34. Emotional Chaos


♪ Give me love – Ed Sheeran


Sienna

„Was?"

„Du hast mich schon richtig verstanden, Sienna. Ich habe nein gesagt."

Fassungslos schaute ich in seine blauen Augen. Er hatte mich gerade regelrecht vor den Kopf gestoßen.

„Niall, was-."

„Baby, hör mir zu", unterbrach er mich sofort, „es tut mir leid, aber ich will es nicht. Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt."

Meine Stimme war nur ein Hauch, als ich ungläubig flüsterte: „Aber warum?"

Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, bevor er redete. Ich ließ ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.

„Wir befinden uns ständig in Gefahr. Nirgendwo sind wir richtig in Sicherheit."

Es konnte nicht wahr sein, dass er dies in den Vordergrund stellte, vor unsere Liebe.

Jetzt war ich es, die erneut redete, denn ich brannte förmlich darauf, meine Gedanken auszusprechen.

„Denkst du denn, das weiß ich nicht, Niall? Aber wir konnten uns auch nicht in Sicherheit wiegen, als Kieran unterwegs war. Trotzdem bist du damals das Risiko eingegangen, mich und ihn in meinem Bauch, zu dir zu holen."

„Sienna, das war etwas vollkommen anderes! Du warst bereits schwanger und zudem noch ungeplant. Außerdem wussten wir damals noch gar nicht, zu was die Mafia alles fähig sein würde. Auf unserer Flucht haben wir nun einen ziemlich guten Geschmack davon erhalten, oder etwa nicht? Sie schrecken vor nichts zurück."

Langsam richtete ich mich auf, meine Augen noch immer auf seinem Gesicht fixiert.

„Das ist richtig, Niall. Aber du scheinst dabei etwas vergessen zu haben. Wir wollten niemals, dass unser Leben vollkommen durch die Mafia bestimmt wird. Aber das, was du jetzt tust, entspricht genau dem Gegenteil unserer einstigen Vorstellungen."

Meine Stimme klang fast schon böse, doch der gekränkte Unterton überwiegte. Es tat so weh, auf diese Art und Weise zurückgewiesen zu werden.

Doch er versuchte erneut seine Argumente anzubringen.

„Ja, Sienna, das mag stimmen, doch Dinge ändern sich. Es entsprach auch nicht unseren Vorstellungen und Wünschen, jemals in einer Eiswüste wie Barrow zu leben, oder? Trotzdem müssen wir dies nun tun, ob wir wollen oder nicht. Manchmal hat man einfach keine Wahl."

Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, schlug ich die Decke zurück und sprang aus dem Bett.

„Weißt du was, Niall? Man hat immer eine Wahl! Immer! Und du lehnst es gerade ab, mich glücklich zu machen! Du weist mich zurück und schiebst die Mafia in den Vordergrund unseres Lebens, anstatt dich auf die Menschen zu konzentrieren, die dich lieben! Was zum Teufel ist mir dir los?"

„Was zum Teufel ist mit dir los?", schoss er zurück. „Du verstehst nicht, was ich dir begreiflich machen möchte! Was ist, wenn wir wieder fliehen müssen, während du ein Kind austrägst? Was würde geschehen, wenn das kurz vor der Geburt stattfinden müsste? Oder gar, wenn es frisch geboren ist? Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir und dem Baby etwas passiert! Begreifst du das denn nicht?"

Stumm verschränkte ich die Arme vor der Brust, musterte ihn von oben bis unten, um dann zu sagen: „Was ist aus dem Mann geworden, der einst um alles kämpfte, was ihm lieb und wert war? Du kommst mir vor, wie jemand, der sich vor Verantwortung drücken will. Genau wie Louis das getan hat."

„Lass Louis dabei aus dem Spiel! Er hat nichts damit zu tun", knurrte er leicht angesäuert.

Im Grunde genommen hatte er ja Recht. Dies war einzig und alleine eine Sache zwischen ihm und mir. Schließlich ging es niemanden etwas an, dass wir einen Disput bezüglich unserer Familienplanung austrugen.

