02. San Giuliano

♪ Hotel California – The Eagles


Sienna

Der Moment, in welchem ich in Alistairs Augen blickte, ließ meine Welt zusammenbrechen. Ich wusste, dass sich alles ändern würde, dass wieder Jagd auf ihn gemacht wurde. Aber nicht nur Niall befand sich in Gefahr, sondern Kieran und meine Wenigkeit ebenso.

„Es tut mir leid, Sienna", lauteten Alistairs ernste Worte an mich. „Ich wäre gerne unter anderen Umständen hierhergekommen. Niall weiß bereits, was geschehen ist."

„Man hat uns gefunden, richtig?"

Meine Stimme zitterte, als ich diesen Satz aussprach und ich spürte den Kloß in meiner Kehle, der alles zuschnürte. Ich wollte nicht weinen, doch ich war zu schwach, um dies unterdrücken zu können. Warum passierte das alles?

Das Nächste was ich spürte, waren Nialls Arme, die mich umfassten. So stark und doch so liebevoll.

„Baby, wir müssen weg von hier. Aber du brauchst keine Angst zu haben, Alistair ist bei uns."

Er versuchte zuversichtlich zu klingen, doch ich wusste, dass es in seinem Innersten anders aussah. Niall konnte mir nichts vormachen und ich ihm ebenso wenig. Dafür kannten wir uns zu gut, dafür waren unsere Herzen zu eng miteinander verflochten. Jetzt ließ ich meinen Tränen wirklich freien Lauf, zumindest für einen Augenblick. Hilflos klammerte ich mich an meinen Mann, unfähig irgendetwas zu tun.

Während Niall behutsam mit einer Hand über meinen Rücken fuhr, begann Alistair erneut zu sprechen.

„Bitte packt nur das Nötigste zusammen. Nehmt eure Badesachen mit und vor allem Spielzeug für Kieran, am besten seine Lieblingssachen. Jeder von euch sollte wirklich nur einen Koffer dabei haben, sowie eine Art Handgepäck. Erzählt Kieran, dass wir eine Reise machen und uns mit Freunden treffen."

Es fiel mir schwer, mich zusammenzureißen, doch ich musste es tun. Sich um Kieran zu kümmern und ihn nicht wissen zu lassen, in welcher Gefahr wir derzeit schwebten, hatte oberste Priorität. Langsam löste ich mich von Niall, schaute kurz in seine blauen Augen und stieß einen Seufzer aus. Nachdem ich mir die Tränen aus den Augen gewischt hatte, küsste ich ihn sanft auf den Mund.

„Ich muss hoch, zu Kieran. Seine Sachen müssen zuerst gepackt werden."

Niall nickte mir zu, bevor ich mich in Bewegung setzte.

Wie zu erwarten, war unser Sohn schon mächtig ungeduldig, als ich in seinem Zimmer eintraf.

„Mami, wann kann ich zu Papi?", fragte er sofort.

„Gleich, mein Schatz. Aber vorher habe ich eine große Überraschung für dich. Wir machen eine Reise, wir fahren weg."

Kieran schaute mich ungläubig an.

„Wo denn hin?"

„Das ist die Überraschung. Ich weiß es selbst noch nicht, nur, dass wir uns dort mit Freunden treffen."

„Juchu! Ist Harry auch da?"

Ich schluckte, während ich begann, einige T-Shirts aus seinem Kleiderschrank zu holen. Was sollte ich nun sagen? Ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete und da ich seine Hoffnung nicht zunichtemachen wollte, antwortete ich lediglich mit einem „Ich denke nicht, mein Schatz. Denn er muss arbeiten."

Kieran sah ein wenig traurig aus, doch als ich ihn aufforderte, sein Lieblingskuscheltier, sowie seine favorisierten Spielsachen auszusuchen, war er sofort Feuer und Flamme. In der Zwischenzeit packte ich seine Sachen zusammen. Das Spielzeug sollte im Handgepäck, einem kleinen Köfferchen mit Superman Print, seinen Platz finden. Diese Figur war sein absoluter Held. Harry erzählte ihm oftmals Geschichten über Superman, wenn er uns besuchen kam.

Erneut machte sich der Kloß in meinem Hals breit und verzweifelt kämpfte ich gegen die Tränen an. Nie wieder würden wir in Oceanside zusammen auf der Terrasse sitzen, um ein Barbecue zu veranstalten. So, wie es Tradition war, wenn Kierans Patenonkel hier aufkreuzte.

