60. Kapitel/Epilog🍁
Wohlige Wärme umfing ihn. Fühlte sich wie in Watte gepackt, kein Geräusch drang zu ihm durch. Seine Augenlider fühlten sich schwer wie Beton an, ebenso wie jedes andere seiner Glieder. Nur langsam rasselten die Erinnerungen auf ihn ein, die anfangs noch schwach an ihm abprallten. Doch der Realität konnte man nunmal nicht entkommen, dass sah auch Joshua ein, der erschrocken Luft holte und die Augen aufriss.
Er konnte jedoch nicht mal richtig die Decke anschauen, da kniff er vor Schmerz seine grünen Augen wieder zu und brachte ein heiseres, schmerzerfülltes Stöhnen heraus. Seine Hand fuhr zitternd über sein Gesicht, ehe es wieder müde auf die weiche Unterlage zurückfiel. Er fühlte sich so unglaublich müde und erschöpft, doch an Schlaf konnte Joshua erst garnicht denken.
Der Kampf, die Shadows, Kazel. Alles drang wieder in seinen Kopf, jede Erinnerung, jedes Gefühl. Bis hin zu dem blutenden Tyler in Miss Kessie's Hütte. Joshua's Atem ging automatisch schneller und flacher, als er an seinen Freund dachte. Trotz der Schmerzen wagte Joshua sich, seine Augen zu öffnen, die jedoch fast sofort erschöpft nach hinten rollten.
Als er dann neben sich auf dem Bett ein rascheln und atmen hörte, wurden seine Augen schnell tellergroß. Er drehte langsam seinen Kopf nach links und erkannte dann einen altbekannten Braunhaarigen, dessen Brust umhüllt in mehrere Lagen von Verbänden war. "T-Tyler?", krächzte er leise, konnte garnicht fassen, dass Tyler neben ihm lag und friedlich schlief.
"O-Oh Gott", fluchte er leise und streckte seine Hand ein wenig, die ganz sanft Tyler's berührte. "Tyler...", hauchte er erneut leise und fing im nächsten Moment an zu husten. Langsam setzte der Schwarzhaarige sich auf, obwohl sich alles um ihn herum drehte. Zitternd hob Joshua seine Hand erneut und ließ sie langsam auf Tyler's Brust nieder, die sich gleichmäßig hob und senkte.
Ihm stiegen die Tränen in die Augen, als er sich vorsichtig an den Größeren kuschelt und seinen Arm um ihn schlang. Joshua drückte sein Gesicht gegen Tyler's Schulter und atmete seinen Duft ein. Leise entkam ihm sogar ein schluchzen, weil er so erleichtert und glücklich war, dass der Zauber wohl gewirkt hatte.
Sein Arm strich sanft über Tyler's Seiten und eines von Joshua's Beinen lag zwischen Tyler seinen. "Tyler?", fragte Joshua nach wenigen Minuten, schniefte leise gegen Tyler's Hals und rieb seine Nasenspitze kurz an seiner Haut. Als er dann ein raues und tiefes Brummen als Antwort bekam, setzte er sich erneut auf und starrte seinen Freund aus großen Augen an.
"Tyler? Tyler bist du wach? Ty? Tyty? Tyler?", fragte Joshua aufgeregt, seine Lippen waren zu einem breiten Grinsen geformt. Behutsam schüttelte er ein wenig an Tyler's Schulter. "Mhhh?", antwortete Tyler, ohne sich zu bewegen oder seine Augen zu öffnen.
"Aufwachen, wach bitte auf", murmelte Joshua leise und musterte Tyler's Gesicht, biss sich dabei ein wenig auf die Lippen. Langsam flatterten Tyler's Augenlieder müde auf und zum Vorschein kamen seine strahlend-blauen Augen. Sofort lehnte Joshua sich zu ihm runter und ließ ihre Lippen aufeinanderprallen. Ihre Finger verflochtenen sich ineinander und lagen neben Tyler's Kopf. "Du lebst!", quietschte der Kleinere fast schon und unterbrach den Kuss kurz um seine Nase gegen Tyler's Wange zu pressen. "Du lebst, Gott sei dank du lebst", murmelte Joshua weiter und spürte, wie Tyler seine Arme langsam um ihn legte.
