58. Kapitel🍁


Es war die erste Nacht nach dem Bündnis von Tyler und Joshua, als die beiden wieder in Tyler's Bett lagen. "Tyler", brummte Joshua leise. "So sehr ich es auch genieße, dass du kuscheln willst, aber wenn deine Hand nicht bald mal ein wenig weiter nach oben rutscht, schneid' ich sie dir ab", antwortete er ernst mit geschlossenen Augen gedämpft gegen Tyler's Brust. "Ich will den Shadows nur ungern humpelnd begegnen."

"Am liebsten wär's mir, wenn du ihnen garnicht begegnen würdest", antwortete der Größere und rutschte tatsächlich mit seiner Hand nach oben zu Joshua's Hüfte. "Wäre mir tatsächlich auch lieber", bekam er seufzend als Antwort. Nachdenklich strich Joshua mit seinen Fingerspitzen Tyler's Oberarm. "Hoffentlich werde ich meinen Vater Wiedersehen. Er wäre sonst ganz allein und würde nichtmal wissen, was mit mir überhaupt passiert ist."

Tyler drehte sich daraufhin in wenig, ließ die Decke hinunter zu seinem Becken gleiten und zog den Jüngeren mit einem Ruck auf seine Brust, sodass sie sich nun wieder in die Augen sahen. "Natürlich wirst du das", sprach Tyler ruhig, als wäre es selbstverständlich, doch beide wussten, dass es das definitiv nicht war. Traurig wanderten Joshua's Augen hinunter auf Tyler's gut erkennbares Steißbein. "Ich will nicht sterben. Ich will... Ich will, dass niemand stirbt.", Tyler seufzte leise als Antwort, klang ebenfalls ein wenig bedrückt und zog Joshua noch ein wenig näher an sich heran.

"Es wird alles gut, du wirst nicht sterben."
"Woher willst du das wissen?"
"Ich bin auch noch da. Ich pass' auf dich auf."
"Versprochen?"
"Versprochen."

~*~*~*~

Es vergingen zwei Tage. Zwei Tage, die für Joshua nur aus Ängsten und Tränen bestanden. Er verstand nicht, wie jeder immer noch an ihn glaubte, denn selbst nach Tagelangen Übungen schaffte er es einfach nicht. Doch trotzdem sprachen alle ihm gut zu. Tyler, Fenna, Mirana, Miss Kessie, Taro und selbst Kato.

Noch mehr schien es ihm wie im Traum, als Joshua zusammen mit Tyler auf dem Marktplatz war und die Warnung seine Traumblase mit einem Mal zerplatzen ließ. "Sie sind auf dem Weg! Unzählige tauchen aus den Wäldern auf, wie die Tiere! Kinder, Alte und Kranke müssen unverzüglich aus dem Lager gebracht werden!", schrieen die Wachen Evalion's, ihre Rüstungen schimmerten hell im Sonnenlicht.

Die Nachricht traf alle wie der Blitz, auch, wenn alle bereits wussten, dass der Tag nahte. Kaum einer von den Black Raven hatte sich ohne sein Schwert aus dem Hause getraut. "Alle sofort in Kampfbereitschaft! Schwerter, Rüstungen, Zauberstäbe, alles! Die Mauern werden nicht ewig standhalten!", riefen sie noch den Bewohnern zu.

"Oh Gott", hauchte Joshua atemlos und schloss seine Augen, klammerte sich an Tyler's Wärme Hand. "Es beginnt."

Und es war tatsächlich der Beginn einer blutreichen und heftigen Schlacht. Jeder im Lager bereitete sich auf den Kampf vor. Während die Shadows die Mauer langsam aber sich zu Fall brachten. Joshua hielt zitternd seinen Zauberstab in der Hand. Es war ein reges Treiben auf den Straßen, alle schienen so Entschlossen und Bereit, sich den Shadows entgegenzustellen. Naja, alle bis auf Joshua zumindest. Dieser starb gefühlt tausend qualvolle Tode im Inneren.

"Okay, bleib ganz ruhig", redete Tyler auf ihn ein und drehte Joshua's Kopf von Boden zu ihm. "Wir schaffen das. Wir sind gut vorbereitet okay?", Joshua brachte bloß ein Nicken zustande, als Tyler sich zu ihm runter lehnte und einen sanften Kuss aufs Joshua's Lippen platzierte.

Die Ruhe blieb leider nicht lange. Es dauerte nicht lange, da ertönten die ersten Schreie und Shadows, die wild durch die Straßen rannten. "Pass auf dich auf und wehr' dich gefälligst", waren Tyler's letzte Worte, als die Shadows bis zum Marktplatz vordrangen und das Lager der Black Ravens zu einem blutigen Schlachtfeld wurde.

