03. Discover me
Seine Stimme besaß eindeutig einen irischen Akzent. Bestimmt hatte er rote Haare und Sommersprossen.
„Fionn?", wiederholte ich.
„Ja, Sienna."
Ich mochte es, wie er meinen Namen aussprach. Es klang, als ob dieser etwas Besonderes für ihn wäre. Mein Herz pochte schneller, als ich meine nächste Frage an ihn richtete.
„Bist du Ire?"
Sein leises Lachen durchdrang die vollkommene Dunkelheit, die uns umgab.
„Ja, ich bin Ire. Das macht dir doch nichts aus, oder?"
„Nein, nein, ich bin nicht rassistisch veranlagt."
Oh Gott, das war mir jetzt nicht wirklich herausgerutscht? Ich schalt mich selbst einen Narren, als ich verzweifelt versuchte, meine Worte wieder geradezubiegen.
„Also ich meinte, dass..."
Doch Fionn unterbrach mich, dieses Mal mit einem lauteren Lachen, welches sehr sympathisch klang.
„Es ist schon ok, Sienna. Deinem Akzent nach zu urteilen, kommst du aus London."
Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass ich gar keinen Akzent besaß, doch sein Gehörsinn schien bereits in Alarmbereitschaft zu sein. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn ich mich nun auch auf meine anderen Sinne verlassen würde. Meine Augen nützten mir nämlich im Moment nicht das Geringste, ein Umstand, der mir ein wenig Angst einjagte und mich nervös werden ließ. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass es Fionn wohl ebenso erging.
„Weißt du, Sienna", begann er zögernd, „ich mache das hier zum ersten Mal, und deshalb habe ich ein bisschen Herzklopfen."
Erleichterung machte sich in mir breit.
„Ich auch", gestand ich sofort. „Ich bin zum ersten Mal in einem Black Room und auch zum ersten Mal in einem Swinger Club."
Ich hielt es für fair, ihm das zu sagen, denn er hörte sich so nett an, dass er dies bestimmt nicht zu seinem Vorteil ausnutzen würde. Komisch, dass ich mir nach den wenigen Minuten bereits solch ein Urteil über einen komplett fremden Menschen gebildet hatte, dessen Gesicht ich noch nicht einmal vor mir sah.
Fionn räumte etwaige Bedenken im Handumdrehen aus, indem er antwortete: „Mach dir mal keine Gedanken, ich war auch noch nie in einem Swinger Club. Aber ich glaube, wir werden das schon hinkriegen."
Die erste Hürde war genommen. Ich mochte ihn irgendwie, trotzdem konnte ich meine Nervosität nicht so ohne weiteres ablegen. Zum Glück machte Fionn jedoch einen Vorschlag, dem ich sofort zustimmte.
„Was hältst du davon, wenn wir erst Mal den Raum erkunden? Sicher gibt es hier einiges zu entdecken."
„Einverstanden", erwiderte ich lächelnd.
„Darf ich dich an die Hand nehmen? Dann können wir uns nicht verlieren", meinte er und ich war mir ziemlich sicher, dass er jetzt ebenfalls lächelte.
„Natürlich darfst du."
Ein wenig unsicher streckte ich meine Hand aus, die prompt ins Leere glitt.
„Mist, ich weiß nicht, wo du bist", fluchte ich leise, worauf er lachte.
„Du musst zuhören, Sienna. Ich kann mir ziemlich genau vorstellen, wo du gerade stehst."
Nach diesem Satz fühlte ich plötzlich seine Hand, die meine wie selbstverständlich umfasste. Diese Berührung löste urplötzlich ein Kribbeln in mir aus, welches ich als angenehm und aufregend empfand.
„Du besitzt jetzt aber keine Röntgenaugen, oder?", fragte ich verblüfft.
„Nein, ganz bestimmt nicht, das würde außerdem den ganzen Spaß nehmen", erwiderte er nun in einem ernsten Tonfall.
Seine Stimme besaß unglaublich viele Facetten, das fiel mir gerade auf. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können, wenn er redete, das war Fakt. Aber eigentlich waren wir ja gar nicht zum Reden hier, sondern um Sex zu haben. Doch um dorthin zu gelangen, mussten wir auf jeden Fall noch etwas lockerer werden und die Erkundung des Raums würde sicherlich dabei helfen. Zumindest hoffte ich das.
„Vorsicht, hier fängt die Matratze an", hörte ich Fionn plötzlich sagen.
