32. Settled
♪ When we stand together - Nickelback
Niall
Die Überraschung stand uns allen im Gesicht geschrieben, als Louis mit Dimitri im Schlepptau plötzlich im Wohnzimmer aufkreuzte. Der Russe hielt eine Flasche Wodka in seinen schaufelartigen Händen, was mich beinahe in lautes Lachen ausbrechen ließ. Vorhin hatte Louis sich quasi selbst gerügt, weil er vergaß, eine Flasche des hochprozentigen Gesöffs zu kaufen.
Eine Sache fand ich jedoch gar nicht witzig. Wir hatte Dimitri uns so schnell gefunden?
Des Rätsels Lösung war denkbar einfach.
„Ich habä nach däm katholischän Priestär gäfragt", erklärte unser neuer Freund, als Louis ihn darauf ansprach.
Natürlich war im ganzen Ort bekannt, dass ich mit dem Bleichgesicht, der sich mehrere Frauen hielt, zusammen in einem Haus lebte. Somit brauchte ich mich nicht zu wundern, dass Dimitri uns noch einen Besuch abstattete.
„Ich habä vergässen, euch einä Flasche Wodka zu gäbän. Sie ist ein Gäschänk, bittä nähmt sie an", lauteten seine freundlichen Worte.
„Das tun wir auf jeden Fall und vielen Dank dafür", sagte ich artig, als er mir den Alkohol überreichte.
„Auch Geistlichä müssen trinkän", meinte er grinsend, „abär wänn ich gäwusst hättä, dass so vielä Leutä hier wohnän, hättä ich zwei Flaschän mitgäbracht."
„Ach, die eine reicht auch", beruhigte Louis den Russen.
Da alle uns fragend anschauten, erzählten wir die Geschichte unseres Kennenlernens. Vor allem Freddie und Kieran lauschten gespannt. Für die beiden klang das Ganze wie ein großes Abenteuer, vor allem, als sie realisierten, dass Dimitri aus einem Land stammte, dass sie nicht kannten.
Er konnte gut mit Kindern umgehen, das musste man ihm lassen und ehe wir uns versahen, saß er mit den beiden Jungs auf dem Sofa, um ihnen ein russisches Märchen zu erzählen. Förmlich an seinen Lippen hängend, ließen die Kinder Dimitri nicht aus den Augen.
Doch leider musste er sich irgendwann verabschieden, da er seine geschäftlichen Termine wahrnehmen musste. Selbst das Hotel wollte seinen Wodka kaufen, was mich innerlich schmunzeln ließ. Falls unsere Vorräte zur Neige gingen, bestand somit die Möglichkeit, Aki zu fragen, ob sie uns noch etwas abgeben würde. Schließlich wussten wir nicht, wann der Russe wieder in dieser Gegend auftauchte.
Nachdem Dimitri sich von allen mit dem Hinweis verabschiedet hatte, dass er noch einige Tage in der Stadt bleiben würde, geleitete Louis ihn wieder zur Haustür. Währenddessen ging Briana mit den Jungs in die Küche, um jedem ein Stück Kuchen zu geben und ließ uns im Wohnzimmer zurück.
„Oh mein Gott, was für eine Geschichte! Ich hätte mir vor Angst in die Hose gemacht, wenn jemand um das Iglu geschlichen wäre", kam es von Sienna.
„Das glaube ich kaum, du hättest demjenigen eher eins übergezogen", entgegnete Anuun trocken, worauf meine Frau erneut puterrot anlief.
„Der Eishockeyschläger stand einfach da und-."
„Ja, ja, schon gut", beschwichtigte Eleanor, „ich hätte auch zugeschlagen."
Grinsend zeigte Anuun auf seine Beule. „Da haben wir es. Eure Frauen sind gemeingefährlich."
Louis, der gerade wieder den Raum betrat, lachte herzlich über diese Aussage.
„Du siehst, Anuun, wir brauchen keine Wachhunde, dafür haben wir unsere Frauen", lautete sein trockener Kommentar.
Der Inuit grinste kurz, dann fragte uns noch über Dimitri aus, bevor er sich ebenfalls verabschiedete.
