
„Wenn man es so betrachtet, ja."
Wir diskutierten noch eine Weile über das Aussehen der Kleider für die Brautjungfern, welche in grün gehalten werden sollten. Mit dieser Farbe konnte ich mich auf jeden Fall identifizieren, sofern es sich nicht um froschgrün handelte. Gwenny beruhigte mich jedoch dahingehend, indem sie mir versicherte, dass sie sich einen smaragdgrünen Ton vorgestellt hätte, was mich sehr ansprach. Um kurz vor zwei verabschiedeten wir uns dann voneinander, mit dem Versprechen, uns so bald wie möglich, jedoch spätestens nächste Woche, wiederzusehen.
Es gab nichts, auf das ich mich mehr freute, als auf den Freitagabend. Endlich würde ich Fionn wieder im Black Room treffen. Seit meiner nicht stattgefundenen Beförderung hatte ich mir fest vorgenommen, zumindest freitags früher zu gehen, und nicht erst zwischen sieben und halb acht. Für meine Begriffe reichte es völlig, wenn ich bis um sechs Uhr die Stellung hielt und dies setzte ich auch in die Tat um. Dan starrte mich völlig entgeistert an, als ich meine Sachen zusammenpackte und allen ein schönes Wochenende wünschte. Aber da er jetzt den Rang über mir bekleidete, musste er sich auch mit den entsprechenden Arbeiten, welche meine Kompetenz überschritten, herumschlagen. Somit hatte ich am Freitag alle Zeit der Welt, um mich für das bevorstehende Date in Schale zu werfen.
Am heutigen Abend entschied ich mich für die Nachtblaue Unterwäsche, denn immer nur rot oder schwarz wurde auf Dauer langweilig. In mich hineingrinsend posierte ich kurz vor dem Spiegel, bevor ich eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und einen roten Cardigan überzog. Da es an der Zeit zu gehen war, hielt ich mich auch nicht mehr länger als nötig in meiner Wohnung auf, sondern beeilte mich, den Weg zur U-Bahn anzutreten. Ich freute mich schon auf Fionn, denn ich hatte heute oftmals an ihn gedacht. Was wir wohl nachher alles anstellen würden?
Als ich endlich vor dem Eingang zum Black Room stand, wurde mir bewusst, wie sehr sich mein Leben durch das meiner besten Freundin unterschied. Während sie in wenigen Monaten verheiratet sein würde, traf ich mich mit einem Priester in einem Swinger Club, was in meinen Augen eindeutig die bessere Alternative war.
Dieses Gefühl wurde an jenem Abend durch Fionn nochmals verstärkt. Unser Auftaktsex war wie immer grandios und als wir später völlig ausgepowert nebeneinander lagen und zu reden begannen, fühlte ich mich einfach nur frei. Ich war niemandem Rechenschaft schuldig über die Dinge, die ich trieb.
„Du, Fionn?"
„Ja, Sienna?"
Ich kuschelte mich näher an ihn heran, bis er mich in seinen Arm nahm.
„Was hast du auf dem Herzen, Baby?", fragte er.
„Meine beste Freundin möchte, dass ich sie an einem Wochenende nach Schottland begleite und ich wollte gerne mit dir abklären, wann es dir besser passt. Wir müssten dann zumindest unser Freitags-Date ausfallen lassen", erklärte ich seufzend.
Zu meine Überraschung antwortete Fionn sogleich: „Das passt jetzt wirklich prima, denn ich hätte am letzten Wochenende im Januar keine Zeit für den Swinger Club, also das gesamte Wochenende nicht."
Sofort packte mich die Neugierde. „Ok, und was hast du vor?"
„Wir müssen bei unserem Bischof antanzen, also alle, die im März die Priesterweihe erhalten sollen."
„Oh, das klingt aufregend", meinte ich platzierte meinen Zeigefinger an seinem kleinen Grübchen am Kinn, welches ich über alles liebte.
„Das ist es auch, denn wenn der alte Herr nein sagt, werde ich nicht zum Priester ernannt", kam es prompt zurück.
„Dann drücke ich dir ganz fest die Daumen, dass du mächtig Eindruck bei ihm hinterlässt."
„Ich werde mir Mühe geben", flüsterte er mir ins Ohr.
Seine raue Stimme produzierte eine Gänsehaut auf meinem Rücken und auf meinen Armen. Es machte mich wie immer, total an und da unsere Stunde noch nicht zu Ende war, versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken.
„Weißt du, Fionn, an was ich immerzu denken muss?", fragte ich mit dem unschuldigsten Ton in meiner Stimme, den ich zu bieten hatte.
„An was denn?"
„Also." Ich holte tief Luft, bevor ich weiter redete. „Ich stelle mir immer vor, wie es wäre, wenn wir es in einem Beichtstuhl machen würden."
„Sienna!" Er klang überrascht, jedoch nicht so, als ob es ihn dieser Gedanke vollends empören würde. „Weißt du, wie eng es in so einem Teil ist? Man kann sich da kaum, bis gar nicht bewegen."
„Na und? Vielleicht macht das ja den Reiz aus", entgegnete ich.
„Du bringst mich auf dumme Gedanken, Baby". Als er diese Worte mit seinem irischen Akzent aussprach, spürte ich die Glut in mir auflodern.
„Welche Gedanken?", hauchte ich unschuldig.
In der nächsten Sekunde wurde ich von seinen starken Armen gepackt, hochgehoben und ehe ich mich versah, stand ich auf ebenem Untergrund. Unter meinen Füßen befand sich Teppichboden, was mich wissen ließ, dass wir die Matratze verlassen hatten. Hart drückte Fionn mich gegen die Wand und wisperte: „Es würde sich ungefähr so anfühlen. Du könntest dich null bewegen und musst alles mir überlassen. Willst du das?"
Mein Herz pochte wieverrückt, als er seinen Körper an meinen presste. Ich lehnte den Kopf ein wenignach vorne, sodass unsere Wangen sich leicht berührten und flüsterte: „Ja, Fionn,ich will es."
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Spürt ihr die Vertrautheit zwischen den beiden, die sich inzwischen aufgebaut hat?
Wie mag das wohl weitergehen? Welche Gedanken habt ihr dazu?
Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel und ich freue mich immer über euer Feedback.
LG, Ambi xxx
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