Unmerklich zuckte ich zusammen. Die vollkommene Schwärze jagte mir noch immer großen Respekt ein, was jedoch nicht das Schlechteste war, denn so bewegte ich mich immer mit einer gewissen Vorsicht in die Dunkelheit hinein. Durch Fionns Hand, die meine noch immer fest umschlugen hielt, erfuhr ich zusätzliche Sicherheit.
Besagte Matratze fühlte sich wahnsinnig bequem an, wie ich sogleich feststellen durfte. Sie war nicht zu hart und nicht zu weich, sondern einfach nur perfekt.
„Ich glaube, hier kann man es aushalten", meinte ich lachend, worauf Fionn sagte: „Oh ja, das denke ich auch."
„Was denkst du, wie groß sie ist?", stellte ich die Frage.
„Hm, ich würde sagen, sie nimmt einen ziemlich großen Teil des Raums ein. Vielleicht drei Meter auf drei Meter?", lautete seine Schätzung.
„Wir sollten das erkunden, oder?", schlug ich vor.
„Natürlich. Wir müssen nämlich wissen, wo die Grenzen sind, nicht, dass wir noch runterfallen."
Ich mochte seinen Humor, zweifelsohne konnte man mit ihm super gut scherzen. Plötzlich merkte ich, dass es nicht so einfach war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Rein in den Black Room, Sex haben und wieder rausgehen. So lief das nicht, zumindest nicht für mich, und zum meinem Glück wohl auch nicht für ihn. Ich hätte es als schrecklich empfunden, wenn er jetzt so mir nichts, dir nichts, über mich hergefallen wäre, um seinen Trieben nachzugehen. So etwas widerte mich nämlich an, denn ich war schließlich kein Freiwild.
Zusammen krabbelten wir nun über die große Matratze, bis wir schließlich zu einem Ende gelangten.
„Ok, ich würde sagen, das sind auf jeden Fall drei Meter", kam es überzeugt von Fionn.
Da ich mich mit Größenabmessungen eher schwer tat, widersprach ich nicht, sondern sagte nur: „Gut, dann lass uns jetzt in die andere Richtung krabbeln."
„Hey, wir funktionieren diesen Black Room gerade zur Krabbelstube um, das ist lustig", meinte Fionn, worauf ich prompt zu kichern begann.
„Weißt du was? Ich mag deinen Humor", gab ich offen zu.
„Ich mag deinen auch, Sienna."
Da war es wieder: Dieses Besondere, wenn er meinen Namen aussprach. Es jagte mir eine angenehme Gänsehaut über den Rücken und forderte mehr. Als ich meine Hand ausstreckte, tasteten meine Finger über eine Wand.
„Oh, hier ist wohl das Kopfende", ließ ich verlauten.
„Ich habe noch etwas anderes gefunden", fügte Fionn hinzu.
„Was denn?" Blind starrte ich in die Dunkelheit, in jene Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. Mittlerweile stellte sich mein Gehirn ziemlich gut darauf ein und ich kam mir nicht mehr ganz so hilflos, geschweige denn wie ein Idiot vor.
„Gib mir deine Hand, Sienna."
Ohne darüber nachzudenken streckte ich den rechten Arm aus. Als Fionns Finger meine Hand berührten, musste ich lächeln. Es funktionierte wirklich. Wenn man genau hinhörte, spürte man, wo die andere Person sich aufhielt. So sehr ich mich über dieses Erfolgserlebnis freute, so sehr erschrak ich in der nächsten Sekunde. Fionns Hand führte meine zielsicher zu einem Gegenstand, welcher in der Wand verankert zu sein schien. Es fühlte sich an, wie eine Fußfessel aus Metal.
„Oh mein Gott, ich glaube, wir sind in der Sado-Maso-Abteilung gelandet", brachte ich keuchend hervor.
„Sieht wohl so aus."
Inbrünstig hoffte ich, dass er nicht auf solche Praktiken stand, sonst würden wir wirklich ein Problem haben.
„Weißt du, Fionn, ich mag sowas nicht unbedingt", klärte ich den Iren unverzüglich auf. „Also wenn du das tun möchtest, dann solltest du dir..."
Er unterbrach mich blitzartig. „Nein, ich mag sowas auch nicht. Es ist nicht das, was ich mir unter Sex vorstelle."
Erleichtert atmete ich auf. „Gott sei Dank."
