59. Kapitel🍁
"Schneller!", Fenna und Kato hechelten wie die Hunde, wichen vor den Schwerthieben der Shadows aus und rannten durch das einst so friedliche Lager. "Sie werden... Sie werden hier irgendwo sein!", rief die Blonde dem Größeren zu. Ihre Haare, die eigentlich zu einem Zopf zusammengebunden waren, klebten nun voller Dreck und Blut an ihrer Stirn.
"Vielleicht auf dem Marktplatz!", bekam sie leise als Antwort mit und wurde im nächsten Moment an Kato's Brust gedrückt. Ganz knapp zog der ältere Zwilling sie zurück und schlug im nächsten Moment auf den Feind, der Fenna fast in zwei geteilt hätte. "Pass besser auf", meinte Kato dann nur und entzog dem toten Shadow sein Schwert, schaute dann kurz die Kleinere an, die ihm bloß zunickte. "Ja... danke."
Zusammen sprinteten sie durch die kleinen Straßen und schlängelten sich ihren Weg zum Herz des Lagers. Dem Marktplatz. "Joshua?! Tyler?!", schrie Fenna so laut es ging über die grollende Menge hinweg. "Da!", antwortete Kato und zog Fenna etwas harsch zur Seite, legte dabei noch einen weiteren Shadow um und entdeckte dann Kazel, der direkt neben Tyler stand und zu Joshua blickte. Beiden blieb kurz die Luft weg, als sie ihren zweiten Anführer leblos auf dem Boden liegen sahen.
"Warte!", Kato zog sie erneut zurück, als Fenna sich auf Tyler stürzen wollte. "Was warum?!", doch eine Antwort bekam sie nicht.
Nur sehr mühsam, schaffte Joshua es, sich wieder aufzustellen. Sein Blick wich kein einziges Mal von dem blutenden Tyler.
Kazel drehte sich mit einem süffisanten Grinsen wieder zu Joshua um, dessen Beine immer noch wie eingefroren waren. Als der Shadow dann mit gemächlichen Schritten auf den Schwarzhaarigen zu ging und sich vollkommen auf diesen konzentrierte, schlich sich Kato zu Tyler hinüber und zog Fenna dabei mit sich. Zähneknirschend riss die Blondine ein Stück ihres Oberteils ab und presste es auf Tyler's Wunde. Kato betrachtete den Körper seines zweiten Anführer und drehte dann seinen Kopf herum, zog im nu sein Schwert hervor und wappnete sich auf einen der missratenen Hybriden, der geradewegs auf die beiden zustürmte. „Wir müssen ihn hier wegbringen! Lange hält er nicht durch!" rief sie Kato zu, der den Feind niedersteckte und in den Staub fallen ließ. Kato nickte wortlos und hob Tyler vorsichtig hob. „und wohin?", fragte er dann zu der Blondine. „zu Miss Kessie's Hütte!", Fenna zeigte auf das Haus der Magierin, das man über der Menge hinweg schwach erkennen konnte. Schnell eilte sie mit Kato im Schlepptau zu dem Haus. „Und was ist mit Joshua?", fragte Kato sich laut. „Ich vertrau ihm, er schafft das schon! Komm jetzt, Miss Kessie wird bestimmt etwas in ihrem Lager haben!", kaum rannten sie um die nächste Ecke, durch das Gewusel und dem Schlachtfeld, da eilten auch bereits Taro und Mirana außer Atem ihnen entgegen.
„Es sind so verflucht viele, wir- was ist passiert?", Mirana unterbrach sich geschockt selbst, als sie Tyler in Kato's Armen bemerkte. „Erzähl ich nachher, Mirana komm mit rein, Taro pass' du auf, dass kein ungebetener Gast in die Hütte kommt okay?", befahl Fenna hektisch und lotste ihre beiden Freunde in die Hütte der Magierin. Direkt nachdem Kato Tyler's Körper auf den Boden abgelegt hatte, stürzten sich die beiden Frauen auf ihn. „So viel Blut!" rief Mirana, verfiel kurz in einen Schockzustand, als Fenna Tyler's Oberteil aufriss, um die Wunde betrachten zu können. „ Ich weiß verdammt!", antwortete die Jüngere gereizt und drückte ihre bereits mit Blut getränkten Hände an die Wunde. „Jetzt tu doch was Fenna!"
"Ich geb ja schon mein bestes!", schrie Fenna überfordert und presste den Fetzen ihres Kleidungsstückes gegen Tyler's Wunde. "Er verliert soviel Blut! Mirana komm her!", befahl Fenna, die ersten Tränen verließen ihre Augen. Mirana schaute kurz zu Fenna, dann zu Taro. Sie nickte ihm schnell zu und rannte dann zu Fenna, ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. "Drück' den Stoff gegen die Wunde, ich hol die richtigen Kräuter! Kato, versuch' Tyler wachzuhalten!"
