#13 Schlichtheit

Ich traute mich nicht aus dem Badezimmer. Denn ich hatte keine Tür gehört, die geöffnet und wieder geschlossen wurde. War Aiden immer noch da? Aber als meine Zofe herein kam, war keine Spur von ihm zu sehen. Keine sichtbare zumindest, denn er hatte überall Spuren hinterlassen.

Was hatte er mit mir gemacht? So hatte ich mich noch nie gefühlt. Meine Wangen wurden rot. Das spürte ich sofort durch sie Hitze in meinem Gesicht. Einerseits war ich froh, dass er fort war und andererseits bedauerte ich es. Und was ich noch bedauerte, war die Ohrfeige. Ich wollte Aiden doch gar nicht weh tun. Ich war nur so überrascht, erschrocken und durcheinander. Selbst jetzt noch konnte ich meine Gedanken nicht sortieren.

Ich schaute durch den Spalt der offenen Tür als ich fertig gewaschen und angezogen war. Das Frühstück hatte ich auch bereits hinter mir. Vorsichtig schlich ich mich durch meine Zimmertür und anschließend durch die Gänge. Die Wachen beobachten mich, aber sie ließen mich in Ruhe. Ich sah bereits die Tür zum Ausgang als ich schneller wurde, um endlich Luft schnappen zu können.

Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, dass es jemand genauso eilig haben könnte. Ich stieß mit der Person zusammen und landete auf dem harten Boden. Und ich blieb liegen, da der Zusammenstoß wohl schwerer war. »Wachen! Ergreift sie!«, hörte ich zwar, aber ich war bewegungsunfähig. Mein ganzer Körper schmerzte. Lediglich meine Augen konnte ich bewegen und erblickte langes, rotes Haar.

Ich lag ihr zu Füßen, während sie sich ihre Kleidung richtete und ihr Haar über die Schulter nach hinten schlug. Sie war so wunderschön und einzigartig. Meine Versuche aufzustehen, waren vergebens. Ebenso kamen keine Wachen zu uns. »Ich bin Kendra.« quälte ich mir mühsam ab. Doch die Frau vor mir grinste nur böse. »Ich weiß wer du bist, Kendra.« Wieder versuchte ich aufzustehen und es war zwar noch immer schwer, aber immerhin bewegte ich mich nun.

»Wie kannst du es wagen mich zu berühren. Geschieht dir nur recht, dass du dabei verletzt wurdest.« Ihr Gesicht zeigte pure Wut. Das war neu. Die Menschen sahen mich eher ängstlich oder angewidert an. Ich griff meinen Arm, der schmerzte. Alles schmerzte und mir wurde bewusst, dass sie wohl kein Mensch war. Nicht nur zumindest. »Du bist ein Drachen!?« Die Frau nickte nur. »Elena, Prinzessin der roten Drachen, zukünftige Kaiserin dieses Reiches.« stellte sie sich vor. Das war mir zwar bekannt und dennoch traf mich diese Aussage völlig unvorbereitet bis tief ins Mark.

Mein Körper fühlte sich müde an. Meine Sicht verschleiert sich in Dunkelheit. Sterne blitzen auf bis sich alles wieder klärte. Ich hielt mich an der Wand neben dem Ausgang fest als ich aufgestanden war. »Schwacher Mensch! Kein Wunder, dass wir Drachen nichts für euch übrig haben. Wie dem auch sei. Ich muss zu Aiden. Er will mir wohl das Hochzeitsdatum mitteilen.« Sie ging, aber ich konnte keinen weiteren Schritt machen.

Ich ließ mich zu Boden sinken und verarbeitete das alles. Nicht nur das Aiden wirklich jemanden hatte. Dann hasste sie mich auch noch. Ich sah ihre Wut. Sie würde mich niemals hier dulden. Eine warme Hand holte mich ins hier zurück. »Kendra, ist alles in Ordnung?« fragte mich Victor. Ich sah zu ihm rauf, in sein Gesicht und er lächelte mich an. Es tat gut, dass mich jemand anlächelte.

