..~Schwarzer Lotus~..

Sich ihr Haar mit dem Handtuch trocknend, trat Charlie an das großzügige Fenster ihres Hotelzimmers, mit dem Panorama Blick auf den Shinjuku Central Park. Die Skyline von Tokyo wurde von der aufgehenden Sonne umhüllt. Die Stadt erwachte zum Leben an diesem schönen Sommer Morgen. Normal hätte sie diesen Anblick genossen, so wie sie es immer tat, wenn sie um diese frühe Zeit schon auf den Beinen war. Aber an diesem frühen Morgen verschwendete sie nicht einen Gedanken an das schöne Wetter, den Sonnenaufgang, oder was sie als nächstes unternehmen wolle.

So viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum und verursachten starke Kopfschmerzen. Vor einer Stunde noch hatte sie mit ihrer Freundin Violet aus Dublin telefoniert. Noch immer hallt die Stimme ihrer Freundin durch ihren Gehörgang.

"Spinnst du Charlie"? Die Stimme von Violet Burton, ihrer Freundin aus Dublin klang kreischend und hysterisch am Telefon. "Du bist keine zwei Tage in Tokyo und lässt dich auf ein amouröses Abenteuer mit einem Unbekannten ein"? Wieder klang Violet nicht nur besorgt, sondern auch wütend und mahnend. Charlie wedelte mit der Hand herum, als wolle sie die ganze Sache abtun. "Ich konnte nichts dafür. Ich war wie Willenlos, ich kann mich ja kaum daran erinnern" erwiderte sie und wollte ihre aufgebrachte Freundin damit besänftigen. Am anderen Ende herrschte Totenstille, bis Violet schwer zu atmen begann. In einem düsteren Ton begann sie wieder mit ihrer unvorsichtigen Freundin zu reden. "Die haben dir auf dieser ominösen Party Drogen eingeflößt und du tust so als wäre es das normalste der Welt" knurrte sie. "Wenn du den Mann wenigstens richtig gesehen hättest. Aber du hast dich komplett einem Unbekannten hingegeben. Du hast nicht einmal gesehen wie er aussah, was für ein Mann er war. Du warst so Kopflos, hast du schon einmal an eine Schwangerschaft gedacht, oder noch schlimmer, er hätte dich mit irgendeiner Geschlechtskrankheit anstecken können. Du solltest vorsichtshalber schleunigst in ein Krankenhaus und zur Polizei. Was wäre gewesen, wenn er ein brutaler Sadist gewesen wäre? Du bist so ein Idiot Charlie, der Umgang mit dieser Makoto ist jetzt schon schlecht für dich" wieder fing Violet an zu schreien. Sie war besorgt, besorgt um ihre liebste Freundin, die ab und zu wirklich Kopflos handelte und sich damit schon das eine und andere mal Ärger einhandelte. Schluchzend konnte Charlie jetzt kein Wort mehr heraus bringen. Violet vernahm dem abrupten Stimmungswandel ihrer Freundin und beruhigte sich ein wenig. Sie konnte ja nicht ahnen wie es in Charlie aussehen muss, aber sie hasste es immer, wenn ihre Freundin schlimme Situationen einfach als nichts abtun will.

„Wie geht es dir wirklich" sprach sie ruhiger. Schniefend drückte sich Charlie ihr Handy ans Ohr. „Ich fühle mich echt mies. Du musst mich auch ausreden lassen. Makoto kann doch nichts dafür, sie macht sich selbst die schrecklichsten Vorwürfe deswegen. Ich habe einfach nicht mitbekommen wann man mir diese Droge in das Getränk gemischt hat, wenn es überhaupt im dem Getränk war. Die Polizei sagte, das man die Droge Devils Breath in meinem Blut nachweisen konnte. Diese Droge macht einen vollkommen Willenlos, ich habe getan was man von mir verlangt hatte. Ich spüre es und wie man mir im Krankenhaus bestätigt hatte, hatte ich Geschlechtsverkehr. Da ich unter dieser Droge stand, war ich damit einverstanden, trotzdem sieht man es als Vergewaltigung an. Jedoch fühle ich mich nicht, als hätte der Mann mir Gewalt angetan. In meinem Unterbewusstsein höre ich die dumpfe Stimme eines Mannes, der mir und wohl auch dem Mann mit dem ich Verkehr hatte Befehle gibt, was wir zu tun haben" erzählte Charlie bedrückt. Seufzend räusperte sich Violet „Also warst du im Krankenhaus und auch bei der Polizei, das ist schon einmal ein Anfang" sagte sie und wollte ihre Freundin ein klein wenig aufmuntern. Sie wusste selbst nicht, wie sie sich gerade verhalten soll, da sie noch nie in so einer Situation steckte, geschweige denn jemand aus ihrem näheren Umfeld.