Da ich noch immer keine Anstalten machte, ins Bett zurückzukehren, stellte Niall nun eine Frage.

„Sag mir, warum willst du ausgerechnet jetzt ein Baby haben?"

Seine Stimme klang dabei um einige Nuancen sanfter, doch dies verletzte mich nicht minder. Verstand er denn gar nicht, was in mir vorging?

Ein lautes Schnaufen entwich meiner Kehle, bevor ich zu einer Antwort ansetzte.

„Niall, Kieran ist vier Jahre alt. Wenn wir es jetzt versuchen und es gleich klappen würde, dann wäre er schon fast fünf, wenn das Baby zur Welt kommt. Das entspricht genau dem Altersunterschied zwischen Seth und mir. Er sollte nicht unbedingt viel größer sein. Außerdem ist Kieran schon so selbstständig, er braucht mich kaum noch. Ich komme mir nutzlos vor, wenn ich den ganzen Tag herumhocke und nichts tue. Ich möchte meinem Leben einen Sinn geben."

Meine wichtigste Argumentation hielt ich zurück, vermutlich weil ich Angst hatte, erneut verletzt und zurückgewiesen zu werden. Das würde ich am heutigen Abend nicht noch einmal verkraften.

Stattdessen ließ ich mich wieder auf dem Bett nieder, sodass er mich in eine Umarmung ziehen konnte. Ich wehrte mich nicht, als er dies tat und gleichzeitig flüsterte: „Das verstehe ich, Baby."

Anschließend drückte er mir einen sanften Kuss auf die Schläfe.

„Aber du solltest mich auch verstehen. Ich möchte nur das Beste für meine Familie und vor allem kommt für mich die Sicherheit an erster Stelle. Vielleicht könnten wir einen Kompromiss schließen."

„Was für einen Kompromiss?", seufzte ich, als ich mich in seine Arme kuschelte.

„Also erstens, lass uns bitte warten, bis wir das erste Jahr in Barrow heil überstanden haben."

Vielleicht konnte ich mich darauf einlassen.

„Und was ist die zweite Bedingung?", wollte ich wissen.

Niall bedachte mich mit einem kleinen Lächeln, als er antwortete: „Vielleicht würde dir eine Beschäftigung guttun. Also ein Teilzeitjob. Nicht zu viel, denn ich möchte nicht, dass du dich hetzen musst. Aber so einige Stunden in der Woche wären doch super. Du kommst auf andere Gedanken, hast andere Menschen um dich herum. Das wäre doch nicht schlecht, oder?"

„Job gegen Kind? Das wäre der Tausch?", sprach ich ein wenig unmotiviert.

„Nur für eine gewisse Zeit, nicht für immer."

Seufzend ließ ich mich tiefer in seine Arme sinken.

„Na gut, ich versuche es."

Vermutlich hatte Niall Recht, ich würde auf andere Gedanken kommen. Zudem wusste niemand, wie es tatsächlich im Moment um unsere Sicherheit bestellt war. Im Augenblick gab es zwar keinen Anlass nervös zu werden, aber dies konnte sich blitzschnell ändern. So rasch, wie ein aufkommender Schneesturm in der Eiswüste.

Nach unserem Gespräch schlief Niall ziemlich schnell ein, ich jedoch lag noch lange wach und machte mir Gedanken, welchen Job ich wohl in Barrow finden würde.

Er sollte auf jeden Fall ein wenig anspruchsvoll sein. Unter keinen Umständen wollte ich im Supermarkt an der Kasse sitzen oder Regale einräumen. Dies entsprach nicht meinem Intellekt und würde mich auch nicht ablenken und glücklich machen, sondern seelisch eher noch mehr hinunterziehen.

Wahrscheinlich würde es am besten sein, mit den anderen beim Frühstück über meine Absichten, mir einen Job zu suchen, zu reden.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf schlief ich letztendlich ein.

Die Stimmung zwischen Niall und mir am nächsten Morgen wirkte eher ruhig und in sich gekehrt. So, als ob wir beide nachdachten.

