42. Clearing up
♪ What a feeling – One Direction
Sienna
Sex in einem Pulk von Eiswürfeln zu haben, welche langsam durch unsere Körperwärme schmolzen, war eine ganz neue Erfahrung für uns beide. Vielleicht liebten wir uns deswegen so intensiv. Vielleicht spielte auch die Tatsache, dass wir uns gerade für ein Baby entschieden hatten, eine Rolle dabei.
Niall und ich konnten nicht genug voneinander bekommen. Er ließ mir kaum Zeit zum Atmen, puschte meine Gefühle dermaßen in die Höhe, als er in mich eindrang, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Selbst die Eiswürfel spürte ich nicht mehr, als wir uns dem Rhythmus hingaben, der uns schließlich in den Himmel katapultierte.
Von den Eiswürfeln blieb letztendlich nichts mehr übrig, dafür kuschelten wir unsere schweißbedeckten Körper aneinander.
„Das war toll, Baby", wisperte Niall, bevor seine Lippen sachte meine Stirn berührten.
„Ja, das war es."
Unendlich glücklich lag ich in seinem Arm und in dieser Haltung schliefen wir schließlich ein.
Sich bewusst für ein Kind zu entscheiden, war etwas vollkommen Neues für uns beide. Schließlich war Kieran ein „Unfall" gewesen – doch der schönste, den man jemals verursachen konnte.
Wir bereuten es keine Sekunde, dass er in diesem Black Room entstanden war, denn ohne ihn wären Niall und ich niemals zusammen gekommen. Jedes Ding besaß eben zwei Seiten – und das tat der Babywunsch auch.
Einerseits war es ein tolles Gefühl, nicht mehr auf Verhütung achten zu müssen, andererseits kam stets eine gewisse Spannung auf, ob es wohl geklappt haben könnte, wenn wir miteinander geschlafen hatten.
Dies spürte ich deutlich nach den beiden wunderschönen Tagen in Fairbanks. Wir hatten vor allem die Nächte total ausgekostet, die sich noch immer in meiner Erinnerung befanden, als ich am Montagmorgen das Büro im Hotel betrat.
Aki war schon anwesend und begrüßte mich freundlich.
„Hey, Sienna, ich bin so froh, dass du wieder hier bist."
„Warum? War so viel zu tun?", erwiderte ich, während ich aus den Boots schlüpfte und meinen Parka auszog.
„Es ging ein bisschen drunter und drüber, aber jetzt ist wieder alles im Lot."
Sie lachte kurz, um dann zu fragen: „Wie war es denn in Fairbanks? Erzähl mal."
Sofort geriet ich ins Schwärmen. „Einfach nur super. Es ist wunderschön dort und wir konnten mal so richtig ausspannen, hatten einfach nur Zeit für uns."
„Ja, das kann ich verstehen."
Bevor Aki sich ihrer Arbeit zuwandte, stellt sie noch eine Frage: „Ist alles wieder in Ordnung zwischen euch?"
Mit einem Lächeln im Gesicht antwortete ich: „Ja, es könnte im Moment nicht besser laufen. Denn wir haben uns dazu entschlossen, noch ein Baby zu bekommen."
„Oh, wow! Dann drücke ich die Daumen, dass es ganz schnell klappt, auch wenn ich dich dann wieder als Arbeitskraft verliere."
„Du könntest mir ja einen Home Office Arbeitsplatz zur Verfügung stellen", lachte ich, worauf von Aki nur ein „Das ist gar keine schlechte Idee", kam.
Konzentriert verbrachten wie die nächsten beiden Stunden an unseren Schreibtischen, so lange bis Aki an die Rezeption gebeten wurde. Sie kehrte aber nach relativ kurzer Zeit wieder zurück. Ein Schmunzeln zierte ihr Gesicht, als sie einen Satz losließ, der mich prompt zum Kichern brachte.
„Louis war gerade hier und wollte eine Flasche von Dimitris gutem Wodka kaufen."
„Und? Wie viel hast du ihm dafür abgeknöpft?", wollte ich wissen.
„Nichts, ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht. Als Dank dafür, weil er nichts bezahlen musste, hat er mich allerdings zum Essen in ein Restaurant eingeladen", lautete ihre überaus enthusiastisch vorgetragene Antwort.
