#8 Bemühungen

Kendra war für mich ein Buch, dass ich noch nicht gelesen hatte. Ich konnte sie nicht einschätzen. Aber eines konnte ich bereits sehr gut, ihre Stimmung lesen. Und in diesem Moment gefiel sie mir nicht. Was war denn nur wieder mit ihr, dass sie vom Lachen in dieses Schweigen fiel und sich hinab in die Tiefe stürzen wollte. Und wieso reagierte sie so auf den Kuss. Mir erschien die Idee doch so gut. Und ich hätte nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden.

»Ich danke dir für alles, aber ich muss jetzt gehen. Ich gehöre einfach nicht hier her.« Ihre Stimme war zittrig und schwach. Als hätte sie Schmerzen. Dem letzten Teil stimmte ich zu. Sie war viel zu gut für diesen Ort. »Sag mir was dein Herz begehrt und ich werde es ändern.« Das meinte ich ernst. Ich könnte dieses Reich für sie anders machen. »Was hast du gerade gesagt?« fragte sie mit so leiser Stimme, dass selbst mein gutes Gehör fast versagte. »Ich werde alles ändern was dich stört. Was kann ich tun, damit du bleibst?«

Sie sah mich verwundert an und ihre Augen hatten einen feuchten Glanz. »Du willst, dass ich hier bleibe? Aber wieso nur!?« Ich verstand sie einfach nicht. War es hier wirklich so schlimm für sie? Dabei hatte sie doch alles gelobt. »Ist es so furchtbar hier bei mir?« fragte ich sie nun. Und sie sah nun erschrocken zu mir bevor sie den Kopf kräftig schüttelte. »Nein, aber die Menschen wollen mich nie bei sich haben.«

»Dann wurde dein Reich übernommen?« Fragte ich sie entsetzt. »Wovon sprichst du? Was glaubst du denn wer ich bin? Ich bin ein Nichts und ich habe nichts!« Sagte sie so ernst, dass ich nun sie verwundert ansah. Sie zog sich schon wieder zurück und das passte mir gar nicht. Sie war viel zu zerbrechlich. So einen Versuch durfte sie nicht noch einmal wagen.

»Kendra, ich möchte das du hier bleibst.« Ich sah, dass sie Schwierigkeiten hatte zu antworten. Das sie hin und her gerissen war. »Ich würde so gerne hier bleiben. Vielleicht kannst du mir helfen eine Arbeit zu finden und vielleicht auch einen Stall wo ich schlafen kann. Ich kann lesen und schreiben. Sehr gut sogar. Ach herrje! Wie spreche ich dich denn richtig an!?«

Sie hatte mich nicht verstanden. Oder aber sie wollte mich nicht verstehen. »Das hier ist dein Zimmer. Ich werde dir also nicht helfen einen Platz in einem Stall zu finden. Du sprichst mich mit meinen Namen an. So habe ich mich dir doch vorgestellt. Und von Arbeit möchte ich erst recht nichts hören. Erstmal musst du zu Kräften kommen.« Sie sagte nichts mehr und ich auch nicht. Besser war das bei meiner Wut. Stattdessen setzte ich mich und aß weiter. In der Hoffnung sie würde es mir gleich tun. Uns sie tat es auch.

Als ich ein Drache war, da war es leichter zwischen uns. Wahrscheinlich war ihr der Drache wirklich lieber. Sofort kam mir eine Idee, aber die musste noch warten. »Dir wird gleich Kleidung gebracht und ein Bad eingelassen. Und um deine Haare wird sich auch jemand kümmern. Eine Bürste liegt bereits auf der Kommode am Spiegel. Ich hoffe sie entspricht deinen Erwartungen. Wenn nicht, dann lass es mich wissen.«

Kendra blinzelte ein paar Mal und musterte mich eindringlich. Doch wieder sagte sie nichts. Dabei hörte ich doch so gerne ihre Stimme. Sie war so sanft wie eine Streicheleinheiten. »Ich muss gehen, aber jemand wird dich zu mir bringen. Danach werde ich dir alles zeigen.« Ich wollte nicht fort, aber immerhin warteten schon lange alle auf mich.