„Bist du ok, Baby?", erkundigte er sich, als wir gemeinsam den Weg in die Küche antraten.

„Ja, das bin ich."

Die eine Hälfte von mir war es vermutlich auch, doch die andere haderte noch immer mit ihrem Schicksal. Doch ich wollte diesen Kompromiss eingehen, Niall zuliebe.

Am Frühstückstisch ging es wie so oft lustig zu. Louis, El und Briana berichtete von ihrem Abendessen, an welchem auch Aki teilgenommen hatte.

„Sie kommt übrigens gleich vorbei", ließ Louis am Rande einfließen.

Kaum hatte er dies ausgesprochen, hörte man das typische Geräusch eines Motorschlittens.

„Wenn man vom Teufel spricht", meinte er und erhob sich, um in den Korridor zu laufen.

Wir hörten Akis Stimme, sowie ihr befreites Lachen, bevor die beiden in die Küche traten.

„Hey, Leute, ich wünsche euch einen guten Morgen", begrüßte uns Anuuns Tochter, bevor sie ich auf den freien Platz neben Louis niederließ.

„Den wünsche ich dir auch", erwiderte ich lächelnd. „Hast du heute frei?"

„Nein, leider muss ich nachher ins Hotel, um ein wenig im Büro zu arbeiten", seufzte sie. „Manchmal wünschte ich echt, ich hätte noch eine Hilfe, aber leider findet man in Barrow selten jemanden, der die nötige Qualifikation dafür besitzt und nur Teilzeit arbeiten möchte."

Sofort wurde ich hellhörig.

„Teilzeit?"

„Ja, so zwischen fünfzehn und zwanzig Stunden, je nachdem, wie viel Arbeit sich anstapelt. Das würde schon reichen."

Ich räusperte mich kurz, bevor ich meine Frage an Aki richtete.

„Welche Qualifikationen werden denn für diesen Job benötigt?"

„Auf jeden Fall eine kaufmännische Ausbildung und damit meine ich nicht nur Dinge zu verkaufen, sondern sich mit Bilanzen und solchen Sachen auszukennen."

„Das kann ich."

Alle Augen wanderten zu mir, nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte.

„Du? Du kannst so etwas? Warum hast du das nicht früher gesagt! Ich suche ganz dringend jemanden, der mich unterstützt!", kam es von Aki.

„Du hast mich nicht gefragt und um ehrlich zu sein, ist es mir auch vorher nicht in den Sinn gekommen, vielleicht einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen", erwiderte ich lächelnd.

„Ich finde es toll, dass du das machen möchtest, Sienna", warf Louis ein und auch El sowie Briana äußerten sich positiv zu dieser Idee.

„Es wird dir guttun, etwas anderes um die Ohren zu haben, nicht nur uns", meinte Briana grinsend.

„Ja, du erweiterst deinen Horizont und hast eine zusätzlich tolle Aufgabe", setzte El hinzu.

Neugierig richteten sich Akis braune Augen auf Niall.

„Und was sagst du dazu?"

„Ich begrüße das", lautete seine zufriedene Aussage.

Keiner wusste, dass dies nur ein Kompromiss war; unsere Abmachung, um die Kinderplanung zu verschieben.

„Wann kannst du anfangen? Wäre Montag zu früh?"

Akis Eifer kannte wirklich keine Grenzen.

„Morgen? Das geht klar", erwiderte ich.

Schließlich wollte ich es so schnell wie möglich versuchen, schon alleine um Niall meinen guten Willen zu demonstrieren.

Aki und ich vereinbarten, dass ich um halb neun bei ihr im Hotel aufkreuzen sollte. Bis dahin befand Kieran schon eine halbe Stunde im Kindergarten, Briana und ich lieferten ihn und Freddie bereits um acht Uhr dort ab.

Zeitlich gesehen passte dies also wunderbar, obgleich Briana dann demnächst alleine den Kindergarten-Fahrdienst übernehmen musste. Anschließend schaute sie meistens noch im Supermarkt vorbei, was mehr als eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nahm. Abgesehen davon musste ich vom Hotel aus auch irgendwie nach Hause gelangen. Somit blieb für mich nur eine Alternative: Den Motorschlitten zu nehmen.

