Kapitel 49

„Beweg dich nicht. Dann tut es nicht weh."

Er nahm ihre linke Hand und schnitt ihr in die Fingerkuppe. Sie wollte ihre Hand wegziehen, aber er hielt sie eisern fest und drückte das Blut in eine der Phiolen. Dann schnitt er ihr mit dem Skalpell eine Haarsträhne ab und stopfte sie in eine weitere Phiole. Dasselbe wiederholte er bei allen von uns. Der Schnitt brannte und ich war froh, mir noch eine Packung Taschentücher eingepackt zu haben, die jetzt herumgereicht wurde.

„Nun gut." Sharpwing betrachtete uns eingehend. „Ihr werdet hier noch eine Weile bleiben müssen. Klo ist da hinten." Er deutete auf eine Tür an der Seite. „Wenn ihr was trinken wollt, sauft aus dem Wasserhahn. Wenn ihr brav seid bekommt ihr vielleicht auch was zu essen. Wir haben eine Menge Forschung zu erledigen. Gute Nacht. Und wenn einer von euch morgen früh fehlt, ist für den Rest Sense."

Mit diesen Worten verließen sie nacheinander den Raum und ließen uns alleine zurück, im Licht der spärlichen Lampe. Sobald das Geräusch des herumdrehenden Schlüssels verklungen war, sprang Karlotta auf und lief die Wände entlang.

Amelie hatte sich so gut es ging beruhigt und wieder verwandelt. Was machst du da?

„Na was wohl? Nen Weg raus suchen natürlich."

„Und dann?", ich rappelte mich auf. „Die haben gesagt, wenn einer von uns fehlt, stirbt der Rest."

Buchensturm nickte. „Die einzige, die schnell genug Hilfe holen könnte wärst du, Karlotta."

„Oh, bitte. Schlag mal ein turmfalkengroßes Loch in die Wand.", spottete ich.

Erstens, hört auf euch zu streiten. Zweitens, streitet wenn dann leise oder schirmt eure Gedanken ab. Clara nickte zur Tür.

Ich seufzte und schaffte es jetzt tatsächlich mich zu verwandeln. Danke für nichts, Gehirn. Ich schubste meine Klamotten unter eines der Regale und lief zu Karlotta ins Klo, die gerade die Lüftung begutachtete.

Keine Chance. Ohne Werkzeug geht da nichts.

Auch die schlecht gemauerten Stücke vor den Fenstern waren nicht überwindbar. Sie waren steinhart an die Fensterrähmen gemörtelt. Also hatten wir nur einen Ausweg. Die Tür. Wir setzten uns in einen engen Kreis auf den Boden.

„Also.", begann Buchensturm leise. „Die Frage ist jetzt, sitzt da die ganze Nacht jemand vor der Tür? Oder gehen die irgendwann heim?"

Das auf der linken Seite war auf jeden Fall ein Labor., meinte Amelie. Mit dem Chemiegeruch. Das auf der rechten Seite kann alles Mögliche gewesen sein. Schlafzimmer. Badezimmer. Keine Ahnung.

Nina?, Clara sah sie an. Schaffst du es durch den Türspalt um zu schauen, oder zu spüren, ob da jemand sitzt? Jetzt sind sie, glaube ich im Labor, aber morgen Nacht.

Ich nickte. Einer von ihnen holt um zwölf das Geld. Aber was ist, wenn noch andere Leute kommen? Die bei uns aus der Schule zum Beispiel.

„Du denkst an Felix, oder?" In Buchensturms Stimme schwang eine Spur Mitleid mit.

Ja. Und wenn ich ihn sehe mach ich Adlerfrikassee aus ihm., knurrte ich.

„Das ist die richtige Einstellung." Karlotta wuschelte mir durchs Kopffell.

Ich grub meine Armbanduhr aus meinen Klamotten aus und legte sie in die Mitte. Jetzt ist es halb Neun. Also sind wir... Ich rechnete. Ungefähr zwei Stunden extrem langsam gefahren.

„Wir sind nicht mehr als Zwanzig gefahren. Erstens war der Typ ein mieser Fahrer und wegen dem Schnee. Das macht dann ungefähr vierzig Kilometer. Das ist ne Menge. Vor allem zum Laufen."

Mein Blick wanderte zu Buchensturm. Und genau deshalb musst du Geschwindigkeiten von Autos ausrechnen können. V ist s durch t.

„Darum kümmern wir uns dann, wenn es so weit ist.", meinte Nina, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. „Wir sollten schlafen. Irgendjemand wacht sicher nachts auf. Dann weckt ihr mich, und ich schau nach."

Darauf willigten wir alle ein. Wir bauten uns aus den Decken eine Art Lager. Das Wasser aus dem Hahn schmeckte abgestanden und metallisch, aber es war besser als nichts. Schließlich lagen wir alle mehr oder weniger auf einem Haufen auf und unter den Decken und versuchten zu schlafen.

Ein Pfotenstubser weckte mich aus meinem Halbschlaf. Amelie nickte mit dem Kopf zu Nina, die sich gerade verwandelte. Ich nickte und hob mich lautlos auf die Pfoten. Buchensturm ließ Nina auf seinen Finger klettern und setzte sie dicht neben der Tür ab.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Buchensturm uns von der Tür aus mit einer Geste zu verstehen gab, wir sollten uns umdrehen. Wenige Augenblicke später setzten sich Nina und Buchensturm wieder lautlos zu uns.

Vor der Tür sitzt dieser Klaw mit seinem Gewehr, jetzt grade hat er geschlafen, da würde ich mich aber nicht darauf verlassen. Ich bin noch in das rechte Zimmer gekommen. Da steht nur ein Bett drin und Sharpwing pennt da. Die Frau war nicht da. Unten habe ich sie nicht gespürt, das kann aber auch an mir liegen. Nach dieser Ansage versuchten wir weiterzuschlafen. Vermutlich feilte jeder in seinem eigenen Kopf an einem Plan.

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