Langsam ließ ich den Kugelschreiber in meiner Hand nach unten sinken.
„Moment Mal, du gehst mit Louis aus?"
Ihre braunen Augen musterten mich beinahe schon erstaunt, als sie mit den Schultern zuckte.
„Ja, klar. Wo liegt das Problem?"
„Es gibt kein Problem, im Gegenteil. Ich finde es toll, dass ihr zwei euch scheinbar so gut versteht. Ich hatte echt Angst um Louis, seit seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat."
Jetzt war die Überraschung allerdings auf ihrer Seite.
„Was? Das weiß ich ja gar nicht."
„Dann wird er es dir bestimmt noch erzählen."
Nach dieser kurzen Unterhaltung nahm ich meine Arbeit wieder auf. Schließlich wollte ich fertig werden und heute pünktlich den Feierabend einläuten.
Niall und ich hatten Kieran nämlich versprochen, am heutigen Nachmittag etwas mit ihm und Freddie zu unternehmen. Sozusagen als Ausgleich für die beiden Tage, die wir in Fairbanks alleine verbracht hatten.
Niall hatte gestern vorgeschlagen, zum Strand zu fahren, der im Gegensatz zu den Sandstränden, die Kieran kannte, nur Schnee und Eis aufwies. Doch unser Sohn sollte lernen, wie vielfältig die Natur sich auf der Erde zeigte und das Strand nicht gleich Strand war.
Voller Freude bestiegen wir am frühen Nachmittag das Auto, welches Briana uns zur Verfügung stellte. Sie benötigte den Wagen am heutigen Tag nicht mehr, was uns nun zugutekam.
Nachdem wir Freddie und Kieran in die Kindersitze verfrachtet hatten, ging es los.
Der Strand lag nicht allzu weit vom Ort entfernt und man konnte direkt dort parken.
„Gibt es hier auch Muscheln?", wollte Kieran sofort wissen.
„Nein, aber ganz viel Schnee und Eis", antwortete Niall, der unseren Sohn aus dem Wagen hob, während Freddie bereits selbstständig herauskletterte.
Er war größer als Kieran und immerhin bereits sechs geworden. Nach den Sommerferien würde er zur Schule gehen und somit Kieran im Kindergarten alleine lassen. Da unser Sohn jedoch sehr kontaktfreudig war, hatte er schon einige Freundschaften in seiner Gruppe eingehen können. Es waren stets die gleichen Kinder, mit denen er gerne spielte.
Im Moment wurde die Aufmerksamkeit der beiden Jungs jedoch auf die Walfischknochen gelenkt, welche am Strand aufgestellt waren.
„Was ist das, Papi?", fragte Kieran neugierig, als er sich dem Gebilde näherte.
Niall erklärte es ihm ausführlich und unser Sohn machte große Augen. Auch Freddie staunte nicht schlecht.
„Die sind ja riesig", sagte er mit offenem Mund. „Ich habe noch nie so einen großen Fisch gesehen!"
Und wieder war es Niall, der die beiden darüber aufklärte, dass Wale eigentlich keine Fische seien, obwohl sie im Wasser schwammen.
„Sie bringen lebende Junge zur Welt und zählen demnach zu den Säugetieren", sagte mein Mann lächelnd.
„Oh, dann legen sie also keine Eier?", fragte Kieran, worauf Freddie ihn in die Seite knuffte.
„Das sind Vögel, die Eier legen. Fische legen sowas wie Laich ab, das hat mein Dad mir erklärt."
„Was ist Laich?"
„Ein ganz ekliges Zeug."
Insgeheim mussten Niall und ich uns das Lachen verbeißen.
„Also Wale kriegen Babys", versuchte ich zu erklären, „so, wie Menschen auch."
Eigentlich hätte ich mit der nächsten Frage rechnen müssen, die auch prompt durch unseren Sohn erfolgte.
„Wie kriegt man denn ein Baby?"
Vorwitzig, wie Freddie nun einmal war, blieb er keine Antwort schuldig.
„Die Babys wachsen im Bauch der Mamis heran."
Briana oder Louis schienen ihn dahingehend bereits aufgeklärt zu haben, doch Kieran stand das noch bevor.