Aber ich war nicht böse darum, denn dies gab mir ein Gefühl der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Obwohl ich es während der letzten Jahre keineswegs vermisst hatte, genoss ich die neuerworbene Freiheit, als ich am Montagmorgen meinen Dienst im King Eider Inn Hotel antrat.

Aki begrüßte mich herzlich, bevor sie mich in das Büro führte, welches meine neue Arbeitsstätte sein würde. Wie auch privat, verstanden wir uns auf Anhieb, was die Arbeit anging. Aki musste mir gar nicht viel erklären, ich fand mich sofort wieder zurecht, obwohl es weitaus mehr als vier Jahre zurücklag, als ich meinen Job zum letzten Mal verrichtete. Doch gewisse Dinge blieben einem stets im Gedächtnis haften und mit meinen Vorkenntnissen aus der Unternehmensberatung waren Bilanzen und Buchhaltung keine böhmischen Dörfer für mich.

Natürlich wurde mein neuer Job zum Gesprächsthema Nummer eins beim gemeinsamen Abendessen. Selbst Kieran fragte mir Löcher in den Bauch, er wollte alles ganz genau wissen.

So gut es ging, erklärte ich es ihm, wobei Niall schmunzelnd zuschaute. Er schien glücklich darüber zu sein, dass ich es mit meiner Arbeit gut getroffen hatte.

In der Tat lenkte mich diese ein wenig von den Gedanken an ein zweites Kind ab.

Von Montag bis Donnerstag arbeitete ich nun ganz offiziell im King Eider Inn als Teilzeitkraft und freitags hatte ich frei. Immerhin blieb im Haushalt noch genügend zu tun, sodass ich mich nicht langweilte.

Die Zeit raste nur so dahin und ehe ich mich versah, standen die Weihnachtsfeiertage vor der Tür, welche sehr viel Arbeit für Niall bedeuteten. Doch wir überstanden auch das problemlos.

Direkt nach Weihnachten entsorgten Briana und ich die unzähligen Geschenkverpackungen, die meist für Präsente der Jungs verwendet worden waren.

Wie üblich waren mehrere Pakete aus London eingetroffen, was mir erneut einen Stich ins Herz versetzte. Jedes Jahr fühlte ich den gleichen Schmerz, wünschte mir, Seth, Harvey und Gwenny wenigstens an Weihnachten bei mir haben zu können. Doch dieser Traum würde sich wohl niemals wieder erfüllen.

Auch skypten wir mit Harry und mit Alistair, der uns wissen ließ, dass man auf mehreren Spuren sei, er uns jedoch im Moment noch nichts Genaueres erzählen könnte.

„Macht euch keine Sorgen, Kinder. Ihr seid im Augenblick wirklich in Sicherheit", lauteten seine abschließenden Worte des Gesprächs, welches wir am letzten Tag des Jahres führten.

Friedlich ging dieses zu Ende und ebenso ruhig begann das Neue. Es gab keinerlei Hinweise, dass man uns gefunden haben könnte und es trieben sich auch keine auffälligen Fremden in der Gegend herum. Absolut nichts deutete daraufhin, dass die Eiswüste sich irgendwann in ein Desaster verwandeln könnte. Dies gab uns allen Mut und Hoffnung.

Anfang Januar herrschte Hochkonjunktur in unserem kleinen Büro im King Eider Inn und da ich Aki nicht hängen lassen wollte, bot ich ihr an, ausnahmsweise am Freitag zu kommen.

„Das ist lieb von dir, aber nur, wenn es dir nichts ausmacht", lauteten ihre freundlichen Worte, mit welchen sie ihre Zustimmung ausdrückte.

„Nein, das ist wirklich kein Problem", erwiderte ich.

Angesichts der Tatsache, dass ich meinen Job mochte, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, mich auf der faulen Haut auszuruhen, während meine Kollegen in Arbeit erstickten. Im Gegenteil – je länger und öfter ich meiner Beschäftigung nachging, desto mehr redete ich mir ein, dass dies genau das war, was ich in meinem Leben brauchte und vielleicht auch vermisst hatte.

