#6 Aussehen

Wie lange hatte Kendra denn nichts gegessen, dass sie einfach so vor meinen Augen zusammen gebrochen war. Dabei hatte sie kurz davor doch noch so sehr gelacht und war so lebhaft. Ich konnte sie gerade noch auffangen bevor sie auf dem Boden aufkam. Ihr Bauch hatte keine Geräusche gemacht. Sonst hätte ich es gehört und es vielleicht verhindern können. Das bedeutete doch nur, dass sie es gewohnt war zu hungern.

Sie war sehr schlank. Das war mir schon aufgefallen. Aber ich hatte auch keine Ahnung wie Mädchen oder Frauen für gewöhnlich aussahen. Dafür hatte ich mich in der Vergangenheit nicht interessiert. Außerdem war sie so ablenkend, dass ich mich darauf konzentriert hatte und nicht auf den Mensch ansich. Ja selbst ihre Wunden hatte ich erst gar nicht bemerkt. Am liebsten hätte ich dem Arzt etwas angetan, als er mir gesagt hatte wie es um sie steht. Doch der konnte schließlich nichts dafür. Und ich brauchte ihn ja noch.

Man überbrachte mir keine schlechten Nachrichten. Es gab hier keine schlechten Nachrichten. Und doch hatte ich eine erhalten. Ich streichelte Kendra über ihr Gesicht. Sie sah erschöpft aus. Ich musste mir was überlegen. Sie konnte nicht zurück nach Hause. Dort war es nicht gut für sie. Bei mir würde es ihr besser gehen. Nur wie sollte ich sie dazu bewegen? Ich wollte mich gerade zurück ziehen, da griff sie nach mir.

Ich schaute auf ihre zarte, schwache Hand, die meine festhielt. Wieso störte mich das nicht? Ihre Hand war kalt und das gefiel mir gar nicht. Wer mag es schon kalt? Ich sicherlich nicht. Ich legte mich zu ihr in das Bett und kuschelte mich an sie. Dabei lag ich auf ihrer Decke. Eigentlich wollte ich sie nur wärmen, aber es war gemütlicher als gedacht und auch ich wurde müde. Meine Versuche wach zu bleiben scheiterte, denn ich wurde wach als ich Kendra hörte.

»Wo bin ich? Wer bist du? Warum liegen wir in einem Bett?« sagte sie immer lauter werdend. »Es ist alles in Ordnung. Du bist hier in Sicherheit« versuchte ich sie zu beruhigen. »Das sieht ja wohl nicht danach aus!« Ihre Wangen wurden leicht rosa und warmes Magma floss durch meinen Körper bei diesem Anblick. »Ich bin es Aiden! Der schwarze Drache.« Sie öffnete ihren Mund, aber sagte nichts. Dann wurden ihre Wangen noch röter.

Ich streckte meine Hand nach ihr aus, aber sie wich zurück. »Du bist ein Mann... und du hast... am Wasserfall... ich habe... Himmel!« Sie steckte ihren Kopf unter die Bettdecke und somit konnte ich ihr Gesicht mit der schönen Rötung nicht mehr sehen. »Wieso versteckt du dich vor mir?« Fragte ich sie böser als beabsichtigt. Doch ich mochte es nicht, dass sie sich meinem Blick entzog. »Hast du nicht schon genug von mir gesehen!?« stellte sie mir eine Gegenfrage.

»Nein« sagte ich schlichtweg. Immerhin wollte ich, dass sie mich ansah und sich nicht versteckte. »Ich kann dir nie wieder unter die Augen treten! Du hast mich... du hast mich... gesehen...« Das war also ihr Problem? »Du brauchst dich nicht zu schämen. Du hast mir gefallen! Außerdem hast du mich auch nackt gesehen.« Sie schnaubte mich doch ernsthaft an! »Das ist ja wohl nicht das gleiche! Was hätte ich schon sehen können. Du warst doch kein Mensch!« Nun das Problem war schnell gelöst.

Ich stand vom Bett auf uns zog meine Kleidung aus. »Kendra sieh mich an.« Doch sie rührte sich nicht. Ich zog ihr dir Bettdecke weg und sie setzte sich wütend auf. »Es ist mir peinlich verstehst...« in diesem Moment sah sie mich an. Ihr Blick glitt über meinen Körper und das hinterließ ein merkwürdiges Gefühl in mir. Doch dann quiekte sie auf, stürzte sich in ihr Kissen und vergrub ihr Gesicht darin, dass noch eine intensivere Rötung bekommen hatte.

»Wir sind quitt würde ich sagen. Jetzt komm. Du musst etwas essen.« Sie schüttelte ihren Kopf. »Du kannst dich erst einmal anziehen.« Wieso war es ihr denn jetzt wieder unangenehm? »Wieso? Gefällt dir mein Körper nicht?« selbst durch das Kissen konnte ich ihr erneutes schnauben hören. Niemand traute sich so mit mir zu reden. Doch dieser schwache, dürre Mensch tat es. »Ich möchte nicht mehr darüber reden. Ich kann so einfach nicht mir dir rede! Zieh dich an!«

Ich zog mich also wieder an und setzte mich dann auf ihr Bett. »Ist es jetzt besser?« Sie schaute vorsichtig vom Kissen zu mir und nickte dann zögerlich. Ihr Blick verlies mein Gesicht nicht. Und ich fühlte mich wieder so anders. Dann setzte sie sich langsam auf und streckte ihre Hand nach meinem Gesicht aus, nur um sie schnell wieder unverrichteter Dinge sinken zu lassen. »Ja« antwortete sie schließlich auf meine Frage. Enttäuschung machte sich in mir breit. Dabei hatte sie geantwortet und mich diesem mal nicht berührt, so wie ich es wollte. »Du konntest mich also wirklich verstehen.« sagte sie mehr zu sich. Ich nickte diesmal auch nur.

»Wo sind wir hier?« Fragte sie mich während sie sich umsah. »Komm und setzt dich an den Tisch. Du musst essen und dann können wir reden.« Ich deutete an den gedeckten Tisch und sie stand auf und ging darauf zu. Dann setzte sie sich hin. Sie war faszinierend. Ein strahlender Fleck, der alles andere verblassen ließ. Es war einfach nicht möglich sie nicht zu beachten. Vor allem nicht, wenn ihre Wangen wieder diese Röte hatten und ihr Blick ganz scheu wurde.

»Kendra!?« Ich weiß nicht wieso ich ihren Namen sagte. Vielleicht damit sie mich wieder ansah. Sie blickte auch auf, aber wieder sah sie viel zu schnell weg. »Du siehst so anders aus...« Natürlich sah ich anders aus immerhin war ich gerade in menschlicher Form hier. War ihr der Drache etwa lieber?

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