Die Menge schrie und kämpfte, Blut floss in Massen und Joshua verlor schnell die Übersicht über alles. Er duckte sich und rannte rücklings in einen der Stände auf dem Platz hinein, als ein Shadow schreiend und mit gezückten Schwert auf ihn zu rannte. Joshua wehrte sich, hatte jedoch nichts weiter außer seinem Zauberstab in der Hand, weshalb er nichts weiter konnte, als dem Shadow ins Gesicht zu schlagen.

Der Hybrid taumelte zurück, doch war nicht sonderlich beeindruckt von Joshua's Schlag. Joshua schrie panisch auf und wich nach rechts aus, das Schwert verfehlte ihn nur knapp. "Mach doch was!", schrie er seinen eigenen Zauberstab an, zielte damit zitternd auf den Shadow. Dieser schaute ihn nur kurz verwundert an, doch ignorierte dann einfach den Zauberstab und hob erneut sein Schwert.

Joshua kniff die Augen zusammen, hatte noch nie zuvor soviel Angst und Panik verspürte. Blanke Todesangst. Auf einmal ertönte ein blauer Blitz aus dem Zweig heraus und schleuderte den Shadow tief in die kämpfende Masse hinein.

Erleichtert ließ Joshua seinen Arm sinken und atmete flach ein und aus. Eilig sah er sich um, doch Tyler konnte er im ersten Moment nicht entdecken, weshalb sein Herz kurz aussetzte. "Tyler?!", schrie er ängstlich und drehte sich im Kreis, wurde kreideblass und wäre fast in den Stand gelaufen. Er drehte sich um und wollte den Wolfsmenschen suchen gehen, als er eine große Gestalt, keine vier Meter von ihm entfernt, entdeckte.

Halb Mensch, halb Löwe. Tyler hatte Joshua in den vergangenen Tagen viel von Kazel, dem blutrünstigen Anführer der Shadows, erzählt, doch trotzdem erschrak er vor dessen Antlitz. Die Hälfte seines Gesichts ähnelte der eines Löwen, der Mund geformt zu einer Schnauze. Große, von güldenem Fell gezierte Arme und Beine. Ein bräunlicher Löwenschweif peitschte hinter der Rüstung hin und her. Kazel starrte ihn aus toten Augen an, schien ihn genau im Visier zu haben, als wüsste er, wer Joshua war. Und zu großer Wahrscheinlichkeit wusste Kazel dies auch tatsächlich.

Joshua konnte kaum die Situation realisieren, da rannte Kazel bereits mit erhobenem Schwert und Kriegsgeschrie auf ihn zu. Joshua's Herz rutschte instinktiv in die Hose, weshalb er zwei Schritte zur Seite tat und nichts weiter tat als wegzulaufen.

Er prallte an den anderen Gestalten ab, die auf dem Marktplatz um ihr Leben kämpften. Kurz drehte Joshua sich um, erkannte, dass Kazel bei weitem schneller als er selbst war. Der Schwarzhaarige schluckte und nahm seinen Mut zusammen, verlangsamte sein Tempo und drehte sich zu dem Anführer um. Dabei hielt er seinen Zauberstab schützend vor sich.

"Komm bitte!", sprach er verzweifelt wieder auf seinen Zauberstab ein, fuchtelte mit ihm in der Luft herum. Im nächsten Moment war Kazel bereits bei ihm angekommen und holte mit seinem Schwert aus.

Nur knapp konnte Joshua dem Schwert entkommen. Er wich ein paar Schritte zurück und duckte sich, als der Größere erneut angriff. Der Zauberstab fiel ihm aus der Hand, als er kurz ins Taumeln geriet und er wollte bereits wieder danach greifen, als Kazel ohne weiteres drauf trat und den Stab in zwei Teile brach. Es gab ein lautes Knacken von sich, das den Kleineren zum schaudern brachte. Erschrocken holte Joshua Luft und riss die Augen auf.

Er hatte keine Ahnung was er tun sollte. Keine Ahnung wie er Kazel besiegen und die Shadows in die Unterwelt verbannen könnte. Besonders ohne seinen dämlichen Stock. Das Prinzip der Magie verstand er einfach nicht, die Magie an sich und wie man sie anwendete wurde ihm besonders in diesem Moment einfach nicht klar.