Als ich plötzlich Schritte hörte, drehte ich mich abrupt um. Niall kam ins Zimmer gelaufen und wurde sofort von Kieran in Beschlag genommen.

„Papi! Ich hab dich danz doll lieb!", rief er und klammerte sich an Nialls Bein.

Mein Mann hob unseren Sohn hoch, wirbelte ihn einmal durch die Luft, sodass Kieran vor Freude jauchzte und gab ihm dann einen herzhaften Kuss auf die Wange.

„Na, mein Großer, hast du Mami beim Packen geholfen?", erkundigte er sich mit einem aufgesetzten Lächeln.

„Ja, hab ich."

„Fein, dann kannst du mir jetzt helfen, deine Sachen nach unten zu tragen, während Mami ihren eigenen Koffer packt, ok?"

Unser Sohn nickte und zog sogleich sein Köfferchen in Richtung Tür, nachdem Niall ihn wieder auf dem Boden abgesetzt hatte. Doch dann hielt er plötzlich inne.

„Papi, wo fahren wir hin?"

„Nach Palm Springs."

„Ist das weit von hier?"

„Ungefähr zwei Stunden mit dem Auto. Ein bisschen weiter als der Disneypark."

„Okeyyy", kam es gedehnt zurück. „Gibt es da auch Disneyland?"

„Nein, aber einen großen Swimming Pool."

„Juchu!", jauchzte unser Sohn.

Er liebte Wasser seit jeher. Früher war ich immer zum Babyschwimmen mit ihm gegangen und seitdem hatten wir es eingeführt, regelmäßig mit ihm den Wasserpark aufzusuchen. Hoffentlich würden wir in einer warmen Gegend bleiben, wenn wir umsiedelten. Ich hatte mich so an das milde Klima hier gewöhnt, dass ich vermutlich sogar Probleme haben würde mit dem englischen Regen und dem starken, kühlen Wind zurechtzukommen. Palm Springs war sowieso nur eine Zwischenstation, denn es lag viel zu nahe an Oceanside – dort würden wir nicht sicher sein.

„Ich komme kurz mit runter", sagte ich, als Niall sich in Bewegung setzte.

Kieran trug sein Kuscheltier, den Teddy, welchen er von Rosie und Alistair zur Geburt geschenkt bekommen hatte. Ich nahm Superman in die Hand und Niall den großen Koffer. Als wir die letzte Stufe der Treppe erreichten, erblickte Kieran unseren Besuch.

„Wer bist du?", lautete seine Frage.

„Ich bin Alistair, und wer bist du?"

Gründlich beäugte unser Sohn den kleinen, dicklichen Mann, bevor er vor sich hin nuschelte: „Kieran."

Dabei wurde er rot wie eine Tomate. Das passierte stets bei Fremden und ging erst vorüber, wenn er warm mit den Leuten geworden war.

„Kieran, also. Das ist aber ein schöner Name, viel schöner als Alistair."

„Hm", machte unser Sohn. „Weiß nicht."

Im selben Atemzug stellte er die nächste Frage. „Fährst du mit uns wed?"

„Ja, das tue ich. Ich möchte gerne mit euch nach Palm Springs reisen."

„Warum?"

„Weil es dort schön ist. Wir werden in einem Hotel wohnen und viel Spaß haben. Dort gibt es ein riesiges Schwimmbecken und ganz tolles Essen."

Diese Aussage entlockte Kieran ein Strahlen.

„Auch Puddin?", wollte er wissen.

„Oh ja, ganz viele verschiedene Sorten. Welchen magst du denn am liebsten?"

„Schokopuddin!", kam es wie aus der Pistole geschossen.

Alistair lächelte, als er antwortete: „Na, das ist aber ein Zufall, ich nämlich auch."

Der nächste Satz, der Kierans Mund entwich, war so typisch für seine Denkweise, oder besser gesagt für die seines Magens.

„Du isst mir aber nicht alles wed, oder?"

„Nein, nein"; beschwichtigte Alistair unseren Sohn. „Die haben so viel, das reicht locker für uns beide und es wird sogar noch etwas übrig bleiben."

„Ja, für Mami und Papi", strahlte Kieran.

Langsam begann er aufzutauen.

„Kieran, magst du kurz bei Alistair bleiben? Mami und ich gehen nach oben und packen schnell unsere Sachen zusammen. Wir bleiben auch nicht lange", erklärte Niall.

