#23 Erklärungen

Als ich meine Augen öffnete, erblickte ich Aiden. Noch nie hatte ich ihn so müde und erschöpft gesehen. Und mir selbst war es nicht anders ergangen. Eine schwere Zeit lag hinter uns und sie würde wahrscheinlich auch schwer bleiben. Ich brauchte Antworten und ihm würde es sicher nicht anders gehen.

Aidens Augen öffneten sich und fanden sofort meine. Dann blickte er sich in der Höhle hinter dem Wasserfall um. Erst als er zufrieden schien, kam er zu mir zurück. Er legte sich zu mir und schmiegte sein Gesicht an meines. »Kendra«. Ein Wort, das meinen gesamten Körper in einen Ausnahmezustand brachte. »Wie ist das möglich?«, fragte er mich.

Was sollte ich darauf antworten? »Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen. Ich war tot Aiden und doch habe ich alles gehört was du gesagt hattest«. Aiden nickte nur und schloss die Augen. »Wie bist du hier gelandet?«, stellte er eine neue Frage. »Wieso fragst du mich das? Meinst du es war meine Absicht hier zu landen!« Aiden stand auf und ging in der Höhle umher. »Ich hätte dich hier niemals gefunden. Es war bloß Zufall!«

Ich musste lächeln, dass Aiden nur noch wütender aussehen ließ. »Ich wusste, dass du mich finden würdest. Egal wo. Es war Schicksal.« Aiden schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Er war sauer und verzweifelt, aber er musste mich doch nur ansehen. »Ich bin hier. Du hast mich gefunden. Und ich bin am Leben. Alles ist, wie es sein sollte.«

Aiden blieb apburt stehen und fuhr zu mir rum. »Nichts ist wie es sein sollte! Gar nichts! Du solltest nicht leben. Ich sollte nicht hier sein. Gleichzeitig lebst du und ich sollte unbedingt hier sein«. Ich seufzte laut auf. Natürlich brauchte er ein wenig Zeit, um das alles zu verarbeiten. Mir wäre es an seiner Stelle nichts anders gegangen.

»So lange Zeit. Und du hast nichts unternommen, um zu mir zu kommen!?«, warf er mir nun vor. Ich senkte meinen Kopf. Es verletzte mich, dass er so etwas dachte. »Und was hast du getan? Wieso musste ich so lange auf dich warten!« Aiden verzog ungläubig seine Miene. »Tut mir leid, dass es dir nicht schnell genug ging. Nur zu deiner Information, ich war ein Mensch. Da geht das nicht so leicht, dass müsstest du am besten wissen.«

»Ja, ich habe gesehen wie du als Mensch hier aufgetaucht bist!«, spotete ich. »Ich konnte mich nicht verwandeln, Kendra. Erst als ich dich gehört hatte. Wieso nur bist du hier!« So hatte ich uns unser Wiedersehen nicht vorgestellt. »Es war der erste Ort an dem ich mit dir war.« Aiden schüttelte erneut den Kopf. »Der Vulkan...«, begann er, aber ich unterbrach ihn sofort. »Du meinst der Vulkan wäre plausibeler als der Wasserfall? Das kannst du nicht ernst meinen! Sieh mich doch an!«

»Das tue ich. Und genau deswegen« Ich schnappte nach Luft. »Ich bin nicht wie du Aiden!« Doch Aiden lachte nur. »Wenn du mich verlassen wolltest, dann hättest du es nur sagen müssen. Hör also auf mir ins Gesicht zu lügen.« Ich sagte nichts mehr, denn seine Worte trafen mich tief. Was war geschehen, dass er sich so verändert hatte?

»Willst du mich verlassen?«, fragte Aiden nun mit einer unsicheren Stimme, die nicht zu ihm passte und stark im Kontrast zu dem stand wie er gerade noch gesprochen hatte. »Niemals«, antwortete ich knapp. Woraufhin Aiden wieder zu mir kam. »Es tut mir leid. Ich bin nur so verwirrt. Ich verstehe einfach nicht was passiert ist Kendra.« Ich nickte nur, denn es ging mir nicht anders.

»Es tut mir auch leid. Ich dachte nur du wärst glücklich. Mit Vorwürfen habe ich nicht gerechnet und ich wollte dir auch keine an den Kopf werfen. Ich wollte nur, dass du mich findest. Und Antworten wieso und was passiert ist.« Aiden seufzte auf. »Ich habe keine, aber wir werden sie zusammen finden. In Ordnung? Und jetzt lass und von hier verschwinden«.

Aiden stand auf und ging zum Wasserfall. Er lächelte so wundervoll, dass ich Angst hatte zu sprechen. Doch ich musste es. »Aiden, ich kann diesen Ort nicht verlassen«. Ein Grollen schlimmer als das Gewitter draußen kam tief aus seiner Kehle. »Du willst nicht mit mir gehen!?« spuckte er mir fast entgegen. Ich hob eine Augenbrauche und musterte ihn.

»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich diesen Ort nicht verlassen kann. Doch so wie du mit mir sprichst, möchte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr mit dir gehen.«
Es wunderte mich nicht, dass die Höhle daraufhin einem Meer aus Feuerbällen ausgesetzt wurde. Doch das störte mich nicht. Sollte Aiden doch sauer sein. Ich war es schließlich ebenso.

»Ich bin der Herrscher der Drachen! Ein mächtiger, skrupelloser Drachen ohne Empathie! Du machst es mir so schwer, dabei gebe ich mir die aller größte mühe, nicht aus der Haut zu fahren.« Im ersten Moment war ich geschockt, im nächsten nachdenklich und im letzten musste ich so sehr lachen, dass mit die Tränen kamen.

»Du bist aus der Haut gefahren. Sieh dir die Höhle doch nur mal an! Aber ich warne dich Aiden, sollten sie einstürzen, dann fahre ich aus meiner Haut.« Aidens Blick hätte mich fast erneut zum Lachen gebracht, doch ich verzog keine Miene und machte meine Augen kleiner, um ihm zu zeigen wie ernst ich es meinte.

»So hat noch nie jemanden mit mir gesprochen!?«, antwortete Aiden verdattert und legte den Kopf schief. »Liebst du mich nicht mehr?« Mein starker Drachen erinnert mich an einen kleinen, hilflosen Welpen, dem man seinen Knochen entzogen hatte. Vielleicht hatten wir das gebraucht. Wir beide waren verwirrt, wütend und ängstlich gewesen. Doch wir beide waren auch Hoffnungsvoll, suchend und liebend gewesen.

»Ich liebe dich mit jeder Sekunde nur noch mehr Aiden.« Ein kleines Lächeln zeigte er mir. »Wieso können wir dann nicht von hier fort?« Verwirrung zeigte sich nun statt des Lächelns. Ich erhob mich und Aidens Blick traff sofort auf den Grund, weswegen ich nicht fort konnte. »Oh Kendra, es tut mir so leid. So unendlich leid.«

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