„Komm, lass uns weiter auf Entdeckungsreise gehen", vernahm ich Fionns Stimme direkt neben mir. Er war so nah, dass ich die Wärme seines Körpers spürte, was durchaus etwas Beruhigendes, und gleichzeitig Anregendes an sich hatte. Als er sich entfernte, versuchte ich, ihm nachzukrabbeln. Schließlich landeten wir am anderen Ende der Matratze.
„Hey, hier auf dem Boden steht eine Kiste", sprach Fionn.
Ich hörte, wie er diese öffnete und darin herumwühlte.
„Was haben wir denn da?"
Inzwischen war ich so nahe an ihn herangekommen, dass unsere Arme sich kurz berührten. Die kühle Luft des Black Room vermischte sich mit seiner Körperwärme und dem angenehmen Duft seines After Shaves, welchen ich begierig einatmete. Verdammt, selbst dieses After Shave roch sexy.
„Sienna, ich muss dich leider enttäuschen, denn hier drin befinden sich nur Dinge, die wir beide vermutlich nicht zu unseren Präferenzen zählen."
Ich liebte es, dass er sich so gewählt ausdrücken konnte, was davon zeugte, dass er intelligent war. Doch er hatte mit seiner Bemerkung definitiv meine Neugierde geweckt.
„Lass mich mal sehen." Entschlossen griff ich nach dem Gegenstand, welchen er in seiner linken Hand hielt. Es fühlte sich an wie eine Reitgerte, mit der man die Pferde vorantrieb.
„Igitt, das erinnert mich jetzt an Fifty Shades of Grey", sagte ich angeekelt, worauf Fionn leise zu lachen begann.
„Ich mochte den Film auch nicht", lautete sein Kommentar. „Aber du solltest nochmal in die Kiste hineinfassen, denn es gibt durchaus noch eine Steigerung."
Diese entpuppte sich als eine Peitsche, sowie ein paar Handschellen. Letzteres wäre nicht einmal so schlimm gewesen, denn mitunter stand ich sogar auf Fesselspiele, jedoch nicht unbedingt mit Handschellen, aus deren Innenseiten spitze Dornen herausragten.
„Das geht gar nicht. Wie kann man bei sowas einen Orgasmus bekommen?", platzte ich heraus.
„Indem man masochistisch veranlagt ist, würde ich mal behaupten", sagte Fionn trocken.
Seufzend und ein wenig enttäuscht zog ich meinen Arm wieder aus der Kiste zurück.
„Haben die hier keine anderen, also weniger extreme Spielsachen?", lautete meine Frage.
„Du klingst süß, wenn du schmollst", stellte Fionn fest und ich war mir absolut sicher, dass er gerade grinste.
Überrascht ertappte ich mich selbst bei dem Gedankenspiel, herausfinden zu wollen, wie er wohl aussah. Aber eigentlich war ich genau deswegen hierhergekommen. Um jemanden zu treffen, den ich niemals sehen würde und der auch mein Antlitz nie zu Gesicht bekam.
„Sienna?"
Fionns Stimme katapultierte mich augenblicklich in die Realität zurück.
„Ja, Fionn?"
Ich spürte, dass er genau vor mir stand, was einen wohligen Schauer in mir auslöste.
„Vertraust du mir?"
„Kommt ganz darauf an."
„Ok, gib mir deine Hand und lass uns weiter auf Entdeckungsreise gehen. Ich glaube nämlich, dass sich über uns noch etwas befindet", erklärte Fionn zu meiner Verwunderung.
„Wie kommst du denn darauf?", wollte ich wissen, als ich ihm meine Hand wie selbstverständlich reichte.
„Weil man das an der Akustik im Raum erkennen kann."
Seine Antwort verblüffte mich immens.
„Bist du Innenarchitekt oder sowas von Beruf?"
„Nein", lachte er und zog mich sanft in seine Richtung.
Prompt geriet ich ins Stolpern, wurde jedoch von seinen Armen, die sich stark und trainiert anfühlten, gehalten, bevor ich zu Boden gehen konnte.
„Nicht hinfallen, ich brauche dich noch, Baby", flüsterte er mir ins Ohr.
Sein irischer Akzent ließ mich fast durchdrehen. Und das 'Baby' klang so sexy, dass es in meinem Unterleib zu kribbeln begann.
„Stopp, hier ist eine kleine Wendeltreppe", hörte ich ihn in der nächsten Sekunde sagen, womit mein Entdeckungstrieb erneut geweckt wurde.