Im Sitzungssaal wurde ich auf den neusten Stand gebracht. Ebenso informierte ich sie über Kendra. Natürlich hatten sich meine Führungskräfte versucht einzumischen, aber das letzte Wort hatte schließlich ich. Und mir wiedersprach man nun mal nicht. Nicht ohne Konsequenzen.

Meine Geduld war eh am Ende. Das mir am Ende der Sitzung ein Drachenfräulein aufgehalst wurde, passte mir so gar nicht. Und das konnte jeder deutlich spüren. Anders als sie alle empfand ich keine Empathie. Und einzig der Gedanke, dass ich meine Leute noch brauchte, hielt mich davon ab ihnen etwas zu tun. Ich hatte keine Zeit neue Führungskräfte zu suchen. Denn dann hätte ich weniger Zeit für Kendra. Und sie war meine oberste Priorität.

Da ich jetzt erwachsen war musste ich meinen Platz auf dem Thron stärken. Und eine Heirat war der beste und schnellste Weg dazu. Doch es gab nur einen weiblichen Drachen in meinem Alter. Und mein Interesse war ihr gegenüber einfach nicht geweckt. Ihre grünen Augen und roten Haare waren typisch für die Blutlinie von roten Drachen. Und es gab sie gleich im Doppelpack, denn ihr dämlicher Bruder war mit ihr gekommen.

Rote Drachen liebten das Feuer und sie fühlten sich in meinem Reich besonders wohl. Kurzum man bekam sie einfach nicht mehr weg. Ich hatte es mehr als versucht. Sie einfach loswerden konnte ich nicht, da wir unsere Art beschützen. Ich musste sie wohl oder übel erdulden. Grüne Drachen wären mir lieber gewesen. Sie waren der Natur angetan. Besonders den Wäldern. Bedeutete im Klartext sie waren oft außerhalb des Palastes, aber hier gab es nicht sehr viel an Wald. Und nur ein männlicher Drache wäre bald erwachsen.

Die blauen Drachen hingegen bevorzugten ihr Reich hoch in den Bergen. Doch hier waren nur weibliche Jungtiere und frisch vermählte männliche Drachen. Ich war der letzte schwarze Drache. Und selbst wenn nicht, so würde ich nie die gleiche Art bevorzugen. Zwei von uns waren schwierig. Und das war noch milde ausgedrückt. Mir ist unbegreiflich wie meine Eltern zusammen sein konnten ohne sich gegenseitig umzubringen oder alle Anderen um sie herum.

Ich war der stärkste meiner Art. Ich musste überhaupts nichts mehr stärken. Weder mich, noch mein verdammtes Reich. Und ich brauchte auch überhaupt keine beknackte Drachendame an meiner Seite. Wie sollte ich zudem mein Reich führen und stärken, wenn ich mich um eine Drachin bemühen musste? Das ging doch gar nicht. Und ich hatte auch überhaupt keine Lust mich zu bemühen. Wieso sollte das überhaupt ein Drachen tun müssen? Sollten sie sich doch bemühen! Sie waren immerhin schwächer! Ich würde es schlichtweg nichts von all dem tun was meine Führungskräfte forderten. Außerdem musste ich Kendra im Auge behalten. Schließlich war es wichtig, dass sie zu Kräften kam. Sie war doch so sanftmütig und zart.

Meine Führungskräfte waren allesamt Idioten, wenn sie das nicht verstanden. Was spielte es denn bitte für eine Rolle, dass der rote Drache hübsch anzusehen war? Meinem Geschmack entsprach sie nicht. Sollten sie sich doch mit ihr abgeben, wenn sie sich so erfreuten. Ihr rotes Haar war überall im Weg und nicht zu übersehen. Wie sollte ich das nur lange Zeit ertragen, wenn es mir bereits in der ersten Sekunde zuwider war? Ständig kam sie mir so nahe und ihr Duft war so dermaßen penetrant, dass ich sie am liebsten in einem Feuerball eingeschlossen hätte. Ich war sicher ihre Augenfarbe spiegelte ihren Geruch wieder. Nicht umsonst hieß es Giftgrün. Doch ich drufte ihr nun mal nichts tun. Auch wenn ich es wollte. Vielleicht könnte ich ja... nein... diese Regel durfte ich nicht brechen.

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