Kapitel 13

Nach dem Essen half ich Buchensturm und Lotti mit den Physikhausaufgaben. Nicht mal zehn Minuten, nachdem wir angefangen hatten, warf Buchensturm frustriert seinen Kuli zur Seite. „Wozu muss ich den Bärendung überhaupt lernen? Ich mein, warum muss ich Geschwindigkeiten von Autos ausrechnen können?"

Ich seufzte resigniert und gab ihm seinen Stift zurück. „Physik ist schön. Niemand braucht Physik. Schöner Poetry Slam. Muss ich dir mal zeigen, aber glaub mir, Geschwindigkeiten ist noch eins der sinnvollsten Dinge, die du lernst. Nochmal. V ist s durch t. S ist die Strecke, t die Zeit..."

Erst eine Dreiviertelstunde später knallte Lotti ihr Physikbuch zu und ließ sich rücklings auf den Teppich fallen. „So. Fertig. Wollen wir was spielen?" Buchensturm tat es ihr gleich.

„Gerne. Ich geh Karten holen. Und Amelie.", erleichtert stand ich auf, „Dann zeig ich euch ein Spiel, das wir immer in Freistunden gespielt haben."

Ich lief zu unserer Hütte, um die Karten zu holen. Amelie hatte mir gesagt, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte mit ihr zu telefonieren. Als ich vor der Tür stand und mir den Schlüssel vom Hals zog, um aufzuschließen, hörte ich ihre Stimme von drinnen: „Mama, du weißt, dass die Schule mitten in der Pampa ist. Hier finden die mich nicht. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Um Himmels Willen keine Leibwächter, Mama, hör mir doch zu. Ich hab hier Kampfunterricht, da lern ich doch mich zu verteidigen. Nein, Lotti und Tilda sind sicher keine Spione. Sie kann Judo, na und? Es gibt auch normale Leute, die machen das als Hobby. Wenn irgendwas ist, dann sag ich dir Bescheid, okay? Ich hab dich lieb."

Wie eingefroren stand ich mit dem Schlüssel in der Hand da. Spione? Leibwächter? Was war denn da los? Ich schloss die Tür auf, als Amelie gerade auflegte. Sie seufzte: „Meine Mutter macht sich viel zu viele Sorgen."

Ich nickte und versuchte irgendwie zu überspielen, dass ich mitgehört hatte. „Ähm. Ja. Ich wollte Lotti und Buchensturm Schwimmen beibringen. Willst du auch?"

„Wieso willst du denen Schwimmen beibringen?", fragte sie irritiert.

„Ach so. Nee. Das Kartenspiel heißt Schwimmen."

Amelie warf ihr Handy aufs Bett. „Gerne. Ich brauch Ablenkung."

Ich kramte die Packung Schafkopfkarten aus meinem Schrank. Als Amelie und ich zurück in die große Hütte kamen lag Lotti, inzwischen als Hörnchen, immer noch auf dem Teppich. Draußen zog es zu. Es sah nach Sommergewitter aus. Buchensturm unterhielt sich mit Martin, der sich zu ihm gesetzt hatte, während ich weg gewesen war. Amelie und ich ließen uns auf den Boden fallen.

„Sie hat mich am See über Felix ausgequetscht, also glaube ich nicht, dass...", murmelte Buchensturm, verstummte aber sofort, als er uns sah. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört und zog die Karten aus der Packung. Amelie sah Lotti stirnrunzelnd an: „Willst du wirklich als Hörnchen spielen?"

Klar, warum nicht? antwortete sie und setzte sich auf, Also, wie geht das Spiel jetzt?

Auch die beiden Jungs drehten sich zu uns und hörten zu, während ich erklärte: „Also. Man hat drei Leben. Wenn man alle drei Leben verloren hat, dann schwimmt man. Wenn man dann nochmal verliert, dann ist man abgesoffen und raus aus dem Spiel. Ziel ist es, als Letzter zu überleben. Jeder bekommt drei Karten. In der Mitte liegen auch drei. Wenn man dran ist, dann tauscht man eine Karte von der Hand gegen eine aus der Mitte. Wer am Ende der Runde die wenigsten Punkte hat verliert ein Leben. Zusammenzählen tun immer nur Karten von der gleichen Farbe..." so erklärte ich eine ganze Weile weiter, „... und 31 Punkte muss man sofort rauslegen. Das ist ein Schnauz. Kapiert soweit?"

Ich blickte in vier, teils verstehende, teils verwirrte Augenpaare. „Wir fangen einfach an. Dann ergibt sich das schon."

Ich teilte die Karten aus, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Spielt ihr Schwimmen? Darf ich mitspielen?" Als ich mich umdrehte sah ich in zwei gelbe Augen. Mein Herz stolperte.

„J-Ja klar.", schnell rutschte ich ein Stück zur Seite, damit Felix sich zu uns in den Kreis setzen konnte. Martin und Buchensturm wechselten einen Blick, den ich nicht wirklich deuten konnte. Nachdem ich auch Felix drei Karten gegeben hatte fingen wir an. Lotti hatte überraschenderweise wenige Probleme damit, ihre Karten auch als Hörnchen zu halten. Amelie saß links von mir, also fing sie an.

Sie tauschte eine Karte. Lotti tauschte. Martin schob. Buchensturm tauschte. Felix überlegte kurz, dann schob er ebenfalls. Ich tauschte. „Blödluchs. Die wollte ich haben.", murmelte Amelie. „Sammelst du etwa Schell?", grinste ich.

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