„Möchtest du vorgehen, Sienna? Dann kann ich dich notfalls auffangen, falls du stürzen solltest", schlug er vor.
Seine Umsichtigkeit machte ihn noch viel sympathischer und ließ tatsächlich den Wunsch in mir aufkommen, ihn ganz nahe an mich heranzulassen.
„Ja, ich gehe vor", sprach ich deshalb und betrat mit äußerster Vorsicht die kleine Wendeltreppe, die nach oben führte. Da der Raum vier Meter hoch war, sollte sich oben durchaus genügend Platz befinden.
„Also ich kann hier oben stehen", verkündete ich, nachdem ich die obere Etage erreicht hatte und direkt auf einem Untergrund stehenblieb, der sich wie Holz anfühlte.
„Wie groß bist du denn?", erkundigte sich Fionn
„Eins achtundsechzig, und du?"
„Eins achtzig."
„Das dürfte gerade noch klappen." Ich hielt die Hände in die Höhe, um nach der Decke zu tasten, welche ich mit ausgetreckten Armen erreichte.
„Ok, ich vertraue dir."
Als Fionn endlich neben mir stand, hörte ich sein ansteckendes Lachen.
„Es passt gerade so, noch zwei Zentimeter mehr und ich würde mir den Kopf anstoßen", meinte er.
„Gut, dann lass uns mal loslegen." Mit diesen Worten ging ich nun vorsichtig voran, wobei ich meine Hände als Tasthilfen benutzte. Auf diese Weise stellte ich sehr schnell fest, dass die obere Etage komplett mit einem Gitter versehen war, was das Herunterfallen unmöglich machte.
„Das ist gut durchdacht", kam es von Fionn, der hinter mir ging.
„Ich habe eine Kiste gefunden", verkündete ich just in diesem Moment.
Wie die Kinder stürzten wir uns darauf, zumindest fühlte es sich so an.
„Oh, das ist viel besser! Hier ist eine Feder drin", sagte Fionn erfreut.
„Und ich habe so etwas wie Bänder aus Seide gefunden", erklärte ich angenehm überrascht.
„Fein, dann wissen wir ja jetzt, wo sich unsere Kiste befindet."
Nachdem Fionn das ausgesprochen hatte, richtete er sich wieder auf. Ich konnte es förmlich hören und war stolz, dass mein Gehörsinn immer besser funktionierte. Als ich einen Schritt nach vorne machen wollte, ertastete mein Fuß eine Matratze, die quasi im Boden eingelassen war und die mich ein wenig einsinken ließ. Doch Fionns Arm hielt mich plötzlich fest umschlungen.
„Bleib hier", flüsterte er. „Ich möchte, dass du dich vor mich stellst, Sienna."
Gleich sollte ich den Grund seines Anliegens erfahren.
„Ich fände es aufregend, wenn wir unsere Körper erstmal im Stehen ertasten", erklärte er, was ich zugegeben sehr reizvoll fand.
Ertasten, umgeben von totaler Dunkelheit. Eine Gänsehaut kroch über meinen Körper und ließ mich innerlich vor Aufregung zittern. Gleich würde ich feststellen, wie heiß er wirklich war.
„Da du die Dame bist, lasse ich dir gerne den Vortritt."
Seine Stimme klang einen Tick rauer als vorhin, was den Sexappeal jedoch um ein Vielfaches unterstrich. Mittlerweile wich meine anfängliche Nervosität einen ganz andern Gefühl; prickelnde Vorfreude mit einem Schuss Erregung. Trotzdem zögerte ich für einen kurzen Moment. Welche Stelle seines Körpers sollte ich zuerst erkunden? Als schien Fionn meine Unsicherheit zu bemerken, griff er nach meinen Händen und führte diese zu seinem Kopf. Meine Hände landeten direkt in seinen weichen Haaren, die sich unsagbar flauschig anfühlten. Es kitzelte und kribbelte in meinem gesamten Körper, als ich meine Finger vorsichtig und genüsslich durch sein Haar gleiten ließ.
„Oh, wow, du hast richtig viele, dichte Haare", entfuhr es mir.
„Schön, oder?"
„Ja, und ich würde jetzt gerne wissen, welche Farbe sie haben."
„Blond."
„Das klingt interessant, ich dachte nämlich, du seist rothaarig", gab ich offen zu.
