08. Uncle
♪ Firework – Katy Perry
Harry
Grinsend stieg ich aus meinem Wagen und schnappte das große Paket, welches auf der Rückbank lag, bevor ich meine Schritte durch den liebevoll hergerichteten Vorgarten lenkte. Langsam hielt der Herbst in London Einzug, die bunten Blätter an den Bäumen waren nicht zu übersehen. Ich mochte diese Jahreszeit, die Atmosphäre, die aufkam, wenn man vor einem Kaminfeuer saß und seinen Tee trank. Doch heute würde ich keinen ruhigen Tag verbringen, der diese Dinge zuließ. Und ich war dankbar dafür.
Dankbar, dass sich Kieran, mein Patenkind, in Sicherheit befand. Ich liebte den Kleinen über alles und konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu sehen. Bereits vorgestern war er mit Alistair in London eingetroffen, doch unser Boss hatte Eleanor und mich dermaßen mit Arbeit überhäuft, dass ich es nicht geschafft hatte, vor acht Uhr aus dem Büro zu kommen. Aber heute, am Samstag, genoss ich die freie Zeit.
Kaum betätigte ich die Klingel, hörte ich Schritte. Zu meiner Überraschung öffnete jedoch nicht Rosie die Tür, sondern eine junge Frau. Ihre dunkelbraunen Haare reichten bis knapp über die Schultern und sie trug eine Nerd-Brille. Sie musterte mich kurz mit ihren blauen Augen und rief dann: „Dad, ich glaube der Typ mit dem Yves Saint Laurent Mantel ist hier!"
Etwas perplex blieb ich am Eingang stehen, zumindest so lange, bis sie zu mir sagte: „Was ist? Bist du am Boden festgewachsen oder erwartest du, dass ich dich trage?"
„Ähm, nein. Aber ich hätte jetzt eigentlich erwartet, dass du dich vorstellst", erwiderte ich lässig.
„Oh, sorry, ich dachte, du wüsstest, dass ich Alistairs Tochter bin", kam es zurück.
„Nein, aber ich weiß es jetzt. Ich heiße übrigens Harry."
„Freut mich, ich bin Maggie."
Wir schüttelten uns kurz die Hände, bevor ich ihr in das Innere des Hauses folgte.
Nachdem ich meinen Mantel an der Garderobe aufgehängt hatte, führte Maggie, die übrigens größer war als ihr Vater, mich ins Wohnzimmer. Ruckartig flog Kierans Kopf in meine Richtung.
„Harry!", schrie er und lief direkt auf mich zu.
Sofort breitete ich meine Arme aus, schnappte ihn und wirbelte ihn durch die Luft.
„Hey, Dreikäsehoch, wie geht es dir?"
„Duuuuuuuuuuut!"
„Ja? Das ist super? Hast du schon gefrühstückt?"
„Ja."
Er strahlte mich an. Immer wenn ich Kierans Grinsen sah, erblickte ich den Teil von Niall. Seine Augen, die Nase, das Kinn, alles wirkte identisch. Aber wenn er sprach, seine Fragen stellte und die Welt erforschte, dann sah ich Sienna. Er war eine perfekte Mischung aus beiden.
„Maddie hat desad, dass ich nachher Puddin bekomme", erklärte er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich zum Lachen animierte.
„Wirklich? Kriege ich auch welchen?"
„Klar!"
„Fein, aber jetzt lasse ich dich kurz runter, weil ich mit Alistair sprechen muss, ok?"
„Warum?"
Jetzt kamen die vielen Warum-Fragen, ich hatte es fast schon geahnt, doch durch Sienna wusste ich, wie ich das gerade umgehen konnte.
„Wir müssen schnell etwas arbeiten aber danach habe ich den ganzen Tag Zeit für dich."
„Den danzen Tad?"
„Ja, und wir gehen zuerst in den Zoo, um Tiere anzuschauen."
„Au ja", jauchzte er.
Es war kein Problem mit Alistair ins Nebenzimmer, seinem kleinen Büro, zu verschwinden.
„Gibt es Neuigkeiten?", fragte ich sofort
„Nichts, was du nicht schon weißt. Die Mafia ist wütend, weil der Prinz eingebuchtet wurde. Liam, Sophia, Niall und Sienna halten sich derzeit in Las Vegas auf und Louis hat mir gerade eine Nachricht geschickt, dass er Anuun Bescheid gegeben hat. Das mit dem neuen Wagen ist dir ja bekannt und ebenso, dass El an einer Sache dranhängt."