„Nun denn, wir können davon ausgehen, dass es mit ihm keine Schwierigkeiten geben wird. Er besitzt eine gültige Lizenz zum Alkoholverkauf und das Wichtigste, er ist kein Kolumbianer. Dann hätte ich mir nämlich wirklich Gedanken gemacht."
„Du sagst es", stimmte Louis dem Netzwerkmitarbeiter zu.
Unser Gespräch verstummte schlagartig, als die Kinder gemeinsam mit Briana das Wohnzimmer betraten. Sie durften von diesen Dingen absolut nichts mitbekommen, das war unser oberstes Gebot.
„Mami", fragte Kieran plötzlich, „wie viele Tage sind es noch bis zu meinem Deburtstag?"
Erstaunt nahm ich wahr, dass er das G zweimal ausgesprochen hatte, doch Freddie belehrte ihn sogleich.
„Es heißt Geburtstag, Kieran. Los, versuche es nochmal."
„Dee – Geburtstag", brachte er angestrengt hervor. Zwei G's in einem Wort waren schon eine kleine Herausforderung, die er jedoch langsam aber sicher meisterte.
Während Sienna unseren Sohn mit einem Lächeln bedachte, beantwortete seine Frage: „Es sind noch fünfzehn Tage bis zu deinem Geburtstag, mein kleiner Schatz."
Besagte fünfzehn Tage vergingen für mich wie im Flug.
Am ersten November trat ich mein Amt als Priester in der Gemeinde an. Inzwischen hatte ich mir den neuen gefälschten Lebenslauf insoweit zu Gemüte geführt, dass dieser lückenlos in meinem Gehirn abrufbar war.
Louis hatte mit Harrys Hilfe sämtliche benötigten Unterlagen erstellt, deren Echtheit niemand anzweifelte.
Manchmal fragte ich mich, ob mich Gottes Zorn nicht eines Tages treffen würde, weil ich ständig ein Spiel mit den Religionszugehörigkeiten trieb. Doch war dies wirklich so schlimm? Ich war und blieb ein Christ, diente demselben Gott. Und im Laufe der Jahre hatte ich festgestellt, dass es meinen Horizont erweiterte, wenn ich mich in beiden Glaubensrichtungen auskannte.
Obwohl es schon mehr als vier Jahre zurücklag, als ich zum letzten Mal als aktiver Helfer an einer katholischen Messe teilnahm, war mir alles im Gedächtnis geblieben.
Zwischen all meinen Unterlagen, die unsere Flucht überstanden hatten, befand sich noch der Entwurf meiner allerersten Predigt.
Jene, die ich meinem Priester an dem verhängnisvollen Abend in der Kirche im Bezirk Waltham Forrest, der an der Grenze zu Hackney lag, vorgetragen hatte. Dort nahm das Übel damals seinen Lauf und verpasste meinem Leben eine dramatische Wendung.
Das Gute daran waren Sienna und Kieran, sowie all die netten Menschen, die uns auf diesem schweren Weg begleiteten und beschützten. Das Schlechte, das wir uns praktisch nirgendwo zu hundert Prozent in Sicherheit befanden. Wir saßen auf einem Pulverfass, dessen Sprengung jederzeit vollzogen werden konnte.
Aber daran wollte ich im Moment nicht denken, da bisher nichts darauf hinwies, dass die Mafia uns auf die Spur gekommen war.
Im Vergleich zu Oceanside wirkte Barrow wie ein winziges Nest. Doch die Akzeptanz der Bewohner mir gegenüber zeigte, dass ich hier durchaus willkommen war. Als Geistlicher besaß ich eine Sonderstellung.
Für den ersten Gottesdienst, welchen ich in der Kirche abhielt, schrieb ich meine allererste Predigt ein wenig um, denn die Erfahrungen, die ich im Laufe der letzten Jahre gesammelt hatte, beeinflussten meine Arbeit auch dahingehend.
Zuerst war es ein komisches Gefühl, doch je weiter die Messe fortschritt, desto sicherer wurde ich.
