#9 White Lady
Man hatte mich gebadet und gekleidet und mir meine Haare gemacht. Das war zu viel und doch seufzte ich wohlig auf, sobald ich im Wasser war. Es war so warm und es roch so gut. Vielleicht lag das an den bunten Blüten darin. Meine Haare wurden mir zu einer wundervollen Friseur gerichtet und ich durfte mir ein Kleid aussuchen. Sie waren alle prächtig und aufwendig bestickt. Die Auswahl war schwer. Doch eines erinnerte mich an Aiden und die Wahl fiel letzlich auf dieses.
Die Schuhe waren gewöhnungsbedürftig, da ich noch nie zuvor welche getragen habe. Doch dafür waren sie flach. Ein Arzt hatte mich noch einmal untersucht und meine Verbände an Händen und Füßen erneuert. An die erste Untersuchung konnte ich mich nicht erinnern, aber meine Zofe bestätigte es. Das ich überhaupt eine Zofe hatte war mir unangenehm. Immerhin war ich nicht adliger Abstammung. Und ihr Status in der Gesellschaft sank durch mich. Doch sie war freundlich zu mir und beteuerte, ich müsste mir keine Gedanken machen.
Ich war gerade auf dem Weg zu Aiden und als ich wusste welche Tür, da lief ich darauf zu. Doch dann hörte ich zu meiner linken seine Stimme und bog ab. Ich konnte nicht erwarten mich ihm zu zeigen. Immerhin war ich nun angemessen hergerichtet, um nicht mehr so sehr aufzufallen. Das würde ihn sicher erleichtern. Er hatte durch mich bestimmt schon sehr viel Ärger.
Doch gerade als ich wieder loslaufen wollte, da stockte ich stattdessen. Eine wunderschöne Frau hatte ihre Hände auf Aidens Brust. »Mein Geliebter, ich habe mich so sehr nach dir gesehnt« sagte sie. Bevor sie ihn küsste und der Anblick versetzte mir einen tiefen Schlag in den Magen. Meine Beine fanden wie von alleine den Weg durch den ganzen Palast, vorbei an meiner Zofe und den Wachen, zurück in mein Zimmer. Natürlich hatte er jemanden. Ich hatte es doch gewusst!
Von meinem Zimmer aus konnte ich auf einen Balkon und dort ging ich hin. Die Luft fühlte sich plötzlich so stickig an wie in dem Vulkan und mein Magen fühlte sich wie heißes Magma an. Es brodelte in mir. Dabei hatte ich kein Anrecht darauf. Ich hatte so viel an einem Tag dazu gewonnen. Damit sollte ich mich mehr als zufrieden geben. Doch ich fühlte mich als hätte ich etwas verloren. Fast wie eine verlorene Bürste. Und doch auch völlig anders.
Von meinem Balkon aus entdeckte ich einen wunderschönen Blumengarten. Dort kamen die Blüten also her, die in meinem Badewasser waren. Ich eilte zu diesem Blumengarten und kniete mich auf den Rasen. Keine einzige von den Blumen konnte ich nur annähernd benennen. Doch sie waren alle so schön. Jede war anders und auch die Farben waren so unterschiedlich. Wäre ich nur eine dieser wunderschönen bunten Blumen.
Sofort sah ich rote Haare vor mir und ich schloss die Augen. Aiden hatte mich gerettet. Ich musste mich gut mit seiner Gemahlin stellen. Und das würde ich. Denn ich wollte hier bleiben. Hier bei ihm. Auch wenn es schmerzte. Und auch wenn ich es nicht verstand. Immerhin hatte er doch mich geküsst. Die Initiative kam von ihm.
Wie schloss man außerdem Freundschaften? Durfte ich sie überhaupt ansprechen? Immerhin musste sie auch eine Prinzessin oder Königin oder irgend so etwas sein. So gut kannte ich mich mit den Sitten dann doch nicht aus. "White Lady" hörte ich eine tiefe Stimme. Ich sah auf und erblickte wieder rote Haare. Nur waren sie kurz geschnitten und gehörten zu einem Mann. »Es sind meine Lieblingsrosen. So weiß wie der Schnee. Du erinnerst mich an sie.«
Farblose Rosen waren sein Lieblingsblumen? Wieso nur bei so einer Menge an Farbenpracht? »Wer bist du?« fragte mich der Mann und hockte sich zu mir runter. »Kendra« Er berührte eine einzelne verirrte Strähne von meinen Haaren und ich erstarrte als er sie eingehend ansah. »Du bist so schön Kendra!« Ich drehte meinen Kopf zur Seite, weil mir seine Nähe zu viel wahr. Und weil seine Haare mich an jemanden anderes erinnerten. Und das wiederrum erinnerte mich an den Kuss. »Mein Name ist Victor. Ich gehöre den roten Drachen an.«
Rote Drachen? Es gab also mehr von ihnen. Und noch dazu unterschiedliche!? Ich blickte wieder zu ihm und musterte ihn. Er sah gut aus und stark. Aber dennoch nichts im Vergleich zu Aiden. Waren alle Drachen so? War die Frau etwa auch ein Drachen? Er stand auf, reichte mir seinen Hand und wartete. Ich ergriff seine Hand unsicher und stand auf. Wahrscheinlich war es zu schnell, denn wieder drehte sich alles. Doch ich fiel nicht. Als ich meine Augen öffnete, da sah ich in grüne Augen.
»Ich bringe dich in dein Zimmer.« Ich war auf seinen Armen und er war bereits in Bewegung. Das mochte ich nicht. »Ich kann selbst laufen.« Victor blieb stehen und musterte mich. »Solltest du dich verletzen, dann wären hier mehrere Personen wütend. Also trage ich dich!« Seine Stimme ließ nichts anderes zu und mein Wohlbefinden ebenso nicht. Ich war erschöpft. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte. In meinem Zimmer legte er mich auf mein Bett. Doch zog er sich nicht zurück.
»Danke. Ich wäre jetzt allerdings sehr gerne alleine.« Ich wollte nicht undankbar sein oder gar unhöflich, dennoch aber deutlich. Er drückte mir einen Kuss auf meine Stirn und zog sich dann zurück. »Ich mag es nicht, wenn etwas ohne meine Zustimmung geschieht.« sagte ich mit fester Stimme. Victor stand immer noch vor meinem Bett. »Es ist neu, dass mich jemand abweist. Das gefällt mir.« antwortete er nur und entfernte sich dann. »Du kannst froh sein, dass ich nicht mehr versucht habe, als das. Dein Duft ist wirklich sehr verlockend.«
Er ging durch die Tür und schloss sie dann. Mein Duft!? Etwa nach Fleisch? Wollte er mich fressen? Oder meinte er etwas anderes? Wieso hatte er mir überhaupt diesen Kuss aufgedrückt? Diese verwirrenden, grenzüberschreitenden Drachen!
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