Aber jedes Mal, wenn ich Kieran um mich hatte, stiegen Zweifel in mir auf. Ein Kind zu haben und großzuziehen war mit nichts zu vergleichen. Trotzdem stellte ich diesen Wunsch hinten an, denn ich wollte mein Versprechen Niall gegenüber nicht brechen.

Der Tag, an welchem ich vollständig realisierte, wie es sich mit meinen Gemütszustand tatsächlich verhielt, war ein ganz normaler Mittwoch.

Er begann wie jeder Tag, an dem ich zur Arbeit ging. Gemeinsam stand ich mit Niall um halb sieben auf, um später mit den anderen zu Frühstücken. Anschließend schnappte sich Briana die Kinder, während El, Louis und Anuun ihre Runden durch die Areale drehten.

Niall hatte einen Termin in der Stadt und so kam es, dass wir zusammen mit unseren Motorschlitten nach Barrow brausten. Allerdings trennten sich unsere Wege dort, denn ich bog zum Hotel ab, während er in Richtung Stadtverwaltung fuhr, die sozusagen gleich um die Ecke lag.

Im Büro angekommen, machte ich mich sogleich an die Arbeit. Wie so oft stand Aki zunächst an der Rezeption, bevor sie mir Gesellschaft leistete. Für gewöhnlich brachte sie dann Leckereien aus der gegenüberliegenden Bäckerei mit, die wir mit reichlich Appetit sowie zwei Tassen Kaffee verspeisten.

Heute waren ihre Hände jedoch leer, als sie den Raum betrat.

„In der Bäckerei war gerade die Hölle los", entschuldigte sie sich.

„Ich kann in zehn Minuten nochmal vorbeischauen", bot ich sofort an. „Dann bin ich mit dem Kram hier durch und du kannst es kontrollieren."

„Das wäre super, denn ich habe heute Nachmittag noch einen wichtigen Termin", seufzte sie erleichtert.

„Kein Problem."

Zehn Minuten später zog ich meinen Parka an, schlüpfte in die Winterboots, welche ich im Büro stets auszog und streifte Mütze und Handschuhe über.

Es dauerte nur einige Minuten, bis ich die Bäckerei, die jetzt Gott sei Dank leer war, betrat. Schnell tätigte ich die Einkäufe, bezahlte und wandte mich zum Ausgang. Ehe ich die Tür erreichte, wurde diese schwungvoll geöffnet und ich stieß mit jemandem zusammen.

Als ich meinen Blick leicht anhob, schaute ich in das schönste, blaue Augenpaar, das mir jemals begegnet war.

Niall grinste, als er mich ansah.

„Hey, schöne Frau, was machen Sie denn hier?", wisperte er so leise, dass es kein anderer zu hören vermochte.

Meine Knie wurden weich, als er meine Hand rein zufällig berührte und mein Herz machte einen Salto.

Und dann traf es mich hart.

Ich wollte ein Kind von diesem Mann. Nicht, um die Langeweile zu bekämpfen, nicht weil Kieran in diesem Jahr schon fünf wurde, sondern einzig und alleine weil ich ihn liebte.

Ich liebte Niall so sehr, dass es wehtat und der Gedanke, ihm nochmals ein Kind schenken zu wollen und nicht zu dürfen, fraß mich beinahe auf. Dieses Baby wäre die absolute Krönung unserer Liebe, die seit Jahren währte und die alles für mich bedeutete.

Erneut zu spüren, wie ein kleiner Mensch in mir heranwuchs, der aus unserer Liebe entstanden war, wäre das größte Glück auf Erden für mich.

Kein Job, kein Geld, nichts würde dieses Gefühl jemals in mir hervorrufen können, das ich anstrebte. Nichts, außer Nialls Baby in mir.

Ich sehnte mich danach, seine Hände zu spüren, die zärtlich über meinen Baby Bauch gleiten würde, während er gleichzeitig flüsterte: „Hallo Baby, hier ist dein Daddy."