Sienna besuchte gemeinsam mit Eleanor, Louis, Annun und Aki die Kirche, während Briana auf die beiden Jungs aufpasste. Es tat gut, sie in der ersten Reihe sitzen zu sehen. Das gab mir Mut sowie die nötige Energie, alles bis zum Ende durchzuziehen, ohne einen Fehler zu begehen.
Direkt nach dem Gottesdienst beglückwünschte mich der alte Priester, der nun seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten hatte. Er war restlos zufrieden mit mir und freute sich demnach, mich als seinen Nachfolger vorstellen zu können.
Nach dem erfolgreichen Einstand in der Kirche, traten wir gemeinsam mit Eleanor und Louis unseren Weg nach Hause an. Dort warteten Briana, die Jungs und ein leckeres Mittagessen auf uns.
Inzwischen hatten wir uns daran gewöhnt, sehr viel weniger Privatsphäre zur Verfügung zu haben, aber gerade beim Essen machte dies nicht viel aus. Im Gegenteil, es war schön, zusammen an dem riesigen Tisch zu sitzen und zu plaudern, während man die Mahlzeiten genoss.
„Was machen wir denn jetzt noch mit dem angebrochenen Tag?", fragte Louis, als er sich satt und zufrieden auf seinen flachen Bauch klopfte. „Danke übrigens für das Essen, Briana. Es hat super geschmeckt", lobte er die Mutter seines Sohnes.
Ich fand es wunderbar, dass die beiden sich ausgesprochen hatten und es nun keine Feindseligkeiten mehr zwischen ihnen gab. Hoffentlich würde das auch so bleiben.
„Also ich weiß, was ich jetzt gerne machen würde", vernahm ich plötzlich Siennas Stimme in meinen Ohren.
Sofort lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf meine hübsche Frau, deren blaue Augen unternehmungslustig aufblitzten.
„Was hast du für einen Vorschlag, Baby?", erkundigte ich mich grinsend.
„Na ja, ich würde gerne mit dem Motorschlitten spazieren fahren. Es hat so viel Spaß gemacht, als ich mit El unterwegs war."
Diesen Wunsch wollte ich ihr keinesfalls abschlagen, denn ich brannte selbst darauf, erneut mit dem blauen Blitz durch die Gegend zu düsen. Sienna durfte den Schwarzen benutzen, denn den Roten hatte Eleanor sich unter den Nagel gerissen.
„Wollt ihr alleine los, oder dürfen wir uns anschließen?", erkundigte sich Louis.
„Also ich hätte nichts dagegen, wenn wir mitkommen würdet", antwortete Sienna mit einem Blick auf El, die sofort Begeisterung zeigte.
„Na dann mal los! Worauf warten wir noch?"
„Ich muss mir einen Motorschlitten von Annun leihen, dann können wir starten", lautete die Aussage meines Freundes.
Es dauerte nicht länger als zehn Minuten, bis der Inuit mit einem großen Gefährt, auf welchem sogar zwei Leute Platz fanden, auftauchte.
„Louis, du fährst und ich sitze hintendrauf", erklärte er, „dann kann ich euch mit der Gegend bestens bekannt machen. Niall sollte schließlich wissen, wie er zu den Siedlungen gelangt, die außerhalb liegen."
Unser Trip durch die Schneelandschaft besaß somit nicht nur den Charakter einer Vergnügungsreise, sondern diente ebenfalls dazu, unsere Ortskenntnisse zu verfeinern.
Es machte unglaublichen Spaß, durch die weiße Pracht zu heizen, zudem ich war mächtig stolz auf Sienna, die den Motorschlitten ohne Probleme zu lenken vermochte. Sie fuhr direkt hinter Louis und Annun her, danach kam ich und Eleanor bildete das Schlusslicht.
Immer tiefer führte uns Annun durch den Wald, dessen Wegbreite es gerade so gestattete, dass zwei Motorschlitten aneinander vorbei passten. Die kurvenreiche Strecke wies außerdem zahlreiche Hügel sowie Unebenheiten auf und man musste höllisch aufpassen, dass man nicht die tiefhängenden Äste der Nadelbäume abbekam. Diese neigten sich unter der Last des Schnees teilweise bis zum Boden. Man tat also gut daran, stets in der Mitte zu fahren. Louis und Annun machten es vor und wir versuchten immer in ihrer Spur zu bleiben.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir die erste der beiden kleinen Siedlungen, die verwaltungstechnisch gesehen zu Barrow gehörten. Demnach standen die Menschen hier unter meiner geistlichen Obhut.