Als Kieran nickte, ergriffen wir die Gelegenheit. Doch Packen war nicht das Einzige, was wir im Schlafzimmer taten. Niall klärte mich im Schnellverfahren über jene Dinge auf, die er mit Alistair besprochen hatte, bevor wir eingetroffen waren.

„In Palm Springs befindet sich ein Hotel, das einem guten Freund von Alistair gehört. Dort werden wir einige Tage bleiben. Liam und Sophia sind bereits auf dem Weg dorthin. Alistair hat schon neue Ausweise für uns besorgt und wir dürfen unsere Handys nicht mehr benutzen, bis wir neue bekommen."

„Oh Gott". Ich war völlig entnervt und wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand.

„Wir heißen jetzt Miller."

„So ein Allerweltsname?", entfuhr es mir.

„Ja. Alistair sagte, dass die Chance uns zu finden größer sei, wenn wir einen ausgefallenen Nachnamen hätten. Deswegen hat er sich für Miller entschieden."

„Gut, das sehe ich ein, aber wie lauten unsere Vornamen?"

Gespannt wartete ich auf Nialls Antwort, die prompt erfolgte.

„Kieran behält seinen Namen, da er in den Dokumenten nicht aufgetaucht ist. Du wirst mich zukünftig mit John anreden und ich dich mit Jennifer."

„Jennifer Miller? Ok, ich werde mich daran gewöhnen, John."

„Ausgezeichnet, Jenny."

„Ich glaube, wir bleiben bei Baby und Schatz, oder?", entgegnete ich grinsend, obwohl mir überhaupt nicht danach zumute war.

„Damit bin ich einverstanden."

In Windeseile verstauten wir einige Kleidungsstücke sowie Schuhe in unseren Koffern. Dabei unterbrachen wir unser Gespräch jedoch nicht.

„Wie haben sie uns gefunden? Weißt du das schon?"

„Nicht alle Einzelheiten, nur, dass jemand, der im Aktenarchiv im Präsidium arbeitete, dafür verantwortlich war."

„Das klingt übel", seufzte ich.

„Allerdings."

Niall verschloss seinen Koffer, nachdem er das letzte Kleidungsstück darin verstaut hatte und half mir anschließend noch den Kleinkram zusammenzupacken. Zum Schluss öffnete er den Wandsafe, um seine Pistole herauszuholen. Als unsere Blicke sich trafen, sagte er: „Ich habe nicht umsonst das Schießtraining durchgezogen."

Ich schluckte hart und wandte mich ab. Auf der einen Seite konnte ich ihn total verstehen, er wollte uns beschützen können. Trotzdem blieb meine Abneigung den Waffen gegenüber vorhanden.

Ein letzter Rundgang durch das Haus machte mir bewusst, dass ich erneut ein Stück meines Lebens zurücklassen musste. Ein sehr wichtiges sogar. Etwas über vier Jahre hatte ich hier mit meinem Mann verbracht. Unser Sohn war geboren worden, gemeinsam hatten wir sein Kinderzimmer eingerichtet, erlebt wie er anfing zu laufen, die ersten Worte sprach und jetzt blieb all das hinter uns. Es tat weh, Oceanside Lebwohl zu sagen, doch noch schlimmer war der Gedanke daran, dass die Mafia an unseren Fersen klebte.

Während ich Proviant in die Kühltasche packte, luden Niall und Alistair das Gepäck in das Auto, welches Gott sei Dank groß genug war, um die Koffer aufzunehmen, so dass wir noch mühelos Platz darin fanden.

Niall setzte sich vorne zu Alistair, während ich mich zu Kieran, der schon äußerst ungeduldig wirkte, gesellte.

„Kann es losgehen? Ist alles an Bord?", erkundigte sich Alistair.

„Ja, wir können", sagte ich.

Der große Van rollte an und ich warf nochmals einen letzten Blick auf unser Haus, in welchem wir viele glückliche Jahre verbracht hatten. Was würde uns nun erwarten?

Da die Rush Hour gerade begonnen hatte, dauerte es eine Weile, bis wir aus Oceanside draußen waren und den Highway, der nach Palm Springs führte, benutzen konnten. Zuerst ging es auf die Interstate 15, Richtung Norden, dann auf die 215. Auch dort herrschte reger Betrieb, doch als wir auf die Interstate 10 in östliche Richtung wechselten, verflüchtigte sich der starke Verkehr. Zwischendurch legten wir einen kurzen Stopp ein, weil Kieran zur Toilette musste. Langsam wurde er müde und fing an zu quengeln, wann wir endlich da seien.

