45. Flight Adventures

♪ Safety Dance – Men Without Hats


Niall

„Hey, Liam! Wie siehst du denn aus? Geht es dir nicht gut?", begrüßte ich meinen Freund, dessen Gesichtsfarbe eine merkwürdige Blässe angenommen hatte.

Für einen Moment blieb er still, dann jedoch öffnete er seinen Mund, um etwas zu entgegnen.

„Nichts für Ungut Niall, aber wenn du dieses Wasserflugzeug steuerst, weiß ich nicht, ob wir lebend in Barrow ankommen werden."

Erstaunt riss ich meine Augen auf.

„Hat Louis dir etwa erzählt, dass ich der Pilot sei?"

Ich warf einen Blick zu Louis, der nur kurz mit den Schultern zuckte und leicht den Kopf schüttelte.

„Nein, aber ich dachte-."

Liam beendete seinen Satz nicht, sondern starrte stattdessen in eine Richtung. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Dimitri, der winkend auf uns zugelaufen kam.

„Wir könnän gleich startän", rief er freudig.

„Das Liam, ist Dimitri, unser Pilot. Du kannst also ganz beruhigt sein", erklärte Louis mit einem Grinsen im Gesicht.

Nachdem die beiden sich miteinander bekannt gemacht hatten, folgten wir dem Russen zu der kleinen Maschine, welche jedoch immerhin Platz für fünf Fluggäste und den Piloten bot.

Dimitri war gestern Abend in Barrow eingetroffen, und sein Flugzeug bis zum Anschlag mit Kisten, die den feinsten Wodka enthielten, gefüllt. Da er diese inzwischen an seine Kunden verteilt hatte, herrschte im Wasserflugzeug genügend Platz für uns.

Eigentlich entsprach es einem Glücksfall, dass der Russe seinen Flugschein gemacht hatte und uns dementsprechend aushelfen konnte. Ansonsten hätte Liam über Nacht in Anchorage bleiben müssen. Doch nun waren wir alle zum Glück vereint.

Kritisch musterte Liam das Flugzeug, als er einstieg, um den Platz neben mir im hinteren Teil einzunehmen. Louis ließ es sich nicht nehmen, vorne bei Dimitri zu sitzen. Er freute sich wie ein kleines Kind, weil er hautnah am Geschehen teilnehmen durfte, als der Russe den Motor startete. Louis fungierte nämlich als Co-Pilot und übernahm die Kommunikation mit dem Tower, der uns letztendlich die Freigabe zum Starten erteilte.

Ich konnte es relativ gut ab, die Schwankungen des kleinen Flugzeugs auszuhalten, als dieses sich in die Lüfte erhob, doch Liam sah aus, als ob er sich gleich übergeben würde.

Erst als wir unsere konstante Flughöhe erreichten, ging es ihm besser. Dies merkte man deutlich an seiner Gesprächigkeit, die sich umgehend einstellte.

„Was gibt es neues in Barrow?", wollte er wissen.

„Nicht viel. Die Schneeschmelze hat bereits eingesetzt", erwiderte ich grinsend.

„Dann komme ich also nicht mehr in den Genuss, einen Motorschlitten zu fahren?", lautete seine enttäuschte Frage, welche ich mit einem Nicken bestätigte.

„Leider nicht, aber wir haben jetzt drei Quads bekommen. Anuuns Freund verleiht diese immer während der Sommersaison. Wir bekommen natürlich einen Sonderpreis."

„Das klingt nicht übel."

Liam streckte sich soweit dies möglich war, ein wenig aus, während er aus dem Fenster blickte.

„Es wird nicht dunkel", stellte er fest.

„Nein, nicht mehr. Selbst die Nächte sind hell", erwiderte ich, „das ist ein komisches Gefühl."

„Kann ich mir vorstellen."

Dank der Geräuschkulisse war es so laut im Flugzeug, dass man unsere Unterhaltung im vorderen Bereich nicht belauschen konnte. Es sei denn, man schrie sich an. Deswegen wagte Liam einen kleinen Vorstoß.

„Wie sieht es aus, gibt es irgendwo eine Möglichkeit, das Schießen zu üben?"