„Oh ja, sie hat mich ganz schön dafür eingespannt aber wir konnten bisher nicht nachweisen, woher die Mafia den Namen sowie den Arbeitgeber des Kerls hatte, den sie abgemurkst haben."
„Ich weiß. Ihr müsst eben weitersuchen und zwar so schnell und gründlich wie möglich."
Manchmal hatte er echt Nerven, wir taten den ganzen Tag nichts anderes, als in irgendwelchen Computerdateien herumzuschnüffeln, dass mir am Abend der Kopf rauchte. Zudem fühlte sich mein Gehirn wie Matsch an. Doch nach acht Stunden Schlaf besaß ich heute einen klaren Kopf und war außerdem voller Tatendrang. Für Kieran benötigte ich auf jeden Fall beides, denn er war munter und aufgeweckt.
Als Alistair und ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten, beschäftigte Kieran sich gerade mit seinen Malstiften. Maggie schaute ihm lächelnd dabei zu. Scheinbar mochte sie Kinder ziemlich gerne.
„Zeig mal, was malst du denn?", erkundigte ich mich interessiert.
„Einen Delfin!", kam es stolz zurück.
Zwar wusste ich nicht, wie er ausgerechnet darauf kam, doch dies sollte ich sogleich erfahren.
„Liam und Sophia haben mir einen deschenkt", erklärte mein Patenkind. „Und der ist soooo droß!"
Er breitete seine kleinen Ärmchen auseinander, um die Ausmaße des Tieres anzuzeigen.
„Das ist cool, kann er auch schwimmen?", wollte Maggie wissen.
„Türlich! Danz viel."
Ich vermutet stark, dass es sich um eines dieser aufblasbaren Wassertiere handelte, welches meine Kollegen ihm zum Geschenk gemacht hatten.
„Möchtest du jetzt mit mir in den Zoo gehen?", richtete ich meine Frage an den Kleinen, der augenblicklich begeistert nickte.
„Au ja!"
„Fein, dann machen wir uns jetzt fertig."
Maggie hatte einen kleinen Rucksack mit Proviant und Getränken für Kieran gepackt, was ich sehr fürsorglich fand.
„Er isst gerne Bananen", sagte sie.
„Ich weiß. Und er trinkt gerne Apfelsaft mit Wasser."
Grinsend nahm ich ihr den Rucksack ab und beobachtete, wie Kieran versuchte seine Jacke anzuziehen. Er bekam das zwar hin, doch beim Schließen des Reißverschlusses stieß er an seine Grenzen.
„Komm her, Dreikäsehoch, ich mach das."
Schnell verschloss ich seine Jacke, damit er sich draußen nicht erkältete. Er war das Klima, welches in Großbritannien herrschte, nicht gewöhnt und deshalb wollte ich lieber Vorsicht walten lassen. Sienna und Niall würden mir den Hals umdrehen, wenn ihr Sohn sich meinetwegen erkältete.
Nachdem Kieran ordentlich eingepackt war, zog ich meinen Mantel über und verabschiedete mich von Alistair und Maggie. Rosie war noch immer mit dem Lebensmitteleinkauf beschäftigt, wie Alistair mich wissen ließ und demnach nicht zugegen.
„Onkel Harry, wie viele Tiere dibt es im Zoo?", läutete Kieran die Fragestunde ein, als ich ihn im Kindersitz angurtete.
Ich hatte diesen extra besorgt, als feststand, dass mein Patenkind für zwei Wochen nach London kommen würde.
„Ganz viele, Kieran. Die kann man gar nicht zählen."
„Auch Delfine?"
„Nein, leider nicht."
Er seufzte tief, was mir ein Schmunzeln entlockte. „Warum nicht?"
„Weil sie sich hier nicht wohlfühlen und weil sie sehr groß sind. Zu groß, um sie hier in einem Aquarium unterzubringen", erklärte ich.
„Hm", machte er nachdenklich.
„Aber es gibt Affen, die magst du doch auch gerne, oder?"
„Ja! Affen sind lustig!"
In diesem Moment beschloss ich, dass wir zuerst das Affengehege aufsuchen würden.
Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt erreichten wir endlich unser Ziel. Nachdem ich den Wagen abgestellt und Kieran aus dem Kindersitz gehoben hatte, schnappte ich den Rucksack und wir zogen los. Ich nahm ihn an die Hand, so konnte er nicht verlorengehen. Glücklicherweise regnete es heute nicht und ab und zu lugte die Sonne zwischen den Wolken hervor. Als ich den Eintritt an der Kasse bezahlte, ließ ich mir sogleich einen Plan des Zoos aushändigen, um herauszufinden, wo die Affen sich befanden.
„Komm, wir müssen hier entlang", sagte sich und wandte mich nach links.
Nach wie vor hielt ich Kierans Hand fest umklammert. Es erfüllte mich mit Freude, dass ich mit ihm zusammen sein konnte und mit Trauer, wenn ich an den Grund dachte, weshalb dieses Treffen überhaupt zustande kam. Niall und Sienna befanden sich auf der Flucht, wenngleich auch nicht in unmittelbarer Gefahr. Ich konnte nur hoffen, dass dies so blieb. Eine wütende Mafia im Nacken sitzen zu haben, zählte nicht unbedingt zu den Dingen, die man sich für sein Leben wünschte.
Noch hatten wir nicht herausgefunden, wie die Verbrecher an den Namen jenes Mannes gelangt waren, der Niall Horans Daten herausgab. Nur eines wussten wir mit Sicherheit: Kierans Existenz war ihnen nicht bekannt und auch Siennas Daten nicht. Es hatte mich Stunden gekostet, jedes einzelne Blatt dieser Akte in den Scanner zu legen, um die Fingerabdrücke zu überprüfen, die sich darauf befanden. Und nur auf dem obersten hatte ich die des Mannes ausmachen können, der durch die Mafia niedergestreckt worden war. Darauf war der Name James Edwards sowie die Adresse in Oceanside vermerkt.
Durch unser schnelles Handeln erreichten wir die drei bevor die Mafia es tat. Alistairs Plan war genial aber so lange wir die Schwachstelle in unserem System nicht fanden, zeigte sich die ganze Angelegenheit mit einem nicht unerheblichen Risiko behaftet.
„Onkel Harry?", riss Kierans Stimme mich aus meinen Gedanken.
„Ja, Dreikäsehoch?"
„Wo sind denn die Affen?"
Grinsend zeigte ich nach vorne. „Dort. Wir sind gleich da."
Ich hatte nicht mit seinem Elan gerechnet, denn der Zwerg riss sich plötzlich von meiner Hand los, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Sofort hechtete ich hinterher und holte ihn binnen kürzester Zeit ein.
„Kieran, tu das nie wieder!", entfuhr es mir erschrocken und ziemlich laut.
Mein Herz pochte ziemlich heftig, obwohl es sich wirklich nur um eine Schrecksekunde handelte, die der Kleine mir durch sein Handeln verpasst hatte. Als ich die winzigen Tränen in seine Augen sah, tat er mir unglaublich leid. Er war noch ein kleines Kind, das Vieles nicht verstand und ich war eindeutig zu laut gewesen.
Sanft hob ich ihn hoch und nahm ihn auf den Arm, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Ich hab dich lieb, ok? Ich bin nur so erschrocken, weil ich Angst um dich habe. Du darfst nicht so einfach wegrennen. Hast du das verstanden?", wisperte ich.
Ein Nicken war die Antwort und dann begann er zu lächeln.
„Ich hab dich auch lieb, Onkel Harry."
„Fein, dann gehen wir jetzt zu den Affen, ok?"
Kierans blaue Augen strahlten in diesem Moment so sehr, dass mir ganz warm ums Herz wurde. Er sah genauso aus wie Niall, wenn er lachte.
Ich vermisste meinen Freund, den ich zum letzten Mal zu Ostern gesehen hatte. Aber nicht nur ihn, sondern auch Sienna. Am liebsten hätte ich Alistair jeden Tag gefragt, wie es den beiden ging, doch das verkniff ich mir tunlichst.
Es war schön mitanzusehen, wie mein Patenkind sich freute und vor allem, wie sehr er sich vom Lachen der anderen Kindern anstecken ließ.
„Onkel Harry, darf ich den Affen meine Banane deben?", erkundigte er sich.
„Nein, Kieran, sie bekommen ihr Futter vom Zoo. Außerdem sollst du die Banane selbst essen, ok?"
„Okeyyy."