„Bald, Schatz", sagte ich und drückte den Teddy in seine Arme.

„Mami, kann Tommy auch dahin kommen?", fragte er plötzlich.

„Nein, das geht leider nicht."

Kieran würde seinen besten Freund aus dem Kindergarten niemals wieder sehen. Wie sollte ich ihm das jemals erklären? Ein großes, schwarzes Loch tat sich in meinem Herzen auf. Ich trauerte, weil mein Sohn bereits in jungen Jahren solch einen Verlust hinnehmen musste. Sicher steckte man das in seinem Alter anders weg, aber traurig war es trotzdem. Für einen Moment dachte ich an Gwenny, Seth und Harvey. Es war gut, dass sie nicht wussten, in welcher Gefahr wir erneut schwebten.

Palm Springs war mit seinen knapp fünfundvierzigtausend Einwohnern sehr viel kleiner als Oceanside, dennoch besaß es seinen Reiz. Mir gefiel das Flair, als wir durch die Straßen fuhren und wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich wohl großes Vergnügen für diesen Trip empfunden. Kieran war inzwischen eingeschlafen, wurde jedoch wach, als Alistair den Wagen vor einem Hotel stoppte.

San Giuliano lautete dessen Name. Obwohl es inzwischen dunkel war, konnte ich genug erkennen, um herauszufinden, dass es mich total ansprach. Es war keines dieser Bettenbunker, sondern ein kleines, aber schmuckes Hotel. Auch die Tatsache, dass es einem Freund von Alistair gehörte, ließ mich ein wenig ruhiger werden.

Schon der Eingangsbereich bestach durch ein mediterranes Ambiente, wirkte aber keineswegs übertrieben. Alles schien perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Bevor ich dazu kam, es eingehender zu betrachten, riss Nialls Stimme mich aus meinen Gedanken.

„Kümmere du dich um Kieran, ich befasse mich mit dem Gepäck."

Selbst Alistair, der nur einen kleineren Koffer mitgenommen hatte, machte sich daran, Niall beim Ausladen behilflich zu sein. Weitere Aktionen waren jedoch nicht von Nöten, denn die Tür des Gebäudes öffnete sich plötzlich und ein grauhaariger, freundlich wirkender Mann kam herausspaziert.

„Alistair, du Sitzriese! Endlich kann ich dich mal wieder in meiner bescheidenen Unterkunft als Gast begrüßen!", rief er und schloss seinen Freund in die Arme.

„Hallo Mark, ich freue mich, dich zu sehen, du alte Kakerlake!"

Zuerst musste ich schlucken, dann jedoch lachen. Wer sich so begrüßte, musste sich wirklich ausgesprochen gut kennen.

„Lasst doch das Gepäck stehen, darum kümmern sich meine Angestellten", wies er uns an, als Niall nach einem der Koffer griff.

Kurze Zeit später trat ein junger Mann mit einem Gepäckwagen aus der Glastür, und lud unser Hab und Gut auf. Dies war alles, was wir noch besaßen, eine Vorstellung, die grotesk anmutete.

„Mami, ich hab Hunder."

Die leise Stimme unseres Sohnes ließ mich kurz seufzen. Zum Glück hatte ich Kierans Lieblingskekse mitgenommen, die mussten es für heute Abend tun. Doch ich hatte nicht mit Marks Liebenswürdigkeit gerechnet.

„Hunger hat der kleine Mann. Was möchtest du denn gerne Essen?", erkundigte er sich schmunzelnd.

„Schokopuddin." Kieran ließ mal wieder den Buchstaben G am Ende weg.

„Das ist gar kein Problem. Hank bringt ihn gleich in eure Suite."

„Auch für Alistair?"

Erstaunt richteten sich Marks Augen auf seinen Freund, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.

„Alistair hat desagt, er mag auch Schokopuddin", erklärte Kieran und vergrub anschließend sein Gesicht in meinem Haar.

„Na wenn das so ist, dann bekommt der Sitzriese auch was."

„Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann", entgegnete Alistair trocken, bevor wir alle gemeinsam das Hotel betraten.

„Wow", entfuhr es Niall, „hier kann man es aushalten.

„Das will ich meinen." Grinsend ging Mark voran. „Wartet, bis ihr eure Suite gesehen habt."