„Wieso das denn?", fragte er perplex.
„Weil du Ire bist."
Fionn lachte. „Die wenigsten Iren sind rothaarig, lass dir das gesagt sein."
Vorsichtig nahm ich meine Finger aus seinen Haaren und ließ diese stattdessen langsam über sein Gesicht gleiten. Dabei schloss ich komischerweise meine Augen, obwohl ich sowieso nichts zu sehen vermochte. Aber ich bildete mir ein, mich auf diese Art und Weise besser konzentrieren zu können.
„Du trägst keinen Bart, das ist schon Mal ein Vorteil", meinte ich und spürte zum ersten Mal sein Lächeln. Ein Lächeln spüren zu können, war anders, als es zu sehen. Es ging irgendwie tiefer und ich verinnerlichte es zusehends. Er sah vermutlich sehr schön aus, wenn er lächelte. Langsam wanderten meine Finger zu seinem Kinn, umfassten dieses und dann stieß ich ein Seufzen aus.
„Oh Gott, du hast ein Grübchen im Kinn! Das ist total süß und sehr sexy", wisperte ich fasziniert.
„Es gefällt dir?"
„Wahnsinnig."
„Da bin ich aber froh."
Sein heiseres Flüstern regte meine Hormonproduktion gewaltig an. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und ließ meine Hände nun über seinen Oberkörper wandern. Dabei stellte ich fest, dass er zwar schlank wirkte, aber im Vergleich dazu breite Schultern besaß. Ein weiterer Pluspunkt, der Appetit auf mehr machte, war seine Brustbehaarung. Diese fühlte sich nicht zu extrem an, doch sie war vorhanden.
„Ich mag deine Brusthaare", flüsterte ich, während meine Hände langsam und bedächtig weiter nach unten wanderten. Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen, als ich seinen Bauch, mit den leicht ausgeprägten Muskeln ertastete. Er war einfach nur perfekt, genauso wie ich ihn mir gewünscht hatte. Der Gegenpol zu seinem flachen Abdomen bildete die langsam größer werdende Beule in seiner Boxershorts. Dass es sich um ein solches Kleidungsstück handelte, hatten meine Finger mühelos erkannt.
„Stopp", vernahm ich seine leicht gequälte Stimme an meinem Ohr. „Jetzt bin ich dran."
Gehorsam zog ich meine Hände zurück. Es schien, als hätten wir in der vollkommenen Dunkelheit unsere eigenen Regeln aufgestellt, die es zu beachten galt.
Fionns Finger durchkämmten meine langen Haare ganz vorsichtig, so als wollte er mir nicht wehtun. „Welche Farbe?", flüsterte er.
„Rot, also ein dunkles Rot", antwortete ich leise.
„Sind sie gefärbt oder echt?"
„Echt."
Plötzlich spürte ich seinen Atem in meinem Nacken und seine Arme, die meinen Körper näher an seinen drückten. Ganz leicht, sodass sich unsere Haut nur kurz berührte, dann ließ er mich wieder los. Doch dieser Kontakt reichte aus, um mich binnen Sekunden lichterloh brennen zu lassen. Ich ließ es zu, dass er den Verschluss des BHs öffnete, um weitere Erkundungen meines Körpers anzustellen. Sanft glitten seine Hände über meinen Busen hinweg und als seine Fingerkuppen auf Tuchfühlung mit meinen Brustwarzen gingen, zog ich hörbar die Luft ein.
Er machte mich heiß, richtig heiß. Doch so sehr ich mir wünschte, dass er weitermachen sollte, so schnell tastete er sich weiter nach unten. Mein flacher Bauch mit der winzigen Wölbung über dem Venushügel schien ihm zu gefallen.
„Du bist sehr schön, Sienna", hörte ich ihn flüstern, während der Daumen seiner linken Hand am Rand meines Strings entlangfuhr.
Genau in diesem Augenblick ertönte sein seltsames Summen.
„Das glaube ich jetzt nicht", seufzte Fionn.
Seine Stimme drückte eine Mischung aus Erstaunen und genervt sein aus.
„Es kann doch nicht sein, dass die Stunde schon um ist."
Auch ich reagierte mehr als überrascht, doch dann rekonstruierte ich kurz, welch lange Zeitspanne wir für die Erforschung des Raumes gebraucht hatten. Jetzt büßten wir dafür, obwohl es eigentlich Spaß gemacht hatte, den Black Room total auseinander zu nehmen.