Aber vielleicht war es gar nicht schlecht, dass dieses Thema gerade jetzt zur Sprache kam. Immerhin konnte es gut möglich sein, dass mein Bauch schon sehr bald dicker sein würde, weil ein Baby darin heranwuchs.
„Ich war in deinem Bauch?" Irritiert blickte unser Sohn zu mir.
Als ich nickte, näherte er sich mir und deutete auf meinen Körper.
„Wie lange denn? Ist es da nicht dunkel drinnen?"
„Du warst neun Monate da drinnen. So lange, bis zu groß genug warst, um herauskommen zu können", erwiderte Niall grinsend.
„Oh." Kieran machte ein äußerst betretenes Gesicht. Scheinbar schien ihm diese Tatsache nicht zu gefallen. Als er seine nächste Frage an uns richtete, gerieten Niall und ich allerdings ein klein wenig ins Schwitzen.
„Wie bin ich denn da hineingekommen?"
Und wieder war es Freddie, der zu einer Antwort ansetzte.
„Mein Dad hat gesagt, ein Baby wird wie ein Baum oder so durch Samen gepflanzt."
„Mami, stimmt das?" Kieran schaute erwartungsvoll zu mir und als ich nickte, flüsterte Niall mir ins Ohr: „Jetzt könnte es peinlich werden."
Mit einem Lächeln im Gesicht, wandte ich mich an unseren Sohn.
„Ja, das stimmt, aber ich kann dir das besser erklären, wenn wir zuhause sind."
Briana hatte einige Pflanzen auf der Fensterbank in der Küche stehen und soweit es mir bekannt war, auch einige Pflanzsamen für die nächste Generation in Aufbewahrung. Es würde einfacher sein, es Kieran auf diese Art und Weise beizubringen.
Wir liefen noch eine Weile am Strand entlang und bauten gemeinsam einen Schneemann, was die beiden Jungs voller Freude jubeln ließ. Anschließend traten wir den Heimweg an, damit wir rechtzeitig zum Kuchenessen anwesend waren.
Brianas frischgebackener Marmorkuchen stand bereits auf dem Tisch, als wir die Küche stürmten
„Mum, wir haben Walfischknochen gesehen!", rief Freddie begeistert, bevor er sich an Louis hängte, der gerade mit El aus dem Büro gelaufen kam.
„Na, hattet ihr Spaß?", fragte er grinsend.
„Oh ja", erwiderte ich mit einem Blick auf Kieran, der sich in Richtung Fensterbank begab, um die Pflanzen zu begutachten.
„Mami, wo sind da die Samen?"
„Welche Samen?" Überrascht schaute Louis zu unserem Sohn und auch Briana kam herbeigelaufen.
„Er wollte wissen, wo die Babys herkommen", flüsterte Niall leise.
Nur mit Mühe konnte Louis sein Lachen unterdrücken.
„Dann mal viel Spaß", meinte er.
„Hilf mir gefälligst", jammerte Niall ein wenig planlos, was mich wissen ließ, dass es wohl an mir war, die Sache in die Hand zu nehmen.
„Hast du noch Samenkörner übrig?", wisperte ich Briana zu, die sofort nickte und diese aus einem der oberen Küchenschränke hervorholte.
Sie befanden sich in einer durchsichtigen, wiederverschließbaren Plastiktüte, welche ich zu Kieran trug.
„Schau mal", begann ich, „da sind die kleinen Samenkörner drin. Wenn man sie in der Erde vergräbt, entsteht eine Pflanze. So wie diese hier im Topf."
Nachdenklich blickte Kieran mich an.
„Und auch ein Baby?"
„Ja, nur dazu braucht man andere Samen, also keine pflanzlichen."
„Okeeey und wo sind die? Kann ich die mal sehen?"
Warum war unser Sohn auch nur so verdammt wissbegierig?
Zum Glück rettete Niall die Situation, indem er sagte: „Das geht nicht so einfach Kieran. Man kann sie nicht in einer Plastiktüte aufbewahren. Aber irgendwann erklären wir dir das noch."