Fünf Häuser zählten zu der Siedlung, die wir nun durchquerten, um anschließend durch das nächste Waldstück zu fahren. Rasant ging es bergauf, dann wieder bergab und schließlich fanden wir uns in einer minimal größeren Siedlung mit acht Gehöften wieder.
Auf Anuuns Anweisung hin stoppte Louis den Schlitten, worauf sich unsere Kolonne für eine kurze Rast bereitmachte.
„Für den Rückweg nehmen wir jetzt die Abkürzung", erklärte der Inuit, „sie führt quer durch einen Canyon, es ist nur ein schmaler Pfad, den wir befahren können. Also seht euch vor."
Tatsächlich konnte man auf besagter Strecke weder überholen, noch großartig Gas geben.
Vorsichtig nahmen wir die Kurven des Pfades, der sich zwischen vereinzelten Bäumen und den Anhäufungen von Schneemassen durchschlängelte. So lange, bis Louis erneut mit seinem Gefährt zum Stehen kam.
Annun wies mit seinem Arm gen Westen.
„Dort unten befindet sich eine Höhle und wenn man weitergehen würde, gelangt man zu einem kleinen Fluss, der jetzt allerdings zugefroren ist. Im Sommer können wir beides gerne betrachten, den Kindern würde das sicher Spaß machen."
Ich fand es rührend, dass er immer an die Jungs dachte, das zeugte von seinem guten Herz.
Alles in allem machte die Tour riesigen Spaß und als wir am wieder zuhause eintrafen, hatten wir genügend zu berichten. Vor allem Kieran und Freddie waren nicht zu bremsen, als sie von der Höhle erfuhren.
„Da wohnen bestimmt Bären drin", meinte Freddie, doch Louis verneinte dies sofort.
„Schade", sagte Kieran bedauernd, „ich möchte so gerne mal einen Eisbär sehen. Die sind sooooooo schön."
Sienna zwinkerte mir zu, als ich sie anschaute. Immerhin waren wir noch auf der Suche nach geeigneten Geburtstagsgeschenken für unseren Sohn.
„Der Tag war wundervoll, Niall", bemerkte Sienna, als wir an diesem Abend zu Bett gingen. „Ich habe ihn sehr genossen."
Sanft platzierte ich einen Kuss hinter ihr Ohr und flüsterte: „Möchtest du vielleicht noch etwas anderes genießen, Baby?"
Ein kleines Seufzen entwich ihrer Kehle. „Ich würde gerne, aber ich habe meine Tage und ein bisschen Bauchweh."
Langsam streichelte ich mit einer Hand über ihr hübsches Gesicht.
„Dann ruhe dich aus, meine Hübsche. Es läuft uns nicht weg."
Neben ihr einzuschlafen war Geschenk genug, zu wissen, dass es ihr gut ging und dass wir uns in Sicherheit befanden. Mehr brauchte ich in diesem Moment nicht.
Unser Leben in Barrow spielte sich langsam ein.
Mein Amt als Geistlicher beanspruchte jede Menge Zeit, nicht nur für die Ausarbeitung der Gottesdienste. Der Priester in Barrow wurde für alles Mögliche eingesetzt. Ich musste die Mannschaft der Eishockeyspieler segnen, bevor sie zu einem wichtigen Pokalspiel antraten. Einmal pro Woche traf ich mich mit dem Bürgermeister, dem Sheriff und dem stadtbekannten Allgemeinmediziner zu einem Umtrunk in einem Lokal. Und alle vierzehn Tage sollte ich den umliegenden Siedlungen einen Besuch abstatten.
Es war interessant und so ganz anders als vieles, was ich bisher getan hatte. Eine Bereicherung für mein Leben, sozusagen.
Trotzdem blieb meine Familie für mich das Wichtigste. Sienna und Kieran standen unangefochten auf Platz eins und ich wollte unserem Sohn, der nun bald seinen Geburtstag zum ersten Mal in einer Eiswüste feierte, diesen Tag so schön wie möglich machen.