„Nicht auf unserem Grundstück, denn das würde jeder hören. Wir müssen Anuun danach fragen. Er kennt sich in der Gegend schließlich aus", lautete meine Antwort.

„Hey, alles klar bei euch?", vernahmen wir plötzlich Louis' Stimme, der zu uns nach hinten brüllte.

„Ja, alles ok", schrie Liam, „mir geht es wieder besser."

„Das will ich doch hoffen, denn Dimitri fliegt wirklich gut."

Dieser Aussage konnte ich voll und ganz zustimmen, denn die Reise von Barrow nach Anchorage war problemlos verlaufen.

„Woher kennt ihr den Typen eigentlich?", erkundigte sich Liam neugierig.

Daraufhin gab ich die Geschichte mit unserem Männerausflug und der Übernachtung im Iglu zum Besten. Wie zu erwarten, kriegte Liam sich vor Lachen nicht mehr ein, als er die Passage mit Dimitri hörte, dessen nächtlicher Besuch uns damals aufgeschreckt hatte.

„Louis hat seine Konzessionen überprüft. Es ist alles ok, er verkauft hier ganz legal seinen Wodka. Und der hat es in sich, kann ich dir sagen. Nachher gibt es eine kleine Kostprobe davon."

„Ich glaube, das kann ich nach diesem Flug auch gebrauchen", lachte Liam.

Nach einer geglückten Landung in Barrow wischte sich Liam zunächst den Schweiß von der Stirn, als er aus dem Flugzeug ausstieg.

„Oh Mann, ich dachte echt, ich käme hier nicht lebend an. Aber es ist nicht so schlimm, wie Harry es beschrieben hatte", erklärte er mit einer gewissen Erleichterung in seiner Stimme.

„Sag ich doch, er ist ein Mädchen", kam es prompt von Louis, der nach Liams kleineren Koffer griff.

„Vorsicht, da ist Frieda drin", grinste der Engländer.

„Frieda?" Ich warf Liam einen komischen Blick zu, den er mit einem Zwinkern abtat.

„Ich erkläre es dir später", raunte er leise.

„Danke für den Service, Dimitri", verabschiedete sich Louis von unserem russischen Freund.

„Kein Probläm. Ich fliegä euch gärnä wiedär", erwiderte er mit einem breiten Grinsen.

„Falls es nötig werden sollte, nehme ich dieses Angebot gerne nochmal an", erklärte Louis. „Du schaust doch morgen nochmal bei uns vorbei, oder?", vergewisserte er sich anschließend.

„Ja, machä ich."

„Super, also bis dann."

Wir verabschiedeten uns per Handschlag, bevor wir den Wagen aufsuchten, der vor dem Gebäude des kleinen Flughafens parkte.

„Das ist ja ein lustiger Vogel", kam es von Liam.

Daraufhin spukte Louis den wohl essentiellsten Satz aller Zeiten aus. „Oh ja und endlich haben wir wieder Wodka im Haus."

„Ich bin gespannt, könnte jetzt was vertragen."

„Du wirst das Zeug lieben", sprach ich mit einem Schmunzeln.

Kaum hatten wir das Haus betreten, kam uns Sienna entgegen gelaufen. Sie fiel Liam sofort um den Hals und als ich sah, wie liebevoll die beiden sich begrüßten, wurde mir bewusst, dass unsere Freundschaft nach wie vor existierte. Auch wenn uns etliche Meilen voneinander trennten.

Zunächst ließ Liam sich das gute Abendessen schmecken, welches Briana extra für uns drei Männer gekocht hatte. Die Frauen und auch die Kinder, die bereits im Bett lagen, hatten schon gespeist.

Anschließend zwang Louis unseren Freund, ein Glas des hochprozentigen Gesöffs hin sich hineinzuschütten. Doch Liam schien abgehärtet zu sein.

„Der ist hervorragend, kann ich noch ein Glas haben?", fragte er prompt.

„Aber gerne doch. Jetzt, da unsere Vorräte wieder aufgefüllt sind, ist das kein Problem."