„Mmmmhhh" murrte Charlie kurz. „Ich habe keinerlei Erinnerungen, außer einiger kleiner Fetzen, mehr nicht. Der DJ eines Clubs hat mich am Hintereingang aufgefunden, hier in Shinjuku. Wie ich dorthin gelangte weiß ich nicht. Aber die Polizei vermutet, das man mich dorthin brachte und ablegte, bevor die Droge ihre Wirkung verlor. Der DJ hat die Polizei und einen Krankenwagen gerufen. Im Krankenhaus bin ich zu mir gekommen, dort hat man mich genau untersucht, als ich fertig war und sie sich sicher waren, das ich mich auf den Beinen halten konnte, hat man mich mit zur Polizei genommen. Dort war ich bis vorhin und habe alles geschildert was ich wusste. Ich habe von der Party berichtet, dieser komischen Einladung für Makoto, einfach alles was ich noch wusste. Makoto selbst war auch bei der Polizei, nachdem man sie angerufen hatte. Sie kann wirklich nichts dafür Violet. Ich wollte doch nur mit ihr, damit sie nicht alleine dort wäre, aber ich hätte auf meinen Bauch hören sollen und sofort von dort verschwinden sollen" erzählte sie mit brüchiger Stimme weiter. Violet schnaubte „Trotzdem, Makoto hätte nicht auf diese dumme Party gehen sollen, nur deswegen ist dir all das passiert. Ihr seid keine Kinder mehr Charlie. Du bist eine erwachsene Frau von 25 Jahren. Bitte verspreche mir, dich aus solchem Ärger heraus zu halten. Höre sofort auf dein Bauchgefühl wenn dir etwas zu merkwürdig vorkommen sollte. Ich mache mir einfach nur Sorgen, du scheinst oft in solche Situationen zu stolpern, nur war es bisher nichts vergleichbares" mahnte Violet. „Weiß man denn wenigstens etwas näheres, ich meine wegen dieser ominösen Party" fragte sie nun weiter. „Hiroto Yukimura von der Polizei erzählte mir, das es in den letzten Monaten schon häufiger vorgekommen sei, das junge Frauen, ja sogar junge Männer irgendwo ohne jegliche Erinnerung aufgewacht seien und alle erzählten von einer Amaterasu Party. Sie suchen fieberhaft nach dem Kerl der sich immer nur als Gastgeber ausgibt, aber scheinen bis jetzt nicht viele Anhaltspunkte zu haben" erklärte Charlie ihrer Freundin nachdenklich.

Violet atmete tief durch „Ich bin nur froh das dir weiter nichts passiert ist. Es hätte auch schlimmere Folgen haben können. Am besten ist es das du Tokyo verlässt, wolltest du nicht in das Haus deiner Großmutter ziehen für die Zeit, die du in Japan bist" fragte sie nun. „Ja, das ist richtig, aber der Nachlass Verwalter sagte mir, als ich gleich am ersten Tag bei ihm war, das ich mich an meinen Vater wenden müsse, da der sich während meiner Abwesenheit um alles weitere gekümmert hatte. Aber ich will ihm noch nicht begegnen, ich brauche erst einmal ein bisschen Ruhe" erwiderte Charlie müde. „Okay, melde dich wenn du reden möchtest, oder wenn etwas sein sollte. Ruhe dich gut aus und versuche zu vergessen"!