Sorgfältig wählten Sienna und ich die Geschenke für ihn aus. Er sollte spielerisch etwas lernen und somit kauften wir ein Memory Spiel, sowie ein Puzzle für Kleinkinder. Da Kieran sich besonders für Tiere interessierte, suchten wir eines mit einem Eisbären aus. Dies passte hervorragend, da diese Raubtiere auch in Nordalaska beheimatet waren. Vor allem in der Gegend um Kaktovik bot sich die Möglichkeit an einer sogenannten Eisbären-Expedition teilzunehmen. Ich hatte mich dahingehend bereits informiert, hielt es jedoch für zu verfrüht, um diese Dinge zu unternehmen. Vielleicht im nächsten Jahr, wenn Kieran älter war.
„Vielleicht sollten wir Harry nochmal anrufen, damit er nicht auf den gleichen Gedanken kommt, was die Präsente angeht", ließ Sienna verlauten, als wir an der Kasse standen, um alles zu bezahlen.
„Das ist eine gute Idee", meinte ich.
Nicht nur um der Idee Willen, sondern auch, weil ich gerne mit meinem Freund sprechen wollte. Vielleicht gab es sogar Neuigkeiten aus London, denn Alistair hatte sich seit seinem Abflug aus Barrow ziemlich rar gemacht.
Jedoch rechnete ich nicht damit, dass er auf der faulen Haut lag – im Gegenteil. Der laufende Meterfünfzig würde alles daransetzen, um an Informationen bezüglich der Mafia zu gelangen.
Zuhause angekommen, machte ich mich sogleich daran, eine Skype Unterhaltung mit Harry zu starten. In London ging es bereits auf zehn Uhr abends zu, eine gute Zeit, um ihn zu erreichen, bevor er seinen wohlverdienten Schlaf antrat.
„Hey, Niall!"
Harry freute sich riesig, mich zu sehen und zu hören.
„Hey, Harry, na wie geht es dir?"
„Super!"
Ein oberkörperfreier Harry grinste in die Kamera wie ein Honigkuchenpferd.
„Ich wollte euch auch demnächst anrufen, denn ich plane, einen Tag eher nach Barrow zu kommen. Allerdings werde ich erst abends eintreffen, sodass Kieran erst am nächsten Morgen mitbekommt, dass ich da bin."
„Das ist echt toll", meinte Sienna, die inzwischen neben mir ihren Platz eingenommen hatte.
Zu zweit saßen wir vor meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer, wobei wir versuchten leise zu sein, um Kieran nicht zu wecken.
„Wir dachten, wir klären mal kurz ab, was wir unserem Sohn zum Geburtstag schenken", begann ich, worauf Sienna sofort aufzählte, was wir alles besorgt hatten.
„Das ist klasse, ich habe ihm nämlich einen Schlafanzug mit Eisbärenmotiv gekauft und einen mit Superman. Außerdem einen neuen Parka und ein Kuscheltier", erwiderte Harry.
„Ok, und von uns bekommt er noch einen kleinen Schneepflug für Kinder, mit dem er auf dem Hof herumfahren kann", sagte ich.
„Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Kommt ihr mich am Flughafen abholen, wenn es soweit ist?", wollte Harry wissen.
„Natürlich, um welche Uhrzeit kommst du denn an?"
„Ich schätze so gegen halb elf. Es ist kein Linienflug, ich lege den letzten Teil der Strecke mit einem Wasserflugzeug zurück."
Für einen Moment herrschte Stille, dann platzte Sienna mit den Worten: „Viel Spaß", heraus. Ihr sarkastischer Unterton war dabei nicht zu überhören.
„Ach was, ich schaffe das schon", erklärte unser Freund zuversichtlich.
Wie gut er das wirklich über die Bühne brachte, erlebten Louis und ich, als wir ihn am Abend vor Kierans Geburtstag in Barrow am Flughafen abholten.
Schon als Harry uns mit einem Parka bekleidet, was kein gewohntes Bild darstellte, entgegenlief, bemerkte ich sein überaus blasse Gesichtsfarbe.