Kieran nickte, denn im gleichen Moment legte Briana ein Stück Kuchen auf seinen Teller, sodass er abgelenkt war. Er und Freddie aßen um die Wette und jeder verputzte drei Stücke Kuchen. Anschließend durften die beiden noch mit Louis kurz im Schnee toben und die Hunde besuchen.
Währenddessen blieben Niall und ich in der Küche sitzen, um Brianas und Els liebgemeinten Spott bezüglich unserer Aufklärung zu ertragen. Die Thematik änderte sich glücklicherweise jedoch recht schnell, als Louis mit den beiden Jungs wieder zurück ins Haus kehrte.
Kaum hatte er die Küche erreicht, holte er sein Handy hervor und sagte: „Ich muss mich um die Tischreservierung für morgen kümmern."
„Welche Reservierung?" Niall starrte ihn völlig entgeistert an, doch ich, als Insider, begriff sofort, was er meinte.
„Wehe es kommen Klagen. Ich werde Aki am Mittwoch genauestens befragen", erklärte ich grinsend.
„Aki?" Drei Augenpaare blickten zu mir, während Louis lässig mit den Schultern zuckte, um dann in noch lässigerem Tonfall von sich zu geben: „Wir haben morgen ein Date. Das war der Deal für die Flasche Wodka, die sie mir geschenkt hat."
„Das kannst du deiner Großmutter erzählen", kam es sofort von Niall.
Doch Louis war um keine Antwort verlegen. „Das geht schlecht. Sie hört schwer."
Wie immer hatte er alle Lacher auf seiner Seite.
Es wurde noch ein ziemlich lustiger Nachmittag, bis Louis sich wieder ins Büro zurückzog.
„Alistair hat mir Unterlagen per E-Mail zukommen lassen, die muss ich noch durchsehen", erklärte er.
Im Endeffekt dauerte es bis zum Abendessen, ehe er wieder auftauchte. Louis sprach nicht viel, aber genau das machte mich stutzig. Hoffentlich gab es keine Probleme bezüglich der Mafia.
Während des Essens besprachen wir solche Dinge nie, dieses Thema wurde strikt von den Kindern ferngehalten. Nach wie vor waren Freddie und Kieran der Auffassung, dass ihre Väter hierher versetzt worden waren, um ihre Jobs auszuüben, wobei Freddie nicht einmal Ahnung davon hatte, welcher Tätigkeit sein Vater eigentlich nachging.
„Er arbeitet in seinem Büro'", sagte er stets, wenn jemand ihn danach fragte.
Bei Kieran verhielt es sich ein klein wenig anders. Unser Sohn erzählte immer, dass sein Vater für den lieben Gott tätig sei. Hier in Barrow wussten viele Leute, dass Pfarrer John einen Sohn hatte, doch es kümmerte sie nicht. Alles was unter Verschluss blieb, war unsere Ehe, aber damit hatte ich mich inzwischen arrangiert.
„Wir sollten jetzt die Kinder ins Bett bringen."
Louis' Satz ließ mich aufschauen und gleichzeitig erahnen, dass er uns etwas Wichtiges mitteilen wollte, was jedoch keineswegs für die Kinderohren bestimmt war.
„Natürlich, es ist spät genug", erwiderte ich deshalb und fasste Kieran sogleich an die Hand.
Wie üblich begleitete Niall uns bis zu unseren Räumlichkeiten, wo wir unseren Sohn ins Bett brachten. Nachdem er sich die Zähne geputzt und sein Gesicht und Hände gewaschen hatte, zog Kieran seinen Schlafanzug an. Lächelnd schauten wir ihm dabei zu und wieder stellte ich fest, wie selbstständig er doch schon geworden war.
„Gute Nacht, mein Schatz", flüsterte ich und drückte ihm anschließend einen Kuss auf die Wange.
Niall tat das Gleiche, bevor wir uns zurückzogen, damit Kieran in Ruhe schlafen konnte.
Hand in Hand liefen wir in Richtung Wohnzimmer, wurde jedoch von Louis bereits im Flur abgepasst.
„Kommt bitte mit in mein Büro. Ich möchte euch etwas zeigen."
Mir klopfendem Herzen folgte ich den beiden Männern in das kleine Zimmer, wo der aufgeklappte Laptop förmlich zum Lesen der Dokumente einlud, die klar ersichtlich auf dem Monitor zu sehen waren.