Charlie schluckte den harten Klos herunter, der sich quälend in ihrem Hals gebildet hatte. Jetzt nach all den Stunden konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Sie ließ ihr Handtuch fallen, klammerte sich an den beigefarbenen Vorhängen ihrer 24 qm großen Suite des Hyatt Regency und ließ sich langsam auf den Boden sinken. Heiß und unaufhaltsam rannen die Tränen ihre Wangen hinab. „Weg geschmissen wie ein Stück Müll" jammerte sie. Nur langsam kroch sie zum Bett und lehnte sich dagegen. Ihre Beine winkelte sie an ihren Körper. Ihr Kopf schmerzte und die Übelkeit wollte sich auch nicht legen. Erinnern konnte sie sich auch jetzt noch immer an kaum etwas. Etwas hatte sich allerdings eingebrannt, der Mann dessen Stimme sich in ihr Unterbewusstsein verankert hatte, sagte zu dem Mann, dessen Präsenz sie noch auf sich spüren konnte Schwarzer Lotus. Er nannte ihn so, war das vielleicht eine Art Deckname?


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Kei Miasaki drückte auf den Lichtschalter als er in sein Apartment schritt. Der Raum vor ihm wurde durch ein warmes gedämpftes Licht erhellt. Er legte die Security Karte in eine schwarze Schale die auf einer weißen Kommode neben der Tür stand. Sein Blick schweifte durch sein Apartment, rechts neben ihm erstrahlte die geräumige offene Küche in einem strahlenden weiß, mit einem langen Tresen der die Küche vom Wohnraum trennte und 4 Hockern davor. Dahinter lag sein Wohnbereich mit einer äußerst modernen schwarzen Wohnlandschaft bestehend aus einer großen und breiten Couch, mit einem modernen Glastisch davor. Ein langes Sideboard an der rechten Wand rundete das Bild noch etwas ab, auf dem noch ein teurer Flachbildschirm stand. Bilder gab es hier kaum, nur einige eingerahmte von seinen Shootings die er für Magazine und Zeitschriften hatte, ein zwei Bilder hatte er von seinen Host Kollegen noch dabei, aber das war dann schon alles. Links neben ihm zweigte ein kleiner Flur ab, von dort kam man zum Badezimmer und zu seinem Schlafzimmer. Schwer seufzend ging er geradeaus zu den großen Fenstern und schaute auf die geschäftige Straße Tokyo's hinab. Es war bereits dunkel und die Lichter der Autos und der Straßenbeleuchtung waren hell und wirr, kaum ein Laut drang in sein Apartment, was wohl an der guten Dämmung lag oder einfach daran das er im 10 Stock wohnte. Er lehnte seinen Kopf gegen eine der Fensterscheiben und blickte zur Rainbow Bridge. Er schaute nach einer Weile so lange gegen die Scheibe, das er sich selbst anstarrte „Du bist echt zum kotzen" knurrte er sich selbst an und ging zu seiner Couch auf der er sich fallen ließ. Er legte seinen Kopf in den Nacken und glotzte jetzt die Zimmer Decke an. „Wieso musste ich auch auf diese verdammte Party gehen? Was hat mich nur geritten? Mir hätte doch klar sein sollen, das damit irgendetwas nicht stimmt. Wieso habe ich nicht auch nur eine Sekunde bemerkt, das man mir Drogen beigemischt hatte? Seit wann bin ich eigentlich so dämlich, vor allem was habe ich getan" knurrte er müde. Er seufzte laut und legte seinen Arm auf seine Augen, bevor er sich seitlich der Länge nach auf die Couch fallen ließ und dort einfach regungslos liegen blieb.