Fünf Minuten blieben uns noch, doch um ehrlich zu sein hatte ich keine Lust auf einen Quickie, zumindest nicht beim ersten Mal mit ihm.
„Fionn", begann ich fast schon verzweifelt. „Es tut mir echt leid, aber ich..."
„Schon ok, Sienna", beruhigte er mich. „Wir werden beim nächsten Mal voll und ganz auf unsere Kosten kommen, davon bin ich überzeugt."
„Das ist jetzt echt blöd, wir haben jeder hundert Pfund in den Sand gesetzt."
„Haben wir das wirklich? Ich fand es schön, dich auf diese Art näher kennenlernen zu dürfen", wisperte er mit dunkler Stimme, die sofort wieder eine Gänsehaut über meinen Körper jagte.
Dieser Typ machte mich wirklich total verrückt. Es gelang ihm, mit mir und meinen Emotionen zu spielen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Das waren auf jeden Fall beste Voraussetzungen für unser nächstes Zusammentreffen.
„Sehen wir uns nächsten Freitag wieder?", fragte ich in die Dunkelheit hinein.
„Am Achtzehnten? Klar. Selbe Uhrzeit?"
„Einverstanden."
Nachdem ich meinen BH wieder angezogen hatte, stiegen wir über die Wendeltreppe hinab, um uns dort zu verabschieden. Seine Finger streichelten kurz meine Wange.
„Verrätst du mir noch die Farbe deiner Augen?", erkundigte er sich leise.
„Blau, und deine?"
„Auch blau."
„Ich liebe blaue Augen", seufzte ich schwärmerisch.
„Dann ist es ja gut." Fionns Lippen befanden sich ganz nahe an meinem Ohr, als er flüsterte: „Beim nächsten Mal bist du reif, Sienna."
Mein Herz klopfte so schnell, dass es fast aus meiner Brust heraussprang. Er war definitiv der Jackpot in diesem Swinger Club.
Zwei Minuten später stand ich in der Schleuse und zog mich an und weitere fünf Minuten später hatte ich einen neuen Termin mit Fionn in der Tasche, unseren Wunschtermin. Das würde eine ellenlange Woche werden, denn nun fiel es mir furchtbar schwer, auf ihn zu warten.
Gleich am nächsten Morgen telefonierte ich mit Gwenny, um sie über mein erstes Treffen zu informieren.
„Er heißt Fionn und ist Ire, eins achtzig groß, blonde Haare, blaue Augen, laut seinen Angaben und er hat eine mega sexy Stimme", sprudelte ich hervor.
„Und wie war der Sex?"
„Wir hatten keinen."
„Bitte was? Willst du mich verarschen?" Gwenny begann schallend zu lachen, da sie es für einen Scherz hielt.
Doch dann klärte ich sie genauestens auf.
„Ihr habt also fast eine Stunde zugebracht, euch diesen Raum anzuschauen und euch dann ein bisschen zu befummeln?", fragte sie lachend.
„Ja, und er fühlt sich gut an."
„Uhhhhh, also heiß?"
„Er ist mega heiß."
„Das klingt, als könntest du es kaum erwarten, deine Beine für ihn breit zu machen", bemerkte Gwenny trocken. „Ich habe gehört, irische Schwänze sollen besonders ausdauernd sein", fügte sie noch hinzu.
„Das werde ich nächste Woche testen", erklärte ich siegessicher. „Denn wir haben schon ein neues Date."
„Das klingt auf jeden Fall super, Sienna! Und es freut mich für dich."
„Gwenny, ich muss jetzt leider Schluss machen, denn ich bin bei Seth und Harvey zum Essen eingeladen. Du weißt, sie sich die zwei süßen Spießer anstellen, wenn ich nicht pünktlich bin", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr.
„Ok, kein Problem, wir können die Tage ja nochmal quatschen", kam es von meiner besten Freundin.
„Das machen wir."
Eine Stunde später saß ich bereits in der U-Bahn, welcher mich fast vor Seths und Harveys Wohnung absetzte. Die beiden lebten im Stadtteil Canada Water, unweit eines kleinen Yachthafens. Ich beeilte mich, die wenigen Schritte von der U-Bahn Station bis zu dem Haus zu gehen, in dem sich das großzügige Apartment der beiden befand.
Seth, der mich um zwanzig Zentimeter überragte, begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung und den Worten: „Komm rein, Schwesterchen, Harvey steht noch in der Küche, um die Soße fertig zu machen. Aber der Tisch ist schon gedeckt."
