Kapitel 32

Die nächsten Tage waren eine Qual. Amelie hatte sich zwar wieder beruhigt, aber gut auf mich zu sprechen war sie immer noch nicht. Meistens brachte Lotti mir die Hausaufgaben und verbrachte Zeit mit mir. Fast immer bestanden die Nachmittage dann aus Knüpfen und Nähen. Verwandlungen waren mir bis auf Weiteres verboten. Früher hätte mir das nicht viel ausgemacht, aber die Verwandlungen und meine zweite Gestalt waren in den letzten Monaten zu so einer Selbstverständlichkeit geworden, dass es mir oft schwerfiel mich zu kontrollieren.

Am Wochenende durfte ich dann endlich mit den Krücken nach draußen. Ohne Krücken durfte ich nur die kurze Stecke zum Klo, im hinteren Teil des Krankenzimmers laufen. Alles andere wäre zu viel Belastung für meinen Bauch gewesen. Immerhin verheilte die Wunde gut. Alles was blieb, war eine weißliche, knubbelige Narbe.

Es fiel mir schwer, wieder auf Krücken angewiesen zu sein. Klar, ich hatte schon öfter welche gebraucht, aber zuhause hatte ich auch in keinem riesigen Baumhauskomplex gewohnt.

Auf der anderen Seite hatten wir immer noch keine Nachricht von der Polizei erhalten, was den Wilderer betraf. Zwar hatten die Fälle im Wald im und um unser Schutzgebiet rapide abgenommen, auf null nämlich, allerdings wäre es definitiv eine Erleichterung gewesen meinen fast-Mörder hinter Gittern zu sehen. Oder zumindest zu wissen.

Als die Weihnachtsmarkteröffnung anstand, hatte ich von Carina die Erlaubnis bekommen mich endlich wieder zu verwandeln. In Menschengestalt war ich weiterhin auf die Krücken angewiesen, um so viel Druck wie möglich von meinem Bauch zu nehmen, weshalb ich meistens als Luchs durch die Gegend stromerte. Es tat gut, wieder in meinem eigenen Bett schlafen zu können und nicht darauf angewiesen zu sein, dass andere mir Essen brachten.


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