Kapitel 21

Am Sonntag, dem letzten Ferientag, brachte meine Mutter mich wieder zur Schule. „Bis zu den Weihnachtsferien.", verabschiedete ich mich und umarmte sie kurz.

Nur mit meinem Rucksack auf dem Rücken sprang ich aus dem Auto auf den federnden Waldboden. Er fühlte sich gut an unter meinen Füßen. So vertraut. Ich schlug die Autotür zu und sah meiner Mutter hinterher, wie sie davonfuhr.

Kurz stand ich da und ließ den Wald auf mich wirken. Er hatte mir schon nach dieser einen Woche unfassbar gefehlt. Der Duft von Laub und Moos stieg mir in die Nase. Obwohl ich einen warmen Kapuzenpulli anhatte, fröstelte ich. Mit schnellen Schritten lief ich durch den Bogen und auf die Leiter zu. Es waren überraschend viele Schüler unterwegs.

Ich sah mehrere Pferde eine Art Fangen spielen. Unter ihnen Sonja, Eldina und zwei Dülmener Wildpferde, die ich nicht kannte. Vermutlich aus den höheren Stufen. Etwas weiter vorne waren vier Tiere gerade dabei, sich aufeinanderzustapeln. Unten stand ein Esel aus dem dritten Jahr. Auf ihm Amelie. Auf sie kletterte grade Schatten und oben setzte Karlotta unter höchster Anstrengung eine Hühnerwandlerin aus dem zweiten Jahr ab.

Sie verharrten kurz in ihrer Pose und brachen dann in spontanen Jubel aus, der ihre Pyramide augenblicklich einstürzen ließ. Ich musste lachen. Schnell warf ich meinen Rucksack an den Fuß der Leiter und flüsterte: „Fellpfote."

Meine Verwandlung funktionierte so flüssig wie nie zuvor. Mit einem Sprint, dass die Blätter, die von den Bäumen fielen, unter meinen Pfoten nur so stoben, rannte ich zu Amelie, die sich gerade aufrappelte. Freudig bellend begrüßte sie mich.

Heey. Auch mal wieder da. Wie waren deine Ferien?

Ziemlich langweilig. Freut mich dich wiederzusehen.

Ein Schatten kam auf mich zu gesegelt und landete in meinem Gesicht. Lottis Gleitfell verdeckte mir die Sicht.

Hi Kätzchen., begrüßte auch sie mich. Ich schüttelte meinen Kopf so heftig, dass die mit einem Quieken herunterflog.

Hallo Horrorhörnchen., grinste ich.

Ich bin kein Horrorhörnchen. Wo hast du das Wort denn aufgeschnappt?!, entrüstete sie sich und kam zurückgehüpft, um auf meinen Rücken zu klettern. Vorne am Bogen brachten nach und nach immer mehr Eltern ihre Kinder her, oder die Kinder kamen alleine. Manche gingen sofort in ihre Hütten, andere schlossen sich unserem kleinen Halligalli an.

Wir spielten so lange Verstecken, Blinde Kuh (dank einer Rinderwandlerin aus dem zweiten Jahr sogar einmal wörtlich) und Fangen, bis es dunkel wurde. David und seine Truppe waren weit und breit nicht zu sehen. Zwar hieß das, dass ich Felix auch nicht da war, aber den würde ich später ja noch sehen.

Irgendwann streckte Carina den Kopf aus einem der zahlreichen Fenster der Haupthütte: „Wollt ihr mal Essen kommen? Die Pizza wird kalt."

Bei dem Word „Pizza" gab es kein Halten mehr. Die Menge aus gut dreißig Wandlern rannte entweder zur Leiter, oder ins Waschhaus um sich zurück zu verwandeln.

Beim Abendessen sah ich Felix dann wieder. Er lächelte mir zu und ich zurück. Mir wurde wieder warm ums Herz. Wir mussten es schaffen, uns wieder zu treffen. So bald wie möglich.

Als ich meine Sachen bedächtig wieder in den Schrank gelegt hatte, stellte ich Amelie die Frage, die ich mir über die Ferien zurechtgelegt hatte. „Amelie, weißt du eigentlich noch irgendwas über diesen Sharpwing? Außer, dass er an Geld will?"

Sie schluckte. „Er hat als Zweitgestalt eine Eule. Soweit ich weiß, ist er von dem Wunsch besessen ein Tripelwandler zu werden. Oder ein Wandler mit mehr als drei Gestalten. Macht irgendwelche Versuche mit der DNA von Tieren. Das ist aber halt nicht strafbar, also können wir nichts tun."

Ich seufzte. Na super. Immerhin wussten wir jetzt, welche Zweitgestalt er hatte.

„Drei Gestalten zu haben wäre schon cool, oder?", seufzte auch Amelie.

„Ja. Schon, aber ist es nicht Geschenk genug, dass wir zwei haben?"

„Stimmt auch wieder."

Lotti war schon draußen in ihrer Höhle. Amelie zog sich ihre Bettdecke bis unters Kinn und ich schaltete das Licht aus.

„Gute Nacht."

„Mögen die Bäume für dich träumen."

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