#5 Launen

Wer hätte gedacht, dass mich ein Drache retten würde. Und wer hätte gedacht, dass dieser Drache auch noch so gut zu mir sein würde. Er war ein wunderschönes Wesen. Ich hörte die Gerüchte über sie, aber nie hatte ich einen gesehen. Ich dachte sie wären nicht echt. Doch nun stand dieses riesige Tier vor mir. Und es war fast so, als wenn es mich verstehen würde. Selbst als es meine Wunden geleckt hatte, da sah es aus als hätte es ebenso schmerzen.

Ich hingegen spürte dabei nur Erleichterung und wärme. Meine Wunden taten ab da auch gar nicht mehr weh. Erst wollte ich den Drachen anmaulen, aber dann merkte ich schnell, dass es keinen Schmerz verursacht hatte. Ich wurde nicht oft berührt und wenn dann war es nie schön. Langsam wurde es mir aber doch unangenehm nackt zu sein. Den dieses Tier war nicht nur klug, sondern auch sehr empatisch und irgendwie... Ja wie? Wie ein Mensch.

Ich stand eilig auf und ging zu meiner Kleidung. Und ich spürte den Blick in meinem Rücken, denn er verursachte ein Kribbeln in meinem Nacken. Ich weiß nicht, ob es sich gut anfühlte oder einfach nur neu. Was für eigenartige Gedanken der Drache doch in mir auslöste. Ich schaute über meine Schulter zum Drachen und tatsächlich beobachtete er mich. Und er lag auch nicht mehr, sondern saß da und grub seine scharfen Krallen in den erdigen Boden. Sein Augenfarbe war gleich, aber sein Blick war anders. Es war schwer den Blick von ihm abzuwenden.

Ich zog mir meine Kleidung an und fuhr mir mit meinen Fingern durch die Haare. Ich hatte noch nie viel und das war auch nicht schlimm. Aber das ich jetzt nicht mal eine Bürste hatte, ärgerte mich sehr. »Ich werde sie wohl abschneiden müssen. Ich habe keine Bürste.« Der Drache gab ein Grummeln von sich und stand nun auf seinen Beinen. »Was soll ich denn machen. Ich besitze nur noch dieses zerfetzte Kleid. Es wird nicht lange dauern und meine Haare werden sich komplettverknoten. Das kriege ich doch nie wieder hin.«

Der Drache sprang ins Wasser und tauchte ab. Dann flog er durch die Luft und in seinen eignen Feuerball. Herrje hatte der aber Launen. Mal war alles gut und dann war er direkt sauer. Als er wieder bei mir war, da setzte er sich hinter mich und legte eine Pfote oder besser gesagt eine seiner Krallen auf meine Schulter, als ich mich versucht hatte rumzudrehn. War er etwa beleidigt und ich durfte ihn jetzt nicht mal mehr ansehen?

Ich irrte mich, denn seine Krallen glitten plötzlich durch meine Haare. Es tat nicht weh. Es war eher angenehm. Besonders an den Haarwurzeln war es eine wohltat. Doch irgendwann musste ich lachen. Dieses Bild von uns würde für Andere sicher furchtbar albern aussehen. Der Drache hörte auf und bewegte sich wieder. Sein langer Schwanz fegte durch die Luft. Und obwohl er so schwer und groß war bewegte er sich federleicht über den Boden.

»Vielen Dank dafür. Jetzt müssen wir nur noch etwas zu essen finden. Du hast doch sicher auch hunger?« Da bewegte sich Drachen wieder auf mich zu. Und sank mir zu Füßen. »Ah ich soll wieder auf dich steigen. Nicht wahr?« Ich kletterte wieder auf seinen Rücken und er flog los. Wo auch immer er hin wollte. Doch war ich mir sicher, er würde schon etwas zu essen finden. Nur was würde der Drache wohl für sich finden? Schließlich war er so groß. Das würde sicher dauern, bis er satt wäre.

Wir flogen gar nicht so lange, da entdeckte ich schon unser Ziel. »Du kannst dort nicht hin! Menschen sind böse. Sie werde dir weh tun! Glaube mir!« Aber der Drache hörte gar nicht auf mich und flog noch schneller darauf zu. »Bitte! Ich möchte nicht, dass sie dir weh tun. Und ich habe auch Angst!« Doch der Drache war schon bereit zu landen. Und mein Herzschlag beschleunigte sich rasant. Wieso waren wir dann überhaupt erst im Dunkeln aus dem Vulkan geflogen!?

Als wir auf dem Boden angekommen waren, da ließ ich den Drachen nicht los. Wieso verstand er mich denn gerade jetzt nicht. Meine Augen wurden feucht, dann meine Wangen und schon schluchzte ich los. Was würden sie dieses Mal mit mir tun? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen. Der Drache rührte sich nicht und irgendwann linste ich doch, um zu sehen was geschah.

Um uns herum waren Menschen. Viele Menschen. Und sie alle kniete vor uns, mit gesenkten Kopf. Wieso? Ich richtete mich auf. Und weiter rührte sich niemand. Also stieg ich langsam ab. Immer noch auf der Hut. Wäre ich nicht so überfordert, dann hätte ich sicher etwas gesagt. Aber ich wusste nicht was hier geschah. Noch dazu drehte sich alles, während ich nur das Rauschen meines Herzschlages in meinen Ohren hören konnte. »Mir ist...«

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