Er zog das Ok so lange, wie die Amerikaner es taten, obwohl weder Sienna noch Niall sich einen richtigen amerikanischen Akzent angewöhnt hatten. Vor allem Niall konnte seine irische Herkunft nach wie vor nicht verbergen, wenn es um die Aussprache ging.
Eine Weile verfolgten wir das Treiben der Affen, bevor ich mit Kieran weiterging. Schließlich sollte er noch andere Tiere zu Gesicht bekommen. Außer den Affen hatten es ihm die Tiger und Leoparden besonders angetan. Er mochte die Farbverläufe des Fells der Raubkatzen und klatschte begeistert in die Hände, als sie fauchten. Angst gehörte wohl eher nicht zu seinen Eigenschaften und irgendwie war ich froh darum.
Kieran hatte sich prächtig entwickelt und war extrem neugierig und wissbegierig. Niemand würde je vermuten, dass er und seine Eltern ein Leben abseits der Normalität führten. Er wusste nicht, dass seine Wurzeln hier, in Europa lagen und dass in London ein Mann lebte, der sein Blutsverwandter war, Siennas älterer Bruder.
Insgesamt verbrachten wir drei Stunden im Zoo, um anschließend in meine Wohnung zu fahren. Ich durfte heute den kompletten Tag mit Kieran verbringen, was mich unglaublich freute. Dies war nämlich die Sonderaufgabe, mit der Alistair mich betraut hatte: Mich um meine Patenkind zu kümmern.
Wir gingen stark davon aus, dass er seine Eltern schon sehr bald vermissen würde aber ich wollte mein Möglichstes tun, um ihn bei Laune zu halten und auch zu trösten.
Da ich beim Kochen nicht ganz unbegabt war, zauberte ich ein leckeres Mittagessen für uns und beobachtete, wie der Zwerg seine Portion verdrückte. Anschließend kuschelte ich mit ihm auf dem Sofa und wir schliefen tatsächlich beide kurz ein.
Es war Kieran, der mich weckte, als er mit seiner kleinen Hand durch meine Locken fuhr.
„Hey, Dreikäsehoch, na, bist du wieder fit?", murmelte ich noch leicht verschlafen.
„Ja! Dehen wir jetzt wieder zu den Affen?"
Lachend hob ich ihn vom Sofa und stellte ihn auf den Boden.
„Nein, wir spielen oder malen jetzt und fahren später wieder zu Alistair, ok?"
„Au ja!"
Maggie hatte sogar die Malstifte in den Rucksack eingepackt, damit sich Kieran mühelos beschäftigen konnte, während ich die Küche schnell aufräumte. Als dies erledigt war, gesellte ich mich wieder zu ihm. Stolz zeigte er mir sein Bild, das er gemalt hatte. Drei Erwachsene und ein Kind.
„Das sind Mami, Papi, ich und du!", erklärte er.
Lächelnd schaute ich ihn an. „Darf ich es behalten?"
„Ja! Es ist für dich!"
„Dankeschön."
Ich wuschelte durch sein Haar und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
Später machten wir uns auf den Weg zu Alistairs Heim. Dort wartete die komplette Familie inklusive eines leckeren Abendessens auf uns.
Und dann passierte es plötzlich.
„Wann kann ich zu Mami und Papi?"
Kierans blaue Augen schauten zu mir und dann zu Alistair, der sogleich darauf antwortete: „Das geht noch nicht, Kieran. Wir müssen noch warten, sonst verlieren wir das Spiel. Wir wollen doch Erster werden, oder nicht?"
„Jaaa", kam es gedehnt zurück.
Sanft streichelte Rosie durch sein braunes Haar und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Man spürte, wie gern sie den Kleinen hatte.
„Du darfst bald mit Mami und Papi skypen", ließ Alistair verlauten.
„Au ja!"
„Fein, aber jetzt wird erstmal gegessen." Man merkte durchaus, wer hier der Herr im Haus war.
„Du, Alistair?", begann Kieran erneut. „Krieden wir dann auch ein Deschenk?"
Mein Boss runzelte seine Stirn.
„Was für ein Geschenk?"
„Weil wir Erster werden", kam es von Kieran.
„Ich glaube, er meint den ersten Preis", mischte sich Maggie ein, worauf ihr Vater nachdenklich nickte.
„Ähm ja, es gibt ein Geschenk, also einen Preis"
Ein strahlendes Lächeln war Kierans Antwort, belgeitet durch den Satz: „Was bekommen wir denn?"