Louis schenkte zum zweiten Mal die Gläser voll, wobei sich ein Gespräch entwickelte. Zunächst erklärte Liam mir jedoch, was es mit Frieda auf sich hatte.

Ich begann herzlich zu lachen, als ich erfuhr, dass es sich bei der genannten Dame um ein Gewehr handelte.

„Und ich dachte schon, du betrügst Sophia mit einer Gummipuppe", warf ich ein, worauf Louis sich vor Lachen kaum noch im Sessel halten konnte.

„Der war gut, Niall", japste er.

So lustig der Abend begann, so ernst endete dieser. Denn nun wurde das Gespräch auf die vorangegangen Ereignisse gelenkt.

„Weißt du, wo das Treffen der Netzwerkmitarbeiter stattfindet?", erkundigte sich Liam an seinen Kollegen gewandt.

„Ja, in Idaho. Anuun reist morgen Abend ab. Aber du wirst ihn vorher noch zu Gesicht bekommen. Er kommt morgen zum Frühstück."

„Dann könnten wir ihn gleich wegen dem Schießen fragen", griff ich Liams Wunsch auf, den er im Flugzeug angesprochen hatte.

„Ihr wollt schießen üben?"

Als Louis diese Frage in den Raum stellte, bemerkte ich, wie Siennas Gesicht sorgenvoll dreinblickte. Ihre Abneigung den Waffen gegenüber konnte sie nie richtig ablegen. Selbst der Gedanke, dass diese nur zu unserer Verteidigung dienten, änderte nichts daran. Trotzdem wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, mich von den Schießübungen abhalten zu wollen.

Gegen Mitternacht verzogen wir uns alle ins Bett, denn der morgige Tag würde mit Sicherheit anstrengend werden.

Um besser schlafen zu können, klappten Sienna und ich die Fensterläden zu. Somit war es zumindest ein bisschen dunkler im Zimmer, obwohl durch die Ritzen hin und wieder ein Lichtstrahl durchkam. Doch dies störte uns nicht sonderlich.

Meine Frau kuschelte sich an mich und schlief wie so oft in meinem Arm ein. Ich hingegen lag noch eine ganze Weile wach und dachte über viele Dinge nach.

Natürlich hatte man uns beruhigt, doch sollte Alistair der Ansicht sein, dass wir in Barrow nicht mehr sicher waren, würde er uns ohne mit der Wimper zu zucken sofort an einen anderen Ort schicken. Dessen musste ich mir immer bewusst werden. Er ging absolut kein Risiko ein – das hatte er noch nie getan. Und die Tatsache, dass er nur Liam, ohne Sophia, nach Alaska gesandt hatte, gab mir das Gefühl, dass keine Gefahr im Verzug war. Während Anuuns Abwesenheit übernahm Liam dessen Aufgaben, nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem wollte ich die Gelegenheit nutzen und meine Schießkünste auf Vordermann bringen. Seit wir uns nicht mehr in Oceanside aufhielten, waren diese nämlich beträchtlich eingerostet. Doch der morgige Tag sollte dahingehend Abhilfe schaffen.

Wie verabredet, tauchte Anuun am nächsten Morgen pünktlich zum Frühstück auf. Er begrüßte uns alle herzlich und ließ sich einfach durch nichts aus der Ruhe bringen.

Nachdem Briana die beiden Jungs zum Kindergarten gebracht hatte und Sienna zur Arbeit aufgebrochen war, beratschlagten wir die Gestaltung des Tages. Anuun schlug vor, zunächst gemeinsam mit El und Liam die Areale abzufahren, bevor wir uns den Schießübungen widmen wollten.

„Das können wir im Canyon machen. Da hört uns kein Mensch. Wir nutzen den Platz hinter der Höhle", klärte er uns auf.

„Das klingt super. Niall, hol deine Waffe hervor, die ist sicher schon eingerostet", kam es von Louis.

„Nicht mehr als deine", konterte ich grinsend.

Dass ich beim Schießen tatsächlich ein wenig Übung benötigte, wurde deutlich, nachdem wir die ersten Schüsse abgefeuert hatten. Hinter der Höhle im Canyon störten wir glücklicherweise niemanden, als wir zu fünft auf mehrere Schießscheiben ballerten, die Anuun an den dicken Baumstämmen befestigt hatte. Er selbst schloss sich unseren Übungen an, da er die Ansicht vertrat, dass dies nicht schaden könnte.