"Scheinbar", bekam er leise lachend zurück. "Damit hätte ich definitiv nicht gerechnet", fügte er noch hinzu und gab seinen Freund einen Kuss auf die Nasenspitze, als Joshua sich zurücklehnte. "Fenna und so haben versucht dich zu retten und das hat wohl nicht ganz geklappt und dann ist Fenna zu mir gerannt und meinte ich könnte dich retten und-und ich hab die Shadows besiegt und ich konnte dich retten!", erzählte der Grünäugige aufgeregt und überschlug sich beinahe selber bei seinen schnellen Worten. Wild gestikulierte er dabei mit seinen Händen.
"Ich hab doch gesagt, dass du das schaffst Joshua", lächelte Tyler und setzte sich auch langsam auf, wobei Joshua ihm dabei ein wenig half. Erst dann musterte der Jüngere seine Umgebung. Er erkannte das Zimmer jedoch nicht sofort, da er erst einmal zuvor drinnen war. Das ehemalige Schlafzimmer seiner Mutter.
Beide drehten gleichzeitig ihren Kopf zur Tür, als sie hörten, wie Schritte und Stimmen näher kamen. Noch bevor jemand etwas sagen konnte wurde die Schlafzimmertür aufgewacht und Fenna kam mit Laubfall im Schlepptau ins Zimmer. Beide unterbrachen ihre Unterhaltung, als sie bemerkten, dass Tyler und Joshua aufgewacht waren. "Endlich!", Fenna grinste breit und klatschte begeistert in ihre Hände. "Ich dachte schon, ihr wacht nie mehr auf! Zwei Tage habt Ihr Faulpelze durchgeschlafen!", berichtete sie und eilte zum Bett.
"Ganze zwei Tage?", Joshua klappte der Mund auf. "Ja. Du hast dich ganz schön überanstrengt Joshi, aber ich bin so froh, dass es euch gut geht! Habt ihr irgendwelche Beschwerden? Übelkeit? Schwindel?", erkundigte die Blondine sich, als ein kleiner Wolfswelpe durch die Tür tapste. "Mein Baby!", rief Joshua begeistert und ignorierte Fenna, hörte wie Tyler hinter ihn leise seufzte. Joshua lehnte sich ein wenig über's Bett, der Welpe bemerkte ihn und rannte unbeholfen auf ihn zu, weshalb der Schwarzhaarige ihn schlussendlich hochhob und auf das Bett absetzte.
"Ich hab dich so vermisst!", redete er zu dem Welpen und streichelte ihn, verwendete seine gesamte Aufmerksamkeit für das kleine Fellbüschel. "Mir geht's gut soweit und Joshua scheinbar auch", antwortete Tyler dann endlich mal Fenna, die nun weitaus besser und gesünder schien, als noch vor wenigen Tagen. "Sehr gut! Ich werde nachher dann mal deine Wunde untersuchen. Miss Kessie ist ziemlich beschäftigt mit den vielen Verletzten und alle, die die Schlacht halbwegs gut überstanden haben, sind mit den ganzen Reparaturen beschäftigt. Also auch Kato, Taro und Mirana."
Joshua konnte nichts weiter als von einer Wange auf die andere zu Grinsen. Er war so verdammt glücklich und erleichtert, dass jeder von seinen Freunden und auch Tyler die Schlacht überlebt hatten.
"Unser kleines Baby", Joshua hob den Welpen erneut auf und hielt ihn direkt vor Tyler's Gesicht, das daraufhin sofort fröhlich abgeleckt wurde. "Der Welpe schläft definitiv nicht bei uns im Bett", stellte Tyler sofort klar und nahm seufzend den Welpen in seine Hände. "Gibt es sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?", fragte der zweite Anführer, während seine Hand über das Fell des Wolfes glitt. "Mmhh", Fenna biss sich kurz auf ihre Unterlippe, als schien sie sich nicht sicher zu sein.
Schlussendlich drehte sie ihren Kopf ein wenig und schob ihre Haare zur Seite, präsentierte Ihnen somit einen großen, auffälligen Knutschfleck am unteren Ende ihres Halses.
Diesmal klappte nicht mir Joshua's Mund sondern auch noch Tyler's zur selben Zeit auf. "Ist das also...", versuchte Joshua zu fragen und tippte auf seinen eigenen Knutschfleck am Hals. "Genau", Fenna grinste die beiden breit an und verdeckte ihren Knutschfleck wieder hinter ihren blonden Strähnen. "Und... und wer?", fragte der Engländer weiter, war ein wenig überrumpelt. Damit hatte er definitiv nicht gerechnet.