„Setzt euch", forderte Louis uns auf.
Da es drei Sitzgelegenheiten im Büro gab, verteilten wir uns auf die Stühle und um den Laptop, sodass jeder ohne Mühe einen Blick darauf werfen konnte.
„Das ist der Bericht, den Alistair mir hat zukommen lassen", begann Louis. „Bitte lest ihn euch durch. Ich möchte, dass ihr über alles informiert seid, einfach um euch ein besseres Gefühl zu vermitteln, was die ganze Sache angeht. Immerhin seid ihr Diejenigen, die vor der Mafia flüchten und somit steht es euch zu, Einblick in gewisse Dinge zu erhalten.
Bevor er zu lesen begann, stellte Niall eine Frage: „Weiß Alistair, dass du uns das zeigst?"
„Natürlich", erwiderte Louis ruhig, „das haben wir miteinander besprochen. Es ist auch sein Wunsch, dass ihr diesbezüglich informiert werdet."
Gebannt starrte ich auf den Laptop, um die Zeilen förmlich zu verschlingen. Niall tat es mir gleich und er war der Erste, der sprach.
„Der Drogenring der kolumbianischen Mafia in Europa wurde also komplett gesprengt", stellte er fest.
„Ja, die kriegen dort kein Bein mehr auf die Erde, wie man so schön sagt. Es hat fast fünf Jahre gedauert, bis unsere Kollegen das geschafft haben."
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ich verinnerlichte, wie groß die Mengen an Drogen waren, die früher regelmäßig nach Europa gelangten. Durch Nialls Aussage wurden damals die wichtigsten Transportwege offengelegt, sowie die Namen der maßgeblichen Mittelsmänner in Erfahrung gebracht. Der Mann, der damals in Nialls Armen starb, war ein hohes Tier im Bereich der Mafia gewesen. Er wollte seine Seele reinwaschen, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Doch Niall konnte ihm damals keine Absolution erteilen – er war noch kein Priester. Stattdessen erfuhr er Dinge, die er eigentlich nicht wissen sollte und das führte letztendlich zu dem Leben, welches wir seitdem führten.
„Die Kolumbianer versuchen nun in den USA Fuß zu fassen, was ihre Geschäfte angeht", erklärte Louis. „Man weiß, dass Teile der Mafia sich in Miami und New York angesiedelt haben. Doch sie werden hier arg durch die Russen bedrängt. Erinnert euch an die Schießerei vor dem Hotel in Las Vegas. Das waren die Russen, die dort gefasst wurden."
Nur zu gut konnte ich mich daran erinnern. Damals wurden wir alle in Angst und Schrecken versetzt, weil wir der Annahme unterlagen, dass es sich dabei um die kolumbianische Mafia handeln könnte, die uns auf den Fersen sei.
„Was ist mit dem Prinz?", hörte ich Niall fragen.
„Der Prinz, alias Emilio Ciceron Aosta Jaramillo, wurde in Europa gefasst und vor zwei Tagen nach USA in ein Gefängnis überführt. Der kolumbianische Staat fordert allerdings seine Auslieferung nach Bogota, was die Behörden in den USA jedoch strikt verweigern. Dort wäre er nämlich sehr schnell wieder auf freiem Fuß."
„Wieso?", erkundigte ich mich neugierig.
„Weil der ganze Staat praktisch durch die Mafia geschmiert wird. Selbst die Polizei ist nicht sicher. Kriminalitätsbekämpfung in Kolumbien kommt einem Witz gleich."
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.
„Und was nun?", wollte Niall wissen. „Was passiert mit ihm? Und dürfen ihn die Behörden überhaupt hier festhalten?"
Entspannt lehnte sich Louis in seinem Stuhl zurück.
„Natürlich dürfen sie. Er hat seinen Wohnsitz in Miami und das hat ihm das Genick gebrochen. Er besitzt beide Staatsangehörigkeiten und kann demnach sehr wohl nach dem amerikanischen Recht bestraft und eingebuchtet werden."
„Das klingt gut", sagte ich mit einem leisen Aufatmen.