Am nächsten morgen wurde Kei von dem klingeln seines Handy's geweckt, er lag noch immer in der Position auf der Couch in der er gestern am Abend eingeschlafen war. Er griff in seine Hosentasche und holte sein Handy heraus und drückte auf den Bildschirm herum „mmmhhhhh" brummte er verschlafen. „Wo bleibst du verdammt, wir warten schon eine halbe Ewigkeit auf dich. Es ist doch sonst nicht deine Art zu spät zu einem Shooting zu kommen" kreischte Shunsuke Tanaka sein Freund und auch Kollege am anderen Ende in den Hörer hinein. Kei richtete sich auf und streckte sich mit verzerrtem Gesicht, seine Schlafposition die er die ganze Nacht inne hatte rächte sich jetzt und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte tierisch „Hääää? Was willst du? Shooting? Wie spät ist es denn" murmelte er. „Es ist gleich 9:00 Uhr, wir warten schon seit einer Stunde auf dich. Hast du dich letzte Nacht zu sehr verausgabt oder was hält dich auf" ertönte wieder Shunsuke's Stimme. Kei saß jetzt Kerzengerade auf der Couch und starrte auf sein Handy „Kacke es ist wirklich schon so spät" brüllte er und warf sein Handy beiseite. Er sprang auf und rannte in das Badezimmer, schälte sich aus seiner Kleidung und drehte die Dusche an.

Nach seiner Dusche schnappte er sich das Handtuch was an der Trennwand hing und wickelte es sich um seine Hüfte. Am Waschbecken nahm er seinen Rasierapparat und fegte damit über seine Gesichtspartien die es nötig hatten. Er stand vor der großen Trennwand die sich neben der Dusche befand. Die Dusche war links wenn man in das geräumige Badezimmer kam, das gänzlich in einem modernen schwarz-weiß gehalten war. Die Trennwand war schwarz und auf der Ablage befand sich das Waschbecken. Von dort konnte man direkt zur Badewanne schauen die sich hinter der Trennwand befand, man musste die Wand nur ein wenig anschieben, dann bewegte sie sich und es gab genügend Platz um dahinter zu gelangen. Dort war die besagte Badewanne die sich unter einem großen Fenster befand. Gesamt war das Badezimmer sehr karg eingerichtet, es gab hier nicht viel, Deko schon gar nicht. Beleuchtet wurde das Badezimmer von kleinen Strahlern die in die Trennwand eingearbeitet waren. Der Boden glänzte in einem Marmor schwarz und auf der rechten Seite befand sich die Toilette, ein Bidet und ein schwarzes kleines Sideboard indem wohl Handtücher aufbewahrt wurden.

Er blickte in den Spiegel und fuhr mit seiner Hand über seine Tätowierung. Eine schwarze Lotus Blüte zierte seine linke Brust. „Ich werde das Gefühl nicht los, das der Typ mich kannte. Oder bilde ich mir nur ein, das er mich schwarzer Lotus nannte" fragte er sich selbst. Augen reibend stierte er sich an, sein volles dunkles kurzes Haar stand ihm in alle Himmelsrichtungen ab, seine Augen wirkten müde. Seufzend drehte er sich etwas und blickte verwirrt auf kleinere Kratzwunden, die er am Rücken hatte. „Was habe ich nur getan" brummte er verwirrt.

Nachdem Kei sich noch die Zähne geputzt hatte rannte er aus dem Badezimmer in sein Schlafzimmer. Er lächelte kurz, da sich der flauschige Teppich unter seinen Füßen sehr angenehm anfühlte. Dann riss er seinen Riesigen weißen Kleiderschrank auf der die gesamte rechte Seite des Schlafzimmers einnahm und zerrte einige Kleidungsstücke heraus. Er grummelte sich die ganze Zeit über etwas zurecht und blickte dann aus dem Fenster und der Balkontür, das Wetter war heute mal wieder mies, genau wie seine Laune gerade. Er zog sich eine blaue Jeans, ein schwarzes Hemd und eine Lederjacke an, alles natürlich nur teure Markenkleidung. Sein Blick ging zu seinem breiten Bett was so aussieht als wäre es aus einigen großen Domino Steinen zusammengestellt. Es war wie der Kleiderschrank Blüten weiß, nur die Bettwäsche erinnert an seinen modernen aber auch relativ langweiligen Geschmack da diese aus schwarzer Seide war. So war also sein gesamtes Apartment in schwarz und weiß gehalten, alles war modern und schien wirklich teuer und von Eleganz geprägt. Kei zog sich seine Schuhe an und schaute auf die Armbanduhr die er sich anlegte „Oh man ich weiß das wird eine menge Ärger geben" meckerte er, schnappte sich sein Handy, seine Security Karte und rannte hinaus.



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