Kapitel 46

Der Lauf zeigte direkt auf Amelie. „Hübsch langsam, wenn ich bitten darf, Prinzesschen."

Halt deine Fresse, du Hurensohn. Ich hatte Amelie noch nie so fluchen hören.

„Sonst was? Sonst rufst du um Hilfe?"

Nimm mich meinetwegen mit, aber lass die beiden gehen. Sie hatte die Zähne gefletscht und knurrte.

„Tut mir leid. Heute machen wir keine Zeugen. Und jetzt nach hinten mit euch bevor ich's mir anders überlege und einem von euch das Gehirn wegpuste." Sein Blick lastete jetzt auf mir. „Vielleicht bekomm ich dich ja diesmal vernünftig tot."

Ich knurrte. Er eskortierte uns in Richtung der hinteren Tür des Wagens. Die Tür wurde von innen aufgestoßen und eine Frau sprang heraus. Die Frau vom Weihnachtsmarkt. „Ach. Neuzugang. So sieht man sich wieder." Sie hielt uns mit einem gehässigen Grinsen die Tür auf. „Darf ich bitten?"

Einzig und allein der auf Amelie gerichtete Gewehrlauf hielt mich davon ab, mich zu verwandeln und ihr das Grinsen aus dem Gesicht zu kratzen. Stumm kletterten wir in das dunkle Innere des Transporters, dessen Tür hinter Amelie zugeschlagen wurde. Jetzt war es stockdunkel.

Hallo?

„Clara?!"

Der Transporter fuhr mit einem heftigen Ruck an und ich knallte gegen die Rückseite des Transportraums. Einen kurzen Moment lang war die Luft voller heller Sterne. Eine feuchte Hundeschnauze schnüffelte durch mein Gesicht.

Alles okay?

„Geht schon."

„Amelie? Tilda? Buchensturm? Wie kommt ihr hier rein?" Das war Karlottas Stimme.

„Durch die Tür.", knurrte Buchensturm. „Kann mal einer das Licht anmachen?"

„Hier gibt's kein Licht." Das war Nina.

Ich tastete mich über den stark vibrierenden Boden nach vorne, bis ich einen Schuh an meiner Hand fühlte. „Wer ist das?"

„Ich.", sagte Karlotta etwas irritiert.

„Wie seid ihr hier gelandet?", fragte ich etwas gepresst, während ich neben Karlotta kroch.

Sagen wir so, meinte Clara. Wir haben die Stäbe kontrolliert und auf einem Weg ist uns dann der Typ entgegengekommen und hat mit einem Gewehr auf uns gezeigt.

„Warum hast du dich nicht einfach verwandelt und bist weggeflogen?" Buchensturms Frage war offensichtlich an Karlotta gerichtet.

„Hast du dich schon mal verwandelt, während ein Gewehr auf dich gerichtet ist? Ich glaube nicht, also halt die Klappe."

Könnt ihr mal aufhören euch zu kabbeln? Amelies Gedankenstimme war scharf. Wir haben jetzt wirklich größere Sorgen. Wie kommen wir hier raus und wo bringen die uns hin?

Fernrufe haben wir schon die ganze Zeit versucht. Bringt nix. Clara klang resigniert. Die Wände werfen das irgendwie wieder zurück. Im Kopf ist das dann so unfassbar laut. Die Tür ist verstärkt und abgeschlossen.

„Aber die müssen uns doch hier wieder rausholen? Dann können wir abhauen."

Karlotta schnaubte. „Zitat: Wenn ihr versucht abzuhauen, erschießen wir euch ohne zu zögern."

Ich nickte, bis mir auffiel, dass das vermutlich niemand sehen konnte. „Das meint der ernst. Der Typ ist der, der mich angeschossen hat."

„Aber das ist doch nicht der Gleiche wie auf dem Bild? Auf dem gezeichneten." Nina klang verwirrt.

Problem Nummer zwei. Felix ist entweder ein Verräter oder ein Arsch.

„Nein ist er nicht!", schrie ich Amelie an. „David muss das irgendwie mitbekommen haben und-"

Zähl doch mal 1 und 1 zusammen du Blödluchs! Amelie knurrte. Er hat ein falsches Phantombild geliefert. Er hat vorgeschlagen, dass wir laufen und du Bolzen hast ihm erzählt, dass Nina Tripel ist! Was glaubst du, warum sie hier ist?!

Ich spürte wie Tränen über meine Wangen liefen. Der Weg wurde holpriger. Mein Steißbein tat weh. Und mein Herz. Ich wusste, dass sie Recht hatte und es tat weh. Es tat so furchtbar weh, dass ich der Grund war, warum wir hier saßen. Karlotta legte ihren Arm um meine Schultern und zog mich zu ihr.

„Du bist Tripel?", fragte sie Nina.

„Ja. Zecke und Seehund. Haben wir in den Ferien rausgefunden."

„Schade. Nen Blauwal oder so hätten wir gut brauchen können."

Was die jetzt wohl mit uns machen?, murmelte Clara.

Was sie mit mir machen weiß ich genau., Amelie knurrte. Lösegeld von meinen Eltern erpressen.

„Deine Eltern sind doch tot?", bei Buchensturm war die Verwirrung jetzt komplett.

Nein. Das war eine Tarnung. Dass genau das nicht passieren kann, was jetzt passiert ist. Wenn mich nicht alles täuscht, werde ich in einer gewissen Zeit den Typen kennenlernen, der seit drei Jahren versucht mich zu entführen.

„Ui, toll.", murmelte Karlotta. „Wollten wir nicht alle schon mal einen Entführer treffen?"

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