Es duftete herrlich nach Essen und nachdem ich meine Jacke an der Garderobe aufgehängt hatte, schlich ich mich in die Küche, um Harvey zu beobachten, der mit einer giftgrünen Schürze bekleidet am Herd stand und hochkonzentriert die Soße umrührte. Als er meine Anwesenheit bemerkte, begann er zu strahlen.
„Sienna, meine Zuckerpuppe! Komm her und lass dich umarmen!"
Er drückte und küsste mich, bis ich kicherte und sagte: „Harvey, deine Soße brennt an, wenn du nicht aufpasst!"
„Ach herrje!" Flink wie ein Wiesel stürzte der Lebensgefährte meines Bruders zum Herd, um schnell den kleinen Topf von der Flamme zu ziehen.
„Alles gut, nichts passiert", sagte er grinsend. „Das Essen ist somit fertig, du kannst dich an den Tisch setzen, Sienna."
Wie immer breitete sich ein akkurat gedeckter Tisch vor meinen Augen aus. Messer, Gabel, Löffel, alles wurde stets sauber und ordentlich angeordnet. Harvey hatte bereits Servietten mit einem winterlichen Motiv aufgelegt, dicke Schneemänner, die allesamt rote Pausbäckchen besaßen. Es entzog sich meiner Kenntnis, wo er diese aufgetrieben hatte. Als ich den ersten Löffel der Kürbiscremesuppe kostete, verdrehte ich genießerisch meine Augen.
„Hm, das schmeckt lecker", lobte ich den Koch.
„Dann hau rein", meinte Seth augenzwinkernd.
„Erzähl mal, Sienna, wie war deine Woche?", begann Harvey die Unterhaltung am Tisch.
Sofort dachte ich die gestrige Nacht im Swinger Club, doch ich beherrschte mich, einen Ton davon zu erzählen. Seth hätte mich vermutlich ohne Gewissensbisse aus seiner Wohnung gejagt, denn er war super spießig, was solche Dinge anging.
„Sie war ganz ok, ich habe viel Arbeit im Moment", antwortete ich deshalb neutral.
„Du arbeitest zu viel, Schätzchen", warf Harvey ein. „Gönne dir doch mal eine Ruhepause und such' dir einen netten Kerl, der dich verwöhnt. Übrigens macht es im Dunkeln besonders viel Spaß, das haben Seth und ich gestern getestet."
Unter Aufbietung meiner gesamten inneren Kontrolle gelang es mir, die Kürbissuppe nicht quer über den Tisch zu spucken. Wenn die beiden wüssten, dass ich gestern meine ganz eigenen Erfahrungen in der Dunkelheit hatte machen dürfen, würde ich einer Nutte gleichgestellt werden.
„Lass mal, ich arbeite gerade auf meine Beförderung hin", erklärte ich, nachdem ich die Suppe hinuntergewürgt hatte.
„Kann man denn schon gratulieren?", erkundigte sich Seth.
„Nein, noch nicht. Das wird erst Anfang Januar bekannt gegeben, aber ich habe echt gute Chancen", erklärte ich zuversichtlich.
„Es ist schön, das etwas Anständiges aus dir geworden ist", meinte Seth zufrieden.
Ich verstand seine Äußerung durchaus, denn er griff mir unter die Arme, als ich von der Schule abging, da unsere Eltern sich zu diesem Zeitpunkt bereits aus London verpisst hatten. Zwar zog ich nahtlos vom Internat ins College, doch die Ferien verbrachte ich meistens bei Seth, was uns beiden sehr viel Spaß brachte. Während dieser Zeit war er schon mit Harvey zusammen, wir bildeten seitdem eine Familie, die zusammenhielt. Jeder von uns ging seinem Beruf nach aber wir trafen uns in regelmäßigen Abständen, und feierten auch alle Geburtstage, sowie Weihnachten und Ostern zusammen. Oftmals war Gwenny mit dabei, die von beiden abgöttisch geliebt wurde.