„Die Amerikaner werden nicht lange fackeln und ihre Gefängnisse gelten als sehr sicher. Außerdem lassen sie sich nicht durch die Mafia bezahlen", erklärte Louis ruhig.
„In welchem Gefängnis sitzt er ein?", erkundigte sich Niall.
„Derzeit noch im Federal Transfer Center, in Oklahoma City. Von dort aus werden die Gefangen zu den entsprechenden Verwahrungsanstalten transportiert. Ich möchte euch kurz erklären, dass es in den USA fünf unterschiedliche Sicherheitsstufen gibt, was die Gefängnisse anbelangt."
Gespannt hörten wir beide zu.
„Die niedrigste Stufe ist die Minimum Security. Danach folgen die Low Security, die Medium Security und die High Security. Zum Schluss kommt die höchste Stufe, die Administrative, auch Supermax genannt."
Er machte eine kurze Pause, bevor er weiterredete.
„In solch einem Gefängnis wird der Prinz landen. Das Bundesgefängnis ADX Florence, offiziell heißt es United States Prison Administrative Maximum Facility Florence, ist eine Hochsicherheitsstrafanstalt des US-amerikanischen Justizministeriums in Florence. Das gehört zum Bundesstaat Colorado. Es erfüllt den sogenannten Supermax-Standard und gilt als das sicherste zivile Gefängnis der Vereinigten Staaten. Dort kommt er nicht so schnell wieder raus. Er wird in Einzelhaft sitzen und hat demnach keinerlei Kontakt zu Mitgefangenen, die ihm vielleicht ein Messer oder sonstiges zustecken könnten."
Ich musste zugeben, dass mich Louis Kenntnisse schwer beeindruckten und das Erfahrene mich zudem in Sicherheit wiegte. Die Behörden würden schon alles richtig machen. Doch Niall stellte noch eine Frage.
„Und wie gelangt er von Oklahoma nach Florence?"
Auch hier hatte Louis sofort eine Antwort parat. „Hast du schon mal was von Con Air gehört?"
„Natürlich, da gibt es doch auch einen Spielfilm mit Nicholas Cage", entgegnete Niall sofort.
„Richtig. Die Gefangenen werden mit Flugzeugen, die eigens nur dafür gedacht sind, zu den Strafanstalten transportiert. Und so wird es dem Prinzen auch ergehen. Ein Freiflug in die Hölle, denn etwas anderes ist ADX Florence nicht", bekräftigte der Agent.
„Das klingt durchaus beruhigend", sagte ich.
„Ja, und deswegen wollte Alistair auch, dass ich euch darüber aufkläre. Er möchte euch die Ängste nehmen."
„Ich habe keine Angst, jedenfalls nicht mehr als sonst. Niall und ich leben einfach unser Leben. Und wir tun das, was wir gerne möchten", erwiderte ich lächelnd.
Mein Mann verstand diese Anspielung durchaus, denn er griff nach meiner Hand und sagte: „Danke für die Aufklärung, Louis. Sienna und ich gehen jetzt schlafen."
Im Schlafzimmer angekommen, begann ich ihn hemmungslos zu küssen. Wir verloren keine Zeit, uns zu entkleiden, es konnte nicht schnell genug gehen.
„Weißt du, so ein Black Room für zwischendurch wäre echt nicht schlecht", murmelte Niall zwischen zwei heißen Küssen, die das Blut schneller durch meine Adern pumpen ließen.
Ich liebte alles an diesem Mann, seinen Geruch, seinen Berührungen und seine Stimme. Die Art, wie er mich noch immer umwarb, ebenso wie sein leicht machohaftes Gehabe, das er an den Tag legen konnte, wenn ihm danach gelüstete.
Auch ich sehnte mich oft nach unserem Black Room in Oceanside zurück, immer nur Sex im Bett entsprach nicht unseren beiden Vorstellungen. Doch hier in Barrow gab es nicht wirklich eine Alternative. Es sei denn, wir verbannten alle aus dem Haus und breiteten uns zum Beispiel im Wohnzimmer aus.
In jenem Moment war es mir aber egal, denn mein Verlangen wurde nahezu unstillbar. Ich wollte ihn jetzt und zwar ohne langes Vorspiel. Es entsprang einem Irrglauben, dass Frauen so etwas ständig verlangten, vor allem, wenn man heiß aufeinander war – so wie Niall und ich im Augenblick.