„Sienna?"

Das leise Wispern meines Namens ließ mich schlagartig aus meiner Trance erwachen.

„Ist alles ok?", fragte er leicht verwundert, als er meinen Blick auffing.

„Ähm, ja, ich musste nur gerade an etwas denken", antwortete ich eine Spur zu hastig.

„Soll ich dich ins Hotel begleiten?"

„Nein, es ist alles gut", erwiderte ich.

Gar nichts war gut.

In meinem Kopf dröhnte alles und mein Herz wurde schwer, als ich mich von ihm verabschiedete. Wir durften uns in der Öffentlichkeit weder küssen, noch sonstige Zärtlichkeiten zeigen. Bisher war ich gut damit klargekommen, doch am heutigen Tage hätte ich mich am liebsten in seine Arme sinken lassen. Nur um ihm zu zeigen, dass ich ihn brauchte. Dass er mir zuhören sollte, weil ich ihn liebte.

Es bedurfte eines klärenden Gespräches und zwar noch heute Abend. Ich hielt es nicht mehr länger aus, das wusste ich.

Jeder Tag, den ich länger warten musste, bedeutete Sterben auf Raten für meine Seele und für mein Herz. Ich musste das beenden und Klarheit herbeiführen.

Es glich einem Wunder, dass ich es schaffte, meine Gedanken bei der Arbeit beisammen zu halten und ebenso dass ich keinen Unfall mit dem Motorschlitten baute, als ich später nach Hause fuhr.

Niall befand sich in meinem Kopf, in meinem Herzen, in jedem meiner Atemzüge. Dies änderte sich während des kompletten Tages nicht und als endlich der Moment gekommen war, dass wir alleine in unserem Wohntrakt verweilten, ergriff ich die Gelegenheit.

Leise klopfte ich an die Tür seines Büros in dem er saß, um seine neue Predigt auszuformulieren.

„Ja?"

„Kann ich dich kurz stören, Schatz?"

„Gib mir fünf Minuten, Baby, ich komme dann zu dir."

Nach einem tiefen Durchatmen ließ ich ihn alleine, setzte mich auf das Bett und wartete. Aus den fünf Minuten wurden zehn, wobei sich jede einzelne wie Kaugummi dahinzog.

Während ich wartete, versuchte ich mich innerlich zu sammeln. Es war gar nicht so einfach, die richtigen Worte für eine Sache zu finden, die alles für mich bedeutete. Dieser Kinderwunsch war so wichtig für mich, ein Teil von ihm und ein Teil von mir sollte zu einem kleinen Menschen verschmelzen.

Niemals würde ich vergessen, was ich empfunden hatte, als Kieran in mir heranwuchs, geschweige denn, als ich ihn zum ersten Mal in meinen Armen hielt. Er war ein Wunder und genau solch ein Wunder wollte ich nochmals vollbringen – gemeinsam mit dem Mann, den ich über alles liebte.

Als Niall endlich im Türrahmen stand, erhob ich mich sofort.

„Ich muss mit dir reden, aber bitte in deinem Büro."

Ich wollte strikt vermeiden, dass Meinungsverschiedenheiten in unserem Schlafzimmer ausgetragen wurde. Einmal hatten wir dies bisher getan, doch es fühlte sich einfach falsch an, in einem Bett zu diskutieren, in welchem wir uns ansonsten liebten.

„Ok", erwiderte er argwöhnisch, nahm jedoch meine Hand und zog mich mit sich.

Kaum hatte er die Tür zu seinem Arbeitszimmer hinter uns geschlossen, platzte es aus mir heraus.

„Ich liebe dich und genau deswegen will ich ein Kind von dir. Bitte hör mir jetzt zu, Niall."

___________________

Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich darauf gebrannt habe, dieses Kapitel hochzuladen!

Also, welches Team seid ihr? #TeamNiall oder #TeamSienna?

Ich denke, die Situation ist sehr, sehr schwierig und ich freue mich schon tierisch auf eure Kommentare!

Das nächste Update sollte am Donnerstag kommen.

LG, Ambi xxx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top