"Taro kommt's du zurecht?!", während Fenna Miss Kessie's Lager durchrannte und Mirana ebenfalls ihrer Aufgabe nachkam, schaute Kato besorgt zu seinem Bruder. "Ja!", bekam er sogleich als Antwort. Einer von den Missgestalten der Shadows rannte auf den jüngeren Zwilling zu, doch ehe dieser überhaupt die Tür erreicht hatte, steckte Taro's Schwert bereits in seiner Brust.
"Tyler, verflucht", Kato wand sich nun an den Schwerverletzten und klatschte ihm kurz eine. "Komm schon, ich dachte du wärst so ein toller zweiter Anführer", Kato versuchte ihn ein wenig wachzurütteln und schlug dann erneut mit seiner Handfläche Tyler's Wange. "Fenna!", schrie Mirana, sowohl der Stoff als auch ihre Hände waren blutgetränkt inzwischen. "Alles ist voller Blut!"
"Ich bin da, ich bin da!", Fenma kam um die Ecke zwischen den Regalen herangestürmt und ließ sich neben ihr fallen. "Zerstampf' das darin und füll' das dann in den Becher hier. Tyler muss das sofort trinken, ich kümmer' mich um die Wunde!", ohne weiteres nickte Mirana überfordert und fing an in der Holzschale das getrocknete Kraut zu zermalmen.
Im nächsten Moment ertönte ein lautes Krachen, das jeden zusammenzucken ließ. Dann ein lauter Schrei von Joshua und ein zweites Donnern. "Taro!", schrie Fenna Ihrem Freund zu. "Was passiert da draußen, bei den Göttern?!", sie öffnete mit den Zähnen den Verschluss der Glasflasche, die sie mitgenommen hatte und riss ein zweiten Stofffetzen von ihrem Oberteil ab. "Keine Sorge Fenna!", rief Taro zurück. "Joshua hat alles unter Kontrolle! Zumindest alles außer sich selbst!", zwar verstand Fenna nicht ganz die Bedeutung der Worte, jedoch war sie zu sehr damit beschäftigt Tyler zu retten um weiter darüber nachzudenken.
Draußen währenddessen machte Kazel's Kopf in regelmäßigen Abständen Bekanntschaft mit der steinigen Mauer von einem der vielen Häuser. Der Engländer hatte den Anführer der Shadows rücksichtslos am Hals gepackt und drückte ihn immer wieder mit voller Wucht gegen die Wand hinter ihm. Seine sonst so grünen Augen waren in ein starkes blau getränkt, ebenso wie seine Hände. Definitiv hatte Kazel nicht damit gerechnet, dass der kleine Junge soviel Kraft und Stärke in sich hatte, ausgelöst bei dem tiefen Stoß in Tyler's Brustkorb. Zwischen der tiefen Trauer, der Wut und dem Verlust in Joshua's Herzen hatte sich der Achtzehnjährige noch nie so mächtig und stark gefühlt. Allein mit einer Hand hob er Kazel mitsamt seiner schweren Rüstung hob und ließ ihn erneut gegen die Mauer prallen, die an einigen Stellen bereits anfing zu bröckeln.
So vieles schwirrte in seinem Kopf herum, so vieles, das er dem Shadow an den Kopf werfen wollte, doch gleichzeitig fühlte sich Joshua's Kopf wie leergefegt an. Kein einziges Wort verließ seine Lippen, selbst als er mit der zweiten Hand ausholte und dem Anführer mitten ins Gesicht schlug. Kazel war schon längst sein süffisantes Grinsen wie aus dem Gesicht gewischt.
"Sein Puls wird schwächer Fenna, es wirkt nicht!", rief Mirana, auch sie weinte bereits und fühlte Tyler's Herzschlag nach. "Ich kann nicht mehr tun!", antwortete Fenna hilflos. "Du hast doch soviel Zeit mit Miss Kessie verbracht!", mischte sich nun auch Kato ein. „Zeit hin oder her, ich bin kein Magier verflucht!" Fenna raufte sich ihre Haare, ehe ihre Gesichtszüge kurz entglitten. „Magier, Magier... Wir sind so dumm!", Fenna schlug sich ihre Hand vor die Stirn.
"Kato!", rief sie dann dem Älteren rasch zu, "beweg' deinen hübschen Hintern verflucht nochmal hierhin!", fluchte sie und winkte Kato zu sich. Es passierte in diesem einen kleinen Herzschlag, als ihre Augen sich für eine Sekunde trafen und sofort Bescheid wussten. Es war nur ein kleiner Augenblick, doch eine gefühlte Ewigkeit für Beide. Schnell schüttelte Fenna sich und schaute zu Tyler. "Drück' auf die Wunde! Bin gleich wieder da!", im nächsten Moment sprang die Blondine bereits auf, streifte an Kato vorbei und rannte wie vom Teufel besessen aus der Hütte, an dem verwirrten Taro, vorbei.