Keinen Moment später stolperte Joshua bereits über einen leblosen Körper auf dem Boden und war im Begriff zu fallen, als sich Kazel's große Hand um seinen Hals schloss und nach oben zog. Joshua's Füße streiften ganz leicht über den Boden, als die Luft langsam aber sicher aus seinem Körper gepresst wurde und er seine eigenen Hände um Kazel's schloss.

"Großer Magier, pah von wegen!", spottete Kazel verächtlich, als Joshua hilflos versuchte sich zu befreien. "Und wegen so einem Wicht wie dir habe ich meine Pläne vorgeschoben? Naja, gewonnen hätten wir so oder so, wenn du tatsächlich der Sohn der großen Magierin bist!", redete der Hybrid weiter, zeigte beim Sprechen seine spitzen Zähne, die die eines Löwen's waren. Kazel's Augen waren glasig, dunkel und leer. Und genau so musste es auch in seinem Kopf abgehen.

Seelenfresser, erinnerte Joshua sich. Nun wusste er, warum sie so genannt wurden und was diese Wesen wohl den Shadows angetan hatten. War nur die Frage, hatten sie Seelenfresser sie überfallen oder was es ein Pakt?

Joshua brachte nichts weiter als ein jämmerliches Keuchen und Schnauben raus. Kleine Sterne tauchten vor seinen Augen auf und auch ein bisschen schwarz wurde ihm. Als plötzlich etwas Kazel so sehr von der Seite ansprang und angriff, dass er Joshua fallen ließ und nach hinten stolperte.

Während Joshua sich keuchend wieder erholte, erspähte er Tyler in seiner Wolfsgestalt. Tyler schlug seine Zähne in Kazel's Arm, weshalb dieser vor Schmerz aufschrie. Der Anführer der Shadows stieß Tyler hart beiseite, der Wolf wurde wieder zum Mensch. Der Black Raven entzog einem der vielen toten Shadows auf dem Boden das Schwert aus der Hand und griff Kazel an, doch dieser kam ihm einen Schritt zuvor.

Ihre Klingen prallten aneinander, mit voller Kraft in den Armen kämpften sie miteinander, Tyler duckte sich und schlug sein Schwert gegen Kazel's Bein, weshalb dieser zur Seite kippte. Erneut schlug Tyler gnadenlos zu, als Kazel auf dem Boden lag. Doch schnell änderte sich die Situation wieder, als Kazel dem zweiten Anführer die Beine wegzog und sich selbst aufrappelte.

Mit einem festen Tritt flog Tyler's Schwert aus seiner Hand und landete viele Meter weiter weg, direkt in die Masse hinein. Als Tyler Kazel's Schwert auf sich zusausen sah, rollte er sich flink zur Seite und sprang vom Boden auf, konnte sich jedoch kaum einen Schritt bewegen, da hatte Kazel ihn, wie eben bei Joshua, am Hals gepackt und drückte ihn einen Meter weiter nach hinten gegen einen der vielen Stände. Beide waren sichtlich außer Atem und Tyler zeigte sichtliche Müdigkeit, als er versuchte sich aus Kazel's Griff zu winden.

Und Joshua konnte nicht mal annähernd beschreiben, was er fühlte und wie er fühlte, als Kazel sein blutverschmiertes Schwert erhob und binnen weniger Sekunden Tyler's Brustkorb durchbohrte.

Im ersten Moment fühlte Joshua gar nichts. Leere, stille, seine Ohren und sein Herz versiegelt. Nur seine Beine blieben stehen und bewegten sich kein Stück mehr, als stünde er in Zement. Ungläubig betrachtete Joshua für einen Herzschlag die Szene, die so unrealistisch und fernab schien.

Der zweite Moment war der schlimmste. Joshua fühlte mit, als hätte Kazel ihn und nicht Tyler das Schwert in die Brust geschlagen. Seine Luft wurde mit einem Ruck aus den Lungen gedrückt, als der Anführer der Shadows sein Schwert wieder zurückzog. Er spürte den Schwertstich, der tief in sein Herz drang und mit einem schnellen Ruck seinen Körper wieder verließ. Seine Beine gaben zitternd nach. Nicht nur prallte er auf den Steinboden, sondern auch zurück in die Realität. Die Schreie und Kampfgeräusche kehrten in seine Ohren zurück, als er sich gerade so mit seinen Händen abfangen konnte.

Kazel's entstellter Kopf drehte sich zu dem jungen Magier um, als er Tyler achtlos in den Dreck fallen ließ.

"Es wird alles gut, du wirst nicht sterben."
"Woher willst du das wissen?"
"Ich bin auch noch da. Ich pass' auf dich auf."
"Versprochen?"
"Versprochen."

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