„Baby, du kannst es ja kaum erwarten", flüsterte er mir mit rauer Stimme ins Ohr.
Das Prickeln in meinem Unterleib wurde stärker und mein Verlangen beinahe schmerzlich.
„Niall", stöhnte ich fordernd in sein Ohr, während sich mein Körper gegen seinen presste.
Die Berührungen seiner Hände ließen mich beinahe wahnsinnig werden. Ich kroch fast in ihn hinein und als ich es nicht mehr aushielt, umfasste ich seine Erektion, um ihm zu verdeutlichen, wie dringend ich mich nach ihm sehnte.
Ein sanfter Stoß und unsere Körper waren vereint. Doch wir blieben nicht auf der sanften Schiene, denn Niall steigerte das Tempo schnell, dem ich mich mühelos anpasste. Hemmungslos gab ich mich meinen Gefühlen hin, die mich buchstäblich überrannten. Ich hielt mich an ihm fest und wurde praktisch durch diesen Höhepunkt getragen. Sein Atem ging ebenso rasch wie meiner und einen Herzschlag später erreichten wir den Zenit.
Bevor ich schließlich kraftlos in seinen Armen zusammensackte, blickte ich in seine blauen Augen, in denen nichts als Liebe zu erkennen war. In diesem Moment wusste ich, dass wir alles schaffen konnten, wenn wir nur wollten.
Der nächste Morgen begann wie üblich mit dem Frühstück in der Küche. Alle schienen bester Laune zu sein, vor allem Louis, für den am heutigen Tag das Date mit Aki anstand. Natürlich zogen wir ihn auf, doch er steckte unseren Spott locker weg und meinte, er habe sowieso den Jackpot gezogen.
Während Briana die Kinder wegbrachte, machte ich mich für die Arbeit im Büro fertig. Ich hatte meine Boots noch nicht angezogen, als Niall nach mir rief.
„Harry ist am Telefon, komm mal bitte her, Sienna."
Ostern stand kurz vor der Tür und somit auch sein alljährlicher Besuch. Ich hoffte zumindest, dass er kommen würde, denn gerade für Kieran gab es nichts Schöneres, als seinen Patenonkel zweimal im Jahr zu sehen.
Unsere Unterhaltung fand über Skype statt, sodass wir Harrys Gesicht sehen konnten, der hektisch in die Kamera winkte und im Zuge dieser Bewegung, den Kaffeebecher auf seinem Schreibtisch umriss.
„Mist! Zum Glück war es nur der Fußboden", stellte er erleichtert fest, bevor er sich an mich wandte.
„Hallo, Sienna", begrüßte er mich mit seinem charmanten Grinsen, welches jedoch nicht lange auf seinem Gesicht blieb.
„Leider habe ich eine schlechte Nachricht für euch", druckste er herum.
„Oh nein, sag bloß, du kommst uns nicht über Ostern besuchen?", entwich es mir.
„Doch, doch, ich komme, aber es gibt ein anderes Problem."
„Welches denn?", wollte Niall sofort wissen.
„Dazu möchte ich am Telefon nicht viel sagen."
Harry senkte seine Stimme, als er den nächsten Satz aussprach, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war ein einziges Wort, das sich in meinen Kopf brannte: Morddrohung.
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Es tut mir leid, dass ihr so lange auf das Update warten musstest, das mal wieder mit dem gewohnten Cliffhanger endet. Hoffentlich hattet ihr Spaß beim Lesen, wie oft habe ich nach Infos gegoogelt (das mit den Gefängissen z.B.).
Kommen wir nun zu einer Frage. Wie soll der Shipname für Kieran und Freddie lauten? Fieran oder Kreddie? :)
Das nächste Update plane ich am Sonntag hochzuladen. Drückt mir bitte die Daumen, dass nicht so viel dazwischen kommt, wie in den letzten Tagen.
Danke für die vielen Kommentare und Votes beim letzten Kapitel. Es freut mich immer sehr und gibt mir Auftrieb, den ich im Moment dringend benötige.
GLG, Ambi xxx
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