#10 Ablenkung

Ich hatte gehofft, dass Kendra zu mir kommen würde. Doch das tat sie nicht. Und auch sonst führte sie niemand zu mir oder erstattete mir Bericht was mit ihr war. In meinem Büro war es still. Was ich sonst so sehr genoss, war mir jetzt mehr als zuwider. Die Sitzung mit meinen Führungskräfte sowie die Drachendame hatte ich doch nur ertragen und geduldet, weil ich wusste ich würde Kendra noch sehen. Das war der Lichtblick. Doch nun war es dunkel. So wie meine Stimmung dunkel war.

Jetzt saß ich hier und würde am liebsten alles zu Asche verwandeln. Ich rief nach einer Wache und gab die Anweisung, dass man mir sofort Kendra brachte. Doch als wieder jemand in mein Büro marschierte, war keine Kendra anwesend. Fast wäre ich explodiert. Doch die Aussage, dass es einen Grund gab ließ mich innehalten. Und Besorgnis verdrängte meine Wut fast augenblicklich. Dabei empfand ich doch nie Empathie. Was war aus mir geworden?

Ich stürmte regelrecht in Kendras Zimmer, um mir selbst ein Bild zu machen. Und schon beim näherkommen wurde ich wieder rasend. Als ich dann die Tür öffnete musste ich das Feuer in mir zurück halten. Kendras Anblick war nicht wie sonst beruhigend. Sie lag dort und schlief und damit ignorierte sie mich und meinen Zustand völlig! Wie konnte sie es wagen seelenruhig zu schlafen, während ich fast am explodieren war?

Ich wollte sie wecken. Sofort. Ich stürmte auf sie zu und gerade als ich sie schütteln wollte, da öffnete sie die Augen und lächelte mich an. »Aiden, du bist hier!« Ihre stimmt klang begeistert. Meine Gesichtszüge entglitten mir und ohne das ich es wollte bildeten sie ebenfalls ein debiles Lächeln, während mein innerstes weiterhin brodelte. »Wieso war Victor hier?« stelle ich die einzige Frage, die mir momentan wichtig war. »Er hat mich hier her gebracht. Ich war im Garten, aber das noch zu viel.«

Ich versuchte ihre Worte zu begreifen und ein Bild tauchte vor mir auf. Ein Bild das mir nicht gefiel. Kendra blickte mich verschlafen an während sie sich aufsetzte. »Ist alles in Ordnung?« Die Antwort war leicht. Nichts war in Ordnung. Niemand ließ mich warten. Schon gar nicht wegen eines Victors oder eines Gartens. Er hätte sie nicht sehen sollen, sondern ich! »Ich habe auf dich gewartet!« gab ich frustriert und genervt zugleich zurück. Ich war fassungslos was hier passierte. Hier in meinem Reich.

»Du warst beschäftigt. Ich habe zudem auch gewartet.« entgegnete sie mir sauer. Ich schnaubte und drehte mich von ihr weg. Meine Fäuste balten sich und meine Fingernägel drückten sich unangenehm in meine Handinnenfläche. »Ich rieche Victor an dir!« Versuchte ich es mit meiner zweiten Frage an sie. Doch es war eher eine Feststellung. Ihr sollte schließlich bewusst sein, dass ich es wusste! »Achja?! Dafür sah ich dich mit einer Frau« Sie stand auf und umrundet mich. Und anders als erwartet blickte sie kein Einzug Mal von mir weg.

Diese Frau!!! Wäre es nicht ihr Zimmer, dann hätte ich es bereits verwüstet. Elena war mir egal, aber was empfand sie für Victor! »Lenk nicht ab!« sagte ich als ich nach ihrem Handgelenk griff. Da ich die Bandage ergriffen hatte, ließ ich sie jedoch gepeinigt gleich wieder los. Sorge um sie schwabbte wieder in mir über. »Du hast mir nichts vorzuwerfen. Ich habe nichts getan.« Wieder broddelte es in mir. Damit bestätigte sie doch nur, dass Victor etwas getan hat. Nur was?

Ich würde schon noch dahinter kommen. Eigentlich wollte ich sie fragen, aber ich wollte ihr gegenüber keine Schwäche zeigen. »Wollen wir dann? Ich wollte dir den Palast zeigen.« lenkte ich für den Moment ein, denn meine Geduld war am Ende und ich wollte endlich eine angenehme Zeit mit ihr zusammen. Sie blickte zu mir auf und nickte lediglich.

Und es wurde nicht besser. Ich führte Kendra überall herum, zeigte ihr meine Lieblingsorte und erzählte, während sie schwieg oder nickte und sich umsah. In der Zeit sah sie kaum zu mir und ignorierte mich weiterhin wie den ganzen Tag davor auch schon. Und nicht nur das. Ihr Blick war traurig. So traurig, dass es diese Zeit zusammen nicht angenehm machte, sonder mir Qualen verursachte.

Und als Victor zu uns stieß, da war meine Laune kaum noch zu zügeln und am Tiefpunkt angelangt. »Wie geht es dir Kendra? Hast du gut geschlafen?« Ihm nickte sie nicht zu! Sie antwortete ihm doch tatsächlich. Wieso antwortete sie ihm, aber mir nicht!? Ich nahm gar nicht war was die Beiden sich erzählten. Stattdessen unterbrach ich sie einfach. »Victor wir haben zu tun! Kümmer dich um deine Aufgaben!« Doch er lachte mir nur ins Gesicht.

»Ich muss doch sicher gehen, dass es Kendra gut geht, nachdem ich sie in ihr Zimmer getragen habe und in ihr Bett gelegt habe.« Blankes entsetzten nahm mich ein. Und Victor genoss sichtlich mein Unbehagen. Kein Wunder, denn bislang hatte ich keine Schwachstelle. Doch nun hatte ich sie und er erkannte es sofort.

Das war zu viel. »Wenn das so ist, dann kannst du sie weiter rum führen. Ich habe Pflichten.« Ich ging bereits während Victor antwortete. »Aiden« hörte ich Kendra noch leiste sagen, aber das konnte mich nicht aufhalten. Es war schwer genug mich zu zügeln und nun musste ich meinen Emotionen endlich Luft machen und sie nicht weiter in mich hinein fressen.

Ich ging in mein Zimmer, öffnete meine Balkontür und dann stürmte ich mich hinab. Meine Gestalt änderte ich und nahm die des schwarzen Drachen an. Dann flog ich zum Vulkan. Im inneren spuckte ich so viele Feuerbälle, bis nur noch Rauch aus meinem Rachen herauskam. Dann erst nahm ich den Rückweg auf mich. Selbst auf ein Bad im Magma hatte ich verzichtet. Das kam bislang noch nie vor. Doch als ich zurück in meinem Zimmer war, da war ich immer noch nicht zufrieden.

Die Nacht war eingebrochen, aber ich konnte nicht mit diesem Gefühl ins Bett gehen und mich einfach schlafen legen. Es wurde Zeit für den Einfall den ich heute morgen hatte. Vielleicht wäre es so leichter. Ein Versuch war es doch zumindest wert. Also verwandelte ich mich wieder und machte mich auf den Weg zu Kendra.

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