Ich verbrachte einen wunderschönen Nachmittag und Abend bei Seth und Harvey, denn Letzterer verwöhnte uns noch mit Tee und selbstgebackenem Kuchen, sowie seinem berühmten Nudelauflauf, den es zum Abendessen gab. Harvey war von Beruf Konditor, außerdem kochte er leidenschaftlich gerne. Seth bildete als Computerspezialist den krassen Gegenpol zu seinem Freund. Vielleicht ergänzten sich die beiden deshalb so gut. Auf jeden Fall gingen sie sehr liebevoll miteinander um obgleich ich fand, dass Seth seinen Freund manchmal unnötig herumkommandierte. Doch das war nicht mein Problem, schließlich mussten die beiden es miteinander aushalten.
„Vergiss bitte nicht, am ersten Feiertag pünktlich um ein Uhr hier zu sein", ermahnte Harvey mich, bevor ich mich am späten Abend verabschiedete.
„Kein Problem, ich werde es mir merken", erwiderte ich und lief anschließend schnell zur U-Bahn.
Ich kam mir vor, wie eine überfüllte Mülltonne. Morgen musste ich unbedingt das Fitnessstudio aufsuchen, um die Kalorien, welche ich heute zu mir genommen hatte, abzutrainieren. Denn jetzt wo ich ein neues Date mit Fionn im Black Room ausgemacht hatte, wollte ich keine überflüssigen Kilos ansetzen. Ständig spukte der Ire in meinem Kopf umher und ich konnte es kaum erwarten, bis die kommende Woche sich dem Ende zuneigte. Glücklicherweise ging diese sehr schnell vorüber, da sich vor Weihnachten die Arbeit immer stapelte.
Als ich am Freitagabend das Büro verließ, machte ich gedanklich drei Kreuze. Nun befand sich mein Date in greifbarer Nähe. Zuhause angekommen, aß ich ein Sandwich und begab mich dann ins Badezimmer, nachdem ich noch kurz mit Gwenny telefoniert hatte. Sie wünschte mir viel Erfolg und vor allem viel Spaß bei meinem Date und ich wünschte ihr im Gegenzug viel Spaß mit Tony, der am Wochenende mal wieder in London vorbeischaute.
Das Duschen mit Haare waschen, föhnen und stylen, nahm rund eineinhalb Stunden Zeit in Anspruch. Für den heutigen Abend hatte ich meine rote Unterwäsche herausgesucht. Noch immer musste ich darüber grinsen, wie sorgfältig ich diese auswählte, obwohl Fionn sie nicht sehen konnte. Trotzdem fragte ich mich, ob er wohl in dieser Hinsicht auf Rot stand. Wenn ja, würde es ihn auf jeden Fall anmachen, denn eines hatte ich bei unserem ersten Date selbst festgestellt: Die Einbildungskraft in der Dunkelheit war enorm.
Pünktlich um zwanzig vor zwölf stand ich mit klopfendem Herzen vor dem Eingang zum Swinger Club. Das Eintreten in die Schleuse erfolgte dieses Mal fast schon routiniert, ebenso das Betreten des Black Room. Jetzt war ich kein Neuling mehr, heute würde es zur Sache gehen. Als die Tür sich geräuschlos hinter mir schloss, und ich von der fast schon vertrauten Schwärze umhüllt wurde, spürte ich ein immenses Prickeln in mir aufsteigen.
„Fionn?" Ich hörte genau, dass er sich bereits im Raum befand, denn meine Ohren nahmen seine leisen Schritte wahr, die sich langsam näherten.
Ich drehte den Kopf in die Richtung, aus welcher er nun kommen musste und plötzlich stoppten die Schritte.
„Sienna?" Da war es wieder: Dieses Besondere, wenn er meinen Namen aussprach, gepaart mit seinem sexy irischen Akzent.
Doch dann passierte etwas, womit ich niemals gerechnet hatte. Ohne Vorwarnung wurde ich gepackt und auf die Matratze geschleudert. Er besaß wirklich Bärenkräfte und im ersten Augenblick blieb mir fast die Luft weg.
„Fionn", keuchte ich erschrocken, darauf hoffend, dass er gleich etwas sagen würde.
Kurz darauf spürte ich seinen heißen Atem in meinem Nacken, sowie seine Erektion an meinem Rücken. Und obwohl er noch seine Boxershorts trug, ahnte ich, dass es nur eine Frage von Sekunden sein würde, bevor wir übereinander herfielen wie läufige Hunde.
„Baby", Fionns Stimmeklang rau und lustvoll. „Jetzt bist du reif."
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Nun, hättet ihr gedacht, dass es bei der ersten Begegnung nicht zum Sex kommt? Ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß beim Lesen.
LG, Ambi xxx
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