Das nächste was mir auffiel, waren die zahlreichen Koffer, die er auf einem der Gepäckwagen transportierte. Fast hätte man glauben können, dass er eine Wohnungsauflösung betrieben hatte.
„Alter, was hast du denn vor?", begrüßte Louis ihn schon von weitem, worauf Harry nur grinste.
Erst als er näher kam, bemerkte ich, dass es sich bei einem der Gepäckstücke um meine Gitarre handeln musste.
„Oh mein Gott! Ist das etwa?"
„Ja, Niall, es ist deine."
Sichtlich erleichtert umarmte ich ihn, bevor er mir das gute Stück vorsichtig überreichte. Zum Glück ließ er sie nicht fallen, was angesichts seiner Tollpatschigkeit beinahe an ein Wunder grenzte.
„Harry, ich liebe dich", rief ich aus.
„Ich dich auch, Niall."
„Hört auf, die Leute denken noch, wir haben eine schwulen Priester hier", zog Louis uns auf, während wir in Richtung Wagen liefen.
„Das ist uns doch egal, Niall, oder?"
„Und ob!"
Es war wundervoll Harry nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen, auch Sienna freute sich riesig und begrüßte ihn herzlich.
Wir versammelten uns alle um den großen Esstisch, um zu reden. Noch immer wirkte Harry etwas blass und als Sienna ihn darauf ansprach, erzählte er wahrheitsgetreu, wie schrecklich der Flug mit dem kleinen Wasserflugzeug gewesen sei.
„Ich dachte, ich muss kotzen und habe seit Stunden nichts gegessen."
Wie so oft war Briana zur Stelle.
„Da können wir Abhilfe schaffen", sagte sie und begann den halben Kühlschrank auszuräumen.
Minuten später futterte Harry was das Zeug hielt. Und natürlich es kam wie es kommen musste: Er bekleckerte seinen hellen Rollkragenpullover mit Brianas leckerer, selbstkreierter Tomatenpaste.
„Oh Shit", entfuhr es ihm und während er hektisch nach einer Serviette griff, verteilte sich die Paste weiter nach unten.
„Harry, zieh den Pullover aus, das muss sofort raugewaschen werden, sonst kriegst du die Flecken nicht mehr weg", kam es von Briana, die ihm auffordernd ihre Hand entgegenstreckte.
Grummelnd zog sich mein Freund das Kleidungsstück über den Kopf, um es der Brünetten zu überreichen. Zu diesem Zweck erhob er sich von seinem Stuhl und da sahen wir es alle.
Sein kompletter Hals war mit Knutschflecken übersäht.
„Harry", begann Louis in gespielt strengem Tonfall, „gibt es etwas, was du uns sagen möchtest?"
Langsam drehte sich der langhaarige zu ihm. „Ähm, was meinst du?"
„Schau doch mal wie dein Hals aussieht!", meinte El lachend.
„Ach das." Er schmunzelte. „Das war die heißeste Schnitte der Welt."
„Hat sie auch einen Namen?", fragte ich belustigt.
„Ja. Sie heißt Maggie. Maggie Kirkland."
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Hier kommt das versprochene Update zum Freitag und oh Wunder, ohne Cliffhanger :D
Keine Angst, ich schwächele nicht, ihr werdet noch in den Genuss einiger Cliffhanger und auch vielen anderen Dingen kommen. Also seht dieses Kapitel als eine kleine Erholung für zwischendruch an. ^^ Ein Kapitel, bei welchem man glauben könnte, es sei nicht viel passiert, doch dies ist ein Aufbaukapitel. Die sind bekanntlich schwer zu schreiben und es ist noch viel schwieriger, sie dem Leser so zu servieren, dass er sich nicht langweilt. Ich hoffe, dass mir das einigermaßen gelungen ist. Irgendwann kommt dann für euch der Aha-Effekt wie ich ihn immer nenne. ^^
Wie steht ihr dazu, dass Harry nun Alsitairs Tochter datet? Und wie denkt ihr, werden Louis & Co, jetzt reagieren? :D
Das nächste Update kommt vermutlich am Sonntag. :)
LG, Ambi xxx
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