"Wer wohl", Tyler verdrehte seine Augen und schaute Joshua an. "Kato", sprachen er und Fenna zur gleichen Zeit, weshalb selbst Laubfall eine seiner buschigen Augenbrauen nach oben zog. "Also das heißt dann, dass ihr auch-", Joshua unterbrach sich selbst, presste die Lippen aufeinander und wurde knallrot. "Okay, anderes Thema", ging Tyler dazwischen, der sich auch bessere Themen zum Reden, direkt nach dem Aufwachen, vorstellen konnte.
"Na gut, ich werde jetzt nochmal gucken, ob Miss Kessie meine Hilfe braucht. Laubfall ist Gestern gekommen, um uns auch bei den Verletzen zu unterstützen, also wird er sich größtenteils um deine Wunden kümmern", verabschiedete Fenna sich schlussendlich von den den Beiden. "Und ach ja! Tyler, für dich gilt definitiv viel Bett- und Ruhezeit! Und das für die nächsten Tage, also wage es dich aus diesem Bett oder geschweige denn aus diesem Haus zu treten!"
~*~*~*~
In den nächsten Tagen ließ Joshua's gute Laune tatsächlich stark nach. Tyler konnte zwar inzwischen wieder das Haus verlassen und das Lager, und vor allem die Häuser, waren auf gutem Wege, aber trotzdem wusste Joshua, dass er sich vermutlich entscheiden musste. Er musste zurück in seine Welt, zurück zu seinem Vater. Doch das letzte was er wollte war, sich von Tyler zu verabschieden. Besonders nicht nach allem, was passiert ist.
Vielleicht würde er es wie seine Mutter tun und mit einem Fuß in beiden Welten stehen, aber irgendwas sagte ihm im Inneren, dass das keine gute Idee wäre. Als seine Mutter krank wurde, musste sie sich auch entscheiden und sie entschied sich für ihre Familie. Für Joshua und Oliver. Früher oder später musste man sich nunmal entscheiden und für Joshua war es nunmal früher.
"Hey, alles okay?", Joshua zuckte zusammen, als Tyler vor seinem Blickfeld erschien und an seiner Schulter rüttelte. Er saß in dem kleinen Wohnbereich von Johannas' Hütte, in der Tyler und Joshua die letzte Zeit geschlafen hatten. "Ja alles gut", Joshua lächelte seinen Freund leicht an. "Hab nur nachgedacht", winkte Joshua ab, doch Tyler ließ nicht locker. "Und an was?", erkundigte er sich besorgt und setzte sich neben Joshua auf das Sofa.
Joshua seufzte leise und lehnte sich weiter nach hinten. "Ich weiß nicht was ich tun soll", antwortete er dann ehrlich, ohne Tyler anzuschauen. "Ich muss zurück zu meinem Vater, umbedingt. Aber was ist mit dir? Oder mit unserem Kind, mit klein-Jyler?", fragte Joshua verzweifelt.
"Also erstmal ist der Welpe nicht unser Kind und ich kann immer noch nicht fassen, dass du ihn diesen komischen Namen von Mirana gegeben hast. Aber ich versteh dich", antwortete Tyler und musterte den Kleineren liebevoll von der Seite. "Und ich werde dir jetzt schonmal sagen, dass es mir egal ist, für welche Seite du dich entscheidest. Egal, welche Welt du nimmst, du hast nämlich das da-", Tyler schnipste einmal grinsend gegen Joshua's Knutschfleck. "Und das bedeutet, dass du mich jetzt nicht mehr los wirst."
Joshua lachte leise daraufhin und lehnte seinen Kopf gegen Tyler's Schulter. "Ich möchte erstmal mit meinem Vater reden, du kannst ja mitkommen oder so... alles was danach kommt, wird sich schon irgendwie ergeben", meinte der Schwarzhaarige und Tyler nickte zustimmend, legte einen Arm um ihn.
Keiner der beiden wusste, was die Zukunft so mit sich bringen würde, aber das spielte auch absolut keine Rolle. Egal wo sie enden würden, sie wären immer zu zweit. Naja, zu zweieinhalb, wenn man den kleinen Welpen Jyler mitzählte.
Und das war alles, was sie jemals brauchen würden.
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ES KOMMT JETZT NOCH EIN NACHWORT, WÜRDE MICH WIRKLICH FREUEN, WENN IHR DEN LESEN WÜRDET :)
Over and Out!
Vik xx
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