„Alter, du rockst das Ding", sagte Louis erstaunt, als Anuun zehn Schüsse in der Mitte der Scheibe versenkte.

„Ich übe ja auch immer, im Gegensatz zu euch Bleichgesichtern", zog er uns auf.

Doch Liam kam mühelos an ihn heran, was Anuun mit einem zufriedenen Grinsen hinnahm. Auch über El gab es nichts zu meckern, ich wurde blass, als ich ihre Schießkünste sah. Selbst Louis schnitt gut ab, aber ich hatte das Training bitter nötig. Je länger wir übten, desto besser wurde es allerdings. Ich durfte sogar mit Frieda schießen, die sich wirklich gut anfassen ließ. Mir fehlte zwar der Vergleich zu anderen Gewehren, da dies mein erstes war, das ich in der Hand hielt, doch ich kam super damit zurecht.

„Ihr könnt jeden Tag hierher fahren", meinte Anuun, als wir uns rüsteten, den Canyon wieder zu verlassen.

„Das tun wir auch, verlass dich drauf", versprach Louis.

„Fein, dann verabschiede ich mich jetzt von euch. Ich muss noch bei Aki vorbeischauen."

Bei der Erwähnung von Akis Namen sah ich, wie Louis' Gesicht sich mit einer dezenten Röte überzog. Ich wusste, dass noch nichts zwischen ihnen lief, das hätte er mir selbst erzählt, doch bildete ich mir ein, dass sich mehr als nur Freundschaft zwischen den beiden entwickelte. Sie war ihm nicht egal, soviel konnte ich mühelos erkennen. Aber ich hielt meinen Mund, denn er war alt genug, um selbst zu seinen Gefühlen zu stehen.

Barrow hatte uns beide verändert, jedoch im positiven Sinne.

So komisch es vielleicht klang, als der Gedanke sich in meinem Kopf formte, denn schließlich war er der Ältere von uns beiden, entsprach es doch der Wahrheit: Louis war erwachsen geworden. Er übernahm nicht nur in seinem Job, sondern auch privat für alles die Verantwortung. Ich hingegen hatte einen Weg gefunden, um mein Leben nicht allzu sehr durch die Mafia bestimmen zu lassen. Selbst die Tatsache, dass sich der Prinz nun auf freiem Fuß befand, änderte nichts an meiner Entscheidung, ein zweites Kind mit Sienna haben zu wollen.

Am heutigen Nachmittag kümmerte ich mich jedoch um Kieran. Als er hörte, dass Dimitri wieder in der Stadt sei, wollte er ihn unbedingt sehen. Auch Freddie war nicht mehr zu bremsen und quengelte so lange herum, bis Louis und ich die Schnauze voll hatten und zum Hotel fuhren, in welchem der Russe nächtigte. Sicher konnte Aki uns sagen, wo er sich gerade aufhielt.

Das Glück war ganz auf unserer Seite, denn Dimitri half Aki gerade dabei, die Wodkakisten in den Keller zu bringen.

„Hallo, was macht ihr dänn hier? Ich wolltä euch später doch bäsuchän", sagte er, als er uns erblickte.

„Die Kinder konnten es nicht erwarten, dich zu sehen."

Kaum hatte Louis diesen Satz ausgesprochen, hingen die beiden Jungs wie die Kletten an Dimitri.

„Nun lasst ihn doch erstmal die Kisten hinuntertragen", wies ich sie zurecht, doch sogleich brachte Louis einen Einwand.

„Das kann ich doch machen, geht ihr schon mal raus, ich komme dann nach."

Mein Dauergrinsen ließ sich nur unschwer abstellen und hörte auch nicht auf, als Louis nach fünf Minuten endlich wieder auf der Bildfläche erschien.

„Was hat denn so lange gedauert?", wollte ich wissen.

„Ach, wir haben uns nur für das Wochenende zum Essen verabredet. Aki hat frei und das wollen wir ausnutzen."

