Kapitel 14

- Der Kampf gegen Kain -

Late March, 2015

Lebanon, Kansas (The Bunker)

Sam und Dean hatten zweimal hintereinander einen Fall, während ich im Bunker blieb und versuchte, ein Heilmittel gegen das Kainsmal zu finden.
Ich hatte den Brüdern nicht erzählt, was bei meinem Fall vorgefallen war. Sie mussten es auch nicht wissen. Es war eine Familienangelegenheit.
Als Sam und Dean von einem dritten Fall zurückkamen, sah ich mich mehr oder weniger gezwungen, ihnen bei diesem zu helfen. Denn es ging um niemand anderes als Kain. Er hatte einen verurteilten Mörder namens Tommy Tolliver aus dem Gefängnis in West Livingston, Texas entführt und eine Woche zuvor den Vater des Straftäters.
Cas war ebenfalls gekommen und erzählte uns von Kain, welchen er auf dessen eigenen Friedhof für die Menschen, die er tötet, antraf. Er sagte Cas, dass er sich gegen Abaddons Armee wehren musste und dass das anscheinend ein gutes Gefühl gewesen war. Nun wollte er alle seine vergifteten Nachkommen auslöschen, wie Mörder, Kämpfer und Diebe. Zum Kainsmal sagte er nur, dsss Dean nicht geheilt werden könnte, und dass er ihm helfen würde, wenn die Zeit nah wäre.
»Alles klar«, sagte Sam, der zuvor telefoniert hatte, und setzte sich an seinen Laptop. »Der Sheriff hat mir noch ein paar Namen genannt, vorläufige Identitäten der Leichen.«
»Und?«, hakte Dean nach.
»Und das alles passt zu dem, was Cas erzählt hat. Es gibt natürlich keine Hinweise, die auf Kain deuten, aber er löschte ganze Familien aus, eine nach der anderen.«
»Und wer ist als nächstes dran?«, fragte ich.
»Ist er mit den Tollivers durch?«, wollte Dean wissen.
»Ich denke, schon. Lion hatte keine Geschwister oder noch andere Kinder, soweit ich das überblicke, und Tommy war nie verheiratet, also ...« Sam stockte, den Blick fassungslos auf den Bildschirm gerichtet. »Das darf doch nicht wahr sein. Verdammt!«
Cas trat näher. »Was?«
»Tommy hatte doch einen Sohn. Doch er kannte ihn kaum. Er lebte bei seiner Mutter in Ohio. Austin Reynolds, zwölf Jahre alt.«
»Ist der Kleine noch am Leben?«, wollte Dean wissen.
Sam tippte auf dem Laptop herum und öffnete die Facebookseite des Jungen. »Vor einer Stunde war er's noch. Er hat seinen Status geändert.«
Dean wandte sich ab und lief auf und ab.
»Aber mal ehrlich, das ist ein Kind. Glaubt ihr wirklich, Kain -«, begann Sam.
»Ja, das würde er«, brachte Cas hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Da waren alte Männer in diesen Gräbern, Sam«, sagte Dean, »Frauen. Du hast Cas gehört. Es ist ein Schlussverkauf. Jeder Mensch muss raus.«
»Dann sollten wir uns beeilen«, bemerkte ich. »Vielleicht können wir den Jungen noch retten.«
»Gut. Dann verfolgen wir Kain bis nach Ohio, und was dann?«, fragte Sam.
»Dann tu ich das, was ich tun muss«, meinte Dean. »Ich töte Kain.«