Als er die Tür zu Selbiger aufstieß, stockte mein Atem. Sie war wunderschön.

Die Terrakotta Fliesen auf dem Boden verbanden sich mit den in dunklem Holz gehaltenen Möbeln. Alles wirkte stimmig und ich liebte das mediterrane Flair sofort. Als wir durch den großen Wohnraum schritten, ließ ich meinen Blick kurz über die Küchenzeile schweifen, sowie auf den Esstisch. Es kam mir fast wie unser neues Zuhause vor, aber leider handelte es sich nur um ein Hotel. Auch der Schlafraum war großzügig und bot ausreichend Platz für ein Kinderbett, welches man für Kieran bereitgestellt hatte.

„Ich hoffe, es ist zu eurer Zufriedenheit", sagte Mark.

„Es ist wunderschön", lautete mein euphorischer Kommentar.

„Dann bin ich beruhigt. Alistair, für dich habe ich die Gold Hacienda reserviert."

„Ich danke dir, dann störe ich wenigsten niemanden mit meinem Geschnarche."

„Das ist wirklich fürchterlich", kam es prompt von Niall, worauf Mark herzlich zu lachen begann.

„Das kann ich sogar bestätigen."

„Gib mir einfach den Schlüssel, Mark, ich weiß, wo die Gold Hacienda ist", brummte Alistair. „Und den Pudding kannst du ebenfalls hierher bringen lassen. Ich möchte mit Kieran zusammen essen."

Unser Sohn strahlte, als er das hörte. „Au ja", jauchzte er.

Gut, dass ihm der Ernst unserer Situation nicht bewusst war. Niall und ich würden dies auch so lange es ging, von ihm fernhalten. Kieran sollte nicht in Angst aufwachsen, das war das Letzte, was wir beide wollten.

Das Klopfen an der Tür ließ mich kurz aufschrecken, doch als ein Angestellter mit einer großen Schüssel Pudding den Raum betrat, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Und nicht nur auf meinem. Kieran klatschte vor Freude in die Hände, als er den Schokoladenpudding erblickte, den Hank nun auf dem Esstisch abstellte.

„Lasst es euch schmecken und ihr braucht die Schüssel nicht zu spülen. Das erledigt der Zimmerservice", erklärte er, bevor er wieder von Dannen zog.

„Ausspülen? Wir lecken die Schüssel sauber, oder?" Grinsend schaute Alistair zu unserem Sohn, der begeistert nickte.

„Zwei Dumme, ein Gedanke", ließ Niall verlauten. „Können wir euch beide mal kurz alleine lassen?", setzte er als Frage hinzu, worauf Alistair erwiderte „Wenn Kieran euch fort lässt, gerne."

Niall ging vor unserem Sohn, der auf dem Sofa saß, in die Hocke. „Ist es ok, wenn Mami und ich uns kurz im Hotel umsehen?"

„Jaaa, ich esse Puddin."

„Gut, aber sei schön brav, ok?"

Unser Nachwuchs nickte kurz, war jedoch bereits auf die Puddingschüssel fixiert, aus welcher Alistair nun zwei kleine Glasschüsseln füllte, welche er aus einem der Küchenschränke genommen hatte. Bevor Kieran es sich anders überlegte, ergriff Niall meine Hand und zog mich nach draußen. Diesen Moment brauchten wir wirklich.

Als ich den festen Druck seiner Hand spürte, wurde ich ein wenig ruhiger. Schon immer vermittelte Niall mir das Gefühl, dass ich mich an ihn anlehnen konnte.

Hand in Hand schlenderten wir durch das Gelände, welches von einem wunderschönen Garten umgeben war. Selbst in der Dunkelheit konnte man dies erkennen, da in regelmäßigen Abständen Lichtquellen zwischen den Büschen angebracht waren. Das Zirpen der Grillen unterstrich diesen perfekten, milden Abend, ebenso wie der Duft der roten Blüten, welche sich an den Büschen befanden.

„Es ist wunderschön hier", flüsterte ich, worauf Niall stehenblieb und mich näher zu sich zog, um einen sanften Kuss auf meine Lippen zu platzieren.

„Lass es uns genießen, Baby", wisperte er. „So lange wir es können."

Langsam schloss ich meine Augen und hielt mich an ihm fest. Ich zitterte ein wenig und schmiegte mich ganz eng an Niall. Die Wärme seines Körpers half mir, ein wenig zur Ruhe zu kommen.