„So, so." Mehr sagte ich nicht dazu, zumal die beiden Jungs uns gerade vor vollendete Tatsachen stellten.

„Dimitri hat gesagt, dass er mit seinem Flugzeug da ist! Wir wollen, dass er mit uns fliegt!", erklärte Freddie in einem wichtigen Tonfall.

„Habt ihr denn Dimitri auch gefragt, ob ihm das recht ist?", meldete ich mich zu Wort.

„Abär sichär! Ihr könnt auch mitfliegän, äs ist Platz gänug für allä", erwiderte der Russe grinsend.

„Was sagst du, Niall? Wollen wir es noch einmal wagen?" Louis klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.

Ich musste nicht lange überlegen, um einen Entschluss zu fassen.

„Klar, wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit dazu haben."

Keine zehn Minuten später saßen wir in dem kleinen Wasserflugzeug. Freddie und Kieran waren total aufgedreht und um ehrlich zu sein, gönnte ich ihnen diese Erfahrung von Herzen. Sie würden dieses besondere Erlebnis sicher nie vergessen. Dimitri flog zunächst eine kleine Runde über Barrow und sogar über den Canyon, sodass wir diesen einmal genauesten von oben betrachten konnten.

„Unglaublich, wie der schmale Weg sich dort entlangschlängelt, oder?", frischte Louis meine Erinnerungen an den Unfall auf.

Er hatte mir damals das Leben und vermutlich auch sogar meine Ehe gerettet. Dafür war ich ihm unendlich dankbar. Zwischen uns herrschte eine besondere Freundschaft, geformt durch die Ereignisse in einer Eiswüste. Manchmal hielt das Leben wirklich die kuriosesten Überraschungen bereit.

Von besagter Eiswüste bekamen wir noch mehr zu sehen, vor allem wie die weiße Masse an vielen Stellen bereits taute. Das Grün kam zaghaft hervor und ließ das Land interessant erscheinen. Das eintönige Weiß wurde zurückgedrängt und man konnte die Schönheit Nord Alaskas im Sommer plötzlich erahnen. Es sah wundervoll aus.

„Und, gefällt es euch?", vernahm ich Louis Stimme.

„Es ist super, Dad!", äußerte Freddie lautstark und auch Kieran jubelte. „Es ist sooooooo schön!"

Tatsächlich genossen wir die Zeit mit unseren Söhnen, die ihre Mütter in diesem Moment gar nicht zu vermissen schienen. Erst als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, fiel ihnen ein, dass man vielleicht beim nächsten Mal die Mamis mitnehmen könnte.

„Ich glaube nicht, dass deiner Mutter das zusagt, Freddie", ließ Louis jedoch verlauten.

„Und ich denke, Mami mag das ebenfalls nicht so sehr", erklärte ich meinem Sohn, der daraufhin nur sagte: „Dann machen wir es eben alleine. Nur wir Männer."

Bei der Erwähnung des Wortes Männer grinsten Louis und ich uns an. Das mussten sie erst noch werden.

Nach der Landung gab es für die beiden Jungs noch eine Überraschung, denn Dimitri hatte für Kieran und Freddie Süßigkeiten aus Russland mitgebracht.

„Das ist Tschurtschchela", sagte er. „Äs stammt eigäntlich aus der kaukasischän Küche, ist abär vor allem in där Region Krasnodar värbreität."

Interessiert betrachteten wir die auf einer Schnur aufgereihten bunten Gebilde.

„Was genau ist das?", wollte ich wissen.

„Tschurtschchela bästäht aus Nüssän, die von einäm Mantäl aus eingädicktäm Traubänsaft umhüllt sind. Alleinä für die Trocknung där Tschurtschchelas an där Sonnä benötigt man zwei Wochän. Bis sie völlig ausgäreift sind, dauärt äs bis zu drei Monatä."

„Wow, das aber eine Menge Arbeit, die herzustellen", bemerkte Louis, während unsere beiden Söhne bereits nach den Süßigkeiten griffen.

„Habt ihr nicht etwas vergessen?", ermahnte ich sie.