Doch passte es nicht zusammen. Denn jemand mit den gleichen Augen und der gleichen Haarfarbe hat mich eben noch so hasserfüllt angesehen. Und mir schmerzliche Wunden verursacht, die niemand würde je sehen können. »Ich wollte in den Garten.« Er half mir beim Aufstehen und schüttelte den Kopf. »Du bist verletzt und zu schwach.«

Zurück in den Palast war keine Option. »Ich brauche Luft. Ich kann hier nicht atmen«. Victors Miene verriet mir nichts. Doch dann nickte er. Er wollte mich hochheben und tragen, aber dass ließ ich nicht zu. Stattdessen ergriff ich seinen Unterarm und wir gingen Seite an Seite in den Garten. Wir schwiegen, aber es war keine unangenehme Stille. Zudem brauchte ich jeden Atemzug, um weiter zu kommen.

Im Rasen ließ ich mich nieder, legte mich hin und Victor tat es mir nach. »Das gefällt dir also?« fragte er mich. »Wie könnte es nicht? Es ist warm und der Himmel ist so strahlend blau. Und dann noch diese wunderschönen farbenfrohe Blumen. So stelle ich mir das Paradies vor. Es ist so friedlich hier draußen.« Victor legte sich auf die Seite und nahm wieder eine meiner Haaresträhnen in seine Finger.

»Ich mag dich wie du bist.« Sagte er plötzlich und verschlug mir damit die Sprache. »Ich bin ein Prinz und habe viele schöne Dinge gesehen. Schönheit wird unterschiedlich wahrgenommen. Ich zum Beispiel bevorzuge die Schönheit in der Schlichtheit. Sie drängt sich nicht auf.« Er beugte sich näher zu mir runter und berührte meine Wange. »Wärst du ein Drache, dann wärst du bereits mein.«

Ich versuchte noch seine Worte zu verarbeiten, da küsste er mich schon. Doch dieser Kuss verursachte mir anders als bei Aiden sofortige Schmerzen. Er hielt mich viel zu fest und auch sein Mund auf meinem war kein Genuss. Victor zog sich zurück und ich zischte auf. »Ich wollte dir nicht weh tun. Dabei habe ich mir Mühe gegeben mich zurückzuhalten.« Leider hatte das nicht funktioniert. Ich schmeckte Blut und schon jetzt wusste ich, dass ich blaue Flecken bekommen würde. Elena hatte recht. Ich war nur ein schwacher Mensch.

»Kendra?« Ich blickte zu Victor der mich unsicher ansah. »Bitte tue das nie wieder! Das war mehr als ich ertragen kann. Und ich will das nicht.« Er entfernte sich von mir und stand dann auf. »Ihr Menschen seid nicht für uns geschaffen. Es ist gefährlich für dich hier zu bleiben. Nicht jeder wird Rücksicht nehmen.« Er stand mit dem Rücken zu mir und ich fragte mich wieso. »Du hast dennoch versucht Rücksicht zu nehmen und ich danke dir Victor.«

Er drehte sich um und hockte sich wieder zu mir. »Ich kann nicht versprechen, dass es das letzte Mal war.« Sein Blick war dabei die eines Jägers. »Ich bin sicher du wirst dein Bestes geben, um mich nicht zu verletzten. Immerhin hast du mich zurück in mein Bett getragen und hier her.«

Er beugte sich wieder über mich und glitt mit seiner Nase an meinem Hals entlang. »Ich bin mir da nicht so sicher, denn schon jetzt würde ich dich gerne wieder küssen. Vergiss nie was wir sind. Dieses Wesen in uns ist stärker als der Mensch den du vor dir siehst. Und wir werden unserem Trieb folge leisten müssen. Und das wirst du nicht überleben. Du solltest gehen solange du noch kannst. Das ist vielleicht meine letzte Warnung.«

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