Ich verfolgte Dean zu seinem Zimmer, wo er gerade seine Tasche mit seinen Waffen zusammenpackte.
»Das kannst du nicht machen!«, rief ich. »Es ist Kain! Er ist viel stärker als du. Er könnte dich umbringen.«
Cas und Sam erschienen in meinem Rücken. Ich beachtete sie nicht.
»Damals hatte Kain es mir prophezeit, dass ich, wenn ich Abaddon getötet hab', ihn töten muss«, gab Dean mit fester Miene zurück.
»Du glaubst den Worten eines Wahnsinnigen?«, wollte Sam verständnislos wissen.
»Damals war er nicht wahnsinnig«, entgegnete Dean. »Kain hat dem Mal sehr lange widerstanden. Und dann komm ich an und mach Ärger wegen der Klinge. Er ist diesen Weg meinetwegen gegangen. Es ist meine Schuld.«
»Das heißt nicht, dass du ihn auch verfolgen musst«, warf Sam ein.
»Doch, das tut es. Und es gibt nur eine Möglichkeit ihn zu töten ...«
»Nein!«, rief ich auf einmal mit lauter Stimme, und ohne zu zögern, riss ich Dean seine Waffe aus der Hand und warf sie auf das Bett. »Nein, nein, nein!«
Mit jedem Wort schlug ich ihm gegen Brust. Tränen traten in meine Augen. Verzweiflung und Angst vermischte sich zu einer Raserei.
»Cat«, sagte Dean mit ruhiger Stimme und umklammerte meine Handgelenke, um mich von ihm fernzuhalten.
»Nein, du wirst nicht ... du wirst nicht ...« Ich schnappte nach Luft. Die Tränen verschmolzen zu einem undurchdringbaren Vorhang vor meinen Augen.
»Cat«, wiederholte der Winchester und drückte mich an sich.
»Die Klinge«, sagte ich, »sie wäre dein Tod ...«
Ich wusste nicht, wie lange ich so in seinen Armen lag, doch irgendwann wurde ich von Cas weggeführt.

Unknown, Ohio

Cas hielt nach dem Jungen Ausschau. Er spielte in der Scheune Basketball.
Dean ließ sich von uns noch einmal bestätigen, dass er allein gegen Kain kämpfte und wir nicht dazwischenfunken würden. Mich sah er eindringlicher an als Cas und Sam, und mit einem stummen Nicken willigte ich ein. Was Sam und ich allerdings nicht sonderlich gut fanden, abgesehen von Deans Selbstmordaktion, war die Tatsache, dass der ältere Winchester und Cas den zwölfjährigen Jungen als Lockvogel benutzen wollten.
Als Crowley erschien, wurde die Situation noch erträglicher. Ein kleines Wortgefecht zwischen Dean und ihm, dann entschied der König der Hölle, ihm die Klinge zu geben, wenn Kain da wäre - um das Risiko etwas herabzusenken.
Sam und ich behielten von einem Teil der Scheune aus dem Jungen im Auge, wie er im Nebenraum spielte. Ahnunglos.
Später stieß Dean zu uns.
»Also, falls das funktioniert«, sagte Sam an seinen Bruder gewandt, »und wir nehmen Kain gefangen, was dann?«
»Darum kümmern wir uns, wenn wir ... falls wir dazu kommen«, meinte dieser. Mit festem Blick sah er Sam in die Augen, seine Miene war ernst. »Letzte Woche hab' ich dir doch gesagt, dass ich so lange kämpfen würde, wie's möglich ist. Ich hatte mit allem meinen Frieden geschlossen. Ich dachte nur nicht, dass es so bald passieren würde. Eigentlich genau jetzt.«
Dean schwieg.
»Ich hab' Angst, Sam«, gestand er schließlich.
Wortlos trat ich auf den älteren Winchester zu und umarmte ihn. Auch er legte seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. So standen wir da, wenige Lidschläge, bis ich mich mit Tränen in den Augen von ihm löste und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte.

