Dreiunddreißig

Der Tunnel endete plötzlich. Ich blieb keuchend stehen. Nur eine Strickleiter führte an der Wand nach oben. Ich folgte ihr mit meinem Blick und entdeckte eine Holzplatte. Ich trat beiseite.

"Dein Part, du musst sie aufstemmen", informierte ich Brian und atmete erst einmal durch als er nach oben kletterte.

Es rumpelte und ich hörte ihn mehrmals fluchen. Dann krachte es und Licht strahlte in die Höhle. Ich trat zur Strickleiter und machte mich auf den Weg nach oben. Auf halbem Weg zog mich Brian hoch. Wir waren im Erdgeschoss eines Hauses gelandet. Brian zog mich weiter zur Tür hinaus. Wir waren mitten in der Stadt. Verblüfft rannte ich einfach nur Brian hinterher, der anscheinend ganz genau wusste, wo es zum Rudelhaus ging.

"Verwandel dich", rief Brian.

Ich sah ihn verständnislos an.

"So sind wir schneller."

Achso ja, er wusste ja noch gar nicht, dass ich mich nicht auf Knopfdruck verwandeln konnte.

"Ich brauch Glücksgefühle dazu", rief ich zurück.

Jetzt sah er mich verständnislos an. Nur um plötzlich anzuhalten und mich mit einem Ruck an sich zu ziehen. Seine Lippen eroberten meine und er vergrub seine Hände in meinem Haar. Schmetterlinge kribbelten in meinem Bauch und ich hieß das Gefühl willkommen. Im nächsten Moment spürte ich ein Ziehen und hockte als Elster in Brians Händen. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

"Freut mich zu wissen, dass mein Kuss nicht abschreckend ist." 

Dann hob er mich hoch und gab mir den Schwung zum Fliegen. Ich stieg in die Höhe und sah nach unten. Brian verwandelte sich ebenfalls und rannte los. Seinen Blick fest auf mich gerichtet. Unsere Kleider blieben vergessen liegen. Ich krächzte herausfordernd und flog so nah wie möglich an den Wolf heran. Dann überholte ich ihn spielend. Ich hörte ihn knurren und heulen. Das Rudelhaus kam in Sicht. Davor stand schon eine kleine Versammlung. Rey löste sich aus der Gruppe und rannte uns entgegen, dicht gefolgt von Juno. Rey stoppte vor Brian und ich  ließ mich etwas unbeholfen auf seiner Schulter nieder. Brian verwandelte sich zurück.

"Wo wart ihr?", fragte Rey vorwurfsvoll, "Arnold kommt völlig aufgelöst wieder und redet etwas von Entführung."

Brian antwortete. Aber ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren. Brians völlig unbedeckter Körper war viel faszinierender. Irgendjemand reichte ihm einen Mantel mit dem er sich bedeckte. Schade, es gab wirklich nichts wofür er sich schämen müsste.

"Dann werden sie bald hier sein", sagte Rey gerade.

Faola, die Alpha war gerade neben ihn getreten und hatte seinen letzten Satz gehört.

"Wir können uns verteidigen, aber mir wäre es lieber eine diplomatische Lösung zu finden."

Brian nickte und schüttelte im gleichen Moment den  Kopf.

"Das könnte schwierig werden, denn Elvira hat ihren Bau in die Luft gesprengt."

Plötzlich lagen alle Blicke entsetzt auf mir. Ärgerlich hüpfte ich auf den Boden und verwandelte mich. Jemand reichte mir netterweise auch eine Bedeckung.

"Sie haben dich angegriffen und waren in der Überzahl. Ich wollte uns nur heil rausholen", rechtfertigte ich mich und streifte den Mantel über.

"Spätzchen ich finde es absolut toll wie du versucht hast mich zu retten", sagte Brian lächelnd und trat zu mit, um mir einen Kuss auf den Mund zu drücken.

"Aber das nächste mal überlegst du dir vielleicht vorher wie gefährlich das ist."

Ich war noch ganz benommen vom Spontankuss und wehrte mich nicht als er mich an sich zog.

"Wir sollten reingehen und dort Weiteres klären", schlug Brian vor.

Offene Münder und aufgerissene Augen rissen mich aus meiner Verträumtheit. Ich räusperte und wand mich unter Brians Arm, der auf meiner Schulter lag. Faola fasste sich als Erste und nickte.

"Wir werden mehr Informationen von Arnold bekommen. Obwohl ich eigentlich gar nicht wissen will, was er angestellt hat."

Sie ging voran und gab gleichzeitig noch Befehle das Haus zu schützen und sie zu informieren, sollten die Ratten kommen. Wir folgten ihr und Brian ließ mich erst los als wir schnell in verschiedene Zimmer verschwanden, um uns etwas anzuziehen. Dabei hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Ach Mist, ich wusste einfach nie, was in ihm vorging. Erst war er ärgerlich und dann plötzlich fand er meine Aktion toll. Grr, versteh einer die Wölfe. Ich trat aus meinem Zimmer und ging den Flur entlang. Auf halbem Weg trat Brian aus seinem Zimmer. Ich beschleunigte meinen Schritt. Noch mehr Verwirrung konnte ich im Moment nicht gebrauchen.

"Weißt du ich hab nachgedacht, Elvira", sagte er plötzlich und ging neben mir.

Jetzt rannte ich beinahe, aber mit seinen deutlich längeren Beinen hielt er locker Schritt.

"Ist ja mal was ganz neues", erwiderte ich spitz.

Er ignorierte die Bemerkung gekonnt.

"Du hattest recht."

"Was?"

Vor Überraschung blieb ich stehen.

"Kannst du das nochmal sagen?", fragte ich ungläubig.

Jetzt warf er mir doch einen finsteren Blick zu.

"Ich habe zu viel gefordert und bin keine Kompromisse eingegangen. Ich wäre bereit mit dir eine ganz normale Beziehung zu führen."

Das Wort normal sprach er aus als hätte er Zahnschmerzen.

"Ohne den komischen Bund?", hakte ich zweifelnd nach.

Er knirschte mit den Zähnen.

"Ohne, dass du meine Gefährtin wirst", presste er hervor.

"Erstmal jedenfalls. Kannst du damit leben?"

Ich nickte wie vor den Kopf gestoßen. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Aber wir lassen es langsam angehen", schob ich schnell hinterher.

Meine Güte war er hartnäckig. Aber wenn ich Glück hatte, überlegte er es sich in ein paar Wochen eh anders.

"Ist küssen erlaubt?"

"Äh was?"

Er wiederholte es langsamer.

"Geht küssen zu schnell oder ist das in Ordnung?"

"Ist in Ordnung", murmelte ich.

Küssen war auf jeden Fall in Ordnung. Er küsste super und so hatte ich wenigstens was davon. Selbst wenn er mich bald wieder loswerden wollte. Als wolle er mir das nochmal demonstrieren, zog er mich an sich und drückte seine Lippen auf meine. Ein Feuerwerk explodierte in mir als er meinen Mund eroberte. Ich vergrub meine Hände in seinen weichen Haaren und küsste ebenso stürmisch zurück. Ein Räuspern riss uns auseinander. Rey stand vor uns und sah etwas verlegen aus.

"Arnold will uns erzählen, was passiert ist. Wir warten nur noch auf euch."

"Na dann wollen wir mal", sagte Brian und lächelte überaus zufrieden.

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