„Danke, Dimitri", kam es synchron zurück, bevor sie sich anschickten, zu probieren.

„Hm, das schmeckt gut", strahlte Kieran.

„Ja, es ist echt cool", pflichtete Freddie ihm bei.

Mit dem Wagen fuhren wir zu unserem Haus, wobei Dimitri uns begleitete. Er sollte ohnehin heute Abend vorbeischauen und da Briana immer reichlich kochte, kam es auf einen Esser mehr oder weniger nicht an. Dem Russen schien es auf jeden Fall zu schmecken, denn er verdrückte eine ordentliche Portion von dem überaus leckeren Eintopf.

„Danke nochmal, dass du diesen Flug mit uns unternommen hast", sagte ich, als er den leeren Teller von sich schob.

„Ich habä zu dankän für die gutä Mahlzeit", erwiderte er und deutete eine Verneigung vor Briana an.

„Das war kein Problem. Ich koche jeden Tag und es freut mich, dass dir mein Eintopf geschmeckt hat", entgegnete sie freudig.

Die Frauen und auch Liam lauschten gespannt unserem Bericht über den wundervollen Flug, den wir unternommen hatten. Danach wurden die Kinder zu Bett gebracht, damit wir Erwachsenen noch eine Runde Wodka trinken konnten. Es wurde ein feucht-fröhlicher Abend, wir lachten viel und rissen abwechselnd Witze über Russen und Engländer. Dabei kam ich als Ire relativ gut weg.

Als Dimitri sich gegen halb zwölf verabschiedete, versprach er, im Spätherbst wieder zu kommen. Bis dahin sollten unser Wodka Vorräte reichen, da wir dieses Mal mehrere Flaschen abgenommen hatten. Eine machte uns Dimitri allerdings zum Geschenk und er ließ nicht mit sich verhandeln, als Louis diese bezahlten wollte.

„Ihr seid Freundä, däswägän schänkä ich euch einä Flaschä", lautete seine Ansicht von der er auch nicht abging.

Dankend nahmen wir das Geschenk an, bevor Louis den Russen zur Haustür geleitete.

Bevor Sienna und ich unser Schlafzimmer aufsuchten, halfen wir Briana und El die Gläser in die Küche zu tragen.

„Gute Nacht, bis morgen", rief ich und folgte meiner Frau.

Hand in Hand gingen wir leise lachend den Korridor entlang. Der Wodka entfaltete seine Wirkung und machte uns locker.

Vorsichtig öffneten wir die Tür zu Kierans Zimmer, um einen Blick hineinzuwerfen. Er schien tief und fest zu schlafen, was mich sehr beruhigte. Unser Junge hatte von all den schlimmen Dingen, die unser Leben beeinträchtigen, zum Glück noch nichts mitbekommen.

Während Sienna das Bad belegte, hielt ich mich noch kurz in meinem Büro auf. Erst als ich ihre Schritte im Flur vernahm, verließ ich den Raum, um mich ins Bad zu begeben. Als ich wenige Minuten später das Schlafzimmer betrat, lag Sienna bereits im Bett. Sie hatte die Decke über ihren Kopf gezogen, was mich etwas verwunderte. Langsam ließ ich mich neben ihr nieder, streichelte über ihre roten Haare, die unter der Decke hervorlugten und küsste ihre Stirn.

„Baby, ist alles ok?", wisperte ich, denn mich beschlich plötzlich ein ungutes Gefühl.

Und dieses schien mich nicht zu täuschen, denn als sie ihren Kopf hob, sah ich die Tränen in ihren hübschen Augen.

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Warum mag Sienna wohl weinen?

Wie fandet ihr den Flug bzw. die Flüge mit Dimitri? Unten sehr ihr übrigens ein Bild mit den russischen Süßigkeiten. Ich finde, die sehen total cool aus.

Danke für die vielen Kommentare zum letzten Kapitel. Ich sage das jedes Mal aber es freut mich wirklich, wie viel Anteil ihr an dieser Geschichte nehmt.

Das nächste Update kommt am Wochenende. Ich weiß nicht genau ob Samstag oder Sonntag, aber das werdet ihr dann ja sehen.

LG, Ambi xxx

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