„Denkst du, wir schaffen es?", fragte ich leise.

Behutsam umfasste er mein Kinn, sodass ich meine Augen öffnete um in seine schauen zu können. Das Ozeanblau seiner Iris ließ mich fast versinken.

„Wir werden es schaffen, Baby. Bitte glaub daran, wie ich auch. Alistair wird uns in Sicherheit bringen. Ich vertraue ihm und seinem Team."

„Das tue ich auch."

Seufzend barg ich meinen Kopf in seiner Schulter, als ich murmelte: „Wo bleiben denn Liam und Sophia? Sagtest du nicht, sie wollten auch hierher kommen?"

„Keine Ahnung, vielleicht sind sie ja sogar schon hier."

Als seine Hand durch mein langes Haar strich, begann ich erneut zu seufzen.

„Lass uns wieder zurückgehen", schlug ich vor. „Ich möchte nicht, dass Kieran vielleicht Angst bekommt."

„Ich glaube, damit kann Alistair ganz gut umgehen. Er ist Spezialist für Angstgefühle", kam es grinsend von Niall.

Trotz dieser Aussage traten wir nun den Rückweg zu unserer Suite an. Insgesamt gab es nur acht an der Zahl im ganzen Hotel. Es war also wirklich sehr klein, aber es bestach durch die luxuriöse Ausstattung. Jede Suite besaß ihr eigene, nicht einsehbare Terrasse, sowie einen privaten Whirlpool. Man konnte also tun und lassen, was einem beliebte. Außer dem wunderschönen Garten gab es noch einen tollen Swimmingpool, der Kieran mit Sicherheit gefallen würde. Alistair hatte also nicht zu viel versprochen.

Als wir die Suite betraten, saßen die beiden einträchtig zusammen. Die große, leere Puddingschüssel, die auf dem Esstisch stand, wirkte tatsächlich so, als sei sie ausgeleckt worden. Und Kierans schokoladenumrandeten Mund nach zu urteilen, war er der Übeltäter. Alistair wischte ihm gerade mit einem Papiertaschentuch über die Mundwinkel, als sein Handy sich meldete.

„Geh ruhig ran, ich mach das schon", erklärte Niall, der sich nun mit Kieran beschäftigte.

Ich hingegen hörte zu, was Alistair sagte.

„Was?! Das glaube ich jetzt nicht! Verdammt! Ja, mach das du melde dich, sobald du etwas Neues weißt."

An seinem Blick bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte, doch er fasste sich sogleich wieder, um dann zu sagen: „Kieran, ich bringe dich jetzt zusammen mit deinen Eltern ins Bett, so wie ich es dir versprochen habe."

Obwohl ich nervös war, weil Alistair so angespannt wirkte, fühlte ich Erleichterung in mir aufsteigen, als ich sah, wie gut Kieran und er zurechtkamen. Es wirkte fast so, als ob sie sich schon lange kannten.

„Erzählst du mir noch eine Deschichte?", fragte Kieran und schaute Alistair mit seinen großen, blauen Augen an.

„Was denn für eine?"

„Von Superman! Harry macht das immer."

„So, Harry erzählt dir also Geschichten von Superman?"

„Ja, kennst du Harry?"

„Natürlich kenne ich ihn."

Kieran strahlte, als er sagte: „Er ist mein Onkel."

„Ich weiß."

„Und ich hab ihn danz doll lieb! An meinem Deburtstad kommt er wieder!"

„Fein, aber dann soll er dir von Superman erzählen, ich erzähle von dem kleinen Flaschengeist."

Aufmerksam lauschte Kieran der Geschichte, bis ihm die Augen zufielen.

Leise zogen wir uns auf dem Zimmer zurück und setzten uns anschließend auf das große Sofa im Wohnbereich.

„Was ist los?", fragte Niall sofort.

Auch ihm war nicht entgangen, dass etwas nicht stimmte. Alistairs nächster Satz produzierte eine Gänsehaut auf meinem kompletten Körper.

„Liam und Sophia sind wie vom Erdboden verschwunden."

___________________

Endlich mal wieder ein mieser Cliffhanger :D Ich habe mich so darauf gefreut, ihn zu präsentieren .^^

Vielen lieben Dank für die tollen Kommentare und die zahlreichen Votes und Reads! Ich freue mich echt sehr darüber!

LG, Ambi xxx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top