So schnell ihre Beine sie tragen konnten, rannte sie zum überfüllten Marktplatz, der voll von Kämpfenden und Toten war. Allerdings ignorierte sie alle um sich herum und fixierte den großen Anführer der Shadows, der durch die kleine Menge gut zu erkennen war. Ein letztes Mal man sie ihre Kraft zusammen und sprintete zu Joshua und Kazel. „Joshua!", rief sie so laut sie konnte, ihre Lungen schrieen bereits wieder nach Luft, als sie wenige Meter von ihnen entfernt stehenblieb. „JOSHUA!", schrie sie erneut und legte schlussendlich eine Hand auf seine Schulter.
Joshua zuckte zusammen und drehte sich ein wenig zu Fenna um, sein wütender Gesichtsausdruck entglitt langsam. „Schick' diese Biester bei den Göttern verflucht nochmal in die Unterwelt!", sprach sie eindringlich auf ihn ein. „Der Tod wäre zu gnädig für sie", fügte sie noch mit einem düsteren Blick zu Kazel hinzu. Joshua nickte langsam, als hätte er dies komplett vergessen und ließ den Anführer los, entfernte sich einen Schritt von ihm. Bevor Kazel überhaupt Luft holen konnte, verstärkte sich die Magie tief in Joshua's Herzen und bündelte sich in seinen Gedanken. Joshua richtete seine Hand nach oben in Richtung Kazel, der sofort seine Hand um seinen eigenen Hals legte, als er urplötzlich keine Luft mehr bekam. Der Boden fing an zu wackeln und zu beben. Fernab hörte er sogar ein Gewitter laut grollen und donnern, als würde die Natur wissen, wie Joshua sich gerade im Inneren fühlte. In einem Schwung fiel Joshua's Hand wieder nach unten und ehe man sich versah, schrie Kazel schmerz- und qualvoll auf und prallte auf den Boden. Zurück blieb nur Asche. Der Himmel füllte sich mit den Schreien der anderen Shadows, die das gleiche Schicksal erlitten wie ihr Anführer.
Die einblauen Augen verschwanden wieder und Joshua torkelte einen Schritt zurück, als hätte ihn jemand geschlagen. Der Schwarzhaarige schloss kurz seine Augen und brachte ein kleines 'Mhh' heraus, während seien Hände über sein Gesicht fuhren. „Joshua du musst jetzt bestimmt müde sein, aber leider brauch ich dich jetzt nochmal dringend", sprach Fenna widerwillig und nahm den Jungen helfend zur Hand, zog ihn fast schon mit sich. „Tyler lebt nämlich noch und du kannst ihm am ehesten von uns helfen", erklärte sie und sofort riss Joshua seine Augen auf. „Was, wie? Wo ist er?", fragte er hektisch und rannte hinter Fenna zu Miss Kessie's Haus her.
Kaum waren sie in der Hütte angekommen, schmissen sich beide praktisch schon auf den Boden neben Tyler. „Joshua hilf ihm bitte!", sprach Mirana schniefend, die so sehr mit Tyler beschäftigt war, dass sie nicht mal bemerkt hatte, dass der Kampf zu Ende war. Joshua starrte nur wie benommen auf die Wunde und versuchte sich verzweifelt an die Worte zu erinnern, die er damals bei dem verletzten Hirsch im Wald angewendet hatte. „Ähm, ähm, äähh", brachte er panisch heraus und drückte seine Hände an Tyler's Brust. „O-Orum... orum iusus äähhhm", stotterte er vor sich hin, seine Sicht verschwamm etwas vor Müdigkeit, weshalb er die Augen schloss. „Orum iusus Templora quertum! Orum iusus Templora quertum!", fiel ihm dann wie Schuppen von den Augen und schrie diese Worte quer durch den Raum. Der Zauber setzte wie auf Befehl ein und jeder im Raum zog gespannt die Luft ein, selbst Taro, der an dem Türrahmen nach draußen lehnte.
Seine Hände glühten hell auf, ebenso wie Tyler's Wunde, alles wurde glänzend weiß und strahlend, sodass die anderen kaum hinsehen konnten. Leider wurde Joshua schon bereits am Anfang des Zaubers schwarz vor Augen und kippte deshalb bewusstlos direkt neben Tyler zur Seite um.
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Das nächste Kapitel ist dann das letzte Kapitel/der Epilog! Wollt ihr den heute noch oder erst Morgen? ^^
Over and Out!
Vik xx
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