Nun geriet Alistair mächtig ins Schwitzen, das konnte ich an seinem Gesicht sehen. „Vielleicht hättest du dir das besser vorher überlegen sollen", zog Maggie ihren Vater auf, der ihr daraufhin einen undefinierbaren Blick zuwarf.
Anschließend zückte er sein Handy und suchte nach etwas. Als er es gefunden hatte, bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht.
„Hier, das ist unser Preis."
„Ein Wolf?" Kieran zog erstaunt seine Augenbrauen nach oben, in der gleichen Art, wie Niall es immer tat.
„Nein, das ist ein Hund, ein Schlittenhund."
„Juchu! Ich bekomme einen Hund!", jauchzte mein Patenkind.
Ich wollte gar nicht wissen, was Niall und Sienna dazu sagen würden. Maggie schien da ganz meiner Ansicht zu sein, denn sie tat ihre Meinung kund, nachdem Rosie mit dem Kleinen ins Bad marschiert war, damit er sich Hände und Gesicht wusch. Teile der Lasagne klebten nämlich daran.
„Dad, was du da gerade tust, ist pädagogisch nicht wertvoll! Du kannst doch dem Jungen nicht erzählen, dass er einen Schlittenhund geschenkt bekommt!"
Empört schaute Maggie zu ihrem Dad. Sie war der erste Mensch, den ich kannte, der nicht vor Alistair kuschte, was ich ziemlich witzig fand.
„Wieso nicht? Dort leben jede Menge Huskys, sogar mit ihm und seiner Familie auf einem Grundstück. Also sind es alles seine Hunde, oder nicht?"
Maggies abgrundtiefes Seufzen animierte mich zu einem frechen Grinsen.
„Aber was ist, wenn er ihn eines Tages mitnehmen will?"
„Eines Tages ist im Moment noch ziemlich weit entfernt."
Diese Antwort ließ mein Grinsen augenblicklich verschwinden und erinnerte mich an die WhatsApp Nachricht, bezüglich des Mafia Prinzen, die jeder von uns bekommen hatte.
Direkt nach dem Abendessen brachten wir Kieran ins Bett. Alistair hatte ihm versprochen, dass er morgen mit seinen Eltern skypen dürfte, was ihn wohl zufrieden stimmte. Jedenfalls brachte dies den Ansporn, dass er so schnell wie möglich einschlafen wollte.
„Gute Nacht, Dreikäsehoch, wir sehen uns morgen wieder, ok?"
„Dute Nacht, Onkel Harry. Ich hab dich danz doll lieb."
„Ich dich auch."
„Ich hole ihn morgen nach dem Frühstück wieder ab", versprach ich, als ich mich von Rosie, Alistair und Maggie verabschiedete.
„Ach was, du kannst mit uns zusammen frühstücken", schlug Rosie vor.
„Das Angebot nehme ich gerne an."
Als ich in Richtung Auto lief, holte ich mein Handy hervor, um meine Nachrichten zu checken. Sofort brach ich in lautes Gelächter aus, als ich sah, was Eleanor an mich weitergeleitet hatte.
L.T an E.C „Musste letzte Nacht in der Scheune verbringen. Bitte komm nach Barrow und rette mich vor der alten Hexe!"
Somit hatte ich meine Wette gewonnen, denn ich war der Ansicht, dass noch vor diesem Sonntag ein Hilferuf von Louis an Eleanor eingehen würde.
Der nächste Tag begann mit einem überaus leckeren Frühstück bei Alistairs Familie. Da wir uns reichlich Zeit ließen, gingen Kieran und ich nicht vor halb zwölf aus dem Haus.
„Fahren wir wieder in den Zoo?", lautete seine Frage, als ich ihn ins Auto setzte.
„Nein, Kieran, wir gehen jetzt ins Harrods."
Seine großen, blauen Augen schauten neugierig drein. „Was ist das?"
„Ein Kaufhaus. Dort werden wir etwas zum Anziehen kaufen, für dich."
„Au ja!" Begeistert klatschte er in seine Händchen, was mich zu einem Grinsen animierte.
Alistair hatte mir aufgetragen, warme Kleidung für den Kleinen zu besorgen, und zwar Alaska taugliche. Am besten einen Anzug, mit dem er unbedenklich im Schnee umherrollen konnte. Und vor allem warme Winterboots, sowie Mütze, Schal und Handschuhe. Das würde ich wohl ohne weiteres hinkriegen, zumal er ja dabei war und alles anprobieren konnte.