Als Kain kam und das Kind angreifen wollte, ging Cas dazwischen. Sam und ich versteckten den Jungen in der Scheune, während Cas gegen Kain kämpfte. Wir wussten, dass der Engel versagt hatte, als der Dämon hinter dem Jungen erschien.
Sam und ich ließen schwer atmend die Tür los und sahen den Mann entgeistert an, wie er sein Messer hob und es auf den Jungen richtete.
»Nein, tun Sie es nicht«, flehte der Junge, und ohne zu zögern, stieß Kain sein Messer in dessen Brust. Das Kind löste sich in lila Rauch auf - die Täuschung, oder besser, der Illusionszauber hatte funktioniert.
»Der echte Austin ist schon lange weg, Kain«, sagte ich und trat selbstsicher einen Schritt nach vorn.
»Provozier es nicht, Catherine«, gab Kain zurück.
Ich verharrte und sah den Mann ungläubig an.
»Was denn? Dachtest du, ich wüsste nicht, wer du bist? Auch wenn der Engel verbrannt ist, erkenne ich dich.«
Ich antwortete nicht.
»Ein Illusionszauber«, wechselte der Dämon das Thema. »Dreihundert Jahre alte Magie. Ich würde sagen, es ist die Rune aus Amaranth.« Er deutete mit der Messerspitze auf Crowley, der soeben einige Meter neben ihm erschienen war.
»Gut geraten«, lobte der König der Hölle. »Etwas, was ich von meiner Mutter gelernt hab'.«
Amüsiert sahen wir Kain an.
»Nun, ich weiß, dass ihr Angst vor habt.« Er trat einige Schritte auf uns zu, während Crowley sich zu uns gesellte. »Deswegen gehe ich davon aus -« Er schob mit dem Fuß das Stroh beiseite und erkannte den Ring der Teufelsfalle. »Ah, clever. Die wird nicht lange halten.«
»Das muss sie auch nicht«, sagte Sam und wir verließen die Scheune.
Cas kam uns im Nebenraum entgegen. Er wirkte etwas benommen, aber dennoch unverletzt.
»Okay, ich bin dran«, meinte Dean.
»Lass uns dir helfen«, bat sein Bruder.
»Nein. Nein, wenn ihr dabei wärt, wär' das nur eine Belastung.«
»Dean -«, setzte Cas an.
»Ich würde mir nur Sorgen machen, was er euch antun kann. Oder was ich tun könnte.« Dean wirkte niedergeschlagen, setzte jedoch gleich wieder seine belustigte Miene auf. »Außerdem brauch' ich euch vier, um das zu töten, was da rauskommt. Und ich mein' es ernst, was auch immer da raus kommt ...«
»Gut, mach ich gern«, sagte Crowley und überreichte dem Winchester die Klinge.
Abwartend sahen wir ihn an.
»Es geht mir gut«, versicherte Dean uns.
Tief atmete ich durch, bevor ich auf ihn zurannte und ihm einen überschwänglichen Kuss, aber auch flehenden Kuss gab.
Geh nicht, schien er zu sagen.
»Genug mit der Turtelei«, sagte Crowley in meinem Rücken. »Sonst muss ich mich noch übergeben.«
Ich ignorierte ihn, löste mich dennoch von Dean und ließ ihn schweren Herzens gehen. Die Tür schloss sich hinter ihm, und Unruhe erfüllte unseren Raum.
Niemand sprach ein Wort. Wir liefen verzweifelt auf und ab, blieben stehen, liefen weiter.
Minuten vergingen, Minuten, die sich wie Stunden anfühlten. Kampfgeschrei drang zu uns, und ich war gewillt, herüberzurennen, doch hielt Cas mich zurück.
»Nicht!«, sagte er bestimmt. »Nicht.«
Er ließ mich erst los, als er sich sicher war, dass ich mich unter Kontrolle hatte.
Es donnerte, und wir wussten, es war vorbei.
Deans Lippe war aufgeplatzt, als er zurückkam. Kleine feine Schnitte zierten sein Gesicht. Er taumelte. Doch es schien ihm gut zu gehen. Äußerlich. Innerlich war er zerstört. Gebrochen. Ich konnte es sehen.
»Dean«, sagte Sam vorsichtig.
»Dean«, sagte auch Crowley und fordernd streckte er seine Hand aus. »Bitte.«
Der Winchester betrachtete die Klinge und langsam trat er auf Crowley zu. Ich sah, wie Angst den König der Hölle erfüllte, dennoch hielt er dem Mann die Hand hin. Vergebens. Dean gab Cas dir Klinge, nicht ihm. Zögernd nahm er Engel sie an.
»Du hast mich angelogen«, sagte Crowley.
»Das war heute nicht das erste Mal«, gestand Dean merkwürdig ruhig und aufrichtig. »Auf Kains Liste standest du nicht drauf.«
Ohne zu antworten, löste sich der Dämon in Rauch auf, und schwach fiel Dean Sam entgegen, der ihn sofort auffing.
»Hey, hey, du hast es geschafft«, sagte Sam erleichtert. »Dean, du hast es geschafft.«
Ich beobachtete den älteren Winchester, der starr nach vorne blickte. Er wirkte gebrochen, ja, aber auch verzweifelt, hilflos. Irgendetwas hatte Kain gesagt. Irgendetwas, was er uns nicht sagen wollte. Irgendetwas, was ihn von innen heraus auffraß.

1682 Wörter

Kain ist tot, Dean vollkommen fertig.

Und Cat und Dean sind wieder hier und da und nicht zusammen, oder doch? Also, alles wie immer.

Danke für die Kommentare und eure Unterstützung ❤

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