Wie zu erwarten, sah ich nur staunende Kinderaugen, als er das Innere des berühmten Kaufhauses erblickte.
„Das ist schön hier", plapperte er begeistert.
„Na dann los, lass uns shoppen gehen", ermunterte ich ihn.
Zunächst musste ich auf den Plan schauen, wo sich die Abteilung für Kinderkleidung befand und dann stiefelten wir los. Einkaufen mit Kieran machte richtig Spaß. Er probierte die Sachen ohne zu murren an und hatte sogar schon seine Vorstellungen bezüglich der Farbauswahl. Es musste unbedingt der knallblaue Schneeanzug sein und die rote Mütze mit der knallblauen Bommel. Nachdem wir auch zwei Paar passende Handschuhe gefunden hatten, legte die nette Verkäuferin noch einen Schal dazu.
„Wäre das alles?", erkundigte sie sich freundlich.
„Nein, ich hätte noch gerne einen Pullover für mein Patenkind. Führen Sie welche von Yves Saint Laurent?"
„Natürlich. Ich suche Ihnen schnelle die richtige Größe heraus. An welchen Stil hatten sie gedacht? V-Ausschnitt oder eher rund?"
„Rollkragen, dort wo er hinzieht ist es kalt."
„Kein Problem."
Kieran zupfte mich an meiner Jacke.
„Du, Onkel Harry?"
„Ja?"
„Was ist das für ein Pullover, den du mir kaufst?"
„Ein ganz toller, von einem super Designer. Mein Mantel, den ich anhabe, ist auch von ihm."
„Was ist ein Diiiseina?"
„Jemand, der Kleidung entwirft. Dieser Designer heißt Yves Saint Laurent."
„Iiiif San Lolo?", wiederholte er, was mich beinahe laut loslachen ließ.
Nachdem Kieran die beiden Pullover anprobiert hatte (einen mit Rollkragen und einen mit rundem Ausschnitt), entschloss ich mich für beide. Während ich noch am Bezahlen war, stampfte er ungeduldig mit seinen kleinen Füßen auf.
„Onkel Harry, wann sind wir fertig? Ich hab Hunder!"
Normalerweise gehört Kieran eher zu den pflegeleichten Kindern, doch wenn er Hunger hatte, war nicht mit ihm zu spaßen. Deshalb beruhigte ich ihn sofort.
„Gleich, Dreikäsehoch, ich muss nur noch bezahlen."
Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, entdeckte er auf dem Gang einen Jungen mit einem Superman Pullover.
„Darf ich auch so einen haben, Onkel Harry? Bitte!"
„Die Pullover hängen dort drüben."
Als die Verkäuferin mit dem Arm in eine Richtung wies, wuselte Kieran einfach los. Bevor ich etwas tun konnte, rannte er in einen Mann hinein, der ihn zum Glück vor einem Sturz bewahrte, indem er ihn am Arm festhielt.
„Hoppla, junger Mann, nicht so schnell, sonst fällst du noch", hörte ich ihn sagen, als ich die beiden erreichte. Sämtliche Einkäufe lagen noch an der Kasse aber Kieran war mir in jenem Moment wichtiger.
„Entschuldigung, es tut mir leid. Er ist mir entwischt", erklärte ich, worauf der Mann jedoch nur grinste.
„Das ist schon ok. Kinder sind nun mal so."
Die blauen Augen des Mannes ruhten auf Kieran, als er vor ihm in die Hocke ging und lächelte.
„Wie heißt du denn?"
Prompt röteten sich die Wangen meines Patenkindes, während er nuschelte: „Kieran."
Ich bemerkte, dass der Mann erstaunt dreinsah. Doch er blieb weiterhin so nett und belohnte Kieran mit dem Satz: „Das ist aber ein schöner Name."
Schelmisch grinsend legte der Kleine seinen Kopf ein wenig schief. „Und wie heißt du?"
„Ich bin Seth."
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Ich würde alles drum geben, jetzt eure Gesichter sehen zu können, glaubt mir! Da das aber nicht funktioniert... würdet ihr mir bitte schreiben, was ihr denkt bzw fühlt?
Ich weiß, es ist ein ganz gemeiner Cliffhanger, den ich euch hier antune. Aber Black Ice ist in dieser Hinsicht nicht anders an Black Room.
Danke für euren ständigen Support! Ich hab euch lieb!
LG, Ambi xxx
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